Eine interessante Diskussion. Vorneweg: alles was ich hier schreibe, ist kein persönlicher Angriff Individuen oder dem BJJBD gegenüber.
Generell ist ein Verband keine schlechte Institution, wenn er rein der Verbreiterung des Sportes dient und sich nach den Bedürfnissen des Sports und der Sportler richtet. Die Mitgliedschaft bei einem nationalen BJJ-Verband ist nicht Pflicht (laut IBJJF). Der Verband in jedem Land trifft diese Entscheidung autonom/selber, d.h. ob eine Mitgliedschaft zwingend ist, um bei
nationalen IBJJF-Wettkämpfen teilzunehmen. Falls man jedoch als Sportler nichts oder zuwenig "dafür bekommt", riecht dies für mich nach Geldmache.
Ich möchte als positives Beispiel das rein auf den Sport und den Sportler fokusierte Vorgehen des BJJ-Verbandes von Finnland aufzeigen.:
- Die Lizenzgebühr beim nationalen BJJ-Verband in Finnland beträgt 20 EUR. Die Lizenz wird von Sportlern (mit finnischer Nationalität) verlangt, um bei den finnischen BJJ-Meisterschaften und bei der Finnish Open teilzunehmen. Der finnische Verband hat keinerlei andere Einnahmequellen, aber profitiert auch vom freiwilligen Arbeitseinsatz von Individuen und Teams. Der Verband geniesst einen sehr guten Ruf; nicht zuletzt wegen der professionellen Ausführung von Meisterschaften und Schulungen, sowie das Engagement, das er für den Sport tut. Die Funktionäre bekommen kein Geld für ihre Arbeit. Der Verband hat knapp 500 lizenzierte Sportler (in einem Land mit einer Bevölkerung von insgesamt ca. 5,2 Mio.).
- Um als Finne bei internationalen IBJJF- Meisterschaften (z.B. Europameisterschafen oder Weltmeisterschaften) teilzunehmen, muss man nicht zwingend Mitglied beim finnischen Verband sein, soweit die Teilnahmekriterien ansonsten erfüllt sind. Der finnische Verband kann genauso wenig wie andere nationale Verbände also die Teilnahme verbieten oder von einer Zwangsmitgliedschaft abhängig machen. Nochmal: für die Teilnahme an nationalen vom Verband organisierten Wettkämpfen kann der Verband natürlich eine Lizenz verlagen.
- Der Verband zahlt die Reisekosten zu den BJJ-Europameisterschaften für die Gewinner der finnischen Meisterschaften für alle Gewichtsklassen ab Blaugurt. Für die Gewinner der offenen Klassen, Blau und Elite (= Purple und aufwärts), werden die Reisekosten zu den Weltmeisterschaften übernommen.
- Der finnische Verband organisiert offizielle IBJJF Schiedsrichterseminare (übrigens offen für jeden, der interessiert ist. KOSTENLOS!) und bringt/holt den offiziellen Ausbildungsleiter aus Brasilien nach Finnland.
Zum Thema Trainerausbildung: Meine persönliche Meinung ist, dass auf ein paar Wochenden begrenzte Trainerseminare – falls es etwas kostet – Geldmacherei ist. Jeder Sportler sollte wissen, was verlangt wird, um das Können zu haben, den Sport zu Fördern und sein Wissen weitergeben zu können. Eine „Wochenend-Trainerlizenz“ hat für mich keinen Wert. Hat Roger Gracie so eine Lizenz?
Bezüglich International German Championships. Eine Frage: Wer ist denn eigentlich der beste deutsche Kämpfer einer Klasse? Etwa der, der auf dem 5. Platz landet, wenn die Positionen 1-4 von zwei Amerikanern, einem Franzosen und einem Polen belegt sind? In dem Fall sollte so eine Veranstaltung „German Open“ heissen.
Es kann sein, dass meine Kenntnisse über den BJJBD und die deutsche BJJ-Gemeinschaft Lücken hat. Jedenfalls – so wie ich es erlebt habe – haben die meisten, die ich kenne, die für den BJJBD arbeiten, gute Absichten und machen eine gute Arbeit (insbesondere Hook <3 <3 <3
).