Zum Thema Nahkampf in der Bundeswehr wurden im Forum schon einige Fragen gestellt. Habe zufällig zwei YouTube-Videos entdeckt, die diese Fragen wohl erschöpfend beantworten sollten.
Vielleicht sind die Videos aber auch schon bekannt und demnach kein neues Material.
Nahkampfvorführung Bundeswehr (EGB) 1 - YouTube
Nahkampfvorführung Bundeswehr (EGB) 2 - YouTube
Gerade im Video EGB (Erweiterte Grundbefähigung) Nr. 2 werden vom Ausbilder einge Statements abgegeben, die ziemlich "naja" sind.
Zum Einen wird gesagt, dass sich militärischer Nahkampf vom zivilen Nahkampf grundsätzlich unterscheidet.
Andererseits bestand das Angebot eines Zuschauers, der schon 10 Jahre lang Karate betreibt, bei der Vorführung mitzumachen. Dies wurde abgelehnt und natürlich mit dem Hinweis der fehlenden Vergleichbarkeit, .
Ich denke militärischer Nahkampf unterscheidet sich vom zivilen Nahkampf nicht wesentlich, abgesehen von speziellen Übungen wie Schusswaffenabwehr (Gewehr) auf kurze Distanz, lautloses Ausschalten von Wachposten oder polizeiähnlichen Bedürfnissen, die hauptsächlich Feldjäger betreffen oder Niedrigintensitätsszenarien in Krisengebieten, in denen ein Angreifer weitgehend unversehrt festgenommen werden soll.
Ansonsten unterscheidet sich da garnichts, da die Techniken aus Kampfsportarten und Kampfkünsten zusammengestellt wurden, die auch nichtmilitärisch genauso trainiert werden.
Dass der Karatezuschauer nicht eingebunden werden sollte, ist einerseits der Tatsache geschuldet, dass man hier eine durchgeplante Vorführung zeigen möchte, in der man nicht vom Ablauf abweichen will sowie andererseits ein gewisser Vorbehalt besteht, weil man nicht weiß was der Karatemensch drauf hat. Handelt es sich um Jemanden, der z.B. 10 Jahre intensives Kyokushinkai betreibt, dann sieht so mancher Flecktarn´ler ziemlich alt unter seiner Sturmhaube aus, .
Auch die Anmerkung, dass die Nahkampfmodule ja zeitlich so intensiv seien und nicht mit dem Trainingsniveau eines Breiten- oder Hobbysportlers verglichen werden können, verbuche ich mal unter militärischem "Balihu", .
Wenn die Lehrgangsteilnehmer ihre in den Modulen erlernten Techniken und Konzepte nicht immer wieder mit der gleichen Intensität wiederholen und somit ihre Fähigkeiten "scharf" halten, dann sind sie am Schluss auch nicht auf einem anderen Niveau als ein Typ, der 2-3 mal die Woche ein ziviles Kampfsport-/Kampfkunsttraining betreibt.
Und die spezialisierten Kräfte haben noch so viele andere militärische Ausbildungsinhalte, dass für ein intensives und dauerhaftes Nahkampftraining oft gar keine Zeit bleibt. Diejenigen, die wirklich was können, trainieren auch außerhalb ihres Dienstes weiter ... so wie die Freizeitkampfsportler nach der Arbeit.
Das wissen die Burschen in dem Video ganz gut. Und die wissen auch, dass es in der Kampsport-/Kampfkunstszene einige Leute gibt, die ihnen den hier dargestellten Nimbus des Elitären recht schnell nehmen können. Aber für das Auge des Laien, der mit der Familie an einem schönen Sommertag bei so einer Vorführung aufkreuzt, eine Bulette isst und ein Bierchen trinkt, sieht das selbstverständlich beeindruckend aus, .