Der entscheidende Punkt ist doch einfach, dass die schlagenden Techniken und "Dirty Tricks" schlicht und einfach nicht immer zum Erfolg führen bzw. überhaupt möglich sind. Unter solchen Umständen landet man halt ganz schnell mal im Clinch und hat oftmals keine Möglichkeit diesen ohne Würfe zu beenden (es ist nicht immer möglich die Kronjuwelen oder die Augen im Clinch anzugreifen, vom effektiven Schlagen mal ganz abgesehen). Dies ist zumindestens meine Erfahrung aus Sparring und echten Auseinandersetzungen.
Von daher finde ich es sehr sinnvoll für ein SV System erstmal einfache Lösungen zu lehren die bei ungeübten Gegner in den meisten Fällen zu Erfolg führen (SV eben), später dann aber auch "kämpferische" Lösungen anzubieten, wenn der Gegner nicht so einfach zu knacken ist.
Typisches Beispiel aus Krav Maga (Quelle: Darren Levine "Complete Krav Maga", analog dazu auch in R. Gracie, "BJJ Self Defense" zu finden):
Bearhug von hinten: Lösungsoption 1(es werden weitere Optionen u.a. Angriffe auf den Unterleib aufgezeigt): Kopfstoß nach hinten. Vorteil: sehr schnell zu lernen, sehr wirkungsvoll gegen Laien. Aber: Wird kaum funktionieren, wenn der Gegner ein geübter Ringer ist, oder jemand der die geübten "einfachen" Lösungen kennt und gelernt hat sich gegen diese zu schützen. (Anmerkung: Dies ist nur ein Beispiel, es soll nicht um die Technik selbst gehen). Sobald dieser Fall eintritt kommt man schnell um die Kenntnis von Würfen nicht mehr herum. Wenn der Fall für eine 50kg Frau mit einem 120kg (Extreme) eintritt hat sie schlicht und einfach ein echtes Problem - so ist das Leben.
Letztlich ist es wie beim Autofahren lernen. Man lernt erstmal die Vollbremsung, da sie in dem meisten Fällen die beste Option ist und schnell zu lernen ist. Später lernt man dann Optionen für Situationen wo diese nicht ausreicht und wann man auf Alternativen zurück greifen muss(z.B. Stotterbremsen bei Schneeglätte - ich stamme aus einer Zeit vor ABS ;-)).
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