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Thema: Dehnung und Kraft

  1. #16
    Michael Kann Gast

    Exclamation

    @Micha
    Jede Dehnungsübung die auf Dauer eine "Über-Normal-Beweglichkeit" (Hypermobilität - die Mobilität ist je Individum unterschiedlich, sprich, anatomisch Bedingt) als Zweck hat schädigt unseren Körper dauerhaft. Unsere Gelenke werden nun mal "optimal" durch die Haltemuskulatur gestützt, wird diese Stütze weggenommen, werden unsere Gelenke über Maß belastet und dadurch geschädigt. So auch das Hüftgelenk (Bänder- und Gelenkkapsel bei Hüftarthrose/Hüftluxation)!

    Unter Mobilität (Synonymbegriffe u.a. für Beweglichkeit, Flexibilität, Gelenkigkeit) versteht man die Fähigkeit, Bewegungen gemäß den funktionalen Möglichkeiten der beteiligten Gelenke mit grosser Amplitude optimal ausführen zu können. Das Maß der Mobilität ist die maximal erreichbare Bewegungsamplitude. Mobilität kann daher als willkürlich möglicher Bewegungsbereich in einem oder in mehreren Gelenken definiert werden.

    Leistungsbestimmende Faktoren für die Mobilität:
    - Gelenkstruktur
    - Umfang der Muskelmasse
    - Dehnungsfähigkeit der beteiligten Muskeln/ Muskelgruppen
    - Dehnungsfähigkeit von Muskelhüllen, Sehnen, Bändern, Gelenkkapseln und Haut
    - Körpertemperatur
    - Lebensalter
    - und natürlich Übungs- und Trainingszustand

    Dehnungsübungen sind solange kein Problem, wie man sich selbst limitierenden Missempfindungen unterwirft und diese nicht ignoriert. Diese Missempfindungen sind:
    - schmerzhaftes Druckgefühl
    - in Folge der Übungen auftretende lokale, ausstrahlende Schmerzen
    - in Folge der Übungen auftretende Bewegungslimitierungen

    Die Hypermobilität an sich ist "noch" nicht das Problem, sie wird es aber nach und nach. Spätestens dann, wenn durch sie eben kein "Halt" mehr geboten wird. Dann kommt es zu Schmerzen in allen Lagen. Eigenes Empfinden: ziehend, brennend, klopfend. Manchmal sogar so weit gehend, dass wenn man aus dem Sitzen oder Hocke Aufstehen möchte, man das Gefühl hat nach einer Seite einzubrechen.

    Viele Kampfsportler/Kampfkünstler legen besonderen Wert auf eine s.g. Hypermobilität - für mich ist das Hüftgelenk, da ich selbst vor fünf Jahren erste Probleme hatte (ich bin 38), eines der besten Beispiele dafür. Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk mit beschränkter Rückwärtsbewegung zwischen dem knöchernen Becken und dem Oberschenkelknochen. Gerade KKs die mit Tritttechniken arbeiten gehen davon aus, dass sie ein sehr gute Dehnung brauchen. Dies läßt sich hier im Forum tagtäglich in den unterschiedlichsten Threads auch nachlesen und belegen. Es ist, so zu sagen, der Wunschtraum jedes KKler zum Spagat oder Grätsche befähigt zu sein. Dabei wird keine Rücksicht auf die individuelle Anatomie genommen und die Mittel zum erreichen des Zieles sind doch recht zweifelhaft, vor allem nach modernen Sportmedizinischen Erkenntnissen.

    Nochmal - dies ist für MICH das beste Beispiel, wieso Überdehnung keinen Sinn macht!

    Ein künstliches Hüftgelenk wird immer dann eingesetzt, wenn die Funktion des eigenen Hüftgelenkes dauerhaft gestört ist oder der Betroffene durch zunehmende Schmerzen in seiner Beweglichkeit eingeschränkt ist. Dafür kommen verschiedene Ursachen in Betracht: eine Arthrose, Entzündungen, Fehlbildungen bzw. Deformierungen, Verletzungen, Überlastungen.

    Unter einer Arthrose versteht man eine sehr schmerzhafte, degenerative Gelenkveränderung infolge eines krankhaften, oder arbeitsbedingten oder sportlichen Verschleißes des Gelenkknorpels. Im Bereich des Hüftgelenkes spricht man von einer Coxarthrose, abgeleitet von dem lateinischen Begriff Coxa für Hüfte.

    Die Hüftluxation (Hüftgelenkverrenkung) ist eine angeborene, durch einen Unfall- bzw. durch gewaltbedingte Verrenkung (wie in leider vielen TE´s einzelner KKler/KSler) im Hüftgelenk, bei der sich der Hüftkopf aus der Hüftpfanne heraus verlagert. Das heißt, die Muskulatur die eigentlich Halt bieten sollte, wird derart überdehnt, dass kein Halt mehr gewährleistet

    Angeborene und erworbene Fehlbildungen bzw. Deformierungen (auch durch Sport) des Hüftgelenkes führen über eine dauerhafte Fehlbelastung ebenfalls zu einer Abnahme der Beweglichkeit des Hüftgelenkes sowie zu Schmerzen unter Belastung und später auch in Ruhe.

    Die Probleme von "über das Mass des sinnvollen hinausgehenden Dehnens" sind logischerweise nicht auf die Hüfte beschränkt. Weitere Beispiele sind u.a.:
    Seiten- und Kreuzbänder der Kniegelenke
    Bänder- und Gelenkkapsel bei Schulter- u. Seitenbänder der Kniegelenke und Kniegelenkskapsel/Sprunggelenksarthrose

    @Neutral
    Deine Zweifel kann Dir bei Bedarf ein Sportmediziner oder ein Facharzt nehmen. Wende Dich z.B. an Prof. Dr. Joachim Pfeil, Chefarzt der Orthopädischen Klinik St. Josefs-Hospital Wiesbaden oder BRK - Orthopädische Klinik Lindenlohe in Schwandorf. Auch Ferdinand wird Dir gerne zu seiner Erkrankung Auskunft geben.

    Ansonsten gehe ich mit Deinem Statement konform!

  2. #17
    JuMiBa Gast

    Thumbs up

    Zitat Zitat von Michael Kann
    Dehnungsübungen sind solange kein Problem, wie man sich selbst limitierenden Missempfindungen unterwirft und diese nicht ignoriert. Diese Missempfindungen sind:
    - schmerzhaftes Druckgefühl
    - in Folge der Übungen auftretende lokale, ausstrahlende Schmerzen
    - in Folge der Übungen auftretende Bewegungslimitierungen
    Kurzum: Hör auf deinen Körper... schöner Beitrag, Mike... danke...

    Gruß Micha

  3. #18
    leutnant Gast

    Lightbulb Mir geht ein Licht auf

    Danke Michael Kann!!!
    Du hast mir die Augen geöffnet,
    durch dein Posting wurde mir erst klar wie ich meinen Körper zusetze.
    Das ich den Spagat nie können werde war mir schon von Anfang an klar, ich wollte es bloß nicht wahr haben und habe immer bis zum Verrecken gedehnt.
    Bestes Beispiel: Habe letzte Woche Wing Tsung Probetraining gemacht und da war einer der hat in einen halben Jahr durch kalt dehnen den Spagat geschaft, ich habe fast ein ganzes Jahr aufgewärmt gedehnt und mir fehlen über 30 cm. Ich bin einfach nicht für den Spagat gebaut, und sehe es jetzt dank deinen Posting auch endlich ein! Jetzt werde ich nur noch im Training dehnen -natürlich auch die Spagatdehnung aber nur noch für eine gesunde Dehnung, der Spagat wird eben nur ein Traum bleiben. Sollte ich durch das leichte Dehnen wie gerade genannt in den Spagat rutschen um so besser aber erzwingen werde ich es nichtmehr. Die Gesundheit geht vor!!! Es zu erzwingen macht keinen Sinn wenn sich die Hüfte schon leicht entzündet anfühlt und man auch etwas beschwerden mit den Hüftgelenken hat. Ich möchte später nicht Rollstuhl fahren oder mit Krücken laufen sondern mich auch dann noch gesund bewegen können, schließlich sollte Sport ja etwas gesundes sein. Auch das mit den Krankenkassen sollte man mal nicht ausser acht lassen, wenn man mal überlegt was man alles selber zahlen mus >reinste Abzocke. Wenn man schon 10 € Eintritt beim Artzt zahlen muss kann man sich ja vorstellen das sich die Kassen dann wegen "Selbstverstümmelung" möglicherweise drücken wollen. Ein Kumpel von mir hat Rheuma und mus seine Schmerztabletten selbst zahlen.
    Meine Hüfte und ich werden es dir danken!
    Geändert von leutnant (26-04-2004 um 10:06 Uhr)

  4. #19
    leutnant Gast

    Question @ Kann

    Weist du ob deine Kumpels mit den Kunstgelenken danach noch Sport machen können oder sich normal bewegen?

    Kannst du beschreiben wie diese Übungen aussahen?
    Würde mich interesieren ob ich mich genauso bearbeitet habe.

    mfg

  5. #20
    Michael Kann Gast

    Exclamation

    Zitat Zitat von leutnant
    Weist du ob deine Kumpels mit den Kunstgelenken danach noch Sport machen können oder sich normal bewegen?
    Sport können sie nach ner Eingewöhnungsphase wieder betreiben, dabei rät jedoch jeder Sportmediziner und auch die Fachärzte von KKs ab. Der Ratschlag läuft auf Schwimmen, GEHEN auf weichem Boden, sprich Wald und Wiese und Radfahren hinaus!

    Zitat Zitat von leutnant
    Kannst du beschreiben wie diese Übungen aussahen?
    Würde mich interesieren ob ich mich genauso bearbeitet habe.
    Letztlich sind es die für uns ganz "Normalen" Übungen wie Grätsch oder Spagatdehnung usw. usf. dies aber über dass Maß des GESUNDEN hinaus - sprich EXTREM. Dabei kommt es zu den oben bereits beschriebenen Zeichen. Diese werden dann meist als normale Begleiterscheinung eines harten Trainings angesehen und weiterhin so durchgeführt. Schließlich wollen wir alle harte Schweine sein

    Es gibt letztlich so viele Dehnmethoden und die meisten Verfechter streiten sich gern darüber welche funktionaler ist ... ob dynamisch oder statisch usw. usf. So arbeitet das moderne Stretching mit statischen Übungen, d.h. die Dehnstellung wird einige Zeit beibehalten (auch hier streiten sich die Gelehrten über den effektiven Zeitrahmen - die Meinungen wanken von minimum 5 - 10 Sekunden bis 15 - 20 Sekunden pro Übung). Andere "federn" (Dynamisch) lieber oder machen meditative Entspannungs- und Dehnübungen oder laßen sich von einem Partner dehnen usw. usf. Ich variiere gern, da ich damit für mich persönlich den besten Erfolg erzielt habe und inzwischen mache ich vermehrt HALTEÜBUNGEN und Tiefe Stände.

    Beim Dehnen sollte ein freies, tiefes also entspanntes Atmen möglich sein ... wenn ich sehe, dass ein Übender Pressatmet, kurzatmig arbeitet, gar stöhnt, dann ist er bereits in der Phase des ungesunden Dehnens.

    Wichtig ist die Körperwahrnehmung/Körperbewußtsein - sprich auf die Signale seines Körpers zu hören.

    Dehnung soll die Muskeln, Sehnen und das Bindegewebe elastisch machen und halten. Sie soll vor Zerrungen und Rissen schützen. Soll bei Haltungsschwächen vorbeugen bzw. diesen entgegenwirken. Leider wird oftmals genau das Gegenteil bewirkt - dies eben durch gänzlich falsche Anwendung von Dehnübungen.

    Dehnung soll das Bewegungsspektrum erweitern und aber nicht die nötige Stütze, den Halt unserer Gelenke zerstören. Dehnung ermöglicht harmonischere Bewegungsmuster. Dehnung richtig ausgeführt entwicklet ein natürlicheres Körperempfinden und entspannt und regeneriert unseren Körper.

    Wahrscheinlich hat jeder schon diesen Widerstand in der Muskulatur gespürt, der sich beispielsweise bei einer Rumpfbeuge im Sitzen aufbaut und mit zunehmender Dehnung stärker und schließlich schmerzhaft wird. Dies rührt daher, weil zu Beginn der Dehnung die kontraktilen Elemente in der Muskelfaser nachgeben, da sie sich leichter verformen laßen. Erst bei fortgesetztem Zug baut sich eine s.g. Hemmung auf, die durch ein Signal aus der Muskelspindel reflektorisch ausgelöst wird. Diese Spindeln sind kleine, parallel zu den Muskelfasern eingelagerte Registierorgane, die an jeder Längenveränderung des Muskels teilnehmen. Ab einem bestimmten SpannungsREIZ reagiert die Muskelspindel mit einem Impuls. Dies ist ein SIGNAL, das den Muskel vor Überdehnung und Rissen warnt. Die gleiche Funktion haben die s.g. Sehnenspindeln (Golgi-Organe). Sie sind Sensoren, die am Übergang zwischen Muskel- und Sehenenfaser sitzen und als Spannungssensor der Sehnen dienen. Wird nun durch einen Reiz der Dehnungsreflex ausgelöst, geht die Meldung an das Rückenmark und dieses schickt OHNE Eeinbeziehung des Gehirns einen Kontraktionsimpuls an den betreffenden Muskel ... dies ist ein Schutzfunktion. Geht die Dehnung über diesen ersten Widerstand hinaus, tritt die Sehnenspindel über einen ähnlichen Reflexbogen in Aktion. Diese bewirkt jedoch eine Hemmung der reflektorischen Kontraktion und der Muskel erschlafft. Dies ist ebenfalls eine Schutzfunktion, denn dadurch soll dem Muskel noch eine gewisse Dehnungsreserve gegeben werden, bevor er reißt. Diese Schwelle(n) kann durch gezieltes Training nach oben verschoben werden.

    Dehnung sollte aber nach diesen sportwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht schnell und ruckartig erfolgen, da ja sonst der Dehnungsreflex sehr früh zu Tage tritt, sondern besonnen langsam.

    Bei guten Dehnungsübungen erfahren wir dies durch das s.g. erlahmen, sprich nachlassen der Spannung. Dies tritt meist (je nach Person individuell) nach ca. 5 - 10 Sekunden ein. Danach kann die Übung verstärkt und somit die Dehnung verbessert werden. Ich rate dazu, danach die Dehnung noch etwas 15 - 20 sec. zu halten.

    Unsere Anatomie (diese ist INDIVIDUELL und eben nicht für alle gleich wie viele meinen) setzt uns Grenzen ... spätestens wenn die Dehnungsübungen zu einem s.g. Missempfinden führen, sollte man die Notbremse ziehen. Solche, von mir selbst festgestellten, sprich, erlebten Missempfindungen sind:
    - schmerzhaftes Druckgefühl
    - in Folge der Übungen auftretende lokale, ausstrahlende Schmerzen
    - in Folge der Übungen auftretende Bewegungslimitierungen

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