Warum wird hier über Politik diskutiert? Denke, das ist verboten?
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Gerhard Baum lebt doch auch noch.
"Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)
"I prefer them to be awake when I severe their arms and beat them to death with it." Maul Mornie und sein Verhältnis zu k.o.s
Nein, aber ich durchforste im Rahmen meiner Dissertation zur Zeit jeden Tag die Presse aus den 1970er und 1980er Jahren, daher denke ich, mir dieses Urteil erlauben zu können. Schmidt war ein respektierter Krisenmanager, aber in der SPD höchst umstritten, weit entfernt von der moralischen Instanz, zu der er in späteren Jahren gemacht wurde. Und Genscher galt als gewiefter Stratege, dem es vor allem darum ging, irgendwie an der Macht zu bleiben. Da finde ich es schon bemerkenswert wenn ihn heute alle für seine Prinzipientreue loben.
Das ist interessant.
Moralische Instanz wäre mir bei Schmidt nun nicht eingefallen.
Eher einer, der etwas im Kopf hat und sich überlegt, was er sagt (wenn er zu bestimmten Themen befragt wird, wie das zu seiner Amtszeit in Debatten war, weiß ich nicht.)
Vom Charakter eher ein hanseatischer "Arbeiter", der das Amt als Verantwortung auffasste. Eventuell ist das ja mit "moralische Instanz" gemeint (?), kollidiert IMO allerdings weder mit seiner ehelichen Treue, noch mit seinen Verstößen gegen das Nichtraucherschutzgesetz.
Ich erlebe Menschen als vielschichtig und die meisten haben Anteile, die ich mag und andere, die ich weniger mag.
Vielleicht weist die "alte Garde" auch eine große Schnittmenge mit der Kriegsgeneration auf, die nicht die die Gnade der späten Geburt hatten.
Seine Abwahl wurde als "geistig-moralische Wende" verkauft...
Geändert von Gast (02-04-2016 um 14:03 Uhr)
Die Leute die ihn abgelöst hatten, hatten weder Geist noch Moral, dafür hinterher aber ein dickeres Bankkonto. Ich sage nur Leuna. Akten verschwunden, Zeugen mit Erinnerungslücken, aber alles gaaaanz sauber.
Schmidt hat aus den Erfahrungen des 2. Weltkriegs an dem er aktiv teilgenommen hat sein Leben lang über Konsequenzen nachgedacht, und versucht schlechte Entwicklungen zu vermeiden. Der war kein Machtmensch der gewählt werden wollte, der hat buchstäblich gearbeitet bis er umfiel. Im Einzelnen mögen seine Denkmodelle Ansichtssache gewesen sein, gerade im ökonomischen Bereich, aber sein Ziel war es die Lebensumstände aller Betroffenen zu verbessern. Moralischer kann man eigentlich nicht sein, der Mann hat nämlich darüber nachgedacht was passiert wenn man den Guten Onkel macht und jedem das gibt was er sich erschreien will. Den Gewerkschaften 50% Lohnerhöhung im Jahr, den Sozialfuzzis den halben Staatshaushalt für "soziale Projekte", Gefängnisse schaffen wir ab weil ja alle gute Menschen sind. Dass solche Leute mit Moral ankommen ist ein ganz schlechter Treppenwitz.
Das was man ihm vorwerfen kann ist, dass er Vorgaben von "Fachleuten" denen er vertraut und geglaubt hat beinhart umgesetzt hat, egal wie. Siehe Atomkraft, da war er offenbar überzeugt dass das alles total sauber und beherrschbar ist, und in seinem Selbstverständnis hat er sich da inhaltlich nie "eingemischt" sondern irgendwelchen Beratern komplett vertraut.
Geändert von Klaus (03-04-2016 um 21:23 Uhr)
"Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)
Soweit ich weiß hat H.S. eben genau nicht aktiv am Krieg teilgenommen.
Sehr wohl aber dadurch in der Nachkriegszeit mit den richtigen Leuten am Aufbau gearbeitet.
Aktiv im Krieg endet oft mit dem Tod. Da stand er irgendwie nicht so drauf...
hab´noch ein bischen nachgeschaut:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut...nd_Wehrdienst:
war u.a. oberleutnant und batteriechef an der westfront.
- http://www.spiegel.de/politik/deutsc...-1005719.html:
war jedenfalls nicht im widerstand:
zitat aus obigem link:
"Hamburg - Vorgesetzte von Helmut Schmidt haben diesem während des Zweiten Weltkriegs bescheinigt, Anhänger des Nationalsozialismus zu sein. In drei Personalbeurteilungen des Luftwaffenoffiziers aus den Jahren 1942 bis 1944 finden sich Formulierungen wie "Nationalsozialistische Haltung tadelfrei" oder "Steht auf dem Boden der nat.soz. Weltanschauung und versteht es, dieses Gedankengut weiterzugeben". (Lesen Sie die ganze Geschichte hier im neuen SPIEGEL.)
Die Beurteilungen stammen aus Helmut Schmidts Wehrmachtsakte im Militärarchiv in Freiburg. Die Autorin Sabine Pamperrien hat die Dokumente mit Erlaubnis des Ex-Kanzlers ausgewertet, ihr Buch "Helmut Schmidt und der Scheißkrieg" erscheint am 8. Dezember im Piper-Verlag. Pamperrien argumentiert aufgrund dieser und anderer Quellen, Schmidt sei zeitweise "von Nazi-Ideologie kontaminiert" gewesen.
Das Militärarchiv sowie führende deutsche Militärhistoriker hingegen bestreiten nach SPIEGEL-Informationen den Aussagewert der Beurteilungen über Schmidt. Bewertungen dieser Art seien vielfach in Personalunterlagen der Wehrmacht zu finden und würden über die wahre politische Einstellung des jeweiligen Soldaten für sich genommen nichts aussagen."
- Spiegel 49/2014
-http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-81015408.html:
er fand lobende worte für die Waffen SS:
zitat aus obigem link:
"Auf der Jagd nach Wählerstimmen warben CDU und SPD in der Nachkriegszeit um die Veteranen der Waffen-SS. Eine Studie beschreibt, wie die Volksparteien dabei ausgenutzt wurden.
Am Abend des 7. August 1953 ist der Jugendstil-Saal des Winterhuder Fährhauses gut gefüllt. Graublauer Zigarettenqualm schwebt über den Männern mit dem harten Gesicht. Unter ihrem Hemd tragen viele die Tätowierung der Blutgruppe am linken Oberarm. Es sind Veteranen der Waffen-SS, die sich in dem Hamburger Ausflugslokal versammelt haben.
Die Bundestagswahl steht bevor, und der Redner, ein kleingewachsener, schneidiger ehemaliger Oberleutnant, wirbt um Hitlers einstige Elitetruppe. Als alter Kriegskamerad müsse er sagen, dass er "immer das Gefühl besonderer Zuversicht" gehabt habe, wenn die Waffen-SS neben ihm kämpfte. Leider würden deren Angehörige oft mit denen der Gestapo verwechselt und zu Unrecht angeklagt, berichtet später erfreut eine Zeitschrift der Waffen-SS-Veteranen über die Veranstaltung.
Die Reaktion des Publikums auf die Rede ist nicht überliefert, aber einiges spricht dafür, dass der Hamburger Verkehrsdezernent dröhnenden Applaus bekam. Der Mann ist Sozialdemokrat, Volkswirt, steht damals am Beginn einer beispiellosen politischen Karriere und heißt: Helmut Schmidt." - Spiegel 42/2011
insgesamt ist wohl eine differenzierte betrachtung angebracht.
gruss
Geändert von zocker (04-04-2016 um 12:08 Uhr) Grund: zitateinfügung
Danke. War mir so nicht klar. Ich hatte in erinnerung, dass er selbst bei diesem längerem Interview (letztes Jahr?) davon gesprochen hatte, dass er ja eigentlich gar nicht an der Front aktiv gekämpft habe...
Hat mich wohl meine Erinnerung betrogen....
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PS: Deine Spielge-Links gehen nicht.
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