Guten Morgen,
"Haste nix, biste nix" gilt leider auch in den Kampfkünsten.
Ohne Auszeichnungen, Grade und tolle Titel kommen viele nicht zurecht.
Ehrentitel oder einfache Anreden werden zu Doktorgraden, Dienstgraden und Adelsprädikaten.
Die Nachfolge wird in einer Art "apostolischer Sukzession" geregelt.
Um Graduierungen oder "Titeln" den letzten Schliff zu geben, ist auch mal schnell eine ihn verleihende Organisation erfunden. Wer dahinter steht, wer sie gegründet hat oder ob/wie man dort Mitglied werden kann - wird für den Außenstehenden nicht ersichtlich.
Ein wenig (oder ein wenig zu viel?) wie in einer Geheimgesellschaft.
Mein liebstes Beispiel ist dafür: "World Martial Arts Instructors Council"
Das aber nur am Rande erwähnt.
Wenn sie nicht alle "Selbstvervollkommnung" als höchstes Ziel angeben würden, als Ziel der Großmeisterschaft, könnte man eventuell darüber hinwegsehen.
So behält es immer einen faden Beigeschmack.
Sie, die "Großmeister", täuschen Bescheidenheit vor und sind tatsächlich die größten Protzer von allen. Sie predigen Wasser und trinken Wein.
In ihren Bücher werden unzählige Graduierungen, Mitgliedschaften, Urkunden und Stellungnahmen, Dankesschreiben sowie Pressemeldungen abgebildet.
Dem Laien, der sich eventuell daran stört, wird erklärt: "Das ist in Kampfkunstkreisen so üblich. Da sich auf dem Gebiet der Kampfkünste sehr viele Scharlatane tummeln, geben Urkunden anerkannter internationaler Verbände und Organisationen die Bestätigung einer gewissen Authentizität."
Offensichtlich wollen die Leute besch.... werden und geben ihr Gehirn, ihre Urteils- und Entscheidungsfähigkeit am Schuleingang ab.
Kaum einer hinterfragt eine Urkunde, eine Organisation, eine angebliche Leistung.
Eine Steigerung der Urteilsfähigkeit der Schüler (Endabnehmer) ist nicht gewünscht.
Um das durchzusetzen, wird schon mal die Traditionskeule geschwungen oder auf Treueschwüre und schriftliche Geheimhaltungsverpflichtungen gesetzt.
Der Untreue wird Mundtot gemacht. Früher auch schon mal mit körperlicher Gewalt.
(Wobei ich schon wieder bei den Geheimgesellschaften gelandet bin.)
Ihren Handy-Vertag prüfen viele ständig.
Bei pyramidenspielartigen McDojos, wo sie schnell eine Graduierung erreichen können - also schnell wer sind - setzt eine Art ADAC Syndrom ein.
"Egal wo und wie sie betrügen - hauptsache sie holen mich von der Autobahn. So hoch ist der Beitrag ja nun doch nicht."
Oder das Großvater-Syndrom.
"Ach, nun lass den Opa doch mal. Er ist schon so alt und kennt es nicht anders. Eigentlich ist er doch ganz nett."
Schönen Pfingstmontag wünscht
La-Hue