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Thema: Kulturvermarktung im Kampfsport / Spiritualität auf dem Weg zur Globalisierung

  1. #1
    Hangar34 Gast

    Standard Kulturvermarktung im Kampfsport / Spiritualität auf dem Weg zur Globalisierung

    Hallo Zusammen,

    den folgenden Text habe ich zufällig im Netz entdeckt und halte ihn für sehr wertvoll, da er -wie ich glaube- auch auf bestimmte Kampfsportarten ebenfalls zutreffend ist. Im Text wird eine bestimmte spirituelle Strömung , die momentan auch wieder im kommen ist, näher sozio-kulturell untersucht und man kommt zum folgenden Schluß:

    "Wenn Yoga, Tai Chi oder Chi jedoch als Produkte der Wellnessindustrie einer Körperkultur zur Steigerung der Effizienz von disziplinierten, wohltemperierten Arbeitnehmern in einer kapitalistischen Gesellschaft dienen, führt sich die Bewegung, die sich in ihren Anfängen gegen das Establishment oder gegen den Kolonialismus oder Kapitalismus richtete, ad absurdum."

    Ich würde neben Yoga, Tai Chi oder Chi noch eine Menge anderer Kampfsportarten aufreihen, die in der westlichen Hemisphäre quasi als Bestandteil einer Art Kulturkonsums ist bzw. -einen Schritt weitergehend- kommerzialisiert, ausgehöhlt und mit neuer, dem westlichen Konsumenten angepasster, Verpackung verkauft werden. Sie wurden auch mehr oder weniger auf ein Stress-Ablaßventil von modernen, geplagten Abrbeitnehmer/-geber, Manager...etc... reduziert (wenn man es zugespitzt ausdrückt). Ich habe viele Kampfsportarten in meinem Leben gemacht bzw. kurze Zeit angestestet bevor ich irgendwann beim Muay Thai gelandet bin (Aikido, Judo, Ringen, Kumdo (koreanisches Kendo), Kung Fu), wobei je nach Kampfsportart das Klientel sehr unterschiedlich ist und vor allem bei "weichen" aber teuren Kampfsportarten, wie z.B. Aikido, die Thesen dieses Textes sehr unmittelbar zu beobachten waren (meine subjektive Meinung). Natürlich kann man den zweiten Part "...die sich in ihren Anfängen gegen das Establishment oder gegen den Kolonialismus oder Kapitalismus richtete, ad absurdum" nicht auf alle Kampfsportarten übertragen, womit ich mich lediglich auf den ersten Part der Schlußfolgerung beziehe.


    Doch bevor ihr nur Kreuzworträtsel versteht, hier der Text. Es würde mich mal interessieren, was ihr dazu sagt in Bezug zu euren Kampfsportarten.

    __________________________________________________ ______________

    Spiritualität auf dem Weg zur Globalisierung


    9. August 2012

    Spiritualität ist nicht mehr das, was sie mal war - soviel steht für den Anthropologen Peter van der Veer fest. Am Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften in Göttingen hat er am Beispiel Chinas und Indiens die Bedeutung des Spirituellen und seiner Wandlungsprozesse in modernen Gesellschaften untersucht. Dabei hat er festgestellt, dass Widersprüche zum Konzept der Spiritualität dazu gehören. Auch standen diese keineswegs einer Weltkarriere im Wege. Allerdings widersprechen viele der modernen Trends der ursprünglichen Idee der Spiritualität.
    Alte spirituelle Lehren, wie etwa Yoga, sind in der westlichen Welt weit verbreitet. Aber auf dem Weg in die Moderne gingen viele spirituellen Elemente und Ideen verloren.
    Spätestens als zur Sommersonnenwende sich mehrere tausend Menschen gemeinsam auf dem Times Square zum Sonnengruß streckten, wurde allgemein sinnfällig, wie sehr Yoga zu einer westlichen Massenbewegung geworden ist. Peter van der Veer bezweifelt, ob solche Veranstaltungen tatsächlich noch etwas mit den ursprünglichen Vorstellungen von Spiritualität zu tun haben: "Es fehlen die kritischen Elemente, wie sie noch in den spirituellen Ideen zu Beginn des 20. Jahrhunderts steckten."

    Für van der Veer gehört die Spiritualität zusammen mit anderen säkularen Ideen von Nationen, Gleichheit, Bürgertum, Demokratie und Rechten zu den zentralen Elementen in der Geschichte der Modernität, die sich gegen die althergebrachten Gesellschaftsordnungen und Wertvorstellungen richteten. "Das Spirituelle und das Säkulare sind im 19. Jahrhundert gleichzeitig als zwei miteinander verbundene Alternativen zur institutionalisierten Religion in der Euro-Amerikanischen Moderne entstanden", so lautet eine der Kernthesen des gebürtigen Niederländers. Damit verweist er ganz nebenbei auch die verbreitete Ansicht, dass die Wiege der Spiritualität in Indien liegt, ins Reich der modernen Mythen. "Es gibt nicht einmal ein Wort für Spiritualität in Sanskrit", sagt van der Veer.

    Auch von Hinduismus, Taoismus oder Konfuzianismus ist in Asien vor der Begegnung mit dem westlichen Imperialismus nicht die Rede gewesen. Zu einem "-ismus" haben sie sich erst durch die intellektuelle Wechselwirkung mit dem Westen gewandelt. Dieser rege geistige Austausch zwischen Ost und West ist nach van der Veers Überzeugung ein wesentliches Element in der Entwicklung der Modernität im Allgemeinen sowie ihrer Spiritualität im Besonderen. "Für mich ist sie Teil eines Prozesses, den ich als interaktionale Geschichte bezeichne", so der Göttinger Max-Planck-Direktor.

    Tatsächlich beschränkt sich der Austausch der neuen revolutionären Ideen nicht nur auf die Kommunikation zwischen den USA und Europa. Auf der Suche nach Alternativen zu den institutionalisierten Religionen hatte sich der Blick westlicher Intellektueller, Künstler oder anderer gesellschaftlicher Vordenker schon früh auf die Traditionen des Ostens gerichtet. Die Liste derer, die sich in ihren Werken oder Briefen auf indische Vorbilder bezogen, liest sich wie ein "Who-is-Who" der europäischen Geisteswelt: Sie reicht von Voltaire, Herder, Humboldt, Schlegel, Novalis bis hin zu Schopenhauer oder Goethe, der unter anderem spezielle Theatertechniken aus dem Sanskrit in seinen Faust einbaute.

    Vorstellungen kursierten von Indien als Ort der Spiritualität, des Mystizismus und des Geburtsortes alter philosophischer Traditionen, mit denen sich die Sinnlücken füllen ließen, die sich seit der Aufklärung für viele aufgetan hatten. "Diese wiederum stießen auch in Indien selbst auf fruchtbaren Boden", so der Forscher über die wechselseitige Dynamik der Gedankenströme. Vor allem religiöse Bewegungen in Indien machten sich den westlichen Diskurs über fernöstliche Spiritualität zu Eigen. Bald mischten sich auch politische Untertöne in die Diskussionen. "Manche betonten, dass Hindus die wahren Inder seien, deren Zivilisation durch die muslimische Herrschaft vom Untergang bedroht sei", beschreibt der Göttinger Anthropologe das aufkeimende Nationalgefühl, das sich in die Debatte mischte. Andere sahen den Westen und insbesondere die britische Kolonialmacht als Gefahren für die hinduistische Kultur und Zivilisation und setzten auf die Spiritualität zur Rückgewinnung oder Wahrung der eigenen Identität.

    Wie die verschiedenen Konzepte von Spiritualität zeigen, vereinen sie eine Reihe von Widersprüchen und Gegensätzen. So erscheint Spiritualität als universaler Gedanke, der gleichzeitig an nationale Konzepte gebunden sein kann. Als exemplarisch dafür nennt van der Veer den Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung Mahatma Gandhi. " Gandhi zufolge sollte niemand, der in eine bestimmte Tradition und Zivilisation geboren wurde, missioniert oder konvertiert werden", so der Forscher. Stattdessen sollte jeder Mensch die Wahrheit in seinen eigenen Traditionen suchen. In diesem Sinne konnte Gandhi für eine spirituelle Nation argumentieren, die internationale religiöse Unterschiede überwindet. "Angesichts der Tatsache, dass die Spannungen zwischen Moslems und Hindus zu den größten Problemen des indischen Subkontinents gehören, war die Vorstellung einer solchen universalen, allumfassenden Spiritualität von außerordentlicher politischer Bedeutung", sagt van der Veer.

    Gandhis Interpretation von Spiritualität sind auch in anderer Hinsicht interessant, denn ihre Grundeigenschaften können für das Gesamtkonzept gelten. Auch hält er dessen Vorstellungen für ein gutes Beispiel dafür, dass Spiritualität keineswegs das Gegenteil von Säkularität ist. "Gandhis Spiritualität war mit ihr zutiefst verbunden, wenn er argumentierte, dass alle Religionen gleichbehandelt werden sollten und der Staat sich neutral zu ihnen verhalten sollte." Diese spirituellen Prinzipien sind nach wie vor in Indien gültig und demonstrieren die Kontinuität zwischen der kolonialen und postkolonialen Situation. "Man könnte sie als indischen Säkularismus bezeichnen", meint van der Veer.

    Auch in Spiritualität und Materialität sieht er keinen Gegensatz. "Vielmehr bedingen sie häufig einander", hat der Forscher anhand der Entwicklungen in China und Indien beobachtet. Erst durch die Liberalisierung der Wirtschaften unter dem Einfluss des globalen Kapitalismus, sind in China als einem Land, das den Konfuzianismus durch einen aggressiven Säkularismus ersetzte, der die Religionen, Tempel und Priester massiv attackiert hatte, wieder traditionelle spirituelle Vorstellungen und Praktiken wie Tai Chi, Feng Shui oder Qi Gong gesellschaftsfähig geworden. Diese Verbindung von Spiritualität und Materialität im Gefolge der ökonomischen Globalisierung ist auch in Indien zu sehen. Im Fall Indiens ging der Impuls von der hochgebildeten Mittelklasse aus, die in den 1970er und 1980er Jahren in die USA gegangen waren, um dort Jobs in medizinischen oder technischen Berufen zu finden. "Dort wurden sie mit der aggressiven Vermarktung indischer Spiritualität konfrontiert, die auf einem Markt für Gesundheit, Sport oder Managementtraining angeboten wurde", berichtet van der Veer. Es dauerte nicht lange und diese Praxis wurde auch nach Indien importiert.

    Für den vielleicht interessantesten Teil der Liaison mit dem neoliberalen Kapitalismus hält der Göttinger Forscher die globalen Businesspraktiken, bei denen die Spiritualität Mittel zum Zwecke der Erfolgssteigerung wird. Zwar verzögerte sich durch Chinas Isolation zwischen 1950 und 1980 die Einführung der chinesischen Spiritualität auf dem Weltmarkt, doch haben sie mit Tai Chi, Qi Gong und Feng Shui den weltweiten Massenerfolg von Yoga inzwischen schon fast aufgeholt.

    Offenbar passen Meditationstechniken und spirituelle Erfahrungen hervorragend zum Lebensstil und Zeitgeist moderner Arbeitnehmer auf dem Weg der Selbstoptimierung für Markt und Wirtschaft. Außerdem präsentieren experimentelle Stile spirituellen Lebens eine Alternative zu dem vielen als leer erscheinenden säkularen und religiösen Leben. "Von außen betrachtet, erlauben sie Menschen innerhalb disziplinierender Institutionen ohne ein Übermaß an Stress oder Depressionen ihre Ziele in Karriere und Leben zu verfolgen", meint van der Veer. Anstatt sich den Herausforderungen des eigenen Lebens zu stellen, richtet man sich mit der wie auch immer produzierten spirituellen Erfahrung gemütlich ein.

    Wenn Yoga, Tai Chi oder Chi jedoch als Produkte der Wellnessindustrie einer Körperkultur zur Steigerung der Effizienz von disziplinierten, wohltemperierten Arbeitnehmern in einer kapitalistischen Gesellschaft dienen, führt sich die Bewegung, die sich in ihren Anfängen gegen das Establishment oder gegen den Kolonialismus oder Kapitalismus richtete, ad absurdum.Wenn Yoga, Tai Chi oder Chi jedoch als Produkte der Wellnessindustrie einer Körperkultur zur Steigerung der Effizienz von disziplinierten, wohltemperierten Arbeitnehmern in einer kapitalistischen Gesellschaft dienen, führt sich die Bewegung, die sich in ihren Anfängen gegen das Establishment oder gegen den Kolonialismus oder Kapitalismus richtete, ad absurdum.
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    QUELLE: Forschung | Aktuelles | 2012 | Spiritualität auf dem Weg zur Globalisierung

  2. #2
    Terao Gast

    Standard

    Wenn Yoga, Tai Chi oder Chi jedoch als Produkte der Wellnessindustrie einer Körperkultur zur Steigerung der Effizienz von disziplinierten, wohltemperierten Arbeitnehmern in einer kapitalistischen Gesellschaft dienen, führt sich die Bewegung, die sich in ihren Anfängen gegen das Establishment oder gegen den Kolonialismus oder Kapitalismus richtete, ad absurdum.
    Wovon zu Teufel spricht der da, wenn er "die Bewegung" sagt? Die Siebziger in Europa?
    Oder kämpfte man etwa in China schon vor 500 Jahren mit Tai Chi gegen das "Establishment"?

  3. #3
    StefanU Gast

    Standard

    Ist nicht jede Übung ein Versuch sich selbst zu manipulieren? Haben oder Sein? Bewusst-Sein = Spiritalität

  4. #4
    Hangar34 Gast

    Standard

    Zitat Zitat von StefanU Beitrag anzeigen
    Ist nicht jede Übung ein Versuch sich selbst zu manipulieren? Haben oder Sein? Bewusst-Sein = Spiritalität
    Hallo StefanU,

    kannst du bitte genauer ausführen, warum du diese Relativierung im Hinblick zum erwähnten Artikel anbringst ? Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir folgen kann.

  5. #5
    douwa Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Terao Beitrag anzeigen
    Wovon zu Teufel spricht der da, wenn er "die Bewegung" sagt? Die Siebziger in Europa?
    Oder kämpfte man etwa in China schon vor 500 Jahren mit Tai Chi gegen das "Establishment"?
    Das Problem ist m.E., dass die ERKLÄRENDE Einführung ins Thema fehlt oder nicht richtig geglückt ist und einem daher Dinge unangenehm aufstoßen, die im richtigen Kontext betrachtet (das wichtige Stichwort im Text scheint mir die "Modernität" zu sein bzw. die frühe Textetstelle mit "Wandlungsprozesse in modernen Gesellschaften") schon wieder ganz anders aussehen. Beim ersten schnellen Überfliegen habe ich z.B. über die Aussagen zum Konfuzianismus nur den Kopf geschüttelt, sofort nochmal genauer nachgelesen und dann war es schon wieder alles halb so wild.

  6. #6
    washi-te Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Hangar34 Beitrag anzeigen
    Wenn Yoga, Tai Chi oder Chi jedoch als Produkte der Wellnessindustrie einer Körperkultur zur Steigerung der Effizienz von disziplinierten, wohltemperierten Arbeitnehmern in einer kapitalistischen Gesellschaft dienen, führt sich die Bewegung, die sich in ihren Anfängen gegen das Establishment oder gegen den Kolonialismus oder Kapitalismus richtete, ad absurdum.
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    Ja, die Soziologen. Das ist leider schonmal die falsche Prämisse. Mal abgesehen davon, dass nicht jeder "spirituell" wird, wenn er mit Yoga oder Taiji beginnt, stellt sich die Frage: Wann waren die genannten Disziplinen, Philosophien, Religionen je gegen "das Establishment" gerichtet?? (Auch typischer Soziologen-Schwurbel - komplett nichtssagend .. "die da oben"...)

    Soweit ich mich erinnere hat schon Engels z.B. den Buddhismus kritisiert, weil er die Menschen anhält, quasi alles zu erdulden, statt Veränderungen in der Gesellschaft anzustreben. Jetzt hat also ein Professor das gleiche herausgefunden. Herzlichen Glückwunsch!

    Und? Was ist eigentlich die Quint-Essenz des Textes?

  7. #7
    Hangar34 Gast

    Standard

    Zitat Zitat von washi-te Beitrag anzeigen
    Wann waren die genannten Disziplinen, Philosophien, Religionen je gegen "das Establishment" gerichtet??
    Das ist eine Frage, die lange Diskussionen erfordert. Vielleicht kann ich das an einem modernen Beispiel, das mir vorschwebt, ein wenig dingfest machen.

    Im Mittelpunkt steht bei vielen Ansichten, ganz allgemein ausgedrückt, die Dualität zwischen Ego und Seele. Wenn ich nun von Emotionen wie Angst ausgehe, die in einigen Ansichten eigentlich als DAS Hindernis des menschlichen Wesens (zur Selbstfindung/Selbst-Erinnerung...etc.) beschrieben wird, und mich mit dessen politischen und wirtschaftlichen Dimensionen befasse, dann findet in mir ein non-konformer Prozess statt, da ich sehe wie alleine die Werbeindustrie Angst bewußt benutzt um "unbewußte" Menschen zu einer Handlung (Kaufen) zu bewegen. Macht nährt sich von Angst (schau dir auch nur die Nachrichten an). Beim Begriff "Angst" muss man unterscheiden zwischen dem eigentlichen Sinn der Angst im Bezug zum Körper und der degenerierten Form der Angst in der "Moderne". Wenn ich einen Schritt weitergehe und Konsum verweigere bzw. auf das wirklich nötigste reduziere, dann entziehe ich Teile von mir von einem System, das von meinem oder deinem Konsum abhängig ist. Wenn das nun Milliarden von Menschen machen würden, dann würde es schon "etwas" sein was sich gegen das Establishment richtet. Es ist also in dem Sinne keine "heiße" Opposition, sondern eine "weiche", "schleichende". Der Artikel von Herrn van der Veer zeigt in diesem Zusammenhang eine Sichtweise, die die "Disziplinen, Philosophien, Religionen", wie du es nennst, eben verschluckt hat, um sie als Mittel ihres Fortbestehens zu benutzen und davon auch (in einem milliardenschweren Markt lukrativ) profitiert.

  8. #8
    Terao Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Hangar34 Beitrag anzeigen
    Im Mittelpunkt steht bei vielen Ansichten, ganz allgemein ausgedrückt, die Dualität zwischen Ego und Seele. Wenn ich nun von Emotionen wie Angst ausgehe, die in einigen Ansichten eigentlich als DAS Hindernis des menschlichen Wesens (zur Selbstfindung/Selbst-Erinnerung...etc.) beschrieben wird, und mich mit dessen politischen und wirtschaftlichen Dimensionen befasse, dann findet in mir ein non-konformer Prozess statt, da ich sehe wie alleine die Werbeindustrie Angst bewußt benutzt um "unbewußte" Menschen zu einer Handlung (Kaufen) zu bewegen. Macht nährt sich von Angst (schau dir auch nur die Nachrichten an). Beim Begriff "Angst" muss man unterscheiden zwischen dem eigentlichen Sinn der Angst im Bezug zum Körper und der degenerierten Form der Angst in der "Moderne". Wenn ich einen Schritt weitergehe und Konsum verweigere bzw. auf das wirklich nötigste reduziere, dann entziehe ich Teile von mir von einem System, das von meinem oder deinem Konsum abhängig ist. Wenn das nun Milliarden von Menschen machen würden, dann würde es schon "etwas" sein was sich gegen das Establishment richtet. Es ist also in dem Sinne keine "heiße" Opposition, sondern eine "weiche", "schleichende". Der Artikel von Herrn van der Veer zeigt in diesem Zusammenhang eine Sichtweise, die die "Disziplinen, Philosophien, Religionen", wie du es nennst, eben verschluckt hat, um sie als Mittel ihres Fortbestehens zu benutzen und davon auch (in einem milliardenschweren Markt lukrativ) profitiert.
    Wtf hat das mit Tai Chi und Yoga zu tun?

    Wenn jemand meint, so viel "bewusster", "nonkonformistischer und "weniger degeneriert" zu sein als die "Masse", steht es ihm ja frei, das zu sein. Im China des 17. Jh. gabs ganz andere Probleme und (Nicht-)Optionen.

    Und, mit Verlaub: Ob man sich das altasiatische Mäntelchen nun umhängt, um sich als besonders nicht-konformistisch, philosophisch oder undegeneriert fühlen zu können, oder, um ein paar Euro zu machen, ist für mich gehoppt wie gedoppt. Beides wird historische Vorbilder haben, aber halt damals in anderem Kontext stattgefunden haben.

  9. #9
    douwa Gast

    Standard

    Terao, ich denke Deine Frage ist insofern unglücklich (obwohl verständlich und in größeren Zusammenhängen auch völlig berechtigt), weil nicht z.B. "Yoga und seine historischen Ursprünge" einer der Untersuchungsgegenstände ist, sondern "Yoga (und was man darunter verteht oder verkauft) in modernen Gesellschaften" und da ist hoffentlich jedem sofort klar, dass es ähnlich wie bei bushido, samurai und shaolinmönchen ganz große Diskrepanzen gibt zwischen eigentlichem historischen Ursprung und bedienter Marktlücke (in moderner Zeit).

    Stelle mal in irgendeinem Forum die berechtigte Frage, was die Tugenden des bushido der Samurai mit dem historischen Japan zu tun haben sollen und dir werden sofort gut begründbare Deutungen an den Kopf geworfen (oft von Japanologen), gleichzeitig aber auch etliche romantisch angehauchte Schlagwörter von modernen samurai und solchen, die es werden wollen. Nur schwer könnte man historischen Ursprung und moderne Verklärung auf einen vernünftigen Nenner bringen und doch existieren beide Dinge nebeneinander und könnten sich separat thematisch behandeln und erforschen lassen.



    Und, mit Verlaub: Ob man sich das altasiatische Mäntelchen nun umhängt, um sich als besonders nicht-konformistisch, philosophisch oder undegeneriert fühlen zu können, oder, um ein paar Euro zu machen, ist für mich gehoppt wie gedoppt. Beides wird historische Vorbilder haben, aber halt damals in anderem Kontext stattgefunden haben.
    Völlig richtig, geht meines Erachtens aber am Thema des vorgestellten Textes vorbei.

    Was Gegenbewegungen und Assimilierung derselben angeht, fällt mir sofort der begriff "Bio" ein. Früher waren Leute, die das Konzept Bio/Gesundheit/Nachhaltigkeit verfolgt haben (und oft als Spinner belächelt wurden) noch echte Idealisten und eher die Ausnahme, heute macht die Großindustrie den Reibach mit Bio- und Möchtegernbioprodukten und der (echten und angeblichen) Biofreunde sind unzählige.

  10. #10
    Terao Gast

    Standard

    Terao, ich denke Deine Frage ist insofern unglücklich (obwohl verständlich und in größeren Zusammenhängen auch völlig berechtigt), weil nicht z.B. "Yoga und seine historischen Ursprünge" einer der Untersuchungsgegenstände ist, sondern "Yoga (und was man darunter verteht oder verkauft) in modernen Gesellschaften" und da ist hoffentlich jedem sofort klar, dass es ähnlich wie bei bushido, samurai und shaolinmönchen ganz große Diskrepanzen gibt zwischen eigentlichem historischen Ursprung und bedienter Marktlücke (in moderner Zeit).

    Stelle mal in irgendeinem Forum die berechtigte Frage, was die Tugenden des bushido der Samurai mit dem historischen Japan zu tun haben sollen und dir werden sofort gut begründbare Deutungen an den Kopf geworfen (oft von Japanologen), gleichzeitig aber auch etliche romantisch angehauchte Schlagwörter von modernen samurai und solchen, die es werden wollen. Nur schwer könnte man historischen Ursprung und moderne Verklärung auf einen vernünftigen Nenner bringen und doch existieren beide Dinge nebeneinander und könnten sich separat thematisch behandeln und erforschen lassen.
    Mehr wollte ich auch gar nicht sagen: Hier wird eine westliche Instrumentalisierung gegen eine andere gestellt. Und unser Threadersteller meint halt, eine davon wär besser. Ich meine das nicht. Und das war`s auch schon.

  11. #11
    Hangar34 Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Terao Beitrag anzeigen
    Mehr wollte ich auch gar nicht sagen: Hier wird eine westliche Instrumentalisierung gegen eine andere gestellt. Und unser Threadersteller meint halt, eine davon wär besser. Ich meine das nicht. Und das war`s auch schon.
    Danke für deine Meinung, ich wünsche dir noch einen schönen Tag :-)

  12. #12
    Hangar34 Gast

    Standard

    Zitat Zitat von douwa Beitrag anzeigen

    Stelle mal in irgendeinem Forum die berechtigte Frage, was die Tugenden des bushido der Samurai mit dem historischen Japan zu tun haben sollen und dir werden sofort gut begründbare Deutungen an den Kopf geworfen (oft von Japanologen), gleichzeitig aber auch etliche romantisch angehauchte Schlagwörter von modernen samurai und solchen, die es werden wollen. Nur schwer könnte man historischen Ursprung und moderne Verklärung auf einen vernünftigen Nenner bringen und doch existieren beide Dinge nebeneinander und könnten sich separat thematisch behandeln und erforschen lassen.


    Was Gegenbewegungen und Assimilierung derselben angeht, fällt mir sofort der begriff "Bio" ein. Früher waren Leute, die das Konzept Bio/Gesundheit/Nachhaltigkeit verfolgt haben (und oft als Spinner belächelt wurden) noch echte Idealisten und eher die Ausnahme, heute macht die Großindustrie den Reibach mit Bio- und Möchtegernbioprodukten und der (echten und angeblichen) Biofreunde sind unzählige.
    Da muss ich dir recht geben. Ich habe solche Fragen öfters gestellt als ich früher noch bestimmte japanische Kampfsport-/kunstarten gemacht habe. Dabei habe ich entweder von Feierabend-Samurais und Hakama-Faltern irgendwelche romantische Projektionen erhalten oder es wurde einfach abgwürgt, da das nicht ins Schema passte. Geschweige denn, dass man an den Fundamenten der "modernen Gesellschaft" rüttelt. Beim "modernen" Thaiboxen ist dies z.B. nicht der Fall, da die Leute garnicht erst einen Hehl draus machen, dass die alte Kampfkunst nun "versportlicht" und gut kommerzialisiert wurde, was in meinen Augen ehrlicher ist. Somit ist diese Sportart sowas wie ein modernes Fitness-Studio und ob ich mir nun tiefergehende, spirituelle Gedanken mache oder nicht während ich trainiere, ist meine Sache. Der Schaden, der dabei für die Seele entstehen kann, wie bei anderen "spirituell" verpackten Kampfsportarten oder Bewegungsmeditationen, ist minimal. Dort werden auch nicht direkt im Prinzip "Schafe" ruhig gestellt oder "spiritualisiert", damit sie im Alltag auf der Maloche richtig funktionieren und dabei auch noch glücklich sind.
    Wenn ich damals an Aikido und Iaido zurückdenke, kriege ich immer noch das Gruseln. Vor allem wenn mal ein japanischer Obermacker aus Japan gekommen ist, der sich für sonstwas ausgegeben hat und dabei in Japan ein nobody war und alle vor ihm rumkriechten, konnte ich mir ein fieses Grinsen kaum verkneifen.

    Ich bin auch nicht nach der Suche zu "back to the roots", sondern nach einer Weiterentwicklung und nach einem universellen Hauptnenner. Denn es gibt etwas was in diesen Philosophien, Bewegungsmeditationen, Religionen...etc.. zeitlos gültig ist. Ich wundere mich jedoch nur, dass soviele Leute Energien und ihre Zeit (und natürlich auch Zaster) verschwenden und nach all den Jahren von Yoga, Training....etc.. nichtmal die Fähigkeit haben ihre Nasenspitze zu sehen. Nein, sie lassen sich sogar mit Wonne täuschen und kämpfen sogar darum angelogen zu werden. Aber was solls. Zufriedene Sklaven, sind auch nur Sklaven. Sklaven, die ein Ballon mit sich rumtragen auf dem Bio, Yoga, Mercedes, WM2014 oder sonstwas steht.

  13. #13
    Terao Gast

    Standard

    Sklaven, die ein Ballon mit sich rumtragen auf dem Bio, Yoga, Mercedes, WM2014 oder sonstwas steht.
    ...oder "Ihr seid alle Sklaven!".
    Ziemlich beliebte Aufschrift sogar.

  14. #14
    Hangar34 Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Terao Beitrag anzeigen
    ...oder "Ihr seid alle Sklaven!".
    Ziemlich beliebte Aufschrift sogar.
    Ja, die meisten Menschen sind Sklaven. Kannst du mir das Gegenteil zeigen, dann bin ich dir dankbar. Wenn nicht, dann subtrahier dich einfach und such` dir ein anderes Thema, wo du deine Profilierungssucht befriedigen kannst.

    MfG

  15. #15
    Registrierungsdatum
    12.04.2009
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    Mitteleuropas größtes Vulkangebiet
    Beiträge
    1.480

    Standard

    ... aber irgendwie scheint es in unserer Gesellschaft ein tiefes Bedürfnis nach 'Spiritualität' zu geben,
    und aus der Sicht eines Verkäufers muss man 'natürlich' danach trachten,
    aus den Bedürfnissen anderer einen Gewinn zu schlagen;
    diese Strategie kann man z.B. besonders schön an der Vermarktung der heiligen Hildegard von Bingen nachvollziehen ...

    gruß hafis
    Alles, was lediglich wahrscheinlich ist, ist wahrscheinlich falsch. (Descartes)
    Life is complex. It has real and imaginary components. (Rich Rosen)

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