Und weiter geht’s, diesmal ausführlich zur "Bonusfrage":
Die Ausbildung in Kampfkünsten bei der südkoreanischen Armee scheint je nach Ort und Abteilung zu variieren. Wenn man koreanische Bekannte nach ihrem Militärdienst fragt oder nach Berichten im Internet sucht wird derjenige, der Übungen für den tatsächlichen Kampf erwartet, meist enttäuscht. Es scheint auch nicht festgelegt zu sein, was genau gelernt wird.
Die meisten erzählen, dass sie beim Militär nie so wirklich Taekwondo gelernt hätten und dass das alles nur Körperertüchtigung sei. Ein paar Schläge und Tritte, je nach Einheit manchmal auch Augenstiche usw., aber die Oberen wollten meist einfach nur sehen, ob man fähig sei, sich zu bewegen. Ein Bekannter von mir sollte seine Einheit sogar selbst unterrichten, obwohl er selbst keine Ahnung vom Taekwondo hatte, nur ein wenig Erfahrung in anderen Kampfkünsten. Ein anderer erzählt, dass seine Einheit zwei Monate lang eine Stunde pro Tag Taekwondo trainiert hätte, dabei aber gesagt wurde, dass man nicht über Hüfthöhe treten solle. Speziell in den 1980ern sei das Hauptziel des Trainings aber eher das exakt gleichzeitige Durchführen der Bewegungen in der Einheit gewesen, anstatt wirklich zu kämpfen.
Generell scheint es so zu sein, dass die Leute, die in den 80ern und 90ern beim Militär waren, noch regelmäßig etwas in Richtung Kampfkunst gemacht haben (wenn auch nur zu Vorführungszwecken), während von den jüngeren viele berichten, dass so etwas bei ihnen gar nicht stattgefunden habe.
Auch Mu Chuk Do und Tukong Moosul scheinen von immer weniger Leuten trainiert zu werden. Meist erzählt man, dass die Techniken zu brutal seien und dass so nur noch die Offiziere so etwas lernen würden. Ein weiterer Bekannter von mir war bei der Marine, die ja eigentlich für Mu Chuk Do steht. Doch auch er erzählt, dass Mu Chuk Do dort nur noch von Spezialeinheiten trainiert werde. Das heutige Mu Chuk Do und Tukong Moosul seien sich allerdings sehr ähnlich.
Über Tukong Moosul bei der Armee habe ich heute allerdings auch folgende Geschichte erzählt bekommen:
Ein Freund meines Gesprächspartners war nahe der Grenze zu Nordkorea stationiert und es hieß, dass diese Einheit Tukong Moosul trainieren würde. Sie trainierten allerdings nicht. Irgendwann sollte aber der koreanische Präsident vorbeikommen und für diesen solle es eine spektakuläre Tukong Moosul Vorführung geben. So trainierte diese Einheit, die eigentlich keine Ahnung von Kampfkunst hatte, zwei Monate lang extrem hart für diese Vorführung, speziell spektakuläre Fallschule auf hartem Boden und Springen durch Feuerreifen
Genauso sieht es bei einem Bekannten aus, der tatsächlich im Taekwondo-Team des koreanischen Militärs war: immer nur für Vorführungen trainieren, hauptsächlich spektakuläre Sprungtritte.
Und weil die kämpferische Ausbildung beim südkoreanischen Militär eben genau so aussieht, sind die Südkoreaner auch davon überzeugt, dass bei einem erneuten Krieg zwischen Nord- und Südkorea ein nordkoreanischer Soldat ohne Probleme zehn Südkoreaner umhauen würde. Es heißt zwar, dass Mu Chuk Do und Tukong Moosul viele tödliche Techniken enthielten, aber die würden einfach von einem zu kleinen Teil der Armee überhaupt gelernt.
Viele Grüße,
kkke
PS: War ja klar, dass jemand mit Genickhebeln ankommen würde