[QUOTE=Jan_;2683185]
Hinter diesem Hintergrund kann man sich überlegen, ob BJJ eine sinnvolle Ergänzung für die Koryu gewesen wäre oder ob es nicht doch eine reine Entwicklung zum sportlichen Wettkampf darstellt.
... während das traditionelle Judo gewisse (fast vergessene) Prinzipien der Koryu konserviert.
Dann kann man sich noch überlegen was sich auf die heutige Zeit übertragen lässt ... auf militärische Systeme, Polizeisysteme, Personenschutz, Türsteherei, SV, Sport etc.
Das sind nur Denkanstösse und die richtigen Fragen und Antworten sind oft gar nicht so offensichtlich. Nichts ist niemals einfach. [/QUOTE]
Viele sehr gute Beobachtungen!
Nur: Warum sollte BJJ eine sinnvolle Ergänzung für die Koryu gewesen sein?
Auf der Gracie-Homepage steht klipp und klar, warum Helio Gracie das echte Judo geändert hat. Er war "too frail", d.h. zu gebrechlich für das kraftvolle echte Judo. Er hat das Judo so angepasst und geändert, dass es für seinen zarten Körper passte.
Wenn man zu schwach ist für Judo hat man zwei Optionen: a) ins Bjj gehen b) ins Fitnessstudio gehen um so stark zu werden wie Kimura oder Tölzer.
Ich empfehle Option b), damit hat man auch mehr Erfolg bei den Frauen.
Genau wie Du schreibst muss jeder Kampfkünstler SELBSTÄNDIG über die richtigen Fragen und richtigen Antworten nachdenken. Das Nachdenken nimmt einem niemand ab im Leben, Tradition ist kein Ersatz für Mitdenken, genauso wenig irgendwelcher Sport und irgendwelche grotesken Turniere.
Eine regelmäßige Selektion nach dem Gesetz der Natur (survival of the fittest) ist m.E. für jede Kampfkunst wichtig. Wenn Kampfkünste nicht immer wieder bereinigt werden um alle schwächlichen Kämpfer und schwächlichen Techniken werden die Kampfkünste als solche immer weniger effektiv.
In vielen Kampfkünsten sieht man was dabei herauskommt, wenn sie zum Alterstil von alten Kämpfern werden und die alten Männer die kraftvollen Techniken ihrer Jugend über Bord werfen und die Jugend dazu zwingen, kraftlosen Murks zu trainieren, nur damit sie mit der Jugend oder in lächerlichen Sport-Turnieren mithalten können.
Wenn Schwächlinge miteinander herumbalgen, dann gibt das keinen für die SV geeigneten kraftvollen Kampf im Stand und kraftvollen Bodenkampf und keine Standfestigkeit für die SV, sondern einen nur für den Sport zu gebrauchenden Flow am Boden und kraftlose Würfe.
In der SV will jeder stehen bleiben und UM JEDEN PREIS vermeiden, dass er am Boden landet. Und das lernt man eben nur in einem kraftvollen System wie Judo, etwas weniger kräftiger Männer können Standfestigkeit auch im Ringen lernen.
Ringer haben eine sehr gute Kraftausdauer, dafür weniger Maximalkraft als Judoka und sehen in ihren Hemdchen seltsam aus.
Durch BJJ und LL wird niemand standfest für die SV, sondern jeder fällt so leicht um wie ein Mikado-Stab oder so wie Helio Gracie in dem o.g. Video.
Wenn ich mir die Muskeln von Kimura anschaue und die Muskeln von Andreas Tölzer und Teddy Riner, dann kann ich nur sagen, dass das Judo nach wie vor der Gralshüter ist für eine maximale körperliche und geistige Fitness. Survival of the fittest. Ehre und Stärke. Ertüchtigung der Jugend. DAS wollte Kano: Starker Geist in einem starken Körper. Wie Dax-Romswinkel in seinem sehr guten Artikel darlegte empfahl Kano Kämpfern mit wenig Zeit, sich rein auf die Würfe zu konzentrieren, weil Würfe ein besseres körperliches und geistiges Training bedeuten als der Bodenkampf.
Jeder, der mal mit einem sehr guten Judoka und sehr guten BJJ-Experten Randori gemacht hat weiß, wie klug und weise GM Kano war, harten Würfen die erste Priorität einzuräumen. Das gilt erst Recht für all die, die sich mit Judo schon in SV-Situationen verteidigt haben. Harte Würfe und harte Schläge sowie die perfekte Standfestigkeit, all das lernt man im Judo. Davon können die meisten anderen Grappling-Stile nur träumen.
Und das Argument "Ich bin zu zart für Judo" gilt auch nicht mehr. Mc Fit kann sich jeder leisten.
Beste Grüße