Ich möchte voraus schicken, dass das eine Beobachtung ist, die ich ausschließlich bei mir gemacht habe. Ich möchte sie weder verallgemeinern noch Stile oder Systeme damit in irgendeiner Form verurteilen etc.
Ich habe vor dem BJJ mit dem No Gi Grappling angefangen. Lange Jahre lang habe ich den Gi als nicht attraktiv empfunden, No Gi Grappling fand ich bedeutend besser. Als ich dann mit dem Gi anfing zu trainieren, wurde ich fast erschlagen von der Anzahl der Möglichkeiten bedingt durch die unterschiedlichen Griffe an Ärmeln, Kragen, Jacke, Hose...
Dabei habe ich im Laufe der Entwicklung eine Beobachtung gemacht, die ich jetzt auch bei den Hausaufgaben meines Sohnes wieder finde. Mein Sohn hat in der Schule grade das Multiplizieren. Dazu hat die Lehrerin einzelne Seiten mit dem kleinen Einmaleins ausgegeben. Die Kinder sollen die Aufgaben und Ergebnisse auswendig lernen.
Da mein Sohn das Konzept des Multiplizierens früher schon verstanden hat (3 * 4 ist nicht anderes als 4 + 4 + 4) fällt es ihm sehr leicht und er muss das gar nicht auswendig können.
Gleiches beobachte ich beim Gi.
Techniken beim No Gi habe ich relativ schnell auswendig gelernt. Ich habe meine Positionen, meine Setups, Techniken und Konter immer wiederholt, bis sie saßen.
Beim Gi ist mir die Menge an Stoff (im wahrsten Sinne) einfach zu viel. Ich kann nicht alle Positionen, alle Griffe, jede Drehung, Umgriff, Zug und Schub etc. auswendig lernen und drillen. Das übersteigt meine Fähigkeiten.
Was ich aber gelernt habe, ist Gi nach Konzept zu kämpfen. So kann ich einen bestimmten Sweep auch machen, wenn ich Griffe "ersetze", woanders greife. Ich habe gelernt, meine Griffe für die gleiche Technik zu variieren, um meine Absicht zu verstecken. Solange wie ich mich an bestimmte Konzepte halte, ist es egal, wie ich die Technik ausführe. Beim No Gi ging das fast nie.
Geht das anderen auch so oder habt ihr andere Erklärungsmodelle? Wie lernt ihr? Eher Technik, Drillen oder Konzepte?