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Thema: Seit wann gibt es die Fingerschlaufe?

  1. #1
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    Standard Seit wann gibt es die Fingerschlaufe?

    Hi Leute,
    in den vielen Säbel-, Degen- und Rappiersystemen des 19. Jahrhunderts und auch im akademischen Fechten mit Säbel und Schläger des 20. und 21. Jahrhunderts findet man die Verwendung einer Fingerschlaufe. Das ist eine Lederschlaufe für den Zeigefinger, durch die man die Möglichkeit hat, durch einfaches Abkrümmen des Zeigefingers den Hieb stark zu beschleunigen.

    Gut zu sehen hier:


    Mich würde nun interessieren, wann diese Erfindung aufgekommen ist. Der Einsatz meines Google Fu hat bisher leider nicht viel dazu ergeben.

    Weiß hier jemand etwas dazu?

    Zusätzlich würde mich der Unterschied in der Verwendung zum Daumenring, den man an manchen Säbeln findet, interessieren.

    Viele Grüße,
    Jadetiger
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  2. #2
    itto_ryu Gast

    Standard

    Ich weiß nur, dass es den Daumenring schon länger gibt vom Szabla Polska, die Sieniawskis haben mir auf dem ISS erklärt, dass es solche schon länger gibt. Sie haben mir erklärt, dass der Daumenring in ihrem polnischen System für einen festeren Griff plus mehr Hiebkraft plus mehr Geschwindigkeit optimiert, aber man muss sehr viel üben, um das hinzubekommen habe ich das Gefühl, ich kam mit dem polnischen Säbel ohne Daumenring besser zu Rande. Aber das heißt nichts, kann auch einfach an mangelnder Übung liegen. Die Sienawskis haben erklärt, dass die meisten Nachbauten polnischer Säbel einen nicht optimalen Daumenring haben (ich glaube zu breit), so dass man nicht komplett mit dem Daumen umgreifen kann, was wohl der Fehlannahme geschuldet ist, der Daumenring sei zum reinen Schutz da, was wohl ein Trugschluss sein soll. Seine Funktion ist also der Finegrschlaufe ähnlich, sage ich mal. Ich meine, Fingerringe an Klingenwaffen gibt es ja auch schon länger, wann aber die Lederschlaufe eingeführt wurde, ehrlich gesagt keine Ahnung

    Von den Originalwaffen des 18. und frühen 19. Jhds. wie den englischen Kavalleriesäbel kenne ich sie nicht, aber das muss nichts heißen. Vielleicht ist dies bewusst mit den leichteren Säbeln in Mode gekommen?

  3. #3
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    Interessant! Mir ist ehrlich gesagt nicht ganz klar, wie ein seitlicher Daumenring zu mehr Hiebkraft führen soll.
    Ich hatte mit den australischen "Polen" diskutiert, dass man mit einem seitlichen Daumenring den Säbel evtl. während eines Hiebs durch Abkrümmen des Daumens "aus der Bahn reißen" könne, was einem Fintenmöglichkeiten und neue Hiebwinkel eröffnet. Das ist aber Spekulation.

    Zitat Zitat von itto_ryu Beitrag anzeigen
    Von den Originalwaffen des 18. und frühen 19. Jhds. wie den englischen Kavalleriesäbel kenne ich sie nicht, aber das muss nichts heißen. Vielleicht ist dies bewusst mit den leichteren Säbeln in Mode gekommen?
    Ich kenne Fingerschlaufen auch bei mittelschweren Säbeln und Kavalleriedegen, aber es stimmt schon: Die Schlaufe bringt um so mehr Geschwindigkeit, je näher der Schwerpunkt der Waffe an der Hand liegt (-> Extrembeispiel Korbschläger).
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  4. #4
    itto_ryu Gast

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    Ja, man kann die Waffe durch den Daumenring besser, fester greifen, die Hiebwinkel besser verändern. Durch den Daumenring wird die Waffe wohl insgesamt stabiler gegriffen. Letztendlich habe ich es als kleines Sahnehäubchen verstanden, das man nicht zwingend braucht, aber im Detail Verbesserungen bringt. Aber da will ich mich nicht weit aus dem Fenster lehnen, da kann ich die Sienawskis nochmal direkt fragen, wenn ich ihnen maile.

    Ich denke mal bei Fingerschlaufe wie Daumenring greift man die Waffe insgesamt einfach besser, es hat mehr Kontrolle im Detail, die Lederschlaufe zieht ja quasi am Griff, ich könnte mir vorstellen, dass man damit eine gute, schnelle "peitschende" Wirkung in Hiebrichtung erziehlt.

  5. #5
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    Zitat Zitat von itto_ryu Beitrag anzeigen
    Ich denke mal bei Fingerschlaufe wie Daumenring greift man die Waffe insgesamt einfach besser, es hat mehr Kontrolle im Detail,
    Nein, das würde ich so für die Fingerschlaufe so nicht unterschreiben.

    Zitat Zitat von itto_ryu Beitrag anzeigen
    die Lederschlaufe zieht ja quasi am Griff, ich könnte mir vorstellen, dass man damit eine gute, schnelle "peitschende" Wirkung in Hiebrichtung erziehlt.
    Ja genau das! Speziell Wurfhiebe und "geschwippte" Hiebe (das ist das Peitschen, von dem du oben schreibst) werden durch die Schlaufe kräftiger und schneller. Eben eine kleine Erfindung mit großer Wirkung
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  6. #6
    itto_ryu Gast

    Standard

    Ja prima, verstehe, genau diese Sache, so meinte ich das

  7. #7
    Alte Kampfkunst Gast

    Standard

    Interessantes Thema!

    Hier die Informationenn, die ich in Fechtbüchern dazu gefunden habe:

    1798: Roux, Johann Adolph Karl - "Gründliche und vollständige Anweisung in der deutschen Fecht-Kunst auf Stoss und Hieb"
    fingerschlaufe1.jpg

    1840 Roux, W. - "Anweisung zum Hiebfechten mit graden und krummen Klingen"
    fingerschlaufe2.jpg


    Und hier die militärischen Säbel:

    Preußischer Kavallerieoffizierssäbel (ca. 1825)
    fingerschlaufe3.jpg


    Die erste Fingerschlaufe zeigt der Dänische Kavalleriesäbel M1843
    fingerschlaufe4.jpg

    Beide Abbildungen/Informationen stammen aus
    Europäischer Hieb und Stichwaffen
    Müller, Heinrich / Kölling, Hartmut
    Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, 1981,

    In Preußen dürfte der Kavalleriesäbel M1852 das erste Modell sein, welches die Fingerschlaufe hatte. Der 1852er löste den M1811 ab, und der wie auch der Artillerie-Säbel n/A (M1848) hatte keine Schlaufe.

    Gruß

    Stefan
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken

  8. #8
    itto_ryu Gast

    Standard

    Danke für die Infos und Bilder. Die Fingerschlaufe an dem einen Säbel sieht ja beinahe wie ein Abzug aus, da könnte ich mir vorstellen, wenn man die Faust beim Hieb schließt hat man eine "Abzugswirkung" und kann den Hieb gut "nach vorne peitschen lassen" mit zusätzlicher Beschleunigung, klasse.

  9. #9
    timito Gast

    Standard

    Halli Hallo!


    Gibt es denn einen Zusammenhang zwischen der Fingerschlaufe und dem Gehilz eines Smallsword oder Rapiers?
    Ich meine diesen "Pistolengriff" - leider keine Ahnung von Fachbegriffen,ich misch mich als Anfänger hier einfach mal ein :-)
    wie hier auf dem Bild


    Selber Zweck wie die Fingerschlaufe beim Säbel? Kommt die evtl vom Rapier?



    Gruß,timito

  10. #10
    itto_ryu Gast

    Standard

    Soweit ich weiß diente der Fingerring am Ricasso und der Griff über das Kreuz auch der besseren Kontrolle, aber da können die Rapier-Fechter und Seitschwertler mehr drüber sagen.

  11. #11
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    Zitat Zitat von timito Beitrag anzeigen
    Halli Hallo!


    Gibt es denn einen Zusammenhang zwischen der Fingerschlaufe und dem Gehilz eines Smallsword oder Rapiers?
    Guter Gedanke, ich denke aber nicht, dass man das vergleichen kann. Der Griff über die Parrierstange dient hauptsächlich der Erhöhung der Kontrolle und bringt IMHO hauptsächlich bei Stößen Vorteile.
    Die Fingerschlaufe dient hauptsächlich der Beschleunigung des Hiebes.

    @AlteKampfkunst
    Danke! Sehr cooler Post! Naja, du hast allerdings auch den unfairen Vorteil, dass du genau weißt, was mich interessiert
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