Hallo Armin,
das habe ich mich ehrlich gesagt auch schon gefragt. MD gibt bestimmt Auskunft darüber, wenn man ihn kontaktiert.
Ist jetzt rein spekulativ, aber ich könnte mir vorstellen, dass er zum einen in den Clips gerne Dinge & Sachverhalte anspricht, denen in anderen WT-Derivaten eher geringe bis keine Beachtung geschenkt wird. Somit ein Alleinstellungsmerkmal bzw. eine Abgrenzung zu anderen Systemen als auch Mitbewerbern am "Markt".
Zum anderen ist es nicht von der Hand zu weisen, dass er sein System auf seine Physis (Konstitution, anthropometrische Merkmale) angepasst haben dürfte.
In diesem Zusammenhang sollte darauf hingewiesen werden, dass im DWT ein entsprechendes Mindestmaß an Kraft im Verhältnis zur eigenen Masse verwendet werden muss, damit die erforderliche Körpermechanik für Angriff/Verteidigung funktioniert. MD selbst verfügt meines Erachtens über eine extrem hohe Körperspannung, sowie eine kräftige Schulter- und Armmuskulatur. Die Arme sollten generell nicht "einbrechen", d. h. die Statik und damit impliziert die vorteilhaften Winkelpositionen zur Kinetion (Kraftgenerierung) und Modulation (von außen einwirkende Kräfte) sollten beibehalten werden. Die Arme geben weder butterweich nach, noch werden sie statisch (tot) im Raum positioniert!
Die "stiffness"-Konfiguration der "Federspannung" ist so ein Thema für sich!
Die Körpermechanik für Verteidigung nach dem "Hand vor Fuß-Prinzip" („Körper ist sozusagen aus einem Guss“), d.h. Im Kollisionsfall der eigenen Gliedmaßen mit denen des Gegners wird versucht den Punkt des Kontaktes (der "Impact" verlagert diesen Punkt im räumlichen Koordinatensystem natürlich geringfügig) nicht kampf- und kraftlos aufzugeben, sich nicht abzuwenden, gar schlimmer sich flankieren (Ausrichtung geht verloren) oder die Arme einbrechen zu lassen (Gegner gewinnt Raum, man selbst würde schützenden Raum verlieren). Dabei kann sich je nach Relation der Seitenstabilität in Bezug auf die "Körpereinheit" (Körper aus einem Guss) und der Standfestigkeit zwischen den Kontrahenten a) eine "Pattsituation" einstellen (Kräfte neutralisieren sich gegenseitig), b) einer der beiden wird von der beanspruchten bzw. bevorzugten Angriffslinie verdrängt mit/ohne Treffer, c) einer und/oder beide verlieren simultan oder kurzweilig sukzessive ihr Gleichgewicht und damit verbunden ihre Ausrichtung als auch die Basis für effektive Angriffs- als auch Verteidigungshandlungen.
Am besten man verdrängt den Gegner von der vorteilhaften Angriffsbesetzungslinie (einhergehend mit dessen Verlust an Ausrichtung = „Isolation“), bringt ihn aus dem Gleichgewicht, setzt Treffer und setzt so nach, dass er seine Waffen nicht mehr entfalten, quasi ausspielen kann.
Steht man jedoch selbst nicht stabil genug, evtl. parallelfüßig frontal ausgerichtet währenddessen sich der Gegner im Ausfallschritt auf uns zu bewegt, oder dieser einfach viel schwerer ist, etc. so wird man selbst im Raum verschoben, insofern man sich obiger Körpermechanik bedient hat. Man spricht in diesem Zusammenhang von „Defensivverschiebung“. Diese sollte nicht, aber kann mit kurzzeitigem Gleichgewichtsverlust einhergehen. Defensivverschiebungen werden nicht freiwillig angestrebt (wer gewinn schon in der Defensive?), sondern ergeben sich und können unter Umständen sogar echt kontraproduktiv sein! Man stelle sich vor es „verschiebe“ einen in einen Abgrund oder man tritt (seitlich, diagonal) rückwärts in einen Hundehaufen
Exkurs zur Wendung im WT
Die Wendung im WT ist sozusagen auch eine Defensivverschiebung nach lateral, allerdings ohne Ortsverlagerung (ohne Schritt), bei gleichzeitig frontaler Ausrichtung zum Gegner (Zentrallinienprinzip). Diese funktioniert, wenn auch nur halbmechanisch und nicht rein mechanisch oder gar automatisch wie durch Geisterhand, da man visuell den Zeitpunkt des Kontaktes („impact“) antizipiert und damit die Gewichtsverlagerung über eines der beiden Beine initiiert („timing“).
Auch die Steifigkeitseinstellung bzw. Innervierung der Arbeitsmuskulatur und Inhibition der Antagonisten unterliegt der optischen Erkennung raum-zeitlicher als auch dynamischer Parameter. Man kann dieses Phänomen u. a. beobachten, wenn man einen Gegenstand hochheben möchte, den man seiner äußeren Beschaffenheit (Phänotyp) nach als schwer eingeschätzt hat. Ist dieser jedoch leichter als zuvor angenommen, so wurde die Muskulatur auf die Bewältigung einer zu hohen Last „eingestellt“.
Die Wahrung der Ausrichtung zum Gegner wird durch dessen räumliche Ausdehnung mechanisch bestimmt. Dabei wird man partiell um die eigene Längsachse rotiert und bleibt durch Wahrung der Muskelkettenkontraktion bzw. Körperspannung von der Sohle bis zum Scheitel (Übertragung von Hand nach Fuß) auf den Gegner ausgerichtet. Leider funktioniert dies in der Theorie besser als in der Praxis. Daher wird aktiv ausweichende Schrittarbeit bevorzugt. Falls dieser Ansatz nicht möglich ist, kann es zur Kollision kommen, wo wir wieder beim Thema wären. Defensivverschiebung mit Ortsverlagerung mit und ohne vorrübergehenden Gleichgewichtsverlust.
Anmerkung: Es ist nicht die Rede von der stringenten 45°-Wendung!
Fortsetzung:
Da man nicht möchte, dass der Gegner aus diesem Umstand Kapital schlägt, wurden für Gleichgewichtsverluste dieser Art entsprechende Lösungsmöglichkeiten entwickelt. Deshalb gibt es ausgleichende Schrittarbeit und Ankerkonzepte.
Niemand benutzt dieses Verhalten freiwillig, aber es ist automatisiert, wenn die Notwendigkeit dazu besteht. Meiner persönlichen Empfindung nach hat es innerhalb des DWT in etwa vergleichbar den Stellenwert, den die Fallschule im Judo besitzt. Wer lässt sich schon freiwillig auf die Matte klatschen? Wer gewinnt mit einer Fallschule einen Kampf? Ist sie deswegen aus dem Programm zu entfernen…
Die obigen Beschreibungen spiegeln nur meine Sicht dieser Sachverhalte wider und beziehen sich nur auf DWT bzw. auf WT im weiteren Sinne und nicht auf WC, VT, etc.