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Thema: "Bunkai", Heians und höhere Diskussion

  1. #16
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    Zitat Zitat von Luggage Beitrag anzeigen
    Was hats egtl. mit dem Wittwer auf sich - auf einmal lese ich ständig diesen Namen und Verweise auf sein Buch (zumal er ja hier auch postet), wie aus dem Nichts. Ist das jetzt neu raus und krempelt gerade die Karatewelt um?
    Henning Wittwer alias Gibukai ist Japanologe:
    GIBUKAI Gibukai

    Er ist immer gut dabei, wenn es darum geht, die vielen "falschen" Karate Geschichten bis Mythen zu entlarven, und teilt oft sein Wissen auch außerhalb seiner VÖ / Bücher in (mindestens 2) Internet-Foren. Sehr gut das!

    edit: ninja'd, wow, da waren 2 schneller!
    "Eternity my friend is a long f'ing time!"

  2. #17
    duoyang Gast

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    ich will jetzt nicht die arbeit von gibukai schlecht machen aber es gibt nie die möglichkeit alles in erfahrung zu bringen. alle quellen wurden von menschen "geschrieben" und es gibt immer das vetorecht in der analyse.

    Die wissenschaftliche Arbeit mit Quellen

    ps: bestenfalls stückeln wir etwas zusammen ohne es je wirklich zu wissen

    psps: sich mit dem geschichtlichen hintergrund zu beschäftigen ist zwar wichtig aber die entwicklung im karate ist ja nicht stehen geblieben, siehe yoshitaka funakoshi (kon, entwicklung von tritttechniken usw.)

  3. #18
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    Zitat Zitat von duoyang Beitrag anzeigen
    alle quellen wurden von menschen "geschrieben" und es gibt immer das vetorecht in der analyse.
    Sicher, aber leider wird gerne allzu oft VETO eingelegt, ohne Gegenbelege zu bringen. Nur zu sagen: "Glaub ich nicht!", reicht nun mal einfach nicht. Aber das ist leider viel zu oft an der Tagesordnung.

  4. #19
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    Zitat Zitat von duoyang Beitrag anzeigen
    i
    ps: bestenfalls stückeln wir etwas zusammen ohne es je wirklich zu wissen

    psps: sich mit dem geschichtlichen hintergrund zu beschäftigen ist zwar wichtig aber die entwicklung im karate ist ja nicht stehen geblieben, siehe yoshitaka funakoshi (kon, entwicklung von tritttechniken usw.)
    Das ist ein wichtiger Punkt - es wird immer gerne darauf rekrutiert, wie irgendwas war, oder vermeintlich war, dabei wird vergessen, dass viel wichtiger für uns ist, wie es jetzt ist. Deswegen stehen viele meiner Thesen auch ohne ihren historisch-theoretischen Unterbau, da sie schlicht Ergebnis der Trainingspraxis sind. Ein geiler Hebel ist ein geiler Hebel, ich muss den nicht aus der Kata entwickeln, damit er ein geiler Hebel wird, ich kann ihn auch einfach so zeigen. Daher ist es ziemlich unerheblich, ob er in der Kata versteckelt ist (passend zu Ostern), oder nicht. Das hat höchstens Unterichtsdidaktischen Charakter. Wenn ich ihn versehentlich mit der Kata mitgeübt habe - umso besser. Jedenfalls gebe ich nicht viel auf Kata-Interpretationen, wenn, dann wäre eine belegter Weise ursprünglich vor der Kata stehender Hebel interessant, der intentionell in der Kata kodiert wurde. Aber ich kenne niemanden, der solches Wissen erwiesener Maßen inne hat. Das sind immer nur mühsame Rekonstruktionen oder komplett aus der Luft gegriffenes und immer aus dem Hintergrund dessen, was der Interpret eben sonst noch so gelehrnt hat. Auf diese Weise erbringt das Studium der Kata nie etwas neues und man fällt immer nur auf sich selbst zurück. Was mein Lehrer sonst so gelernt hat, kann er mir auch so beibringen, da muss er es nicht in die Kata basteln.

    Distanzgefühl, Timing und alles was man am Partner üben muss, übe ich am Partner. Das kann, muss aber nicht mit Katasequenzen geschehen, die oftmals sehr viel mehr schlecht als recht in Kumite-Siutationen translatiert werden. Ich denke vieles in Kata ist auch nicht dafür gedacht, in direkte Anwendung gebracht zu werden, sondern, ebenso wie viele Kihonsequenzen aus der PO, dienen der Übung und Vertiefung in bestimmter Impulse.

    Ein Bsp aus unserer PO: Vorgehen mit Ageuke, Maegeri mit dem hinteren Bein, wieder hinten Absetzen und gleich Gyakutsuki. Diese Sequenz am Partner geübt funktioniert Distanz-mäßig hinten und vorne nicht, da muss nachgebessert werden mit Schrittarbeit bis zum Gehtnichtmehr. Die Übung ist aber nicht sinnlos, man übt dabei einen Impuls mit Hüftarbeit nach vorne zu werfen (Maegeri aus Aihanmi des Ageuke), aber aufzufangen, zentriert zu bleiben und wieder nach hinten zu bringen, anstatt mit dem Impuls nach vorne zu fallen. Das ist Impulsmäßig das Gegenteil von Maegeri, vorne absetzen, Kizamitsuki: Hier wird der Impuls nach vorne sozusagen kekomi geworfen, mitgenommen und in den Kizamitsuki nach vorne übersetzt. Es geht dabei immer darum, den Körper so zu entwickeln, dass man im Kampf trotz der auftretenden Kräfte flexibel bleibt und nicht auf eine Richtung festgelegt ist, so dass man hilflos in Konter laufen würde.

    Solcherlei Sequenzen gibt es in Kata zu Hauf (die ja letztlich nur komplexes Kihon sind): Machen am Partner nur Sinn, wenn man sie bis zur Unkenntlichkeit variiert, aber entwickeln bestimmte Aspekte, bestimmte Attribute des Praktikers. Damit das auch wirklich zündet, muss man die Kata aber mit vollem Einsatz, mit Esprit laufen und dafür gibt es einfachstes Bunkai. Ich gehe ganz anders mit Ageuke vor, trete und reiße das Bein wieder nach hinten zurück, wenn ich mir einen Gegner vorstelle, den ich damit treffe, als wenn ich das ganze als leere Form laufe. So ergibt einfaches Bunkai eine effektivere Kata und damit auch obigen Ausspruchs Funakoshis Recht: Ich erwerbe mit dem kenntnisreichen Laufen von Kata kampfrelevante Attribute. Aber das darf nicht damit verwechselt werden, dass da geheimnisvolle Techniken irgendwie unterbewusst geübt werden und auf mysteriöse Weise deus ex machina hervorkommen, wenn es zum Kampf kommt. Nein, es wird nur ein Körper entwickelt, der in der Lage ist, Karate im Kampf umzusetzen. Karate ist nämlich in erster Linie der Karatekörper, ohne den taugen die Techniken rein gar nichts.

    Wittwers Buch muss ich mir bei Gelegenheit mal zu Gemüte führen. Das Problem ist allerdings, dass ich die Quellen nicht nachzuprüfen vermag, da kann man mir viel erzählen (und ich vermute euch auch). Daher neige ich dazu sowas als nice to know abzuheften und nicht als Wahrheit letzter Schluss, zu oft habe ich in allen Lebenslagen erlebt, wie Leute einen mit schierer Autorität ihrer Kenntnisse überollen und so Schwächen ihrer Thesen bewusst oder unbewusst unter den Tisch fallen lassen und verdecken. Ich behalte mir also eine Plausibilitätsprüfung trotz weit geringerer Kenntnisse vor und checke alles mit meiner Trainingspraxis gegen, was wieder zu meinen Ausgangsthesen führt, die relativ losgelöst von dem historischen Unterbau stehen können.

  5. #20
    WingChun77 Gast

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    Zitat Zitat von Luggage Beitrag anzeigen
    (...)Ich würde lediglich davon abraten, sich in Fantasie-Bunkai an diesen Kata zu ergehen, da ich es nicht für zielführend, eben weil nicht intentionell zielgebend halte.(...)

    (...) Ob man die Heian abstreifen kann, wie einen zu eng gewordenen Socken, wenn man erstmal bei der Kanku Dai angelangt ist, weiß ich nicht. Ich glaube eher nicht, denn sowohl im Sinne des Do, als auch im profanen Körperentwicklungskontext kann man sicherlich auch dann noch etwas aus dem Laufen derselben lernen.
    Hallo!

    zu (1):
    Konsens!

    zu (2):
    Ich werfe einmal die Perspektive der Ökonomie respektive Zeitersparnis sowie "Handlichkeit" in den Ring und ziehe gleichsam eine (didaktische) Parallele zum Wing Chun: Dort fusionieren drei Formen am Ende einer (individuellen) Entwicklung zu einer Form, so dass die anfänglichen Konzepte stets kontinuierlich weiter trainiert werden und gleichsam neue Akzente sich zu einem Gesamtbild zusammensetzen können. Mit anderen Worten: Am "Ende" gibt es nur noch eine Form, deren Konzepte nacheinander entschlüsselt werden/wurden und dabei direkte Anwendung erfahren - rein theoretisch zumindest.

    Wenn ich nun die HEIANs in diesen direkten Vergleich setze, dann habe ich stets fünf (!) Einzelteile, die (scheinbar) ohne direkten Zusammenhang trainiert werden müssen, so ich (man schenke Funakoshi glauben) in den Genuss der möglichen Fähigkeit - korrektes Tranining etc. gesetzt - zur SV zu kommen vermag (den Körperentwicklungskontext mal außen vor gelassen). Nochmals: FÜNF einzelne Bausteine, die ich stets traineren muss - mir persönlich (subjektiver Eindruck) ist das zuviel, obwohl ab der Sandan die Körperlichkeit sich bis zur Godan hin steigert und "starke" Kime(s) zum Ausdruck kommen.

    Dazu noch eine persönliche Erfahrung:
    Bei meinen morgendlichen Übungen machen die HEIANs einfach keinen Spaß. Klingt komisch, aber ich kann es nicht anders ausdrücken. Die Tai-Chi-Form macht Freude, die Wing Chun Form(en) ebenso, auch eine Kushanku oder Naihanchi erfreuen das wach gewordene Menschenkind, wohl aber wirken die HEIANs dagehen recht "hölzern" und ohne "feeling".


    Wie gesagt: Subjektiver Eindruck...


    LG

    Günther

  6. #21
    Garv Gast

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    Zitat Zitat von Luggage Beitrag anzeigen
    ...
    Aber das darf nicht damit verwechselt werden, dass da geheimnisvolle Techniken irgendwie unterbewusst geübt werden und auf mysteriöse Weise deus ex machina hervorkommen, wenn es zum Kampf kommt. Nein, es wird nur ein Körper entwickelt, der in der Lage ist, Karate im Kampf umzusetzen. Karate ist nämlich in erster Linie der Karatekörper, ohne den taugen die Techniken rein gar nichts.
    ...
    Hab ich auch gedacht, bin mir aber nicht mehr ganz so sicher...

    Ein Beispiel: in der Heian Godan diese markante, ich nenns mal "schmetterlingstechnik" relativ in der mitte. Ich sehe die Anwendung folgendermaßen: Der Angreifer greift mit einer Hand in unsere Kleidung (für die Kataauslage die rechte Hand). Der Doppelblock nach oben reißt seine Hand aus unseren Klamotten (geht wirklich gut) danach kommt der "Schmetterling" Rechte hand bleibt an der Hand des Gegners und dreht nach unten um die linke hand rutscht an den Ellenbogen und drückt zur seite: voila Ellenbogenhebel

    Ich habe das neulich mal mit einigen Leuten ausprobiert die nie zuvor diese Anwendung gesehen oder geübt haben. Es hat sofort bei allen funktioniert allerdings nur in der Kataauslage. Danach sozusagen spiegelverkehrt wenn der andere Arm geheblt werden soll: absolute Katastrophe da ging erstmal gar nichts. (bei mir übrigens auch nicht, zur Ehrenrettung meiner Trainingspartner.... )

  7. #22
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    Hat nichts mit der Heian Nidan zu tun. aber zu Garv.

    Diese Schmetterlingsbewegung wir "Manji-Uke"(HalkenKreuz-Abwehr) genannt.
    Es ist eine Prinzipielle Standartübung um Vorraussetzungen zu schaffen. Mit ihrer Hilfe lässt sich sehr viel üben.

    Diese schult zB. Nagare no kamae. Also Gleitende/Übernehmende Techniken.
    Übergang von Abwehr/Angriff (Unterarm nimmtauf/Hand Schlägt)

    Diese Übung hilft dir in jeder "höheren Kata"
    "Es gibt keine Abkürzung, sondern nur Arbeit, Schweiß und Schmerzen." Chibana Choshin

  8. #23
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    Zitat Zitat von Zingultas Beitrag anzeigen
    Hat nichts mit der Heian Nidan zu tun. aber zu Garv.

    Diese Schmetterlingsbewegung wir "Manji-Uke"(HalkenKreuz-Abwehr) genannt.
    Es ist eine Prinzipielle Standartübung um Vorraussetzungen zu schaffen. Mit ihrer Hilfe lässt sich sehr viel üben.

    Diese schult zB. Nagare no kamae. Also Gleitende/Übernehmende Techniken.
    Übergang von Abwehr/Angriff (Unterarm nimmtauf/Hand Schlägt)

    Diese Übung hilft dir in jeder "höheren Kata"

    Äähh...die "Balkenkreuz-Abwehr" kenn ich aber als eher als Jodan-Haishu-Juji-Uke
    Der "Schmetterling" ist dann der Übergang zur darauffolgenden Technik (Chudan-Osae-Uke). Man könnte hier auch denken, dass dies einfach evtl. eine Art Te-Otoshi sein könnte...

    Die Technik, die Du als Manji-Uke bezeichnest, ist etwas völlig anderes...
    Das wird oft als "Wirbelblock" bezeichnet und kommt erst später in der Heian Godan, auch als allerletzte Technik...bestehend aus Gedan-Barai und Jodan-Uchi-Uke mit ausgeprägtem Hüfteinsatz in den Kokutsu-Dachi rein.
    _________________________
    "Das Weiche besiegt das Harte, das Schwache triumphiert über das Starke." (Lao-Tse)

  9. #24
    Garv Gast

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    Zitat Zitat von Zingultas Beitrag anzeigen
    Hat nichts mit der Heian Nidan zu tun. aber zu Garv.

    Diese Schmetterlingsbewegung wir "Manji-Uke"(HalkenKreuz-Abwehr) genannt.
    Es ist eine Prinzipielle Standartübung um Vorraussetzungen zu schaffen. Mit ihrer Hilfe lässt sich sehr viel üben.

    Diese schult zB. Nagare no kamae. Also Gleitende/Übernehmende Techniken.
    Übergang von Abwehr/Angriff (Unterarm nimmtauf/Hand Schlägt)

    Diese Übung hilft dir in jeder "höheren Kata"
    Manji uke ist der "Doppelblock" am Ende der Kata, ich meinte die Technik nach der Gedan-Juji-Uke -> Jodan Juji Uke Kombination (ungefähr 9. Technik der Kata). Das drehende nach unten ziehen der offenen Hände. In den Bunkai-videos etc. der JKA wird das gerne als Block gegen Gyaku tsuki erklärt. (Ernsthaft, die Japaner wollen uns verarschen oder?)

  10. #25
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    Zitat Zitat von Garv Beitrag anzeigen
    Manji uke ist der "Doppelblock" am Ende der Kata, ich meinte die Technik nach der Gedan-Juji-Uke -> Jodan Juji Uke Kombination (ungefähr 9. Technik der Kata). Das drehende nach unten ziehen der offenen Hände. In den Bunkai-videos etc. der JKA wird das gerne als Block gegen Gyaku tsuki erklärt. (Ernsthaft, die Japaner wollen uns verarschen oder?)

    Sach ich doch

    Das wollen übrigens nicht nur die JKA-Karateka so vermitteln, sondern auch sehr viele, die sich so auf Lehrgängen rumtreiben...also nicht nur die Japaner
    Wobei wir diese "komische" Bewegung der drehenden Hände kürzlich bei uns auch mal diskutiert haben. Da wurde dann viel Wert auf ein ruckartiges erunterziehen des linken Arms gelegt und auch, dass die linke Hand VOR dem Körper unten ankommt, weil das ja ein Block gegen einen Zuki ist...so richtig überzeugt war ich von dieser Erklärung ehrlich gesagt aber auch nicht
    Ich persönlich finde die Variante mit dem Ellenbogenhebel auch viel effektiver ...und Effektivität geht bei mir immer vor Schönheit
    _________________________
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  11. #26
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    Zitat Zitat von Garv Beitrag anzeigen
    Ein Beispiel: in der Heian Godan diese markante, ich nenns mal "schmetterlingstechnik" relativ in der mitte. Ich sehe die Anwendung folgendermaßen: Der Angreifer greift mit einer Hand in unsere Kleidung (für die Kataauslage die rechte Hand). Der Doppelblock nach oben reißt seine Hand aus unseren Klamotten (geht wirklich gut) danach kommt der "Schmetterling" Rechte hand bleibt an der Hand des Gegners und dreht nach unten um die linke hand rutscht an den Ellenbogen und drückt zur seite: voila Ellenbogenhebel
    Ja, und da freut sich wieder einer, sich was neues ausgedacht zu haben, was in die Form passt Ich kann dir unzählige weitere Anwendungen für diese Bewegung nennen - allesamt habe ich aus anderen KK geklaut - von denen jede super funktioniert und ein Bisschen durch die Kata mitgeübt wird. Ist ja auch nett, aber erstens kann nicht jede einzelne davon damals die Vorlage beim Schaffen der Kata gewesen sein, so dass die Behauptung es stecke apriori in der Kata und müsse nur noch entschlüsselt werden falsch ist. Und zweitens ist das wieder das, was ich eingangs beschrieben habe: Man muss es unanbhängig von der Kata gelernt haben und kann es dann mit mehr oder weniger Änderungen hineindichten. Warum brauche ich dann noch die Kata und zeige die Aktion nicht einfach so? Sicher, es hat didaktisch pädagogische Vorteile, den Unterricht an etwas aufhängen zu können, was die Leute schon kennen. Und sicher übt man mit Kata auch Kampftechniken. Aber welche genau das sind, weiß keiner. Warum also ständig auf die Kata rekrutieren und so tun, als wären sie ein wertvolles - manche behaupten DAS wertvollste und schlichtweg stilbestimmende - Trainingselement, wo ich doch eh alles getrennt davon lernen muss. Zumal gerade deine Beobachtung, dass es auf der anderen Seite dann nicht mehr klappt dafür spricht, dass sehr viel Training zusätzlich erforderlich ist.

    Nebenbei bemerkt finde ich dein Anwendungsbeispiel nicht gut: Wenn mich einer mit einer Hand an den Klamotten packt, folgt sofort ein Zug und entweder ein Fausthieb mit der anderen oder eine Kopfnuss. Gemütliche Losreißtechniken und Armhebeleien im Stand ohne eigene Schwerpunktverlagerungen sind daher praktisch kaum durchsetzbar, es läßt die Energie des bewegten, aggresiven Gegners außer Acht. Aufnehmen und Weiterleiten eines Schlages nach JKA-Manier halte ich da noch für realistischer, da der Gegner anders als mit einem Griff noch nicht am Verteidiger rummanipulieren kann. Durch Kontrolle von Maai kann ich mich da schon vorm eigentlichen Treffer schützen, die Hände sind da nur Kontrolle und Ansatz zur Folgetechnik, nicht Block. Anwendungen gibts dazu auf beiden Seiten zu allen Schlagvariationen zB im Vovinam im Standartprogramm der Mittelstufe. Interessant ist da zu lernen, dass die Hände hier genau wie in der Kata übereinander bleiben und nicht auseinander gehen müssen - etwa wie bei dir eine an der Hand des Gegners, die andere weiter weg am Ellenbogen. So kann zB durch Umsetzen des vorderen Beins außen neben das Vordere des Gegner ein Hebel/Brecher gegen den gegnerischen Ellenbogen mit dem eigenen durchgeführt werden, während beide eigenen Hände die Hand des Gegners an der eigenen Hüfte halten. Weitere Varianten sind ein Weiterführen im Kreis der gegnerischen Hand und darunter durch Tauchen mit Sabaki, wodurch ein Wurf entsteht.
    Gehen wir von einem Griffangriff aus, ist es sinnvoller den Kreuzblock aggressiv mit viel Vorwärtsdruck direkt zur Kehle des Gegners zu stoßen. Damit verhindert man einen womöglich kommenden Kopfstoß seinerseits und drängt ihn zurück, aus seiner Mitte raus, so dass ein Schlag mit einer evtl. freien anderen Hand vllt. treffen, aber keine Kraft mehr haben wird. Drehung der Hände ist dann ein Wurf mit Griff am Revers oder am Kopf des Gegners.

    Aber bei dieser Diskussion gewinnt der Einfallsreichere, oder der, der mehr andere KK trainiert hat. Das kann imho nicht Sinn der Kata sein, also bleibe ich lieber bei der Interpretation als sehr wirkungsvolles Trainingstool anhand von Kampftechniken.

  12. #27
    Garv Gast

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    Zitat Zitat von Luggage Beitrag anzeigen
    Ist ja auch nett, aber erstens kann nicht jede einzelne davon damals die Vorlage beim Schaffen der Kata gewesen sein, so dass die Behauptung es stecke apriori in der Kata und müsse nur noch entschlüsselt werden falsch ist.
    Behaupte ich auch nicht. Ehrlich gesagt ist es mir auch schnuppe ob eine Anwendung von einem alten Meister ersonnen wurde der als Eremit auf dem Berg meditiert oder von nem Gelbgurt dem es beim Scheißen eingefallen ist.

    Auf der anderen Seite weigere ich mich irgendwie zu glauben das Itosu irgendwie die altertümliche Variante von dem Typen hier ist:

    Go Pai Sho - YouTube

    Zitat Zitat von Luggage Beitrag anzeigen
    Nebenbei bemerkt finde ich dein Anwendungsbeispiel nicht gut: Wenn mich einer mit einer Hand an den Klamotten packt, folgt sofort ein Zug und entweder ein Fausthieb mit der anderen oder eine Kopfnuss.
    Vollkommen richtig, du hast nur den dritten üblichen Angriff vergessen: den Kniestoß in die Kronjuwelen. Und da macht der Doppelblock nach unten vorher durchaus Sinn.

    Zitat Zitat von Luggage Beitrag anzeigen
    Gehen wir von einem Griffangriff aus, ist es sinnvoller den Kreuzblock aggressiv mit viel Vorwärtsdruck direkt zur Kehle des Gegners zu stoßen.
    Aha, und dann erklär ich dem Untersuchungsrichter warum ein zerschmetterter Kehlkopf jetzt das mildeste Mittel zur Selbstverteidigung war. Oder warum ich an dem Halbstarken der mir ein paar Kippen abziehen wollte gleich die Todesstrafe vollstreckt habe.

    Ist halt eine Frage der Situation. Wenn mir ein 2m Hüne ans Leder will fange ich auch nicht mehr an irgendwelche Hebel anzusetzen. Meiner Erfahrung nach beginnen SV-Situationen aber eher selten mit fliegenden Fäusten, da wird erstmal geschubst, gegrapscht, eingeschüchtert und beleidigt. Und in den Momenten hat man auch die Gelegenheit einen Hebel zu setzen.

    Nach einem Hebel habe ich auch eher noch die Möglichkeit zu deeskalieren, sobald man zum Gesicht/Hals schlägt nehmen die Leute das persönlich und die Situation ist vollkommen eskaliert. Dann kannst du nur noch die Links Rechts Kombis auspacken bis einer liegt.

  13. #28
    Doc Norris Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Garv Beitrag anzeigen
    Ist halt eine Frage der Situation. Wenn mir ein 2m Hüne ans Leder will fange ich auch nicht mehr an irgendwelche Hebel anzusetzen. Meiner Erfahrung nach beginnen SV-Situationen aber eher selten mit fliegenden Fäusten, da wird erstmal geschubst, gegrapscht, eingeschüchtert und beleidigt. Und in den Momenten hat man auch die Gelegenheit einen Hebel zu setzen.

    na was den nun...hebel oder nicht...?

    also bei nem 2m Bomber, wäre der angriff zum hals sinvoller...

    alternativ natürlich auch ein Age Uke... oder zwei... (auf den hals)
    Geändert von Doc Norris (15-04-2012 um 15:03 Uhr)

  14. #29
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    Zitat Zitat von Garv Beitrag anzeigen
    Behaupte ich auch nicht. Ehrlich gesagt ist es mir auch schnuppe ob eine Anwendung von einem alten Meister ersonnen wurde der als Eremit auf dem Berg meditiert oder von nem Gelbgurt dem es beim Scheißen eingefallen ist.

    Auf der anderen Seite weigere ich mich irgendwie zu glauben das Itosu irgendwie die altertümliche Variante von dem Typen hier ist:

    Go Pai Sho - YouTube

    Vollkommen richtig, du hast nur den dritten üblichen Angriff vergessen: den Kniestoß in die Kronjuwelen. Und da macht der Doppelblock nach unten vorher durchaus Sinn.

    Aha, und dann erklär ich dem Untersuchungsrichter warum ein zerschmetterter Kehlkopf jetzt das mildeste Mittel zur Selbstverteidigung war. Oder warum ich an dem Halbstarken der mir ein paar Kippen abziehen wollte gleich die Todesstrafe vollstreckt habe.

    Ist halt eine Frage der Situation. Wenn mir ein 2m Hüne ans Leder will fange ich auch nicht mehr an irgendwelche Hebel anzusetzen. Meiner Erfahrung nach beginnen SV-Situationen aber eher selten mit fliegenden Fäusten, da wird erstmal geschubst, gegrapscht, eingeschüchtert und beleidigt. Und in den Momenten hat man auch die Gelegenheit einen Hebel zu setzen.

    Nach einem Hebel habe ich auch eher noch die Möglichkeit zu deeskalieren, sobald man zum Gesicht/Hals schlägt nehmen die Leute das persönlich und die Situation ist vollkommen eskaliert. Dann kannst du nur noch die Links Rechts Kombis auspacken bis einer liegt.

    Wie gesagt...Effektivität geht vor Schönheit und manchmal ist die beste KK zur De-Eskalation immer noch das "Renn-weg-Do"
    _________________________
    "Das Weiche besiegt das Harte, das Schwache triumphiert über das Starke." (Lao-Tse)

  15. #30
    Garv Gast

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    Zitat Zitat von Doc Norris Beitrag anzeigen
    na was den nun...hebel oder nicht...?

    also bei nem 2m Bomber, wäre der angriff zum hals sinvoller...

    alternativ natürlich auch ein Age Uke... oder zwei... (auf den hals)
    Ja, menno, SV ist halt Situationsabhängig.

    Aber wenn meine erste Reaktion per se darin besteht die Typen umzulegen die mich gerade blöd anmachen sollte ich mir für 10,50€ nen Messer kaufen und nicht meine Zeit mit einer Kampfkunst verschwenden.

    Obwohl ich ja auch andererseits zugeben muss der SV Standpunkt z.B. beim Boxen erfrischend simpel ist:

    "Trainer, wenn mich einer blöd anmacht, was mach ich?"
    "Hau ihm aufs Maul"
    "Wenn er mir eine verpassen will?"
    "Hau ihm aufs Maul"

    "Und wenn es zwei sind?"
    "Hau beiden aufs Maul"

    "Und wenn mich einer von hinten greift?"
    "Warum hast du ihm nicht vorher aufs Maul gehauen?"

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