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Thema: Das Hirn ist ein Muskel, man muss ihn nur ordentlich trainieren...

  1. #61
    Simplicius Gast

    Standard

    Zitat Zitat von AndyLee Beitrag anzeigen
    warum ist es denn so, dass in der Pubertät die Verbindungen des neuronale Netzwerk - eben Gegensatz zum Kindesalter - stark abnehmen??
    Man sollte natürlich annehmen, dass sich ein Hirnforscher auf seinem Fachgebiet auskennt.
    Folgende Fragen würde ich ihm jedoch gerne stellen:

    Allerdings ist das Frontalhirn doch auch vor allem für Persönlichkeit und Selbstkontrolle zuständig?
    In der Pubertät wird ja bekanntermaßen die Persönlichkeit total umgestellt und auch die Kontrolle ist zeitweise stark gestört.
    Diese Ausdünnung zu Beginn der Pubertät könnte der Beginn einer Umgestaltung sein.
    Auch bei einem Neugeborenen werden die Verschaltungen der Neuronen meines Wissens stark ausgedünnt und das ist gerade die Folge von einem Lernprozess?
    Es werden doch beim Gehirnwachstum erst mal eine Menge Verschaltungen geschaffen und dann beim Lernprozess nach der Geburt entsprechend qualifiziert.
    Da würde man ja auch nicht sagen, dass ein 6 Monate altes Baby weniger Kompetenzen hat, als ein Neugeborenes?
    Das wäre wie wenn man einen unbehauenen Marmorblock einer Figur von Michelangelo vorzieht, weil da mehr Masse dran ist.

    Außerdem würde mich interessieren, wie die an die tollen Bildchen kommen?
    Gehirnbiopsie?

  2. #62
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    Standard

    Zitat Zitat von Trinculo Beitrag anzeigen
    Wie ich gesagt habe:

    ... Inzwischen sind diese ganzen Themen (ADHS, Burnout etc.) so breit in der Öffentlichkeit vermarktet (Talkshows, SPON, populäre Ratgeberbücher etc.), dass jeder sich sofort als Betroffener erkennt und zum Arzt rennt. Vor zehn Jahren wäre keiner auf die Idee gekommen, zu sagen "Ich geh mal zum Arzt, damit der mich wegen "Keinen Bock zum Arbeiten" krank schreibt.". Da musste man schon handfeste Symptome haben, Blut husten, Arm gebrochen etc.

    ...
    Zitate ohne wichtigen Zusammenag sind immer ... "problematisch".
    Über dem von dir zitierte Text steht u.a. eben auch noch;

    "...Die Ursachen für die deutliche Zunahme von psychischen Erkrankungen vermuten Gewerkschaften und Betriebsärzte im steigenden Stress einer radikal veränderten und beschleunigten Arbeitswelt...."

    Und letzteres ist selbstverständlich zutreffend und recht gut erforscht.

    Ich bin auch so alt, um das aus eigenem Erleben bestätigen zu können.

    Schön das du offensichtlich davon verschont bist

    Ich tippe mal auf wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Uni

  3. #63
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    Zitat Zitat von Kusagras Beitrag anzeigen
    Ich tippe mal auf wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Uni
    Nope, Sklave des internationalen Kapitals
    But if they tell you that I've lost my mind
    Baby it's not gone just a little hard to find

  4. #64
    AndyLee Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Simplicius Beitrag anzeigen
    Man sollte natürlich annehmen, dass sich ein Hirnforscher auf seinem Fachgebiet auskennt.
    Folgende Fragen würde ich ihm jedoch gerne stellen:

    Allerdings ist das Frontalhirn doch auch vor allem für Persönlichkeit und Selbstkontrolle zuständig?
    In der Pubertät wird ja bekanntermaßen die Persönlichkeit total umgestellt und auch die Kontrolle ist zeitweise stark gestört.
    Diese Ausdünnung zu Beginn der Pubertät könnte der Beginn einer Umgestaltung sein.
    Auch bei einem Neugeborenen werden die Verschaltungen der Neuronen meines Wissens stark ausgedünnt und das ist gerade die Folge von einem Lernprozess?
    Es werden doch beim Gehirnwachstum erst mal eine Menge Verschaltungen geschaffen und dann beim Lernprozess nach der Geburt entsprechend qualifiziert.
    Da würde man ja auch nicht sagen, dass ein 6 Monate altes Baby weniger Kompetenzen hat, als ein Neugeborenes?
    Das wäre wie wenn man einen unbehauenen Marmorblock einer Figur von Michelangelo vorzieht, weil da mehr Masse dran ist.

    Außerdem würde mich interessieren, wie die an die tollen Bildchen kommen?
    Gehirnbiopsie?
    Thema war ja, wie man lernt...

    Hüther, auf den ich mich hier beziehe, weil ich selbst weder Neurobiologe bin und auch nicht dahingehend forsche, hatte ja erwähnt, dass ein Säugling mit dem Hirn auf die Welt kommt, dass zu ihm passt. Dann beginnt das "Feuerwerk", alles ist neu, es gibt neue Erfahrungen und damit ein immer ausgedehnteres Netzwerk an neuronalen Verbindungen. Auffällig ist, dass diese in der Pubertät rückständig sind, bedeutet, dieses Netzwerk bildet sich zurück. Bedeutet es gleichfalls, dass Kids in der Pubertät grundsätzlich keine neuen Erfahrungen mehr machen können oder bedeutet es, dass sie keine neuen Erfahrungen machen...weil die Reize ausgehen, es keinen geeigneten Input mehr gibt, usw.
    Es bedeutet aber nicht, dass die Pubertierenden ihre Erfahrungen bzw. Kompetenzen "vergessen" - das habe ich als etwas anderes verstanden.

    Ich habe es so verstanden, dass es nicht "normal" ist, dass sich das neuronale Netzwerk in einem solchen Ausmaß zurückbildet, zumindest nicht in der Intensität, wie es Hüther vorstellt und wie es in der 3sat Doku dargestellt wurde. Die Doku auf 3sat bringt dies auch konkreter mit dem Thema "Schule" in Verbindung, Hüther weißt in einem entscheidenden Satz darauf hin. Er spricht zunächst über das Feuerwerk und die vielen Erfahrungen, die Kinder machen, worauf eine kurze Pause folgt. Dann sagt er:

    "...und dann kommt die Schule..."

    Im Übrigen wächst das Gehirn nicht - kann es nicht wachsen, sonst würde es irgendwann mal den Schädel sprengen. Wenn dann wächst alles in einer gesunden Proportion, weil es natürlich ist, zu wachsen.
    Durch lernen wächst nicht das Gehirn, sondern das neuronale Netzwerk vergrößert sich. Was mit Säuglingen und dem Gehirn geschieht, hörst du dir dann am besten noch einmal von Hüther an.

    Im Übrigen hat Hüther ja auch deutlich gemacht, was die Gesellschaft mit einem 6 - 12 Monate altem Säugling macht...ich finde das absolut erschreckend!
    Geändert von AndyLee (13-10-2011 um 17:05 Uhr)

  5. #65
    Simplicius Gast

    Standard

    Zitat Zitat von AndyLee Beitrag anzeigen
    Thema war ja, wie man lernt...

    Hüther, auf den ich mich hier beziehe, weil ich selbst weder Neurobiologe bin und auch nicht dahingehend forsche, hatte ja erwähnt, dass ein Säugling mit dem Hirn auf die Welt kommt, dass zu ihm passt. Dann beginnt das "Feuerwerk", alles ist neu, es gibt neue Erfahrungen und damit ein immer ausgedehnteres Netzwerk an neuronalen Verbindungen. Auffällig ist, dass diese in der Pubertät rückständig sind, bedeutet, dieses Netzwerk bildet sich zurück. Bedeutet es gleichfalls, dass Kids in der Pubertät grundsätzlich keine neuen Erfahrungen mehr machen können oder bedeutet es, dass sie keine neuen Erfahrungen machen...weil die Reize ausgehen, es keinen geeigneten Input mehr gibt, usw.
    Es bedeutet aber nicht, dass die Pubertierenden ihre Erfahrungen bzw. Kompetenzen "vergessen" - das habe ich als etwas anderes verstanden.
    Wenn sich Kompetenzen in der Anzahl von Verschaltungen ausdrückten, dann würde ein Rückgang der Anzahl von Verschaltungen auch einen Rückgang an Kompetenzen bedeuten.
    In Wirklichkeit ist aber der Rückgang der Vernetzung ein natürlicher Prozess, das weiß auch der Professor, er erwähnt ja, dass man mit einem Überangebot auf die Welt kommt.
    Das Ausdünnen des Überangebots nennt man Synaptic Pruning:

    (die folgenden Zitate sind von: http://www.dorner-verlag.at/download...forschung3.pdf, einem Schulbuch, also ist das Ausdünnen der Synapsenverbindungen quasi ein alter Hut)


    Wenn ein Baby – abgesehen von den Zellen im Kleinhirn und dem Hippocampus – mit fast al-len Gehirnzellen ausgestattet ist, verändert sich das Gehirn während des ersten Lebensjahres dramatisch. Kurz nach der Geburt beginnt die Zahl der Verbindungen zwischen den Gehirnzel-len rasch zuzunehmen, sodass ihre Zahl im Gehirn eines Säuglings schließlich weit höher ist als die Zahl der Verbindungen im erwachsenen Gehirn. Viele dieser überschüssigen Verbindungen müssen wieder rückgängig gemacht werden, und dieses Rückgängigmachen – das Pruning – ist ein ebenso wichtiger Entwicklungsschritt wie die ursprüngliche Zunahme.
    Das passiert z.B. auch in der Sehrinde, schon ab dem 9. Lebensmonat.
    Was passiert denn schlimmes im 9.Lebensmonat?
    Kinderkrippe?:

    Beim Sehzentrum kommt es im zweiten Lebensmonat zu einer raschen Zunahme der Sy- napsenverbindungen, die mit etwa 9 Monaten ihren Höhepunkt erreicht. Danach nimmt die Synapsendichte stetig ab, bis sie sich um das 10. Lebensjahr auf dem Stand stabilisiert, auf dem sie dann das ganze Erwachsenenleben hindurch bleibt.
    nur da passt es zeitlich wohl nicht so gut in die Thesen den Professors wie der Frontallappen:

    Im menschlichen Frontallappen – zuständig für Planen, Auswählen, Unterdrücken von Re-aktionen, Gefühlskontrolle und Entscheidungskompetenz – beginnt die Synaptogenese spä-ter, und das Pruning dauert länger. Erst mit etwa 18 Jahren ist der Prozess abgeschlossen.
    das hört sich für mich so an, dass das Ausdünnen der Synapsenverbindungen im Frontallappen eben parallel mit der Persönlichkeitsentwicklung oder Reife einhergeht.
    Aus den vielen möglichen Persönlichkeiten die einer Entwickeln kann ist im Erwachsenenalter eine bestimmte verfestigt (das was der Prof. "Haltung" nennt).

    Gerade Frühförderung, in der Kinder verschiedenen Sprachen ausgesetzt werden, ist dazu geeignet, das Ausdünnen im Sprachzentrum zu reduzieren, da mehr Verbindungen genutzt und damit verstärkt werden:

    Englische Babys können z. B. einige Wochen zwischen y und u unterscheiden, später nicht mehr. Japanische Babys können an-fangs la und ra differenzieren, diese Fähigkeit verschwindet mit etwa einem Jahr, wenn sie nicht durch Umwelteinflüsse aktiviert wird.
    (...)
    Im Gehirn eines Säuglings oder Kindes ist viel mehr an Möglichkeiten angelegt, als dann tat-sächlich ausgeschöpft wird. So wird beim Erwerb der Muttersprache nur ein Viertel der pho-netischen (lautlichen) Vielfalt tatsächlich ausgeschöpft. Alle nicht aktivierten Laute werden selektiert.
    Was der Professor schuldig bleibt, ist der Vergleich der Gehirnentwicklung der nach seiner Ansicht optimal geförderten Kinder, die balgen dürfen, mit der Hirnwentwicklung der Kinder die Frühförderung bekommen.
    Die Behauptung, mit Drill würde man nichts erreichen, ist ja wohl Unsinn, wieso gewinnen dann die Asiaten die Pisastudien und nicht die tollen Gesamtschulen in D-Land?

    Zitat Zitat von AndyLee Beitrag anzeigen
    Ich habe es so verstanden, dass es nicht "normal" ist, dass sich das neuronale Netzwerk in einem solchen Ausmaß zurückbildet, zumindest nicht in der Intensität, wie es Hüther vorstellt und wie es in der 3sat Doku dargestellt wurde.
    Doch, das ist eben normal.
    Wenn er meinte, das sei nicht normal, weil unsere Gesellschaft abnormal ist, dann muss er zeigen, wie das bei einem "Normalen" aussieht, und insbesondere, ob der dann auch tatsächlich leistungsfähiger ist.
    (Wie oben erwähnt ist das Ausdünnen ja nicht per se negativ.
    Kluge Leute unterscheiden sich von weniger klugen nicht dadurch, dass sie ihr Gehirn mehr nutzen, sondern dass sie es effizienter nutzen.)
    Kann er aber nicht, daher zeigt er lieber die Gehirne von Eseln, die natürlich beim Rumstehen im Stall weniger Erfahrungen machen, als ein wilder Esel.
    Zu behautpen, die Esel würden im Stall frühgefördert, ist ja geradezu lächerlich.
    Ob aber ein Kind in der Frühförderung weniger Erfahrung macht, als eines in der rumtollgruppe mit dem männlichen Erzieher das ist nicht gesagt, genausowenig, ob die frühgeförderten Kinder sich für das Angebot, dass sie kriegen weniger begeistern, als die frei Spielenden.


    Zitat Zitat von AndyLee Beitrag anzeigen
    Die Doku auf 3sat bringt dies auch konkreter mit dem Thema "Schule" in Verbindung, Hüther weißt in einem entscheidenden Satz darauf hin. Er spricht zunächst über das Feuerwerk und die vielen Erfahrungen, die Kinder machen, worauf eine kurze Pause folgt. Dann sagt er:

    "...und dann kommt die Schule..."
    Ja, das bleibt hängen, das ist im Vortrag ja auch entsprechend hervorgehoben und einen Lacher des Publikums wert.
    Das bezieht er auf die "Begeisterung". Er verschweigt aber, dass nicht nur Begeisterung die Bildung von Verschaltungen begünstigt, sondern jedwede starke Emotion.
    Besonders gut wirken da negative Emotionen.
    Eine Posttraumatische Belastungsstörung ist eine Erinnerung, an einen einmaligen Vorfall, die durch starke negative Emotionen in's Gehirn gebrannt ist.
    Das wusste man schon im Mittelalter. Da hat man Ohrfeigen als Merkhilfe benutzt. Daher kommt die Redewendung: ""hinter die Ohren schreiben"

    Und auch Ami Chua arbeitet ja mit Emotionen, um den Lerneffekt zu erhöhen.
    Mit Angst vor Strafe (Kuscheltiere wegnehmen) und mit der Begeisterung, die durch großes Können entsteht.
    Es gibt nämlich auch eine Funktionslust und die kann man erfahren, wenn durch viel Übung eine große Leistung erbringt.
    So entsteht auch eine "Haltung", wenn man erfährt dass Anstrengung in Erfolg mündet und man nicht einfach aufhört, wenn man keine Lust mehr hat.

    Laut dem zweiten Vortrag ist eine der erfolgreichsten Schulen der Welt ja eine mit 60 Schülern pro Klasse und der Lehrer liest im Frontalunterricht vor.
    Und warum ist die so gut?
    Weil die Schüler eben wissen warum sie lernen (um anderen zu helfen).
    Das wissen die Schüler hier oft nicht mehr, die Schule als notwendiges Übel oder gar Schickane begreifen.




    Zitat Zitat von AndyLee Beitrag anzeigen
    Im Übrigen wächst das Gehirn nicht - kann es nicht wachsen, sonst würde es irgendwann mal den Schädel sprengen.
    natürlich wächst das Gehirn und der Schädel auch, bis zur Geburt.
    Schon mal den Kopf eines Föten mit dem eines Neugeborenen verglichen?



    Zitat Zitat von AndyLee Beitrag anzeigen
    Im Übrigen hat Hüther ja auch deutlich gemacht, was die Gesellschaft mit einem 6 - 12 Monate altem Säugling macht...ich finde das absolut erschreckend!
    Was macht denn "die Gesellschaft" mit den armen kleinen Engelchen?
    Böse, weil die plötzlich blau lieber mögen als grün?
    Schon die Behauptung "Das ist bestimmt in allen Famlien auf der ganzen Welt so" zeigt das das Ganze nicht ernst genommen werden kann.


    Wichtig und richtig ist sicher der Ansatz:

    "Einladen, Ermutigen, Inspirieren"

    Aber wenn man sich manche Pädagogen so anguckt, dann können die nur Resignieren vermitteln.
    Ich kenne allerdings auch gute Lehrer, die sich wirklich Mühe mit den Kindern geben.
    Allerdings habe ich die Vermutung, dass diese Fähigkeit, eben seine Schüler mitreißen zu können, nicht wirklich erlernbar ist.
    Und manch einer wird Lehrer, weil es ihm in der Schule so besser gefällt, als im Reallife und nicht, weil er von seinem Fach begeistert ist.
    Geändert von Simplicius (14-10-2011 um 04:39 Uhr)

  6. #66
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    Zitat Zitat von Simplicius Beitrag anzeigen
    ...
    Eine Posttraumatische Belastungsstörung ist eine Erinnerung, an einen einmaligen Vorfall, die durch starke negative Emotionen in's Gehirn gebrannt ist.


    ...
    Warum nur "einmalige".Stimmt so nicht.

  7. #67
    Simplicius Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Kusagras Beitrag anzeigen
    Warum nur "einmalige".Stimmt so nicht.
    Wie würde es stimmen?

    Wenn ich vor den Augen einer Mutter ihr Kind erschieße und dabei ein Lied singe, dann vergisst die das wohl so schnell nicht.
    Geändert von Simplicius (14-10-2011 um 09:20 Uhr)

  8. #68
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    Das kann auch bei mehmaligen Vorfällen auftreten;

    und: es ist etwas ganz anderes, als eine "Erinnerung".

    Man kann z.B. auch eine PTBS haben und sich überhaupt nicht an den Vorfall erinnern können!

  9. #69
    Simplicius Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Pyriander Beitrag anzeigen
    Das kann auch bei mehmaligen Vorfällen auftreten;

    Ich respektiere Dein Bedürfnis nach exakten Formulierungen und korrigiere:

    Manche Posttraumatische Belastungsstörung ist eine Erinnerung, an einen einmaligen Vorfall, die durch starke negative Emotionen in's Gehirn gebrannt ist.

    Zitat Zitat von Pyriander Beitrag anzeigen
    und: es ist etwas ganz anderes, als eine "Erinnerung".

    Man kann z.B. auch eine PTBS haben und sich überhaupt nicht an den Vorfall erinnern können!
    Aber es gibt eben auch welche bei denen man sich sehr eindringlich erinnert:


    Zitat Zitat von Wikipedia

    Diagnostische Kriterien für eine PTBS nach ICD-10
    Für die Diagnose nach ICD-10 müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

    Es müssen anhaltende Erinnerungen an das traumatische Erlebnis, oder das wiederholte Erleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen (Nachhallerinnerungen, Flashbacks), Träumen oder Albträumen), oder eine innere Bedrängis in Situationen, die der Belastung ähneln oder damit in Zusammenhang stehen, vorhanden sein.

    (...)

    Diagnostische Kriterien für eine PTBS nach DSM-IV 1996:

    (...)

    B. Es kommt zum beharrlichen Wiedererleben des Ereignisses in Form von

    Wiederkehrenden und eindringlichen belastenden Erinnerungen (Bildern, Gedanken, Wahrnehmungen)
    und/oder
    Wiederkehrende belastenden Träume
    und/oder
    Handeln oder Fühlen, als ob das Ereignis wiederkehrt

    Bei den anderen sind ähnliche Situationen mit bestimmten Gefühlen gekoppelt.
    Das ist auch eine Art Erinnerung:
    Die synamptische Verbindung mit dem Wahrnehmungsmuster einer Situation und dem entsprechenden Gehirnzustand, der der jeweiligen Emotion entspricht.
    Geändert von Simplicius (14-10-2011 um 11:31 Uhr)

  10. #70
    Sven K. Gast

    Standard

    Ich denke, die Erwähnung, "und dann kommt die Schule", war wohl eher
    rhetorischer Natur und diente dem Erheitern der Anwesenden. Die Entwicklung
    der Synapsen erfolgt in 2 großen Schüben. Sie steigt bis ca. 5-6 Jahren an,
    fällt dann ab und steigt kurz vor der Adoleszenz wieder an.
    Das ist aber ein "normaler" Vorgang. Es werden Verbindungen, die nicht
    mehr(oder anders) gebraucht werden, raus geschmissen.
    Dies dürfte auch Hüther bekannt sein.

  11. #71
    AndyLee Gast

    Standard

    @Simplicius
    Für mich ist es zeitlich nicht leistbar, auf die von dir zerstückelten Antworten einzugehen - es sprengt schlichtweg den Diskussionsfaden und landet in einzelnen, für das Thema unrelevanten (sicher für sich interessanten) Nebengesprächen.
    Derweil erinnere ich an das Thema "lernen" und gebe noch einmal den Hinweis, das Lehrer keine Pädagogen sind, es handelt sich hierbei um unterschiedliche Professionen.

  12. #72
    Registrierungsdatum
    20.08.2003
    Beiträge
    901

    Standard

    Zitat Zitat von Simplicius Beitrag anzeigen
    Außerdem würde mich interessieren, wie die an die tollen Bildchen kommen?
    Gehirnbiopsie?
    Nennt sich funktionelle Magnetresonanztomographie. Da kann man irgendwie die Durchblutung von bestimmten Hirnarealen beobachten.
    Gibt da einen interessanten ted.com Vortrag zu einem etwas fortgeschrittenerem Gerät wo man sich das sogar live ansehen kann wo man gerade wie denkt : TED Talk

    Ok die 3 Sat Reportage geb ich mir morgen.
    Nur weil man jetzt einen SMS Daumen hat kann ich mir nicht vorstellen daß einem da jetzt wichtige Potenziale für andere Aktivitäten abgehen.
    Das ist halt der technische Fortschritt und die heutige Zeit.
    Alleine dieses Forum wo manche anscheinend die Hälfte ihres Tages verbringen dürfte ja dann das Gehirn hoffnungslos fehlleiten.

  13. #73
    Simplicius Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Holzkeule Beitrag anzeigen
    Nennt sich funktionelle Magnetresonanztomographie. Da kann man irgendwie die Durchblutung von bestimmten Hirnarealen beobachten

    Gibt da einen interessanten ted.com Vortrag zu einem etwas fortgeschrittenerem Gerät wo man sich das sogar live ansehen kann wo man gerade wie denkt : TED Talk
    Das ist sicherlich interessant, auch wenn die modernen bildgebenden Verfahren nach einer gewissen Anfangseuphorie innerhalb der Hirnforschung in ziemliche Kritik geraten sind, da man meistens genau da hingeguckt hat, wo man was sehen wollte (bei einem Echtzeit-Gesamtscan fällt diese Kritik eventuell weg).

    Ich meinte allerdings - das kannst Du nicht wissen, wenn Du den Film nicht gesehen hast - nicht die beliebten Bilder von bunten Flecken im Gehirn.
    Sondern vielmehr die Bilder die die Neuronendichte zeigen. Auf denen sind einzelne Nervenzellen dargestellt.
    Die kann man mittels einem bildgebenden Verfahren, das wohl im Wesentlichen die Durchblutung misst, nun wirklich nicht auflösen.
    In dem von Dir geposteten Film wird das Gehirn in 65.000 Areale aufgerastert, deren Aktivität (Durchblutung) man misst.
    Ein menschliches Gehirn hat allerdings mehr als 100.000.000.000 Nervenzellen. Also ca. 1,5 bis 15 Millionen Nervenzellen pro betrachtetem Areal/Bildpunkt

    Zitat Zitat von Holzkeule Beitrag anzeigen
    Nur weil man jetzt einen SMS Daumen hat kann ich mir nicht vorstellen daß einem da jetzt wichtige Potenziale für andere Aktivitäten abgehen.
    .
    Das war IMO nicht der Punkt auf den er hinauswollte.
    (Natürlich war da wohl ein Seitenhieb eines älteren Mannes an der Jugendkultur enthalten.)
    Aber es ging eigentlich darum, dass das Gehirn plastisch ist und auf Nutzung reagiert.
    Er wollte mit dem Beispiel (der begeisterte jugendliche SMS-User gegen ihn, den man zur SMS-Nutzung zwingen müsste) "zeigen", dass nicht Übung allein zu einer Gehirnanpassung (physiologisch nachweisbarer Lerneffekt) führt, sondern dass die mit Begeisterung gekoppelte Übung (Jugendlicher) eine größere Anpassung als die Übung ohne Begeisterung (alter Bioprofessor) zeigt.
    Er behauptete wohl, wenn ich mich recht erinnere, sogar, dass bei ihm mangels Begeisterung für Daumenbewegungen gar keine Anpassung stattfände.
    Das wage ich teilweise zu bezweifeln, aufgrund meiner Erfahrung mit stupidem, leidenschaftslosen, aber durchaus erfolgreichen Paukens.
    Man wird ja auch im Autofahren besser, wenn man es gar nicht mehr bewusst, sondern nebenbei macht, auch wenn Autofahren mitunter mit starken Emotionen verbunden ist.

    Interessant ist für mich dabei, dass die Jugendlichen wohl keine Begeisterung für die Daumenbewegung an sich empfinden, sondern eher an der Kommunikation, die Daumenfertigkeiten sind nur Mittel zum Zweck.
    Also eine so verpönte "extrinsische" Motivation, oder, in einem Bild des Professors:
    Die Kommunikationsmöglichkeit ist die Karotte, damit der Esel seinen Daumen bewegt.
    Genauso ist für die Schüler der indischen "Superschule", die Aussicht anderen mit ihren erworbenen Skills zu helfen die Karotte, die sie dazu bringt, trotz vermeintlich grausiger pädagogischer Rahmenbedinungen (Klassen mit 60 Schülern, Frontalunterricht, Lehrer liest nur vor...) sich eine hervorragende Bildung anzueignen.

    Entsprechend wird eventuell die beste pädagogischen Austattung keine guten Absolventen hervorbringen, wenn die keinen Grund sehen (egal ob intrinsisch oder extrinsisch), zu lernen, sondern das reichliche Bidlungsangebot als Schikane ansehen.

    Das ist zum Teil Veranlagung (die Eltern wirklich hochbegabter Schüler, bekommen ja teilweise Probleme haben, den Wissensdurst ihrer Kinder zu stillen) zum Teil sicher auch durch die Vorbilder in der Umgebung (Eltern, Freunde, Lehrer) geprägt.
    Geändert von Simplicius (15-10-2011 um 02:17 Uhr)

  14. #74
    AndyLee Gast

    Standard

    Das Beispiel mit dem Daumen sollte lediglich darauf hinweisen, dass man mit Begeisterung einfach nur besser evtl. sogar auch schneller lernt. Wenn man das weiß und man es anwenden könnte - warum sollte man darauf verzichten??? Fakt ist aber für unsere Kinder: Schulpflicht...sie müssen lernen!

    Was dieses Beispiel aber nicht aussagt: Die einzig sinnvolle Art zu lernen ist die, mit Begeisterung. Ich weiß, dass in diesem Forum immer und viel übertrieben und polarisiert wird. Hier bitte ich darum, wirklich auch nur das zu diskutieren, was z. B. Hüther gesagt hat und nicht das, was man meint, was da hinter stecken könnte, weil wir dann im Nirvana- bzw. Konjunktiv landen, wovon niemand etwas hat.

    Die Botschaft an Eltern: Kinder haben ein absolutes Potential. Dennoch: Das Hirn ist kein Muskel, dass man einfach nur ordentlich trainieren muss. Genau dies denken viele Eltern und fangen so früh wie möglich an, nach dem Motto, je früher die Muskulatur trainiert wird, umso besser ist es.

    Unabhängig davon muss jedem klar sein: Wer lernt - egal wie - kommt weiter. Ich hatte oben schon einmal geschrieben, dass - wenn ein Kind das ABC lernt - es egal ist, wie es das ABC lernt, irgendwann kann es das. Wir müssen uns hier also nicht damit auseinandersetzen, ob und was gelernt wird oder nicht, sondern nur über das WIE.

    So gibt es tatsächlich Schulen (siehe 3sat-Doku) die genau dieses WIE abgreifen, wobei deren Lernmethodik mit der neuesten Forschung korrespondiert. Man soll es nicht glauben aber so etwas funktioniert! Die Schule wurde ja auch Bundesweit ausgezeichnet, wie zu sehen ist.

    Für mich unbegreiflich ist, dass die Schule zwar ausgezeichnet wurde und die Botschaft, "...seht her, es klappt - Schüler können tatsächlich mit Begeisterung und Bock lernen..." klar ist, es aber bei anderen Schulen dennoch kein oder nur wenig Echo hinterlässt. Aus meiner Sicht ist deutlich die Trägheit von Schulen zu erkennen, wenn es darum geht, auch mal den eigenen Hintern zu bewegen - was Schule ja gerne von den Kids und den Eltern abfordert.

    Ich finde daher bedenklich, dass die neueste Hirnforschung zu eigentlich klaren Ergebnissen kommt und - so wie immer in der heutigen Zeit - fast ausschließlich Argumente dagegen, als dafür gesucht werden. So z. B. dieses "Totschlagargument", früher hätte man ja auch gelernt und daraus sind ja auch kluge Köpfe hervorgegangen. Genauso argumentieren ja viele Eltern, wenn sie sagen "...früher habe ich auch Schläge bekommen und geschadet hat es nicht..." Anstatt zu fragen, was es denn genutzt hat und ob man evtl. mit einer anderen Methode gefühlsmäßig besser klar gekommen wäre, bleibt man stur bei dem Totschlagargument. So richtig merkwürdig finde ich diese Form der Argumentation, weil sie zumeist nur pädagogische Gegebenheiten abgreift. Würde die Wirtschaft ebenso nach dem Motto handeln, dass wir früher auch ohne Fernseher und Internet ausgekommen sind und es dennoch kluge Köpfe gab, könnten wir uns hier gar nicht verständigen, weil es das Internet nicht gebe. Komischerweise regt sich über diesen Fortschritt niemand auf und ich habe noch von niemanden gehört, der gesagt hat, dass es früher doch auch ohne Auto oder Flugzeug, ohne Geschirrspülmaschine, ohne Pool, ohne Handy, ohne Laptop, usw. ging und es dennoch kluge Köpfe gab.

    Wenn es also einen besseren Weg des Lernens für unsere in der heutigen Zeit lebende Kids gibt, welche auch wissenschaftlich (z. B. Hirnforschung, Psychologie und Pädagogik) nicht umstritten ist und sogar in der Praxis schon erfolgreich eingesetzt wird (z. B. Göttingen), ist doch wirklich auffällig, warum an diesen Gedanken nicht konsequent weitergedacht wird. Statt die globalen Zusammenhänge zu diskutieren, verzettelt man sich in Kleinigkeiten und Unwesentlichem. Was - wieder mal - auf der Strecke bleibt, sind die, um die es eigentlich geht: Unsere Kinder.

    Wir leben eben in einer Wohlstandsgesellschaft. Daher können wir es uns sogar leisten, unsere Kinder frühstmöglich in eine Backform zu stecken, um sie so gut es geht so zu backen, wie wir sie haben wollen. Individualität? Braucht man nicht, da Egoismus die höheren Erfolgsaussichten hat. Der Wohlstand - und das ist meine These - macht uns zu einer Gefahr für unsere eigenen Kinder: Wir werden träge, manipulierbar, werden weichgespült und reduziert auf nur einen Gedanken: Leistung, Leistung und nochmal Leistung. Allein dieser Gedanke formt sofort eine neue Assoziation in uns: Büffeln, büffeln, büffeln. Vokabeln, wie Freizeit, Spielen, Freundschaft und Wohlfühlen verschwinden langsam. Die Gefahr besteht darin, dass wir unseren Kindern keine adäquate Kindheit mehr bieten, sondern sie zu kleinen, hörigen Erwachsenen erziehen, deren Tag streng durchorganisiert werden muss. Und wenn die eigenen Kinder mal nicht so funktionieren, wie sie sollten, gibt es ja genügend Möglichkeiten für die Reparatur: Kinder- und Jugendpsychiatrien sind überfüllt, Sozial-Pädiatrische Zentren terminlich überlastet, der Beruf des Kinder- und Jugendtherapeuten ist gefragter denn je, Wartezeiten von bis zu einem dreiviertel Jahr keine Seltenheit mehr.

    Sofern wir als Erwachsene es nicht schaffen, unser eigenes Vokabular in diesem Bereich zu erweitern und lernen, über den eigenen Tellerrand zu blicken, können und sollten wir dies auch nicht von unseren Kids erwarten können. Warum? Weil die Kids von uns lernen sollten...und nicht anders herum. Manchmal glaube ich allerdings, sollten wir besser auf unsere Kinder hören...
    Geändert von AndyLee (15-10-2011 um 12:50 Uhr)

  15. #75
    Sven K. Gast

    Standard

    @AndyLee

    Schöner Beitrag!

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  4. Ein bisschen Muskel muss sein ...
    Von Cemo2 im Forum Krafttraining, Ernährung und Fitness
    Antworten: 11
    Letzter Beitrag: 11-02-2006, 20:53
  5. ernährung&kann man auf masse trainieren ohne dass die schlagkraft dran glauben muss?
    Von -Kennoshita- im Forum Krafttraining, Ernährung und Fitness
    Antworten: 14
    Letzter Beitrag: 05-01-2006, 17:44

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