Zeige Ergebnis 1 bis 2 von 2

Thema: Anspruchsvoll: Trainingsmethoden Duellkampf

  1. #1
    Joergus Gast

    Standard Anspruchsvoll: Trainingsmethoden Duellkampf

    Ich grüße euch!

    In diesem Thread geht es mir darum die unterschiedlichen Trainingsweisen der Kampfkünste zusammenzusammeln und kategorisch einzuteilen.

    Mich interessiert, wie man die unterschiedichen Methoden benennen kann und welche Progressionen ihr benutzt oder kennt.

    Dafür bitte ich euch, meinen langen Text hier genau durchzulesen und nur mitzudiskutieren, wenn ihr selbigen auch gelesen habt!

    Aus Gründen der Übersichtlichkeit konzentriere ich mich nur auf den waffenlosen Duellkampf (es gibt ja auch noch den 3Sekundenkampf und das Attentat)

    Damit jeder weiß was gemeint ist:

    Der Duellkampf in dem Kontext dieses Threads ist ein Kampf mit einem Gegner der länger als 3Sekunden geht. (MMA Kampf, Boxkampf, Straßenkampf mit einem Gegner ohne Waffen, Grapplingmatch, Stil vs Stil Kampf usw.)

    Weiters gehe ich von Aliveness als praktischste Trainingsmethode aus um in diesen Szenarien zu üben.

    Video:

    Aliveness: TPS - Trainingsgemeinschaft für präventive Selbstverteidigung

    Aliveness besteht aus:
    Timing, Energie und Bewegung und wird mit der ZIE Methode gelehrt.

    ZIE Methode:
    Zeigen – Technik. Die Technik wird gezeigt und ohne Widerstand geübt.
    Isolieren – Drill. Die Technik wird unter Widerstand gedrillt.
    Einfügen – Sparring. Die Technik wird in das gesamte Spiel eingefügt.

    Die Terminologie habe ich von Matt Thornton übernommen und übersetzt, sollte aber für jeden leicht verständlich sein.

    Quelle: Aliveness 101: <strong>Why Aliveness?. . . .</strong>


    Ich unterscheide weiters, zwischen

    1.Einem toten Bewegungsmuster (ist im Kampf nicht so anwendbar und soll meistens Prinzipien schulen) Videobeispiel



    2.Einem funktionalem Bewegungsmuster ohne Aliveness
    (ist im Kampf fast genauso anwendbar wird nur ohne Aliveness (timing, energie & Bewegung) trainiert. (z.b. Sandsacktraining) oder die Close Quarter Form:



    Pratzentraining zählt auch zu diesem Teil, weil Pratzenarbeit zwar ein bisschen lebendig gemacht werden kann, aber so richtig lebendig ist immer nur die Tätigkeit selbst. (Schwimmen lernt man nur durch schwimmen, aber es gibt unterstützende Übungen)

    Dazu zählen auch schwimmdrills im Clinch. Nein, ein Schwimmdrill ist kein PUMMELN (kämpfen im Clinch um positionen vergleichbar mit „rollen“ im Bodenkampf)

    3.und einem funktionalem Bewegungsmuster mit Aliveness



    Dieses Sparring ist aber nur im Kontext zum Boxen als Einfügenphase alive. Weil aliveness definiert sich ja immer dadurch, was das Endziel ist.

    Z.b. kann man für ein Grapplingtournier alive trainieren und alive kämpfen, nur im Bezug zum MMA ist das reine Grappling nur ein Drill (eine Partnerübung mit aliveness) weil im MMA noch mehr als Grappling gefragt ist.

    Wir wissen aus der Trainingsmethode aliveness, dass man Timing, Energie und Bewegung mit der ZIE methode (zeigen, isolieren, Einfügen) trainieren muss.

    Aliveness heißt fürs Grappling:

    Ich übe techniken (zeigenphase), dann drille ich sie lebendig (mit drill meine ich nicht dass man endlose wiederholungen macht, dass wäre die Zeigenphase sondern isoliertes sparring) und dann füge ich sie ins gesamte Grapplingspiel ein.

    Für den Grapplingwettkampf ist also Grapplingsparring das höchst erreichbare Ziel (also die höchste Aliveness = Einfügenphase).

    Wenn man aber von einem MMA Kampf ausgeht für den man trainiert, dann ist das reine Grapplingtraining im Gesamtbild nur eine Isolationsphase und keine Einfügenphase.

    Grappling = Zeigen Isolieren Einfügen
    MMA = Grappling (ZIE) + Standkampf (der auch ZIE haben muss) [zusätzlich muss natürlich alles (Grappling + Standkampf) gesparrt werden und nicht jede disziplin einzeln um eine echte Einfügenphase im MMA zu erhalten)

    Es wird immer alive trainiert, aber letztendlich ist alles was nicht MMA Sparring über alle Distanzen ist, im Gesamtbild lediglich ein "Drill" obwohl es für eine reine Flankendisziplin (Grappling) letztgültig (Einfügenphase sprich Sparring) alive wäre.

    Bisher konnte ich drei Arten von Trainingsweisen in den Kampfkünsten erkennen.

    ZIE Methode
    Prinzipien Methode
    Zeigenphasenfehlschluss

    Die ZIE Methode ist grundsätzlich klar. Fast jede Sportart trainiert damit. Man nimmt eine Technik, übt sie langsam und dann schneller in höher Wiederholungsanzahl, drillt sie anschließend mit einem Partner und fügt sie später ins Sparring ein.

    Die bekannten Kampfsportarten wie Ringen und Boxen nehmen dazu natürliche Bewegungsmuster auf und verfeineren diese. Deswegen kann man mit denen ja auch recht schnell kämpfen (im Duellkampf).

    Bei der ZIE Methode kommt das raus, was man reinsteckt. Also Boxen schaut in der Zeigenphase wie Boxen aus, in der Isolationsphase wie boxen aus und im Sparring auch so.


    Die Prinzipienmethode:


    Man übt meistens Techniken die kompliziert sind und ganz und gar nicht einer natürlichen Bewegung ähneln (was im Kampf dafür sorgt, dass z.b. Wtler oft ihre unnatürliche Struktur nicht halten können) und man versucht damit „Prinzipien“ zu vermitteln. Diese Methode kann ein bisschen ZIE Methode enthalten, auf was ich noch eingehen werde. Bei der Prinzipienmethode werden Techniken trainiert, die im kampf dann ganz anders aussehen können (argument der Wtler) weil ja „Prinzipien“ und nicht TECHNIKEN vermittelt werden.

    Zeigenphasenfehlschluss:
    Der ZPF kommt dann, wenn man Techniken übt die (theoretisch zu gefährlich sind) um sie im Sparring auszuprobieren oder die nur klappen, wenn man den Gegner überrascht.
    Meisten werden die Techniken nur in der Zeigephase trainiert und können gegen einen widerspenstigen Gegner nicht durchgesetzt werden. Tote Bewegungsmuster sind oft ein resultat aus dem ZPF.

    Beispiel :



    Um nochmal auf den Kontext der ZIEMethode in der Prinzipienmethode zurückzukommen:

    Wenn Lat sao die höchste Alivenessform (also Einfügenphase) WÄRE (ich sag nicht das sies ist aber wenn), dann wäre die SNT die Zeigenphase und Chi Sao richtigerweise dann die Isolationsphase.

    Wenn man sich also für ein Lat Sao vorbereitet, ist es richtig vorher (funktional nur dann wenn lat sao das endziel WÄRE) für diese Bewegung ähnliche Bewegungsmuster unter Stress zu setzen (als erst die formen, dann chi sao und letztendlich lat sao)

    Damit kann es in einer Prinzipienmethode durchaus eine ZIE Phase geben, was aber nicht automatisch heißen muss, dass die Techniken die geübt werden deswegen funktional für realistischen Kämpfen sind. (Und lat Sao ist (meines Wissens nach) die freiste Übungsform wo WT noch so aussieht wie das WT in der Zeigenphase, eben weil es ja kein Sparring ist, wo boxerische und ringerische Bewegungen am natürlichsten sind.

    Ich hoffe ihr versteht mich bis hier her.

    Weiters möchte ich darauf eingehen was man unter einem „Spiel entwickeln“ versteht.

    Jeder Boxer, Judoka der Wettkampf macht bzw. mit aliveness trainiert entwickelt früher oder später ein „Spiel“

    Ein Spiel ist sind die Fähigkeiten der Einfügenphase, welche flüssig ineinander münden und kontextgerecht sein müssen. Diese müssen dem Kontext des Endzieles entsprechen und verschiedene Konter und Angriffsmöglichkeiten enthalten. Entscheidend für die Entwicklung eines Spieles ist, dass nur Übungen mit Aliveness dies erreichen können und keine Einzeltechniken abgespult oder unzusammenhängende Techniken zusammengestöpselt werden.

    Beispiel: Wenn man Chi Sao lange genug macht entwickelt man ein Spiel INNERHALB dieses speziellen Kontextes. Damit kann man andere Menschen in dieser Übung dominieren. Da Chi Sao aber ein Protobeispiel für ein totes Bewegungsmuster ist und maximal Gelenkigkeit etc. aber keine echten Kampffähigkeiten fördert hat man ein Spiel in einer Übung entwickelt das für den Kampf sogut wie nichts bringt.

    Als Gegenbeispiel lässt sich der Clinch aus dem Thaiboxen oder Greco nennen. Auch hier entwickelt man ein Spiel, nur lässt sich dieses 1:1 in einen echten Kampf übertragen weswegen es ein funktionales Bewegungsmuster ist.

    Soweit vom Standpunkt von dem ich ausgehe.

    Meine Frage an euch:

    1. Wie schnell sparrt ihr (Duellkampf) mit euren Schülern?
    2. Welche Techniken vermittelt ihr? (Jab Cross etc) ?
    3. Welche Trainigsmethoden verwendet ihr? (Pratzenarbeit usw)
    4. Habt ihr eine Zeigenphase, Isolationsphase und Sparringphase bei JEDER Technik?
    5. Wie versucht ihr die Prinzipien eures Stiles zu vermitteln?
    6. Wie schnell wechselt ihr von der Zeigenphase in die Isolations und Sparringsphase?


    So mache ich es:

    1. Ich sparre mit meinen Sportler schon am ersten Tag. (Locker)
    2. Schrittarbeit, Distanzhalten, Jab, Cross, CM Doppeldeckung, Speer
    3. Sobald die Technik (1. Tag) richtig ausgeführt werden kann auf Pratzen, Partnerübung vor Pratzen/ Sandsackübungen
    4. Jede Technik enthält ZIE
    5. Durch fundamentale Techniken die sowohl ein Anfänger als auch ein Fortgeschrittener oder gar Profi können muss. (Augemerk liegt nur auf Fundament bei allen)
    6. (Immer am selben Tag) 10 – 15 min Zeigenphase, dann die Techniken in der Isolationsphase drillen (partnerübung) und dann die geübten Techniken sparren.


    Alles andere werden wir sowieso durch die Diskussion ansprechen können, weil es bestimmt viele Fragen oder gar Kritiken geben wird!

    Ich freue mich über eine interessante Diskussion!

    Lg Jörg
    Geändert von Joergus (05-01-2012 um 12:42 Uhr)

  2. #2
    rukola Gast

    Standard

    Sehr interesant, gefällt mir

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. Unterschied zwischen Duellkampf und SV
    Von zackbumm im Forum Hybrid und SV-Kampfkünste
    Antworten: 68
    Letzter Beitrag: 16-02-2011, 22:33
  2. Duellkampf und Ritualkampf-wo sind die Unterschiede
    Von Paradiso im Forum Archiv Wing Chun / Yong Chun
    Antworten: 107
    Letzter Beitrag: 05-10-2010, 14:52
  3. Nur anspruchsvoll oder schlicht gefährlich?
    Von kleine05 im Forum Off-Topic Bereich
    Antworten: 4
    Letzter Beitrag: 21-02-2010, 08:33
  4. Strategie, Taktik -Duellkampf
    Von die Chisau im Forum Offenes Kampfsportarten Forum
    Antworten: 5
    Letzter Beitrag: 20-05-2006, 14:20
  5. JKD - zu anspruchsvoll?
    Von SPQR im Forum Jeet Kune Do
    Antworten: 3
    Letzter Beitrag: 20-01-2003, 23:27

Forumregeln

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •