Da ich dieses Wochenende mal wieder auf einem Lehrgang der SV-Arge war, würde ich euch hier mal gerne wieder an einem kleinen Erlebnisbericht teilhaben lassen.
Anders als bei den anderen Lehrgängen der Arge, die ich bisher besucht habe, lag der Fokus diesmal ganz klar auf der Verteidigung gegen realitätsnahe Angriffe mit dem Messer, bzw. „messerähnlichen Gegenständen“ .
Referent war Carsten Zimmermann (Leiter der Arge) und der Veranstaltungsort war Lage bei Biele…was?.
Zunächst einmal möchte ich auf das Eingehen, was mir persönlich gut gefallen hat und das war der technische Part.
Da das Thema „realitätsnahe Angriffe“ war, wurde im Gros nur der „pumpende“ Stich behandelt, der wohl die häufigste Attacke darstellt.
Das ganze hatte also entsprechend nichts mit den typischen Messerangriffen aus der PO zu tun, was von Anfang an auch deutlich kommuniziert wurde.
Der Angreifer sollte also mit Druck/Kraft arbeiten und versuchen, so viele Treffer wie möglich zu setzen und nicht nachzulassen, bis der Verteidiger erfolgreich geflüchtet wäre.
Die Verteidigung war deutlich den Combatives entlehnt und wer sich da schon ein bisschen bewegt hat, für den war es auch nix neues.
Flinch, pushing away dangerous, close distance, 2on1 und gib ihm bis eine Flucht möglich ist, insofern im Westen nichts Neues.
Ich persönlich finde es ja auch sehr gut, dass man sich bei der Arbeit der Arge an bewährte Tools und Methoden hält, anstatt das Rad neu erfinden zu wollen.
Dieses System wurde dann auf verschiedene Angriffssituationen portiert (Stand, an einer Wand, Clinch, Bedrohung, Boden, etc), wobei das Prinzip immer gleich blieb und später auch noch um HIT-Bestandteile und andere Methoden ergänzt wurde.
Dabei wurde dann von Carsten auch noch mal deutlich gemacht, dass es sowas wie richtig und falsch in solchen Situationen nicht wirklich gibt, es gibt "funktioniert" oder "funktioniert nicht".
Das war vor allem deshalb noch mal ein wichtiger Punkt, weil einige Teilnehmer ganz „JuJu-Like“ versuchten, Carstens Vorgehensweise wirklich 1-1, Handgriff für Handgriff, zu kopieren.
Entsprechend war es wichtig, dass er noch einmal hervorhob, dass es nicht ums imitieren sondern ums anwenden geht und das man eben situativ/intuitiv handeln können muss.
Wenn ich erst überlege wie das den nun geht, wie ich packen muss und an welcher Stelle denn nun das Knie kommt, dann kann ich mich auch gleich zum Ausbluten hinlegen.
Wie schon geschrieben, der praktische Part war für mich absolut im grünen Bereich, nichts neues aber dafür funktionell.
Doch wo Licht ist, da ist leider manchmal auch Schatten und so kommen wird zu dem, was mir überhaupt nicht gefallen hat und das war der theoretische Teil.
Gut, da ich schon auf einigen Lehrgängen der Arge war, kannte ich die theoretische Einführung im Gros natürlich schon.
Die üblichen Punkte Prä-Konfliktphase, Colorcode, Auswirkungen von Hochstress/Adrenalin wurden hier noch um „messerspezifische“ Inhalte wie, typische Verletzungen und Videos realer Attacken ergänzt und es wurde noch mal separat auf den unterschied PO und "Ernstfall" eingegangen.
Das alles war jetzt für mich nix neues, hab ich so gefühlt schon tausend Mal gesehen/gehört aber gut, dass muss für Neulinge eben sein, sehe ich ja ein.
Aber es zog sich schon und als dann noch ein „Gastredner“?, fast eine dreiviertel Stunde über das Verletzungsbild unterschiedlicher Klingenformen/-schliffe und die Funktionsweise von Stichschutzwesten referierte, war ich schon ordentlich angefressen.
Fast die Hälfte eines vier Stündigen Lehrganges für Theorie aufzuwenden, das geht für mich persönlich gar nicht.
Ich fahre dahin um praktisch zu arbeiten und auch um mit neuen Leuten zu trainieren aber nicht um mir Vorträge anzuhören.
Als Carsten dann am Ende verkündete, dass die geplanten Szenarios und die Treffersimulation mittels Kreidemesser leider aufgrund der fortgeschrittenen Zeit ausfallen müsse, da war ich echt bedient. (und da war ich beileibe wohl nicht der Einzige)
Die Zeit wäre ja da gewesen, wenn man nur weniger gequatscht hätte!
Mehr als 15-30 Minuten darf für so etwas meiner Meinung nach einfach nicht draufgehen.
Wen es näher Interessiert, der kann es sich ja zuhause durchlesen, muss man die Infos eben zugänglich machen.
Mein Fazit wäre ein guter praktischer Teil, der leider von dem viel zu langen theoretischen Teil eingetrübt wurde.
Ich werde Carsten wohl noch ein kleines Feedback schreiben und hoffe, dass dies der erste und letzte Lehrgang der Arge ist, den ich mit so gemischten Gefühlen beendet habe.
Bisher konnte ich nämlich nur positives über die Arbeit der Arge zu berichten aber die investierte Fahrzeit stand dieses Mal in keinem Verhältnis zum praktischen Nutzen.