Hallo Forum,
als Promotion für das kommende Seminar mit Sifu Magda am 27./28.04. in Mannheim ein special treat für Euch:
Ein bisher in Germany unveröffentlichter Artikel über die Struktur des JKD. Viel Spaß beim lesen und wie immer: falls Ihr Fragen habt zur Sache habt -- let me know:-)
Grüße,
Bob Dubljanin
www.soai.de
Wie unterscheidet sich heute Jeet Kune Do vom Kickboxen?
von Cass Magda © 1999
In den USA der späten 1960er und frühen 70er Jahren befand sich der Jeet Kune Do Clan an der Sperrspitze in der Entwicklung der Kampfkunst Trainingstechnologie. Bruce Lee´s Schüler trainierten und kämpften mit Vollkontakt und betonten Kondition und Ausdauer in ihrem Training. Sie absolvierten harte Trainingseinheiten ähnlich denen eines Boxers und benutzten Schutzausrüstung (Boxhandschuhe, Kopfschutz, Schienbeinschutz usw.) um „ohne Regeln“ miteinander zu kämpfen. Dies ist heute weit verbreitet aber in den USA und in Europa der damaligen Zeit war dies unter den Karate Kampfsportlern dieser Ära unerhört. Einige populäre US Karate Turnier Sieger haben JKD Ideen genommen und diese der amerikanischen Öffentlichkeit in den 70ern als „Kickboxing“ vorgestellt.
Heute ist „Kickboxing“ ein allgemeiner und weitverbreiteter Begriff. Jedoch wurde JKD nie für den Ring entworfen oder als Kampfsport konzipiert. Obwohl es, von heute aus gesehen, der Vorläufer des amerikanischem Kickboxen gewesen sein mag, war JKD immer ausgerichtet für die Selbstverteidigung auf der Straße. Die Struktur von JKD ähnelt dem Kickboxen und ist trotzdem viel mehr.
Ein Boxer oder Kickboxer stellt seine schwache Seite (in der Regel die Linke) vor. Der Jab (linke Führhand) wird benutzt zum vorbereiten, ein Nebenschlag bereitet den Weg für die Hauptschläge (rechte Schlaghand oder der Haken). Der Fuß-Jab mit dem linken Bein wird sehr ähnlich eingesetzt. Der Jab, mit Hand oder Fuß geschlagen, wird nicht als der primäre Schlag benutzt. Der Jab wird wie ein Werkzeug gebraucht um sich den Weg reinzuarbeiten, um die anderen Schläge zu platzieren und den Gegner auszuknocken.
Im Gegensatz dazu stellt JKD die stärkere Seite nach vorne (in der Regel die Rechte). Die schwache Seite wird für mehr Power nach hinten gestellt, damit jetzt zwei starke Seiten vorhanden sind, anstatt nur einer wie im Boxen. Das vordere Bein und die vordere Hand sind jetzt die primären Schlagwaffen. Sie sind am koordiniertesten und akkuratesten sowohl den Zielen am nahesten. Der JKD Mann wird in den meisten Fällen zuerst mit den Werkzeugen des vorderen Beines oder Armes zuschlagen, abwehren oder greifen. Er wird das größte Vertrauen haben dem Gegner sich mit seiner starken Seite vorne zu stellen. Der JKD Mann möchte sich nicht langsam seinen Weg reinarbeiten und Schläge austauschen. Der Boxer/Kickboxer benutzt den linken Jab auch als Meterstab um die Distanz zwischen sich und dem Gegner immer wieder zu überprüfen. Er nutzt den Jab als Testschlag um das Können und mögliche Konter zu bestimmen. Obwohl im Sparring JKD ähnliche Taktiken mit der vorderen Seite verfolgen kann und es auch tut, geschieht alles in der Selbstverteidigung sehr, sehr schnell; d. h. es ist einfach keine Zeit da für Proben, testen, Vorbereitungen und sich seinen Weg reinzuarbeiten um den finalen Knock Out zu platzieren. Das Ziel im JKD ist es die Angelegenheit stets so schnell wie möglich zu beenden.
Die stärkere und sicherere Seite des Körpers wird im JKD zum Gegner zeigen, um die verschiedenen Werkzeuge (Punch, Kick, Fingerstich usw.) abzufeuern. Dies stellt eine überraschende und starke erste Linie der Verteidigung dar. Die Kicks erfolgen aus einer mobilen und sich konstant bewegenden Fußarbeit. Der vordere Schienbeinkick wird sowohl für den Angriff als auch für die Verteidigung, hierbei werden die Angriffe des Gegners abgestoppt, benutzt. Insbesondere auf der Straße, wenn man Schuhe trägt, ist die eine effektive Verteidigung. Die dynamischen „trapping hands“ des JKD unterstützen diese Struktur hervorragend, wobei auch hier das Zuschlagen und Treffen stets der wichtigste Aspekt bleibt. Falls sein Schlag geblockt wird immobilisiert der JKD Mann den Arm oder die Hand nur um erneut zuschlagen zu können. Falls keine Widerwehr erfolgt, wird er einfach weiter zuschlagen. JKD Exponenten benutzen auch gerne den „straight blast“. Der SB ist ein Markenzeichen des JKD. Er besteht aus einer sich wiederholenden Serie von abwechselnden, geraden Schlägen die der Zentrumslinie des Körpers folgen. Der SB kann benutzt werden um den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen und den Weg zu öffnen für neue Nachfolgemanöver. Die Nachfolgetechnik könnte ein Hebel, Bruch, Ellbogen, Knie oder ein Choke sein. Falls eine Hebeltechnik benutzt wird, dann nur um den Mann so schnell wie möglich auszuschalten und die Situation zu beenden, nicht um ihn zu kontrollieren oder mit einer exotischen Technik zu beschäftigen.
Mit der starken Seite vorne drückt, zieht und hält der JKD Mann den Gegner aus dem Gleichgewicht während dieser mit Schlägen zugedeckt wird. Diese spezielle Taktik unterscheidet JKD von Kickboxing Sportarten.
Die heutige Kampfsportszene hat viele von Bruce Lee´s JKD Ideen, was das Kontakttraining angeht, angenommen. Vollkontakt mit realistischer Anwendung hat überall zugenommen. Moderne Karate Kämpfer haben die Methoden und Techniken des westlichen Boxens adaptiert um im Ring überleben zu können. Muay Thai hat in den USA und Europa das Kickboxen wesentlich bereichert mit seinen kräftigen Konzepten der Thai-Kicks, der Ellbogen und Kniestösse. Die UFC, PRIDE, Extreme Fighting, Vale Tudo und Shooto Turniere haben die spezialisierte Idee der Aufgabe (durch Hebel oder Würger) zum Kickboxing hinzugefügt. Diese Veranstaltungen haben ein aufregendes und interessantes Zuschauerformat, ähnlich dem anderer Sportarten und erfreuen sich großer Popularität. Sie Kickboxen und ringen am Boden während sie gleichzeitig weiterschlagen. Das ursprüngliche JKD Konzept der „Totalität im Kampf“ für die Selbstverteidigung als Ringsport umgesetzt. Selbstverständlich sollte JKD heute und für die Zukunft als straßentaugliche Kampfmethode erhalten bleiben. Die Struktur und weitergehende Entwicklungen bleiben den ursprünglichen Idealen treu: „Totalität im Kampf“ für Selbstverteidigung die einfach, direkt und nicht-klassisch ist.