Nun gut. Ich denke dennoch, dass meine Einwände absolut gerechtfertigt sind, weil in diesem Forum über Angebote von Kindern fast grundsätzlich schräg - so wie hier - diskutiert wird. So wie du, wird häufig lapidar erwähnt, dass so ein Training ja nicht umbringt und dass es ja in China noch strenger gehandhabt würde. Alles völlig oberflächlich gedacht und vor allem - und um das geht es mir - an den Kindern mit ihren Bedürfnissen völlig vorbei.
So würde ich beispielsweise auch völlig anders reagieren, würde mir ein 5-jähriger erzählen, er würde immer geschubst werden. Aus dieser Aussage würde ich auf keinen Fall die Legitimation eine SV-Geschichte für Kinder ziehen. Ich würde also keinesfalls automatisch annehmen, dies wäre kein Einzelfall und somit repräsentativ zu betrachten - quasi als "Marktlücke". Für mich - nach wie vor - interessant zu sehen, wie das Klientel, dem man praktisch eine SV unterjubeln will, immer jünger wird und mit welchen unglaublich dreisten Geschichten man versucht, die zu "verteidigen".
Vllt. sollte man eher dieses 5-jährige Kind ernst nehmen und der Sache nachgehen. Dieses "nachgehen" könnte darin bestehen, z. B. die Eltern oder die Erzieherinnen im KiGa zu informieren... die Arbeit würde ich dann doch eher den Profis überlassen, diese können sicher die Qualität des Vorfalls besser, vor allem kindgerechter und im Kontext sozialer Fähig- und Fertigkeiten, einschätzen.
Auch kann man in dieser Diskussion gut verfolgen, wie viele User ihre Empfindungen, ihr Verhaltenschema und ihre Handlungsstrategien auf die eines 5-jährigen versuchen, zu übertragen. So z. B. beim Thema, ob das Schubsen bei einem 5-jährigen ein "ernstgemeiner Angriff" ist... ich bitte euch: Ein 5-jähriger hat noch überhaupt keine Vorstellung von einem "ernstgemeinten Angriff", kann diesen erst recht nicht "kampfsporttechnisch" einordnen und macht im KiGa die ersten wichtigen sozialen Erkenntnisse. Kinder haben eine ganz andere Sichtweise auf die Dinge in ihrer Umwelt, gehen noch wesentlich natürlicher mit "Gewalt" um, haben auch noch keine Strategie, um zu helfen. Natürlich gibt es Ausnahmen, die allerdings nicht die Regel bestimmen sollten.
Sicher schaden derartige Kurse keinem Kind. Wenn man dies ("... es schadet ja nicht...") allerdings als Maxime für unnötige und am Klientel vorbei gehende Angebote in Betracht zieht, hielte ich einen "Stuhlgangkurs" für wesentlich angebrachter. Auch der tut nicht weh hat allerdings einen Nutzen. Sicher fallen mir da - wenn ich noch länger nachdenke - ebenfalls noch unglaublich sinnlose und nichts-bringende Aktionen ein, die unter dem Motto "... es schadet ja nicht..." als Kurs durchgehen würden... sicher verdient man daran auch...? Ich denke, dass ist wohl dann auch die einzige Motivation: Geld verdienen.
Du siehst, uns trennen, was das die Sichtweise auf Kinder anbelangt, Welten und uns trennen, was die Arbeit mit Kindern anbelangt, Universen.