Angeregt durch verschiedene Diskussionen zum Thema JuJutsu-Fighting, Judo-WK und Semikontakt/ Pointfighting würde ich gerne mal etwas allgemeiner darüber diskutieren, ob und ggf. wie man WK-Regeln überhaupt bewerten kann bzw. sollte.
Ich persönlich hatte bei all den Diskussionen immer das Gefühl, dass die Judo-WK-, die JJ-Fighting- und die Semikontakt-Karate- bzw. Pointfighting-WK-Regeln immer sehr stark im Hinblick auf deren (de facto wenig ausgeprägten) Realismus hinterfragt wurden und werden.
Mir persönlich stellt sich hierbei aber die Frage, ob dieses Fragen nach dem Realismus überhaupt ein sinnvolles Kriterium ist.
Klar, kann man aus der Perspektive eines VK-Sportlers fragen, ob sowas noch "Kämpfen" ist, aber dazu mal meine Gedanken:
Nehmen wir als Vergleich mal die Sportart "Schwimmen". Da gibt es unterschiedliche Lagen mit je eigenen Wettkämpfen bzw. Wettkampfkategorien: Schmetterling bzw. Delphin; Rücken; Brust und Freistil bzw. Kraul. Jeder halbwegs Informierte weiss, dass Kraul davon im Regelfall die schnellste Art ist, sich im Wasser fortzubewegen. Das sieht man schon daran, dass im "Freistil" eben alle kraulen. Wenn es also nur darum geht, den absolut gesehen schnellsten Schwimmer zu finden, dann dürfte es keine Wettbewerbe mehr im Brust-, Rücken oder Delphinschwimmen mehr geben. Anders herum müsste ein Weltmeister oder Olympiasieger im Rückenschwimmen in Sack und Asche gehen, weil er ja "nur" in einem "langsamen" WK bzw. nach einem "langsamen" Regelwerk gewonnen hat. Die wenigsten Schwimmer würden ernsthaft solche Gedanken äußern!
Warum also gilt im KS nur der etwas, der in einem möglichst "realistischen" Regelwerk kämpft?
Und zu dieser Frage kommt für mich etwas anderes hinzu:
Ja, durch MMA (hier kommt man vom Regelwerk sicher der "Realität" - wie auch immer man die definiert) wurde deutlich, dass bei sehr "offenem" Regelwerk bestimmte Dinge besser funktionieren als andere.
Aber man muss auch mal betrachten, dass viele Profi-MMAler separat Boxen, MT, Ringen und BJJ trainieren,
weil alle für sich wiederum nur einen Teil des "offenen" MMA-Regelwerks abdecken. Weil sie von einem Großteil der MMA-Kämpfer für einen Teil (!!!) des Regelwerks für tauglich gehalten und trainiert werden, führt aber keiner eine Diskussion darüber ob bspw. Grappling-Wettbewerbe an sich "realistisch" sind, wenn dort nicht geschlagen und getreten werden darf - oder Boxkämpfe "realistisch" sind, wenn nicht getreten werden darf und nicht geworfen und am Boden gekämpft wird.
Nicht falsch verstehen: Ich selbst bin ja ein Fan von "wenig Regeln" und behaupte von mir auch, einen Hang zum "realistischen" Training zu haben, aber ich würde mir deshalb nie anmaßen, die Leistung anderer KSler innerhalb eines "weniger realistischen" Regelwerks abzuwerten bzw. überhaupt zu bewerten. Aus meiner Sicht isses so: Wer innerhalb eines best. Regelwerks alle schlägt, ist nach diesem Regelwerk der oder die Beste. Dafür hat er Respekt verdient und nicht Kritik a la "das ist doch kein Kämpfen" oder das ist doch "unrealistisch".