Naja Technik führt direkt zu Schnelligkeit und Kraft, ein technisch korrekter Schlag ist idealerweise stärker und schneller als ein unsauberer Schlag.
Technik optimiert Kraft und Geschwindigkeit quasi.
Hinzu kommt, das der Eigenschutz maximiert wird, wodurch man länger durchhält, wenn der Gegner zurück haut.
Und wird acht pattern Wing Chun diesem Anspruch gerecht?
Ich bin auch der Meinung, dass Großgroßmeister Prof. h.c. Prof. h.c. Dr. h.c. Dr. h.c. Kernspecht es sehr richtig und eindrücklich beschrieben hat, wie man korrektes Europäisches EWTO Wing Tsun WT Chi-Sao zu üben hat.
Die Kooperation bei dieser Übung ist von großer Bedeutung und Wichtigkeit. Wenn beide miteinander üben, üben sie gleichzeitig für sich und schulen dabei den anderen. Mit einem "Angriff" wird dem Gegenüber ein Impuls gegeben und dieser Impuls soll vom Gegenüber genutzt werden.
Früher in meiner aktiven Wing Tsun WT Zeit habe ich mich oft mit diesem Problem des Sperrens konfrontiert gesehen. Mein Gegenüber hat mich nicht üben lassen sondern einfach nur versucht meine Aktion zu unterbinden.
Der Lerneffekt war natürlich auf beiden Seiten nicht besonders groß, wenn der eine krampfhaft versucht den anderen daran zu hindern, überhaupt etwas zu machen. (Ich überspitze an dieser Stelle natürlich. Es soll nicht der Eindruck erweckt werden, das ich mich damals nur mit Menschen abgegeben habe, die einander permanent daran hindern etwas zu üben.)
Das Problem ist demnach alt bekannt und trotzdem aktuell. Es ist also wichtig sich vor Augen zu führen, wozu Chi-Sao eigentlich genau dient.
/edit
Geändert von plaz (19-04-2012 um 17:48 Uhr)
Hallo Leute,
was man nicht kennt, das kann man sich auch nicht vorstellen.
Sifu Kernspecht versucht seit geraumer Zeit in verschiedenen Texten klar zu machen, worum es im Wing Tsun geht. Den Systemprinzipien folgen Handlungsprämissen, die sich von anderen Systemen darin unterscheiden, mit Kraft, Widerstand, Angriffen des Angreifers anders umzugehen, als die Erwartung des Angreifenden es vorhersieht. Ein Angriff soll in ein Ziel gehen, auf einen Widerstand stoßen oder zumindest Widerstand durch Abwehr erfahren. Das ist in kraftbetonten Systemen auch der Fall. Hieraus entsteht schon im Angriff selbst eine entsprechende Erwartung. Findet der Angriff nun gar keinen Widerstand, hat dies nachhaltige negative Auswirkungen auf die Struktur des Angreifenden. Überspitzt kann man das damit vergleichen, eine Treppe herunter zu gehen, bei der für einen Fuß eine Stufe ausgelassen wurde. Die Erwartung, den Fuß auf einen Widerstand der nächsten Stufe zu stellen geht ins Leere und der Körper verliert seine Balance, ohne Chance der Korrektur.
Die Frage, ob man jedem Angriff ausweichen könne, steht dabei nicht zu Disposition, denn es geht hier nicht nur um ein Ausweichen. Das „nicht da sein“, kann auf unterschiedliche Art und Weise realisiert werden. Wird beispielsweise ein Angriff nur wenige Grade abgeleitet, kann er schon ein Ziel verfehlen, ohne dabei auf einen spürbaren Widerstand einer Abwehr zu geraten. Eine Kombination von kontrollierendem Ableiten und eigener kleiner ausweichenden Wendung oder geringer Gewichtsverlagerung ergibt durchaus ausreichenden Raum, einen Angriff ins Leere zu schicken.
Im Boxen ist das Ausweichen in der Nahdistanz Standard. Ist das Ziel der Kopf reicht mitunter ein kleines Abtauchen, ein kleines Zurücklehnen vollkommen aus. Es reicht deswegen, weil das Ausweichen gegenüber der Angriffsbewegung eine verhältnismäßig sehr kleine Bewegung darstellt und eine Angriffsbewegung, einmal auf den Weg gebracht, kaum noch zu verändern ist. Jedenfalls dann nicht, wenn sie mit viel Energie unterwegs ist.
Nur - Leute - das ist eine Seite des Systems. Wie der Text eben auch vermittelt, sieht das Angriffsverhalten eines Wing Tsunlers in angebrachter Situation alles andere, als „weich“ aus. Die Option, um die es hier geht, und es ist eben (nur) eine Option, hat den großen Vorteil, gegenüber dem Verhalten und gegenüber der Kraft in diesem Verhalten des Angreifenden unabhängig zu sein.
Natürlich erfordert das Ziel, dies zu beherrschen, ein entsprechendes Training und viel Erfahrung. Erfahrung deswegen, weil das Beherrschen von sehr vielen sehr kleinen Signalen im Verhalten des Angreifenden abhängt, die nicht immer taktil oder visuell eindeutig zu erfassen sind.
Ein Training muß also auch die Erfahrungen liefern, also Situationen liefern, die Erfahrungen ermöglichen. Ja, ja.... ich rede jetzt nicht von Sparring. Sparring „kann“ ein hilfreiches Mittel sein, auch für dieses Ziel. Wichtiger aber ist es, sich selbst möglichst oft und möglichst vielseitigen Angriffen auszusetzten. Dazu benötigt man einen Trainingspartner, der entsprechend vielschichtig angreifen kann, der entsprechende Kompetenzen hat. Wo solche Kompetenzen fehlen, muß das Training selbst derart gestaltet werden, daß möglichst vielschichtige Situationen „geliefert“ werden. DAS ist u.a. die Aufgabe der Sektionen und des ReakTsun, so wie es K.R. Kernspecht versteht.
Was K.R. Kernspecht damit auch sagt ist, daß jedes Versteifen in einer Abwehr, durch spürbaren Widerstand, ein Nachteil für den weiteren Kampfverlauf darstellt. Erzeugt man selbst Widerstand, erfüllt man die Strategie des Angreifenden, liefert man sich seiner Taktik aus. Er gewinnt, weil sein Plan funktioniert, im Angriff auf einen Widerstand zu stoßen, der den nächsten Zyklus schon beinhaltet. Man kann auch das in vielen Boxkämpfen beobachten, daß der Initiator einer Angriffssequenz solange im Vorteil ist, solange der Abwehrnde mit Widerstand gegenhält. Das Blatt wendet sich meist dann, wenn ein Angriff dann doch ins Leere geht, was der Abwehrende vielleicht durch ein Abtauchen verursachen konnte. I.a.R. erfolgt erst dann der Gegenangriff, der das Blatt dann wendet.
Zur Kooperation:
In Partnerübungen sind die Rollen verteilt. Einer hat die Systemrolle, der andere ist Lieferant einer Situation. Es geht dabei nicht darum, daß man einen kooperativen Trainingspartner hat, sondern darum, daß man selbst seinen Part erfüllt. Der Lieferent soll, je nach Aufgabenstellung, jene Situationen liefern, die zu trainieren sind. Der Systemler soll nicht „frei“ arbeiten, sondern das System anwenden.
Gruß, WT-Herb
Geändert von WT-Herb (10-01-2012 um 23:10 Uhr)
Technik allein reicht nicht, sie muss schon schnell und/oder kraftvoll ausgeführt werden. Ein Paradebeispiel für eine Technik, z.B. ein Hebel, ist auch ausschliesslich um eine größere Kraft zu erzeugen, ansonsten hätte das Ding einfach keinen Effekt.
Mit "Schnelligkeit" meinte ich auch z.B. Reaktion und Timing, wofür man offensichtlich auf freie Partnerübungen angewiesen ist.
Zu den Ausführungen von WT-Herb folgende Frage:
Was passiert genau bei einem Angriff des Gegners ohne vorherigen Kontakt (ich habe hier schon verschiedenstes dazu gelesen).
- Wird optisch antizipiert, wohin der Angriff geht und deswegen entsprechend reagiert (Tan und Bong), so dass kein wesentlicher Druck beim Kontakt aufgebaut werden muss.
- Oder wird der Angriff durch eine stabile Deckung oder eine Angriffsbewegung verlangsamt, so dass danach taktil reagiert werden kann.
- Oder wird beim Kontakt ohne wesentlichen Gegendruck taktil reagiert.
Weiter zu der Aussage, dass ein Angreifer immer einen Widerstand erwartet. Das ist meiner Meinung nach nicht so. Wir haben trainiert, dass man jederzeit im Gleichgewicht sein muss.
Ein Beispiel dazu ist Pratzentraining. Man schlägt zu fest wie möglich. Ab und zu zieht der Partner die Pratze weg so dass der Angriff ins Leere geht. Diese Aktion soll keinen Einfluss auf das eigene Gleichgewicht haben.
@Thema
Muss mal eine Lanze für KRK brechen (wenn die Story auch typisch lächerlich aufgemotzt ist): In einer Übung übt man das was geübt werden soll und nicht was anderes.
@WT-Herb
Lies bitte richtig. KRK schreibt nichts zum Thema Kampf, sondern zum Thema ChiSao, was laut KRK, plaz und dir nichts mit Kampf zu tun hat.
Die Aussage, dass "Versteifen einer Abwehr" grundsätzlich nachteilig ist, ist echt seltsam. Es "kann" nachteilig sein, kommt aber auf die Situation an. Ich möcht aber auch mal wissen, was sich bei dir da versteift. Wie lang dauert bittschön eine Abwehr bei dir? Sekunden, Minuten, Tage?
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