Jeder hat so was sicher schon erlebt, man kennt oder macht etwas schon seit Jahren und durch irgendeinen Indikator bekommt man auf einmal einen völlig anderen Blickwinkel darauf.
Etwas das man immer für super erachtet hat ist plötzlich nutzlos, etwas das vorher nutzlos war ist auf einmal eine großartige Sache und etwas das früher Bockschwer war, geht mit einem mal locker von der Hand.
Es findet ein (partieller) Paradigmenwechsel statt und mit einem Mal ist die (KK-)Welt eine andere.
Mich würde Interessieren wo und in welchem Zusammenhang ihr so etwas schon mal erlebt habt und wie es zu der Veränderung kam, was war der Auslöser?
Ich werde mal den Anfang machen und zwei Erlebnisse schildern, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind.
1.) Der 3er-Kontakt, als ich nach vielen, vielen Jahren KK/KS zum Ju Jutsu kam, wurde ich irgendwann mit diesen "Ding" konfrontiert.
Mein erster Gedanke war "what the fuck soll der Mist" und dabei blieb es auch ein lange Zeit.
Bis auf das er nun mal in Prüfungen gezeigt werden musste und weil sich damit toll Hebel einleiten ließen, wenn einem gerade keine andere Einleitung einfiel, macht diese Technik für mich einfach keinen Sinn.
Entsprechend fristete der 3er Kontakt in meinem Repertoire ein trauriges Dasein in der Rubrik: "Muss man halt mal zeigen."
Das änderte sich aber schlagartig mit einem PTK-Seminar, an dem ich mal teilnahm.
Dort kommt diese Bewegung ja auch vor, allerdings in einem ganz anderen Kontext mit einer völlig anderen Zielsetzung und auf einmal ergab alles Sinn:
"Hey, das funktioniert, das ist Praktikabel aber es ist falsch übernommen und unterrichtet worden."
Seitdem hat sich mein Blick auf den 3er Kontakt um 180 Grad gedreht.
2.) Das leidige Thema Gegentechnik/Weiterführung, was habe ich mir in meinen ersten Jahren Ju Jutsu dabei einen abgebrochen.
Prüfer, Trainer und Referenten sagten einem: "Da muss man glänzen, das muss sitzen, immerhin ist es ja mit dem Partner einstudiert."
Tja und ich hab das geglaubt, ich hab mir da irgendwelche Choreographien ausgedacht und eingeübt, um den Anforderungen auch ja gerecht zu werden.
Dann kam ein Lehrgang, der Referent sagte gleich: "Wir üben hier keine festen Techniken, wir spielen."
Ablauf war einfach, Angriff-Reaktion-Technik-Gegentechnik-Weiterführung und das alles völlig frei.
Kein du machst das, ich mach dies, du hältst so dagegen und dann mach ich jenes.
Nein es war ein Spiel mit ungewissem Ausgang, ich trainierte mit mir völlig fremden Partnern, und das Ergebnis sah trotzdem besser aus, als der ganze einstudierte Kram, den ich früher gemacht hatte und es war sogar Realistisch.
Dabei war aber das aller Beste, dass ich mir überhaupt nicht merken oder ausdenken musste. Das war ja alles schon da und früher hätte ich an so was, z.B. im Judo, nicht einen Gedanken verschwendet.
Man hat es einfach gemacht weil es sich so ergeben hat und im JJ wurde auf einmal eine "Wissenschaft" daraus.
So wurden mir damals über dieses Thema die Augen geöffnet. Es sollte frei und intuitiv von statten gehen und keinem abgespielten Ablauf folgen.
Mein Leute trainieren dieses Fach inzwischen nicht einmal mehr separat für die Prüfung, sondern schütteln es einfach aus dem Ärmel.
Naja, dass soll es auch erst einmal von mir gewesen sein. Ich freue mich schon auf eure Berichte.