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Thema: Neues Interview mit Ellis Amdur

  1. #1
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    Standard Neues Interview mit Ellis Amdur

    Ellis Amdur hat sein Buch "Old School" (2002) stark überarbeitet und erweitert. Diese zweite Edition wird zur Zeit veröffentlicht.

    Dazu gibt es auch ein neues Interview mit ihm hier: https://freelanceacademypress.wordpr...-martial-arts/

    Seine Ansichten, was Koryû heutzutage sind oder sein sollten, sind sehr interessant. Einigen werden sie aber möglicherweise nicht gefallen.
    Die neue Edition habe ich noch nicht gelesen und bin sehr gespannt auf den neuen Teil, welcher sich mit dem 18. und 19. Jahrhundert befasst.

    Wäre schön, wenn man hier über Amdur's Ansichten diskutieren könnte.
    Hokushin Ittô-ryû Hyôhô - Shibu Schweiz
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  2. #2
    kokujin Gast

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    Hmm, seine Einteilung von Koryu kommt mir etwas seltsam vor. Für mich macht sich dieses Label nur am Alter der Schule fest und nicht an deren Organisationsstruktur. Bei ihm klingt es ein bisschen so als würden Koryu die moderne organisatorische Wege einschlagen ihren Status als Koryu verlieren. Dabei gibt es gar nicht wenige die inzwischen moderne Verbands/Vereinsstrukturen pflegen und in denen längst nicht mehr jeder Headmaster jeden Schüler rund um die Welt kennt.

    Ein paar Punkte die mir immer wieder auffallen:

    1. Schulen haben sich seit jeher verändert und weiterentwickelt, neue Waffen/Techniken aufgenommen, alte fallen gelassen, usw. Nur habe ich den Eindruck das seit der Meji-Zeit für viele Schulen das Rad der Entwicklung stehen geblieben zu sein scheint und es heute viel wichtiger ist das Alte zu betonen statt nach Verbesserungen zu suchen.

    2. Über Japans lange Koryu-Geschichte war es völlig normal das ständig Schulen entstanden und auch wieder verschwunden sind. Leute haben ein Weile hier und eine Weile dort trainiert, oft auch parallel in verschiedenen Schulen und dann irgendwann ihren eigenen Stiefel gemacht, oft in dem sie alles was ihnen hier und dort gefallen hat kombinierten und fertig war eine neue Schule. Manche sind schon nach ein paar Generationen wieder eingegangen, andere haben sich durchgesetzt. Aber so oder so war es eine ganz normale Entwicklung. Heute wird jeder gesteinigt der es wagen sollte so Anmaßend zu sein einen neuen Stil begründen zu wollen. Noch schlimmer wenn er offen kundtun würde Sachen aus Schule XY dafür zu benützen.

    Bei mir setzt sich mehr und mehr der Eindruck durch früher war das alles viel offener und die Entscheidung ob etwas gut oder schlecht war überließ man einfach dem Test der Zeit. Selbst unsinnige Gründungslegenden die die wahre Herkunft vernebeln sollten waren allgemein akzeptiert.
    Aber damals hat ja auch noch niemand von Koryu gesprochen und man hat es noch nicht als Abgrenzung/Auszeichnung gebraucht, die einen zu etwas besonderem macht. Da war das alles wohl noch etwas entspannter.


    Darüber hinaus finde ich es sehr interessant was er über "So is innovation really even still possible within a “traditional art”?" sagt. Vor allem weil hier schön zu sehen ist wie unterschiedlich man Innovation bewerten kann. Innovation kann sein eine überlieferte Kata etwas anders weiterzugeben weil man meint die Bewegung optimiert zu haben. Kann aber auch sein einen ganzen Zweig der Schule zu verwerfen, weil er nicht mehr zeitgemäß ist und dafür etwas neues einzuführen. Letzterer Grad von Innovation scheint mir heute im Bereich Koryu nicht mehr möglich zu sein.
    Es geht heute eben mehr darum die Tradition zu bewahren und der "Druck" von außen der in der Vergangenheit geherrscht hat und so manche Entwicklung wohl auch erzwungen hat ist ja nicht mehr wirklich da.

    Da kann man sich natürlich die Sinnfrage stellen und da es keine Schlachten und Duelle mehr gibt braucht man andere Gründe warum man jetzt noch das betreibt was man betreibt. Nur da schließt sich der Kreis vom Koryu zum Gendai-Budo, denn genau das ist dort ja passiert.

    PS: Das Buch ist bestimmt sehr interessant. Mal sehen ob man es über Amazon ordern kann.

  3. #3
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    Danke für das Verlinken das Interviews. Sehr interessant zu lesen, auch wenn vom dem Thema nicht wenig bis gar keine Ahnung habe. Das Buch werde ich mir ordern.


    Habe von Freelance Academic Press schon viele HEMA Bücher bestellt, und war bisher sehr zufrieden. Da gibt es keinen Grund dort nicht zu bestellen.

    PS: Ist dieses elitäre Gehabe der Koryu Betreibenden eigentlich überall auf der Welt Standard, oder ist das ein eher amerikanisches Phänomen?

    vielleicht irre ich mich auch aber mir persönlich kommt es so vor das die Schriften vieler Größen der nordamerikanischen Kobudo Szene (Skoss, Amdur und auch Lowry) manchmal doch recht stark von einer Art von Arroganz durchsetzt sind.

    Das liest sich so, als wären diese Herren Mitglieder eines mega elitären Clubs, und jeder der davon kein Mitglied ist, hat einfach, keine Ahnung.

    Ob das vielleicht sogar stimmt oder nicht, weiß ich nicht. Ob die Lehrmethoden wirklich so einzig artig sind, und ob so weit mehr Wissen erhalten geblieben ist, als in anderen vergleichbaren Methoden weiß ich ich ebenfalls nicht..

    Vielleicht ist es so, vielleicht auch nicht. Diese Frage kann nur ein Insider beantworten, der ich nicht bin.


    Könnte mich was die Arroganz aber auch irren, habe von der US Mentalität keine Ahnung, und vielleicht meinen die es nicht so wie es zumindest für mich klingt.

    Wirklich einschätzen kann man die Herrschaften wohl nur, wenn man persönlich mit ihnen spricht.

    Wollte mit diesen Worten also keinen dieser Fachleute zu nahe treten. Ihre Schriften sind sehr interessant zu lesen, da sie über viel Wissen verfügen.

    Fand nur die mögliche Elite Club Mentalität etwas komisch. Das ist alles.

    Um das zu verstehe muss man wohl ein paar Jahre in Japan gelebt haben.

  4. #4
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    Zitat Zitat von kokujin Beitrag anzeigen
    Hmm, seine Einteilung von Koryu kommt mir etwas seltsam vor. Für mich macht sich dieses Label nur am Alter der Schule fest und nicht an deren Organisationsstruktur. Bei ihm klingt es ein bisschen so als würden Koryu die moderne organisatorische Wege einschlagen ihren Status als Koryu verlieren. Dabei gibt es gar nicht wenige die inzwischen moderne Verbands/Vereinsstrukturen pflegen und in denen längst nicht mehr jeder Headmaster jeden Schüler rund um die Welt kennt.
    Die Einteilung nur nach Alter ist etwas, wovon man eigentlich weggekommen ist oder es nur noch als EINEN Bestandteil für die Einteilung nimmt.
    Es ist nun mal so, dass sich der Charakter einer ryûha verändert, sobald moderne Verbandsstrukturen bestehen (bestes Beispiel Shinto Musô-ryû Jo).

    Zitat Zitat von kokujin Beitrag anzeigen
    Ein paar Punkte die mir immer wieder auffallen:

    1. Schulen haben sich seit jeher verändert und weiterentwickelt, neue Waffen/Techniken aufgenommen, alte fallen gelassen, usw. Nur habe ich den Eindruck das seit der Meji-Zeit für viele Schulen das Rad der Entwicklung stehen geblieben zu sein scheint und es heute viel wichtiger ist das Alte zu betonen statt nach Verbesserungen zu suchen.
    Das ist eben die Gradwanderung. Die Entwicklung musste ja zu einem gewissen Stillstand kommen nach der Meiji-Zeit, da es sich eben um "archaische" Waffen handelte, für die eigentlich keine Verwendung mehr gegeben war.
    Es gab allerdings durchaus Entwicklungen wie z.B. die Toyama-ryû, welche ja speziell für den modernen Einsatz in der kaiserlichen Armee geschaffen wurde. Toyama-ryû wurde ja explizit geschaffen um Problemen auf den verschiedenen Schlachtfeldern zu begegnen. Natürlich fanden solche Entwicklungen (wie z.B. auch das Jûkenjutsu) ausserhalb des Koryû-Kontexts statt.

    Zitat Zitat von kokujin Beitrag anzeigen
    2. Über Japans lange Koryu-Geschichte war es völlig normal das ständig Schulen entstanden und auch wieder verschwunden sind. Leute haben ein Weile hier und eine Weile dort trainiert, oft auch parallel in verschiedenen Schulen und dann irgendwann ihren eigenen Stiefel gemacht, oft in dem sie alles was ihnen hier und dort gefallen hat kombinierten und fertig war eine neue Schule. Manche sind schon nach ein paar Generationen wieder eingegangen, andere haben sich durchgesetzt. Aber so oder so war es eine ganz normale Entwicklung. Heute wird jeder gesteinigt der es wagen sollte so Anmaßend zu sein einen neuen Stil begründen zu wollen. Noch schlimmer wenn er offen kundtun würde Sachen aus Schule XY dafür zu benützen.
    Vorsicht: Eine Weile hier und dort trainiert... parallel verschiedene Schulen...
    Dies mag teilweise für die Sengoku-Periode gegolten haben. Aber nach 1600 (als sich die Schulen spezialisiert haben) war es durchaus Usus eine Schule abzuschliessen bevor man eine weitere anfing. Dies trifft vorallem auf Schulen der selben Waffengattung zu. Weniger problematisch waren Systeme, welche sich in technischer Hinsicht nicht immer in die Quere kamen (z.B. eine Jûjutsu- und eine Kenjutsu-Schule). Ein gutes Beispiel hier ist die Hokushin Ittô-ryû (prinzipiell Kenjutsu) und die Tenjin Shin'yo-ryû (prinzipiell Jûjutsu): Die Gründer beider Schulen pflegten eine enge persönliche Freundschaft und ihre beiden Schulen befanden sich in der selben Nachbarschaft in Edo. Hier wurden die jeweiligen Schüler auch angehalten im anderen Dôjô zu trainieren.


    Zitat Zitat von kokujin Beitrag anzeigen
    Bei mir setzt sich mehr und mehr der Eindruck durch früher war das alles viel offener und die Entscheidung ob etwas gut oder schlecht war überließ man einfach dem Test der Zeit. Selbst unsinnige Gründungslegenden die die wahre Herkunft vernebeln sollten waren allgemein akzeptiert.
    Aber damals hat ja auch noch niemand von Koryu gesprochen und man hat es noch nicht als Abgrenzung/Auszeichnung gebraucht, die einen zu etwas besonderem macht. Da war das alles wohl noch etwas entspannter.
    Ich gebe dir recht, was der Gebrauch des Wortes "Koryû" angeht. Viele Schulen benutzen es heutzutage aber nicht mehr als Abgrenzung oder Auszeichnung wie vor einigen Jahren noch (Ausnahmen bestätigen die Regel).
    Ich persönlich versuche "ryûha" zu benutzen, da ich die Schule eben als eine ununterbrochene Linie bis ins Jetzt sehe, ohne nun auf 1868 oder was auch immer fixiert zu sein.
    Ich glaube "entspannt" ist das falsche Wort. Militärische Ausbildung war nie entspannt und darum ging es früher primär bei diesen Schulen.


    Zitat Zitat von kokujin Beitrag anzeigen
    Da kann man sich natürlich die Sinnfrage stellen und da es keine Schlachten und Duelle mehr gibt braucht man andere Gründe warum man jetzt noch das betreibt was man betreibt. Nur da schließt sich der Kreis vom Koryu zum Gendai-Budo, denn genau das ist dort ja passiert.
    Nochmals Vorsicht: Duelle sind nicht etwas, dass es gar nicht mehr gibt im Koryû-Kontext. Man liest und hört als Aussenstehender (zumal noch ausserhalb Japans) einfach nichts darüber. Aber zwischen verschiedenen Ryûha besteht meistens noch eine mehr oder weniger grosse Rivalität (was ja auch Amdur im Interview zu Beginn beschreibt).
    Hokushin Ittô-ryû Hyôhô - Shibu Schweiz
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  5. #5
    John.N Gast

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    Zitat Zitat von kokujin Beitrag anzeigen
    Hmm, seine Einteilung von Koryu kommt mir etwas seltsam vor. Für mich macht sich dieses Label nur am Alter der Schule fest und nicht an deren Organisationsstruktur. Bei ihm klingt es ein bisschen so als würden Koryu die moderne organisatorische Wege einschlagen ihren Status als Koryu verlieren. Dabei gibt es gar nicht wenige die inzwischen moderne Verbands/Vereinsstrukturen pflegen und in denen längst nicht mehr jeder Headmaster jeden Schüler rund um die Welt kennt.

    Ein paar Punkte die mir immer wieder auffallen:

    1. Schulen haben sich seit jeher verändert und weiterentwickelt, neue Waffen/Techniken aufgenommen, alte fallen gelassen, usw. Nur habe ich den Eindruck das seit der Meji-Zeit für viele Schulen das Rad der Entwicklung stehen geblieben zu sein scheint und es heute viel wichtiger ist das Alte zu betonen statt nach Verbesserungen zu suchen.

    2. Über Japans lange Koryu-Geschichte war es völlig normal das ständig Schulen entstanden und auch wieder verschwunden sind. Leute haben ein Weile hier und eine Weile dort trainiert, oft auch parallel in verschiedenen Schulen und dann irgendwann ihren eigenen Stiefel gemacht, oft in dem sie alles was ihnen hier und dort gefallen hat kombinierten und fertig war eine neue Schule. Manche sind schon nach ein paar Generationen wieder eingegangen, andere haben sich durchgesetzt. Aber so oder so war es eine ganz normale Entwicklung. Heute wird jeder gesteinigt der es wagen sollte so Anmaßend zu sein einen neuen Stil begründen zu wollen. Noch schlimmer wenn er offen kundtun würde Sachen aus Schule XY dafür zu benützen.

    Bei mir setzt sich mehr und mehr der Eindruck durch früher war das alles viel offener und die Entscheidung ob etwas gut oder schlecht war überließ man einfach dem Test der Zeit. Selbst unsinnige Gründungslegenden die die wahre Herkunft vernebeln sollten waren allgemein akzeptiert.
    Aber damals hat ja auch noch niemand von Koryu gesprochen und man hat es noch nicht als Abgrenzung/Auszeichnung gebraucht, die einen zu etwas besonderem macht. Da war das alles wohl noch etwas entspannter.


    Darüber hinaus finde ich es sehr interessant was er über "So is innovation really even still possible within a “traditional art”?" sagt. Vor allem weil hier schön zu sehen ist wie unterschiedlich man Innovation bewerten kann. Innovation kann sein eine überlieferte Kata etwas anders weiterzugeben weil man meint die Bewegung optimiert zu haben. Kann aber auch sein einen ganzen Zweig der Schule zu verwerfen, weil er nicht mehr zeitgemäß ist und dafür etwas neues einzuführen. Letzterer Grad von Innovation scheint mir heute im Bereich Koryu nicht mehr möglich zu sein.
    Es geht heute eben mehr darum die Tradition zu bewahren und der "Druck" von außen der in der Vergangenheit geherrscht hat und so manche Entwicklung wohl auch erzwungen hat ist ja nicht mehr wirklich da.

    Da kann man sich natürlich die Sinnfrage stellen und da es keine Schlachten und Duelle mehr gibt braucht man andere Gründe warum man jetzt noch das betreibt was man betreibt. Nur da schließt sich der Kreis vom Koryu zum Gendai-Budo, denn genau das ist dort ja passiert.

    PS: Das Buch ist bestimmt sehr interessant. Mal sehen ob man es über Amazon ordern kann.
    Ähm ja genau wie soll den so eine Weiterentwicklung aussehen?
    Gatling-Jutsu oder Smith and Wesson-Ryu ?

    Wie und woran willst du denn festmachen ob eine Schule in ihrer Entzwicklung stehen geblieben ist?
    Bist du denn ein Schüler einer solchen oder hast näheren Kontakt zu einer?

    Naja und das jemand gesteinigt wird ,wenn er heute einen Neuen Stil gründet halte ich für maßlos übertrieben. Er wird kritisch beäugt und in sehr vielen Fällen sind das schlecht ausgebildete bis gar nicht ausgebildete Stilgründer die dann mal sich via. Youtube und nem Buch über Schule xy informiert haben und dann einfach behaupten sie hätten Ryu xy studiert.
    Und nein es reicht eben nicht mal eben 1 bis 2 Jahre am Wochenende ein paar Omote-Techniken zu lernen und dann behaupten man hätte das System verinnerlicht.

    Ja früher war es ganz normal eine neue Schule zu gründen.... Früher war es auch ganz normal einen solchen Leherer herauszufordern und den Schädel zu zertrümmern.

  6. #6
    John.N Gast

    Standard

    Zitat Zitat von karate_Fan Beitrag anzeigen
    Danke für das Verlinken das Interviews. Sehr interessant zu lesen, auch wenn vom dem Thema nicht wenig bis gar keine Ahnung habe. Das Buch werde ich mir ordern.


    Habe von Freelance Academic Press schon viele HEMA Bücher bestellt, und war bisher sehr zufrieden. Da gibt es keinen Grund dort nicht zu bestellen.

    PS: Ist dieses elitäre Gehabe der Koryu Betreibenden eigentlich überall auf der Welt Standard, oder ist das ein eher amerikanisches Phänomen?

    vielleicht irre ich mich auch aber mir persönlich kommt es so vor das die Schriften veiler Größen der nordamerikanischen Kobudo Szene (Skoss, Amdur und auch Lowry) manchmal doch recht stark von einer Art von Arroganz durchsetzt sind.

    Das liest sich so, als wären diese Herren Mitglieder eines mega elitären Clubs, und jeder der davon kein Mitglied ist, hat einfach, keine Ahnung.
    Nein das siehst du eigentlich genau richtig! Besonder Skoss habe ich schon öfters via Facebook als arrogantes altes aufgeblasenes A.... erlebt. Ein alter seniler Großkotz, nicht mehr.
    Scheint aber bei Nordamerikanern ein weit verbreitetes Problem zu sein.

    Ist aber nur meine persönliche Meinung, ich kenne genug Leute und Freunde aus meinem Stil, die diese besagten Personen bewundern ,respektieren oder verehren.... ich nicht.

  7. #7
    KAJIHEI Gast

    Standard

    Och, ihr habt den Selbstbeklatschverein entdeckt...

    Und nein nicht nur die Nordamis hängen mit drin sondern auch die Engläääänder....
    Warum sollte es im Koryu anders sein als in der restlichhen Schwertszene.

    Was Sinnvolleres als der leicht abgenervte Kom war grade nicht drin.

  8. #8
    kokujin Gast

    Standard

    Zitat Zitat von ryoma Beitrag anzeigen
    Die Einteilung nur nach Alter ist etwas, wovon man eigentlich weggekommen ist oder es nur noch als EINEN Bestandteil für die Einteilung nimmt.
    Es ist nun mal so, dass sich der Charakter einer ryûha verändert, sobald moderne Verbandsstrukturen bestehen (bestes Beispiel Shinto Musô-ryû Jo).
    Okay. Damit macht man es dann natürlich wieder schwierig, das Alter war ein recht fester Fixpunkt an dem man es gut festmachen konnte. Punkte wie "wie familiär ist die Schule organisiert" sind ja doch eher schwammig als Entscheidungsmerkmal.

    Das ist eben die Gradwanderung. Die Entwicklung musste ja zu einem gewissen Stillstand kommen nach der Meiji-Zeit, da es sich eben um "archaische" Waffen handelte, für die eigentlich keine Verwendung mehr gegeben war.
    Es gab allerdings durchaus Entwicklungen wie z.B. die Toyama-ryû, welche ja speziell für den modernen Einsatz in der kaiserlichen Armee geschaffen wurde. Toyama-ryû wurde ja explizit geschaffen um Problemen auf den verschiedenen Schlachtfeldern zu begegnen. Natürlich fanden solche Entwicklungen (wie z.B. auch das Jûkenjutsu) ausserhalb des Koryû-Kontexts statt.
    Das würde ich so nicht sagen. Es hätte ja durchaus die Möglichkeit bestanden das eigene Programm zu reformieren. (und besteht noch)
    Dinge wie Messer, Schlagring, Schlageisen, Schlagstock usw. sind immer noch aktuell (besonders im zivilen Bereich), warum also nicht ins eigene Programm aufnehmen oder vielleicht sogar wiederentdecken. Ist ja nicht so als hätten viele Schulen die "versteckten Waffen" nicht dabei gehabt. Sie wurden im Vergleich zu den Hauptwaffen nur vielleicht etwas stiefmütterlich behandelt. Nun könnte man sie etwas mehr in den Vordergrund stellen.

    Aber das kommt natürlich auch auf die Zielsetzung an. Ich würde auch nicht befürworten das wir in der MJER jetzt anfangen Messer oder Machete oder was weiß ich einzusetzen, weil es aus heutiger Sicht eher gebräuchliche Waffen sind. Aber ich sehe MJER auch nicht als "noch funktionierende" Kriegsschule an. (in dem Sinne das das was man übt heute keinen direkten Bezug zum Leben mehr hat, nicht das die Techniken an sich nicht funktionieren würden)
    Hier steht halt das traditionelle und vor allem auch ein gewisser geistiger (spiritueller) Aspekt im Zentrum.

    Im Bujinkan (mal egal ob BBT und MJER jetzt nach Definition noch Koryu wären oder nicht) sieht das anders aus. Hier wird m.E.n. viel Wert darauf gelegt die alten Techniken mit neuen Waffen in Einklang zu bringen. Erst übt man mit dem Hanbo, dann nimmt man alle Möglichen Ersatzgegenstände in ähnlicher Form/Konsistenz und macht sich bewusst das das Prinzip der Technik vielseitig ist.

    Vorsicht: Eine Weile hier und dort trainiert... parallel verschiedene Schulen...
    Dies mag teilweise für die Sengoku-Periode gegolten haben. Aber nach 1600 (als sich die Schulen spezialisiert haben) war es durchaus Usus eine Schule abzuschliessen bevor man eine weitere anfing. Dies trifft vorallem auf Schulen der selben Waffengattung zu. Weniger problematisch waren Systeme, welche sich in technischer Hinsicht nicht immer in die Quere kamen (z.B. eine Jûjutsu- und eine Kenjutsu-Schule). Ein gutes Beispiel hier ist die Hokushin Ittô-ryû (prinzipiell Kenjutsu) und die Tenjin Shin'yo-ryû (prinzipiell Jûjutsu): Die Gründer beider Schulen pflegten eine enge persönliche Freundschaft und ihre beiden Schulen befanden sich in der selben Nachbarschaft in Edo. Hier wurden die jeweiligen Schüler auch angehalten im anderen Dôjô zu trainieren.
    Mir ist es vor allem aufgefallen als ich begonnen habe mir eine kleine Datenbank von KK-Schulen anzulegen. Es ist ja selten viel über die Biografie der Gründer bekannt, aber wenn dann ähnelt es sich doch oftmals. Man ist meist durch Clan-/Familiäre Umstände in einer oder mehreren Schule(n) aufgewachsen, dann folgten Studien und Wanderjahre in andere Schulen und irgendwann hat man dann was eigenes gemacht und/oder eine Schule übernommen. Wer dabei alles bei wem und in wessen Schule trainiert hat ist ein ziemlich großes Spinnennetz und nicht annähernd so schön stammbaumartig gegliedert wie man es gern hätte.
    Irgendwann wenn alles digitalisiert in der DB ist möchte ich mal versuchen aus der Datenbank heraus so einen Stammbaum mit sämtlichen Verknüpfungen erstellen zu lassen.

    Ich gebe dir recht, was der Gebrauch des Wortes "Koryû" angeht. Viele Schulen benutzen es heutzutage aber nicht mehr als Abgrenzung oder Auszeichnung wie vor einigen Jahren noch (Ausnahmen bestätigen die Regel).
    Ich persönlich versuche "ryûha" zu benutzen, da ich die Schule eben als eine ununterbrochene Linie bis ins Jetzt sehe, ohne nun auf 1868 oder was auch immer fixiert zu sein.
    Wobei so eine Linie ja in gewisser Weise immer existiert, auch in nicht Koryu. Jeder hat schließlich mal bei einem Meister trainiert, der wiederum bei einem trainiert hat... diese Linie wird nur nicht mehr so offensiv tradiert, bzw. wird sich nicht mehr so darüber abgegrenzt. Dennoch treffe ich oft Leute die Stolz sind das sie Schüler von Judo-Meister-X oder Karate-Meister-Y waren, da versucht man sich doch auch in der großen Masse der Judoka oder Karateka eine gewisse Stammfolge zu erhalten.

    Nochmals Vorsicht: Duelle sind nicht etwas, dass es gar nicht mehr gibt im Koryû-Kontext. Man liest und hört als Aussenstehender (zumal noch ausserhalb Japans) einfach nichts darüber. Aber zwischen verschiedenen Ryûha besteht meistens noch eine mehr oder weniger grosse Rivalität (was ja auch Amdur im Interview zu Beginn beschreibt).
    Das ist natürlich sehr interessant. Bezieht sich das auf "freundschaftliche Rivalität" oder tatsächlich auf feindliche Aufeinandertreffen mit tödlichem Ausgang. (egal ob tödlich für den Leib oder die Ehre)

    vielleicht irre ich mich auch aber mir persönlich kommt es so vor das die Schriften veiler Größen der nordamerikanischen Kobudo Szene (Skoss, Amdur und auch Lowry) manchmal doch recht stark von einer Art von Arroganz durchsetzt sind.
    Einerseits ja, den Eindruck habe ich auch. Andererseits glaube ich nicht das das etwas mit Koryu per se zu tun hat, sondern eher damit das diese Leute etwas geleistet haben was Anerkennung verdient, deshalb einen gewissen Status haben und sich dessen auch bewusst sind. Es ist die Art Facharroganz die man oft bei großen Experten (unfreiwillig) heraushört, wenn sie über ihr Fachgebiet sprechen.

  9. #9
    KAJIHEI Gast

    Standard

    Zitat Zitat von ryoma Beitrag anzeigen




    Nochmals Vorsicht: Duelle sind nicht etwas, dass es gar nicht mehr gibt im Koryû-Kontext. Man liest und hört als Aussenstehender (zumal noch ausserhalb Japans) einfach nichts darüber. Aber zwischen verschiedenen Ryûha besteht meistens noch eine mehr oder weniger grosse Rivalität (was ja auch Amdur im Interview zu Beginn beschreibt).
    Das gilt für die ganze Schwertszene.
    Was da an Rivalitäten läuft ; prost Mahlzeit.
    Ja, diese Rivalität führt zu neuen Schulen.
    Nehmen wir die NTHK. Nachdem Yoshijawa Kentaro Sensei tot war, was passierte ?
    Man konnte sich nicht einigen, jetzt haben wir zwei NTHK....

  10. #10
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    Standard

    Ob Skoss nun ein seniles A.... loch ist, kann ich nicht beurteilen. Er ist soweit ich weiss Anfang siebzig. Ob ihn das nun als "senil" taxieren lässt... Naja.

    Auf jeden Fall hat er eine grosse Ahnung wovon er spricht. Als Ami hat er nun mal die Angewohnheit, sehr direkt zu kommunizieren.
    Ich persönlich verehre Skoss sicher nicht. Ich empfinde aber sicher Respekt für das was er getan hat (jahrelang nach Japan zu gehen um zu lernen und für seine Schule zu leben etc.).
    Da gibt es ganz andere "Kaliber" auf Facebook (Amis), welche nicht annähernd das Wissen von Skoss haben, aber sehr freizügig im verteilen von "fuck off" etc. sind falls man ihre Meinung nicht teilt (soviel zu "freedom of speech... :-) ). Aber meistens sind das auch eher traurige Gestalten, mit denen man sich nicht weiter aufhalten muss.

    Zur angeblichen Arroganz in Koryû-Kreisen: Was nach aussen hin vielleicht als Arroganz wahrgenommen werden kann, ist bei näherem Betrachten hauptsächlich Stolz auf und vorallem Verantwortungsbewusstsein für die eigene Schule (so. z.B. ganz klar bei Skoss).
    Man kann jetzt darüber diskutieren ob "Stolz" eine erstrebenswerte Eigenschaft ist. Aber wenn man keinen Stolz für die eigene Schule empfindet, wird es auch schwer sein, diese erfolgreich zu unterrichten.

    Mega-elitärer Club? Es ist nun mal eine Tatsache, dass jemand, der nicht Mitglied einer Ryûha ist, von dieser Schule prinzipiell keine Ahnung hat. Ich habe von den erwähnten Herren nie etwas gelesen, dass aussagt, Nicht-Mitglieder hätten von NICHTS eine Ahnung (bezogen z.B. auf Kampfkünste allgemein).
    Hokushin Ittô-ryû Hyôhô - Shibu Schweiz
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  11. #11
    John.N Gast

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    Zitat Zitat von kokujin Beitrag anzeigen

    Einerseits ja, den Eindruck habe ich auch. Andererseits glaube ich nicht das das etwas mit Koryu per se zu tun hat, sondern eher damit das diese Leute etwas geleistet haben was Anerkennung verdient, deshalb einen gewissen Status haben und sich dessen auch bewusst sind. Es ist die Art Facharroganz die man oft bei großen Experten (unfreiwillig) heraushört, wenn sie über ihr Fachgebiet sprechen.

    Yo das is mal ne Leistung, im 21.Jahrhundert mit nem Knüppel fuchteln ....

  12. #12
    John.N Gast

    Standard

    Zitat Zitat von KAJIHEI Beitrag anzeigen
    Das gilt für die ganze Schwertszene.
    Was da an Rivalitäten läuft ; prost Mahlzeit.
    Ja, diese Rivalität führt zu neuen Schulen.
    Nehmen wir die NTHK. Nachdem Yoshijawa Kentaro Sensei tot war, was passierte ?
    Man konnte sich nicht einigen, jetzt haben wir zwei NTHK....
    Er redet von
    Von unterschiedlichen Schulen die sich über Jahrhunderte auf Leben und Tot bekämpft haben. Nicht von Vereins-meyerei.

  13. #13
    John.N Gast

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    Zitat Zitat von ryoma Beitrag anzeigen
    Ob Skoss nun ein seniles A.... loch ist, kann ich nicht beurteilen. Er ist soweit ich weiss Anfang siebzig. Ob ihn das nun als "senil" taxieren lässt... Naja.

    Auf jeden Fall hat er eine grosse Ahnung wovon er spricht. Als Ami hat er nun mal die Angewohnheit, sehr direkt zu kommunizieren.
    Ich persönlich verehre Skoss sicher nicht. Ich empfinde aber sicher Respekt für das was er getan hat (jahrelang nach Japan zu gehen um zu lernen und für seine Schule zu leben etc.).
    Da gibt es ganz andere "Kaliber" auf Facebook (Amis), welche nicht annähernd das Wissen von Skoss haben, aber sehr freizügig im verteilen von "fuck off" etc. sind falls man ihre Meinung nicht teilt (soviel zu "freedom of speech... :-) ). Aber meistens sind das auch eher traurige Gestalten, mit denen man sich nicht weiter aufhalten muss.

    Zur angeblichen Arroganz in Koryû-Kreisen: Was nach aussen hin vielleicht als Arroganz wahrgenommen werden kann, ist bei näherem Betrachten hauptsächlich Stolz auf und vorallem Verantwortungsbewusstsein für die eigene Schule (so. z.B. ganz klar bei Skoss).
    Man kann jetzt darüber diskutieren ob "Stolz" eine erstrebenswerte Eigenschaft ist. Aber wenn man keinen Stolz für die eigene Schule empfindet, wird es auch schwer sein, diese erfolgreich zu unterrichten.

    Mega-elitärer Club? Es ist nun mal eine Tatsache, dass jemand, der nicht Mitglied einer Ryûha ist, von dieser Schule prinzipiell keine Ahnung hat. Ich habe von den erwähnten Herren nie etwas gelesen, dass aussagt, Nicht-Mitglieder hätten von NICHTS eine Ahnung (bezogen z.B. auf Kampfkünste allgemein).
    Siehste und ich habe dir grade auch ganz nach amerikanischer Gewohnheit, ganz direkt gesagt was ich über besagte Personen denke. Und Mutmaßung über andere ,,Ryuha" anstellen war soweit ich das sah eher euer Spezialgebiet. (;

  14. #14
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    John N Gut genau das habe ich mir das nicht einbildet.

    Und schon klar, das du das ryoma, als Mitglied einer solchen Schule, das anders siehst, aber manchmal kann ich da schon eine leichte Brise von Arroganz wahrnehmen.

    Einerseits gibt man vor was besonders zu tun, was ja wohl auch stimmt, und hüllt sich dann gleichzeitig ins Schweigen was man dort eigentlich wirklich macht. Die Punkte die Schulen wirklich aus machen, werden von der Öffentlichkeit geheim gehalten, so wie die Standorte der Atomraketen Silos des Kalten Krieges.

    Das kann man schon als leichte Arroganz deuten oder auch Fehl deuten.

    Ich finde das Verhalten dieser Zunft gegenüber der unbedarften Öffentlichkeit eher ambivalent. Webauftritte haben vielen Schulen, wo auch viel über die Geschichte der Systeme erklärt wird, aber der eigentliche Kern um es eigentlich geht wird streng geheim halten.


    Die kulturellen Hintergründe darüber zu erfahren wären wirklich interessant.

    Momentan blicke ich da nicht durch. Daher ist der Elite Club Vergleich durchaus passend. Der Club gibt der Öffentlichkeit zwar zu verstehen das es ihn gibt, aber was er wirklich macht, hat den Pöbel nichts anzugehen.

    Aber wie schon gesagt ohne fundiertes Wissen über die "Regeln" des japanischen Zusammenlebens wird man da wohl auf Granit beißen.

    Macht nichts, man kann nicht alles wissen. Gibt ja zum Glück auch liberale KKs wo es etwas lockerer zugeht.

  15. #15
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    Direktheit sollte man nie mit Beleidigungen verwechseln.

    @karate-fan: Deinen letzten Satz kann ich zu 100% unterschreiben!
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