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Thema: Sabine Bruns - Besser leben mit Tai Chi, Qigong und Mentaltraining

  1. #1
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    Standard Sabine Bruns - Besser leben mit Tai Chi, Qigong und Mentaltraining

    BookRix (Kindle-Edition/Februar 2015)
    ASIN B00TZYVQGE
    € 8,49

    [Eigenzitat aus amazon.de]

    Die Autorin Sabine Bruns ist zunächst Trainerin in EDV-Schulungen gewesen, bevor sie nach dem Aufkommen der Tierphysiotherapie in den späten 90er Jahren in diesen Bereich umschulte, da er sie als Hunde- und Pferdebesitzerin überaus angesprochen hat. Hierbei entwickelte sie ein eigenes Konzept des Reittrainings mit dem Namen Physio-Riding®. Im Rahmen einer Krebstherapie begann sie im Jahr 2010 mit dem Tai Chi im Yang-Stil, für das sie seit 2011 auch Trainerin ist.

    In diesem Büchlein bringt sie einige Grundprinzipien des Tai Chi (Kopf ausrichten, Ruhe in Bewegung, Schulterentspannung in Bewegung, Yin im Tal und Yang am Berg, Lösen der Taille, Leere und Fülle trennen, Inneres und Äußeres harmonisieren, Chi/Jing statt Muskelkraft, Oben und Unten harmonisieren, im Fluss bleiben) mit Elementen des Mentaltrainings aus der Sportpsychologie zusammen, um zu zeigen, wie durch diese Verbindung ein besseres Leben möglich wird. Dabei geht sie in ihren Überlegungen und Darlegungen sehr stark von ihren eigenen Erfahrungen aus.

    Zunächst ist natürlich interessant zu fragen, inwiefern Mentaltraining bereits im Tai Chi-Training enthalten ist. Viele Basis-Übungen, das Formenlaufen und auch Bereiche der Anwendungen, sowie die Neigong-, Qigong- und Meditationsübungen des Tai-Chi-Trainings arbeiten bereits intensiv mit Visualisierungen, wie sie eine wichtige Grundlage des Mentaltrainings sind. Tatsächlich haben die grundlegenden Forschungen an der sportmedizinischen Fakultät der Universität zu Köln in den 90ern unter anderem gerade Yoga und Tai Chi als einen der Ausgangspunkte genommen um diese Visualisierungskonzepte etwa auf den Kraftsport zu übertragen. Insofern ist Mentaltraining ein integraler Bestandteil von Tai Chi und Qigong.

    Aber es kann ja vielleicht trotzdem nützlich sein, diesen Aspekt des Tai Chi für den Bereich Lebenshilfe noch einmal besonders zu betonen, was die Autorin ja mit der Überschrift bereits andeutet und so gibt sie allerlei als stressig oder unangenehm empfundene Lebenssituationen und versucht zu zeigen, wie durch Tai Chi und Qigong unterstütztes Mentaltraining einem dabei helfen kann, solche Situationen besser zu meistern. Denn die zwischenmenschliche Kommunikation, Instinktverhalten, das nicht zivilisationsangemessen ist, Schüchternheit, Schuldgefühle, Erfolgsdruck und Motivationsmangel identifiziert sie als moderne Stressoren, die die Menschen belasten und nachhaltig schädigen. Dabei fallen die Ausführungen zu diesen Stressoren zum Teil überaus knapp aus, bleiben sehr an der Oberfläche und sind zum Teil auch nicht wirklich nur Momente des Zivilisationsmenschen. Außerdem können sie in der hier dargestellten Form auch nicht in jeder menschlichen Zivilisation so als gegeben hingenommen werden.

    Tiere sind – nach einigen Aussagen – die besseren „Menschen.“ Sie haben mehr Intelligenz, eine bessere Lebensphilosophie und stehen dem Tod gelassener gegenüber, sagt die Autorin. Nun ist die Frage zu stellen, inwiefern eine solche Anthropomorphisierung Menschen und Tieren allgemein und in diesem besonderen Falle dient, denn einem Pferd eine komplexe Lebensphilosophie zuzuordnen und einen Hund als ein Individuum, das für sich selbst am zufriedensten ist zu bezeichnen erscheint beides vor dem Hintergrund von kognitiven Fähigkeiten dieser Tiere und ihrem Sozialverhalten schon ein wenig erstaunlich. Besonders, dass Hundeartigen und anderen sozial lebenden Tieren ein altruistisches Verhalten jenseits der Eltern-Nachwuchsbindung (aber nur bis zum Erreichen der Geschlechtsreife) abgesprochen wird, ist schon erstaunlich und dürfte etwa unter anderem Erik Zimen oder Jane Goodall sehr überraschen. Überhaupt frage ich mich, was genau dieses Kapitel für Tierhalter mit dem Hauptthema dieses Buchs genau zu tun haben soll.

    Ähnliche Irritation befiel mich bereits am Anfang, als davon die Rede gewesen ist, dass Tai Chi eine Kampfform sein soll, die entstanden ist, bevor die Menschen mit irgendeiner Form von Bewaffnung aufeinander losgegangen sind. Die historischen Quellen zum Tai Chi sind eher nicht prähistorisch und auf Grund der Komplexität des Tai Chi ist eine Entwicklung dieses Systems vor dem Werkzeuggebrauch – und damit auch dem Zurverfügungstehen von Waffne (spitzer Stock, Faustkeil etc.) eher unwahrscheinlich.

    Erstaunlich im Zusammenhang mit Mentaltraining ist hier auch, dass zwar Formenlaufen, Basisübungen und Atmung im Tai Chi und Qigong thematisiert werden – wobei es hierzu sicherlich verschiedene Ansichten selbst innerhalb der Yang-Tai-Chi-Schulen gibt – nicht aber die Meditation und besonders auch Stehübungen, wie die Stehende Säule, die für die Strukturarbeit im Tai Chi und Qigong eine ganz entscheidende Rolle spielen – und gerade mit Bezug auf das Mentaltraining eigentlich überaus ergiebig sind. Die tatsächlich kämpferischen Aspekte des Tai Chi (Tou Shou, San Shou, Fajin und Waffenformen) finden keinerlei Erwähnung, obwohl auch sie im Bereich des Mentaltrainings überaus großen Einfluss haben und sehr hohe Wirksamkeit zeitigen können.

    Neben den genannten fachlichen Problemen und den starken persönlichen Bezügen der Ausführungen, ergeben sich zwischen Anfang und Ende des Buchs einige inhaltliche Dopplungen, wenn die Tai-Chi-Prinzipien, die sowieso schon Mentaltraining beinhalten nochmals auf das Mentaltraining angewendet werden um dann nochmals mit eigenen und fremden Erfahrungen untermauert zu werden. Wenn man bedenkt, dass hier ein Text vorliegt, der als gedrucktes Buch etwa 103 Seiten hätte, dann ist das nicht wirklich eine Menge an Information, die da vermittelt wird.

    Hinzu kommen noch Lektoratsprobleme. Abgesehen von einem sehr freien Umgang mit der Groß-Kleinschreibung, werden teils unpassende Worte gewählt (etwa „wird man ganz Erich [sic] und beweglich“), Sätze sind gelegentlich nicht vollständig und ab der Mitte stehen auch mal Worte allein. Nicht wirklich ein Titel, den man seiner Tai-Chi-Bibliothek hinzufügen muss.



    K.-G. Beck-Ewerhardy
    Mehr Meinungen zu Büchern finden sich auf Sandammeer und Lesezeit hier. Hilfe, die ankommen soll geht an Ärzte ohne Grenzen.

  2. #2
    Kigger Gast

    Standard

    Zitat Zitat von ErSunWukong Beitrag anzeigen
    Nicht wirklich ein Titel, den man seiner Tai-Chi-Bibliothek hinzufügen muss.
    Aha....
    Manchmal isses gut zu wissen was man nicht brauch - aber was man brauchen könnte ist auch ne gute Info.
    Was wäre denn ein brauchbares Buch auf dem Gebiet ?

  3. #3
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    Standard

    Auf dem Gebiet des Tai Chi allgemein, oder Tai Chi und Qigong als Lebenshilfe - wobei ich das sowieso nicht unbedingt unterscheiden würde. Zwei gute Möglichkeiten - unter vielen anderem - sind sicherlich Franzis "Energietore" und das Buch zur "Tao-Meditation", die beide ein sehr weites Spektrum der inneren Arbeit und ihrer Wirkung auf die Psyche mit abdecken. Dann gibt es noch eine ganz gut lesbare Studie, ich glaube aus Bielfeld, wo man sich in klinischen Zusammenhängen forschugnstechnisch mit Tai Chi und Qigong in der Physio- und Psychotherapie auseinandergesetzt hat. Alle drei Titel - und noch ein paar andere - habe ich hier im Forum besprochen. Und zum Teil zuvor auch noch ein paar andere, wie man mir mitteilte
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