Ich frage mich immer wieder, weshalb es so schwer ist, dieses Wissen zu vermitteln und weshalb die normale Reaktion der Empörung nur dann ausbleibt, wenn es sich um das Schlagen der kleinen Kinder handelt? Eigentlich kenne ich die Antwort auf diese Frage, aber ich hoffe immer wieder, dass ich mich täusche. Die Antwort, die ich gefunden habe, lautet: Die meisten von uns waren misshandelte Kinder und haben sehr früh lernen müssen, dies zu verleugnen, um zu überleben.
Wir waren gezwungen zu glauben,
dass wir "zu unserem Besten" gedemütigt und gequält wurden,
dass die Schläge nicht weh taten und harmlos seien,
dass sie dem Wohl der Allgemeinheit dienen (sonst wären wir angeblich zu gefährlichen Monstern heran gewachsen).
Wenn unser Gehirn diese irreführenden Informationen sehr früh gespeichert hat, dann bleiben sie gewöhnlich ein Leben lang wirksam, d. h. sie bilden dauerhafte Denkblockaden. Es sei denn, diese würden - eventuell in einer Therapie - aufgelöst werden. Doch gewöhnlich lassen sich die meisten Menschen nicht darauf ein, ihre Denkblockaden aufzugeben. Sie wiederholen immer wieder wie im Chor: "Meine Eltern taten das Beste, um mich gut zu erziehen, ich war ein schwieriges Kind und brauchte strenge Disziplin."
Wie soll es diesen Menschen möglich sein, sich angesichts der Kindesmisshandlung zu empören? Sie sind ja seit ihrer Kindheit von ihren wahren Gefühlen, von ihren Schmerzen der Demütigung und Qual getrennt. Um ihre Empörung zu spüren, müssten sie an diese alten Schmerzen herankommen. Doch wer will das schon?