Sehe ich für mein Leben genau so. Ich hab alle 6-7 Jahre einen neuen Stil angefangen. Manchmal kam der Wechsel wegen einem Umzug, meist aber, weil mich einfach verschiedene Stile interessieren, die Techniken, die geschichtlichen Hintergründe, der Wettkampf. Wenn ich mal etwas angefangen habe, dann knie ich mich auch rein. Wenn ich mich aber bis in alle Ewigkeiten auf eines festlegen müßte, würde ich mich eingegrenzt fühlen. Grappling ist für mich nur eine Sportart unter Vielen. Kein Lifestyle. Nichts Besonderes. Eher so was wie ein Handwerk.
Was mich an der Fragestellung stört, ist der Fokus auf „Rang und Können“ im Austausch gegen Irgendwas. Nicht „Spaß“ und „Freude“. Wenn ich also die Frage „Würdest du dein Können und deinen Rang im Grappling zu Gunsten von 1 Millionen EUR aufgeben?“ wörtlich nehme – lautete meine Antwort: JA. Würde ich. Und das schon zum Nulltarif. Weil „Rang“ bei mir nicht mehr hoch genug im Kurs steht und ich „Können“ auch in anderen Stilen habe. Wenn mich das zu einem Grappler macht, dem es an Motivation und Ernsthaftigkeit für den Sport fehlt – damit kann ich leben. Auf Grappling bin ich nicht angewiesen.
Wenn die Frage statt dessen lauten würde, ob ich ganz allgemein Spaß und Freude zu irgendeinem Preis eintauschen würde – ist meine Antwort ganz klar: NEIN. Ich denke aber, das wäre eine sehr naive Frage. Ich schätze, die meisten würden ebenfalls Nein sagen. Aber hier gehts offenbar nicht um die allgemeine Frage, sondern um ganz speziell eine einzige Sportart als Lebensinhalt. Das wäre in meinen Augen das selbe wie ein Boot, dass nur einen einzigen Anker hat. Was ist in 15 Jahren? 20 Jahren? Wenn der Körper gar nicht mehr mitmacht? Dann muss das Leben trotzdem weiter gehen, auch ohne Sport. Nicht jeder wird zum Trainer oder Kampfkunst-Guru. Ich finde das "Loslassen können" extrem wichtig. Dazu brauche ich nicht mal 1 Millionen EUR als Motivation. (Wird aber trotzdem gern angenommen, wenn jemand das Geld übrig hat.)