Im Karate und den meisten anderen formenbasierten Stilen ist das Bunkai der Formen ein zentraler Bestandteil der Ausbildung.
Nach Wikipedia:
Bunkai [bɯnkai] (jap. 分解, „Analyse“, „Auseinandernehmen“) ist eine Trainingsform in der Karateausbildung, um dem Karateka ein besseres Verständnis der Kata nahezubringen. Die Umwandlung des Bunkai zur praktischen effektiven Anwendung wird als „Oyo“ bezeichnet.
Bunkai ist also anwendungsbezogene Sinnermittlung einer Kata. Es werden von einzelnen Techniken über Kombinationen und Sequenzen bis hin zur kompletten Kata Anwendungsmöglichkeiten mit dem Partner durchdacht und ausgeführt.
Während die Kata ein chiffriertes, traditionelles Kampfhandlungsprogramm des Karate darstellt, ist das Bunkai die Dechiffrierung dieses Programmes. Die Kampftechniken, die komprimiert aneinander gereiht und aus Schutzgründen einst verschleiert worden sind, werden im Bunkai versucht zu ergründen. Innerhalb des Bunkai wird die Tiefe des Verständnisses in Omote und Okuden unterschieden:
Omote bezeichnet die äußere, offensichtliche Anwendung einer Kata. Dieses Stadium des Verständnisses einer Kata ist so gut wie jedem Karateka zugänglich, der sich ernsthaft mit den Techniken, Schrittfolgen (jap. Embusen) und Kombinationen im Lichte eines praktischen Konnexes beschäftigt. Dies ist die erste Stufe des Verständnisses einer Kata.
Okuden bezeichnet das innere, verborgene Potential einer Kata. Dieses Stadium enthält verborgene, nicht offensichtliche Anwendungsmöglichkeiten einer Kata und ihrer Techniken. Charakteristisch hierfür ist eine Beschäftigung mit der Vitalpunktstimulation und der Meridianlehre, mit Atemtechniken und Kime-Schulung, Hebel-, Griff-, Zwing-, Würge- und Wurftechniken. Dieses Verständnis-Stadium ist weitaus vielschichtiger, komplexer und schwieriger zu verstehen als das Omote-Stadium.
Erst das Studium des Bunkai einer Kata führt den Karateka zum Verständnis der Kata. Bunkai hat einen stark schöpferischen Charakter, da es den Karateka zwingt, sich nicht bloß mit der Form, sondern auch mit praktischen Sinn der Kampfhandlungen zu beschäftigen. Insofern steigert das Bunkai den Karateka in seinen Fähigkeiten in mehrerer Hinsicht: Erstens wird das grundlegende Verständnis für die Bewegungen offenbart, anderseits wird Atmung, Konzentration, Geistesgegenwärtigkeit, Timing, und das Auge sowie das Gefühl für den Partner entwickelt.
„Jeder Teil einer jeden Bewegung hat seine Bedeutung.
Es gibt keine Verschwendung im Karate.“
Sagte Wade Chroninger (Yudansha Meibukan Gōjū Ryū) in einer Dokumentation über Okinawas Karate. Dieses sollte uns zu denken geben wenn wir nächstes Mal unsere Kata üben, eine neue Technik erlernen oder (durch Zufall) einer alten Technik einen neuen Sinn geben können. Alles was wir im Karate tun hat seine Bedeutung, welche meist subtiler ist als:
„Das war schon immer so“ oder
„Sensei XY macht das auch“.
Nur hier im Wing Chun Forum finden sich jede Menge Leute, die entweder sagen, da gibt es nur Konzepte, die Bewegungen sind sinnfrei, oder die Formen sind als Anwendung für nix zu gebrauchen. Oder dass irgendein Chinese nix dazu wusste und deshalb es auch keinen Grund gibt, darüber nachzudenken.
Wing Chun hat nunmal nur die üblichen 6 Formen. Sollte da das Bunkai dieser Formen nicht das zentrale Thema des Wing Chun sein? Besonders, da offensichtlich die meisten Nutzungen der Formen nicht über das hinausgehen, was im Karate Omote genannt wird.