Übersetzungsprobleme im Karate – oder was bedeutet ein Wort bei wem und wann?
Wie an diesem Beispiel sehr gut erkennbar ist, gibt es „Übersetzungen“, die die Bezeichnung „Übersetzung“ nicht verdienen. Vielmehr müssten sie Frechheit genannt werden. Die Grundaussage des Satzes lautet, dass Karate den Körper ausbildet, dabei jedoch nicht endet. Wikipedia macht darin aus „Körperschulung“ den „eigenen Nutzen [own Benefit]“.
Meine Übersetzung des Satzes lautet: „Karate endet nicht bei der Körper schulenden Ausbildung.“
Ohne auf die grammatikalischen Besonderheiten einzugehen, möchte ich kurz darauf hinweisen, dass der von A. Itosu (1831–1915) verwendete Begriff „Taiiku“ ein Knackpunkt beim Verständnis und somit bei der Übersetzung ist.
Den Begriff „Taiiku“ 体育 in diesem Text als Schulfach „Leibeserziehung“ aufzufassen, wäre eine Interpretation, die ich für problematisch halte. Erstens liefert A. Itosu keine echten Erklärungen zu diesem Begriff. Zweitens gibt die Aussage „Karate endet nicht beim Ausbilden des [Schulfachs] Leibeserziehung“ wenig Sinn, erst recht, wenn der Inhalt der nachfolgenden Sätze hinzugenommen wird. Drittens war in der Zeit, in der A. Itosu diesen Text niederschrieb, vornehmlich das Wort „Taisō“ 体操 die Bezeichnung für das Schulfach „Leibeserziehung“ in Japan und nicht etwa „Taiiku“ (das galt auch für die Präfektur Okinawa). Taiiku taucht ein weiteres Mal im Itosu-Text auf und auch da kann ich es eher nicht als „Schulfach Leibeserziehung“ auffassen, sondern wie im ersten Fall viel allgemeiner.