Ich hatte letzte Woche den Thread zu "WSL und Kämpfen" etwas verfolgt, kam aber vor der Schließung nicht mehr dazu ein eigenes Statement abzugeben.
Im Großen und Ganzen war ja das Argument oder eher, der Vorwurf des TE, von "WSL-Leuten" (wer damit auch immer speziell gemeint sein soll) seien ebenfalls kaum bis keine Kämpfe im Netz vorhanden. Soweit so gut. Dem kann man je nur zustimmen, bis auf wenige Ausnahmen (DeltaCup) sieht es tatsächlich so aus -> und jetz die vermeidliche Schlussvolgerung, als könne man mit WSL VT nicht kämpfen lernen, denn wäre es so, würde man auch Kämpfe im I-Net finden können, oder anders, sind die, die so gern mit Steinen schmeissen, auch nicht ganz frei von Sünde.
Ich möchte ehrlich gesagt vermeiden, dass solche Schlüsse daraus gezogen werden, wo doch die Probleme an ganz andere Stelle liegen. Stichwort: Wettkampfkultur. Zum 1000sten Mal!
Ich kann ja verstehen und respektiere auch den Anspruch der Leute, die mit lockerem Sparring genug beschäftigt sind, genug Fehler und Schwächen aufgezeigt bekommen um daraus zu lernen, sowie das andere größerern Wert auf die SV-Szenarien legen (wobei da nach wie vor geklärt werden müsste, warum Wettkämpfe nicht auch dort zu positiven Entwicklungen der Leute beitragen würde, aber darum soll es hier garnicht gehen).
Bei mir persönlich liegt der Anspruch aber genau auf dem Aspekt, mit VT in den Ring und dort gepflegt Kämpfen. Jetzt kann man sagen, ja mach doch, bereite dich bisschen drauf vor, mach viel von dem o.g. Sparring und dann geh zu nem stiloffenen (wichtger Punkt!) Turnier. Und, ganz ehrlich, das Resultat wird zu 99% die Niederlage sein, weil die Trainingsbedingungen überhauptnicht auf solch einen Aspekt abgestimmt sind, was unmittelbar mit der fehlenden Wettkampfkultur zusammenhängt und darüber hinnaus eben durch die Tatsache, dass alle anderen Stile, gegen die man in solchen Wetbewerben antreten würde, eine solche seit jeher besitzt und die Bedingenen genau darauf ausgelegt sind (irgendwann) in den Ring zu gehen.
Wie gesagt, kann man so machen. Man kann auf dem Niveau bleiben und es würde den Erhalt des Stiles und der individuellen Entwicklung keinerlei Abbruch tun, im traditionellen Sinne Ving Tsun zu trainieren mit ca. 80% technischem Training und 10% "bedingtem" Sparring. (Bedingt meint, das in 1. Linie die Treffer nur angedeutet werden. Schutzausrüstung ist aus dem Grunde auch kaum benutzt. Ausser Zahnschutz und evtl. Fingerhandschuhe)
Meiner Meinung nach wird es dem Anspruch der Meisten auch vollkommen gerecht, sofern es "nur" darum geht Ving Tsun zu lernen. Natürlich geht es mir auch darum, aber wie gesagt, kommt da eben noch der Wille hinzu, damit in naher Zukunft in den Ring zu gehen. (Nahe Zukunft....ich bin jetzt 26Jahre, vor meinem 30. Lebensjahr will ich damit angefangen haben!) Ich bin aber nicht sooo Naiv zu glauben, das ich keine Aspekte meines Trainings radikal umstellen müsste um damit wenigsten die Möglichkeit zu haben, erfolgreich zu sein. Und da Training immer in Kooperation funktioniert, müsste auch bei andere Leuten die selbe Bereitschaft existieren damit das überhaupt funktionieren kann.
Meiner Meinung nach müssten die Umstellungen wie folgt aussehen.
1. Stilinterne Wettkämpfe
Eigentlich der wichtigste Punkte, nachdem die Rahmenbedingungen vorhanden sind, um überhaupt mal auf die Idee zu kommen, sich in stiloffenen Wettbewerben zu messen. Ist Standard in allen anderen KKs, von MT über Boxen zum Judo oder Ringen. Also die Lager, von denen sich dann auch Leute in MMA-Turnieren erfolgreich behaupten. Es kämpft sich halt leichter (auch gegen Stilfremde) wenn man schon ein ums andere Mal an Wettkämpfen teilgenommen hat. Die Bereitschaft der Mehrheit der Praktizierenden muss dafür gegeben sein!
2. Rahmenbedingungen
M.M.n. ist der wichtigste Punkt der Weg von bedingtem Sparring zu Sparring mit der notwendigen Schutzausrüstung und vollem Kontakt. Bedingtes S. ist ein guter Weg dorthin aber man muss auch lernen voll durchzuschlagen und damit umzugehen voll getroffen zu werden. Sonst ist die Überraschung groß! Die notwendigen Mittel liegen quasi vor der Tür, Helme, MMA-Handschuhe, Westen, Tief- und Zahnschutz und auf ein Reglement einigen. (Wobei, unter den VT-Leuten, wo es *leider* keine tödlichen Techniken gibt, reicht es wohl, Tritte, bei denen es sich ausschließlich um gerade,tiefe Tritte handelt, nur auf den Körper anzuwenden)
Darüber hinnaus ist sicher ein adäquates Intervalltraining lohnend, um der Erschöpfung innerhalb der Wettkämpfe, aber auch durch ordentliches Sparring bestmöglich entgegenzuwirken. Einfach die Fitness allgemein einen extrem hohen Stellenwert einräumen.
Das sollte eigentlich reichen, kann ja nicht sooo schwer sein soetwas auf die Beine zu stellen in der großen weiten Wing Chun Welt^^
Beste Grüße!
P.S. Es sollte imho auch klar sein, dass ich innerhalb einer Wettkampfvorbereitung die ein oder anderen technischen und thematische Aspekte ganz aussen vor lasse würde, denn unabhängig davon, wie gut die langzeitigen Effekte von BT, LS oder DM sind, wenn in 8 Wochen ein Wettkampf auf dem Programm steht, trainier ich nicht intensiv Langstock oder meinen Huen-Sao!
P.P.S. Wenn dann eines schönes Tages eine solche Kultur etabliert sein sollte, ist imho der nächste Schritt in greifbarer Nähe: Zu den Waffen! ;-)