Kraft wird in der Physik durch drei Faktoren erfasst: Angriffspunkt, Richtung und Betrag.
Mit diesen Komponenten kann man sie berechnen und graphisch darstellen.
Kraft hat jedoch eine weitere Grundeigenschaft: Sie kann nämlich erst dann einen Betrag entwickeln, wenn ihr eine entsprechende (d.h. am Angriffspunkt entgegengesetzte Kraft) (Gegen)-kraft entgegensteht.
Das hat Isaac Newton, nach welchem übrigens der Betrag der Kraft benannt ist (N,) in seinem 3. Axiom aufgeführt: actio = reactio.
Interessanterweise glauben viele Leute, dass Kraft, Bewegung und Energie so ziemlich da Gleiche wären. In der Statik – das Wort sagt eigentlich schon alles- behandelt/berechnet man Kräfte (z.B. bei Bauwerken) deren Summe gleich „Null“ sein muss, damit sich eben nichts bewegt, sondern eine Standsicherheit erzeugt wird.
Hier herrschen große Kräfte, die allerdings soz. eingefroren sind, weil man von außen keine Bewegung sieht.
So ist es auch in der Kampfkunst.
Wenn ich Kraft auf einen Gegner ausüben möchte, so brauche ich zwingend „seine" Gegenkraft am Kontaktpunkt. Wenn diese Gegenkraft nicht da ist, so kann ich meine Kraft nicht übertragen, egal wie „fest“ ich schlage.
Ein Kiefer, der nicht da ist, kann nicht brechen und ich schlage ein großes Loch in die Luft.
Und nun gibt es verschiedene Ansätze:
Ich kann einerseits trainieren „noch stärker“ als der Gegner zu sein, damit der resultierende Schaden beim Aufeinandertreffen der Kräfte bei IHM entsteht und nicht bei mir, denn die Energie die dabei frei wird ist ja dafür gedacht „strukturelle Veränderungen" zu erzeugen.
Der andere Ansatz, wie beim Taijiquan, ist folgender: ich entziehe meine Gegenkraft auf strukturierte Art und Weise und biete dem Gegner –auch und besonders einem Stärkeren- eben keine Grundlage mir Schaden zuzufügen. Hört sich einfach an, ist aber sauschwer und mit viel Übung verbunden, allerdings dann auch im Alter noch wirksam, wenn die vermeintliche Stärke nachlässt.
Die Bezeichnung diese Umstandes wird im Klassiker von Wang Zhongyue (taichi treatise) explizit angesprochen und taucht dort in der „Taichi-Literatur“ wohl auch zuerst auf.
Zusammenfassend ist „doppelte Schwere“ ein Begriff aus der chinesischen Taichi-Literatur, der im Westen einfach als die Vermeidung von Kraft (also auch der Gegenkraft) gilt.
Das gilt im Kampfprinzip (des TJQ) im Zusammenspiel mit dem Gegner und in den Formen im Zusammenspiel der Körperteile, damit „Bewegung“ blockadefrei erhalten bleiben kann.