Die Kali-Kindergruppein Reutlingen existiert seit den 90ern, besonders in den letzten Jahren hat sie großen Zulauf. Wir trainieren zwei mal die Woche jeweils eine Stunde mit den Kleinen, die meisten der Kinder kommen an beiden Terminen.
Prinzipiell unterrichte ich den Kindern nichts anderes als den Erwachsenen, bereite die Übungen aber anders auf, spielerischer, kindgerechter eben. Die erste Hälfte einer Einheit machen wir allgemeines Fitness-, Kraft- und Koordinationstraining, die zweite Hälfte dann Kali-spezifische Sachen: Slaps auf die Pratzen und mit Partner, Einzel- und Doppelstock oder Tapado (gerne am Autoreifen), zum Schluss häufig Freikampf gegen mich.
Ganz wichtig für den Trainer ist m.M.n. die Einsicht, dass Kinder vor allem eine sportliche Grundausbildung und eine Beziehung zu ihrem eigenen Körper brauchen; der Schulsport alleine kann das nur begrenzt leisten. Deshalb sind mir Seilhüpfen, Fangispiele, Radschlagen und solche Dinge genau so wichtig wie die eigentlichen Kali-Skills.
Und dann sehe ich es als wesentliche Aufgabe jedes Kampfsport-Kindertrainings, mit den Kindern das Problem der Gewalt zu besprechen: auf dem Schulhof, durch Ältere, im privaten Umfeld. Wann darf man sich wehren, man muss man sich wehren? Aber vor allem auch: Wie verhalte ich mich anderen gegenüber fair, damit Gewalt gar nicht entsteht?
Als ich mit den Kindern einmal Double Leg Takedowns geübt habe, hat ein 8jähriges Mädchen dazwischen gefragt: "Aber wenn ich jemanden draußen so hinwerfe, dann tut der sich doch weh, das darf man doch nicht machen!" Diese Reflektiertheit sollte das Ziel von Kindertraining sein, und die besitzen tatsächlich auch schon Grundschulkinder.
Si vis pacem, para pacem.