Taiji ist die Mutter von Yin und Yang - also der Zustand vor dem erfahrbaren Gegensatz. Der Punkt, in dem die Gegensätze in der realen Welt im Gleichgewicht liegen nennt Dschaung Dsi den "Angelpunkt des Sinns".
Wenn man Shen, Qi und Jing alle alls Stadien oder Transformationen des Qi sieht, dann liegt Taiji also vor den Dreien. Der Zustand vor dem Gegensatz ist dann die Mutter des Gegensatzes, macht also den Zustand des Gegensatzes erst möglich.
Lao Dzi kennt den Begriff "Taiji" nicht - nicht in dem Zusammenhang, wie ihn gute 200 Jahre später Dschuang Tzi benutzt. Lao Dzi schreibt aber viel über das Dao und das Te, obschon er selber das Dao als Namenloses beschreibt. Dschuang Dsi schreibt eher wenig über das Te.
Das Te wird unterschiedlich übersetzt, mal als Kraft, mal als moralische Erscheinung.
Im Daoismus wird Moral aber grundsätzlich als ein von Menschen erschaffener Kunstgedanke abgelehnt. Das ist ja der Zwist zwischen Kong Dzi/ seinen Schülern und den Daoisten.
Das Wirken des Te ergibt sich einfach aus dem Gegensatz - wird ein Pol ins Extrem gesteigert, dann wird zwangsweise der Gegenpol entstehen. Das Wissen um diesen Verhalt nennt Lao Dzi Erleuchtung (auch "geheime Erleuchtung"). Klar kann dieser Gegensatz für uns Menschen eine kulturellen Beigeschmack haben - wir nennen es dann Moral. Lao Dsi schreibt aber immer wieder, das echte Moral eben keine Moral kennt.
Das Dao selber ist nicht zu beschreiben und nicht zu erfahren - in unserer Welt wird jede Art der Erscheinung polar sein, eben als Gegensatz vorliegen. Dennoch gibt es etwas, was davor liegt (Dschuang Dsi's zweites Buch, oder Spruch 21 Lao Dsi thematisieren das).
Schon sind wir in der KK.
Taiji ist ein Prinzip, lat. das Erste, also jenes, das immer zuerst in Wirkung tritt.
In der KK ist das Wissen darum, das jede Entität ein Kompelment haben wird zielführend. Jeder Fauststoß nach vorne wird eine rückläufige Kraft haben. Jeder feste Stand einen Schwachpunkt. Jedes Angriffsbewegung eine Blöße - usw.
Das hat mit Dao nichts zu tun - ist es doch nur das Wissen um den Gegensatz.
Dschuang Dsi schreibt, das die Gegensätze durch Streit zur Vollendung kommen - also durch den Ausgleich des Gegensatzes durch die Macht des Te. Er nennt es auch "Ruhe im Streit". Ähnliches findet man bei Lao Dsi "Wer aber ist imstande die Ruhe durch die Behutsamtkeit dauernder Bewegung zu erzeugenß".
Das ist das Prinzip des Taiji in der KK. Es muß nicht auch die KK angewandt werden, denn KK ist bloß eine Kulturleistung des Menschen.
Das Dao selber - schon darüber zu tippen ist schwer, wieviel mehr darüber Aussagen über die KK zu treffen.
Fechtergruß