Seite 1 von 8 123 ... LetzteLetzte
Zeige Ergebnis 1 bis 15 von 118

Thema: Egoist

  1. #1
    Registrierungsdatum
    26.08.2001
    Ort
    Berlin
    Alter
    58
    Beiträge
    44.859
    Blog-Einträge
    12

    Standard Egoist

    Das Duden-Fremdwörterbuch beschreibt Egoismus als „Ich-Bezogenheit“, „Ich-Sucht“, „Selbstsucht“, „Eigenliebe“.
    Dabei ist das ganze immer als negativ konotiert, d.h. der Egoist handelt für sich und gegen andere. „Egoismus“ wird meistens abwertend als Synonym für rücksichtsloses Verhalten verwendet und als „unanständig“ beurteilt.

    Ist der Egoist also ein schlechter Mensch? Darf er, irgendwann, halt auch mal Egoist sein? Oder muss man immer, fast bis zur Selbstaufgabe, dem Altruismus fröhnen?

    “Perhaps what I am about to say will appear strange to you gentlemen, socialists, progressives, humanitarians as you are, but I never worry about my neighbor, I never try to protect society which does not protect me -- indeed, I might add, which generally takes no heed of me except to do me harm -- and, since I hold them low in my esteem and remain neutral towards them, I believe that society and my neighbor are in my debt.”
    ― Alexandre Dumas, The Count of Monte Cristo
    Frank Burczynski

    HILTI BJJ Berlin
    https://www.hiltibjj.de


    http://www.jkdberlin.de

  2. #2
    Registrierungsdatum
    31.05.2011
    Alter
    31
    Beiträge
    1.474

    Standard

    Hmmm. Für mich beginnt der Egoismus erst, wenn man dauerhaft seine eigenen Interessen vor das der anderen stellt.
    Wie dieses "dauerhaft" gemessen wird, liegt aber an einem selbst

  3. #3
    Registrierungsdatum
    27.08.2001
    Alter
    60
    Beiträge
    3.115

    Standard

    Eine gesunde Portion Egoismus schadet nicht. Man sollte nie seine eigenen Bedürfnisse aus den Augen verlieren. Aber wenn der Egoismus sich mit einer kräftigen Rücksichtslosigkeit paart (also nur ich, auch auf Kosten anderer), dann wird es mMn negativ.

  4. #4
    Gast Gast

    Standard

    "Wenn jeder an sich denkt, wird an alle gedacht"

    Auch der übliche Altruismus entspringt dem Egoismus, denn durch Kooperation mit anderen wird über den Gruppennutzen der Eigennutzen erhöht.
    Natürlich kann, ab einer bestimmten Gruppengröße, es für einzelne Individuen von Vorteil sein, die Sahne der Kooperation abzuschöpfen, ohne selbst was beizusteuern.
    Machen das zu viele Individuen, ist es schlecht für die ganze Gruppe.
    Daher wird derartiges "Schmarotzer"-Verhalten oft bestraft (und sei es nur durch die Beurteilung als "schlechter" Mensch)
    Schon bei kleinen Kindern kann man gegenüber anderen, die sich nicht kooperativ Verhalten (beim Teilen den eigenen Vorteil suchen) altruisitische Bestrafung beobachten.
    D.h. das Kind nimmt einen eigenen Nachteil in Kauf, damit der Unkooperative bestraft wird.
    Z.B.:
    Ein Kind A darf eine Menge Süßigkeiten in zwei Teile teilen, ein anderes Kind B entscheidet, ob es die Teilung akzeptiert (dann bekommen beide den Anteil nach der Einteilung von Kind A) oder ablehnt (dann bekommt niemand was).
    Altruistische Bestrafung bedeutet in diesem Fall, dass das Kind B ablehnt, und so auf jegliche Süßigkeit verzichtet, damit das ungerechte Kind A auch nix bekommt.
    Bei einem einmaligen Spiel haben also beide einen Nachteil.
    Bei mehrmaligen Spielen wird Kind A aber gerechter Teilen, weil ihm das ungerechte Teilen eben auch nichts bringt.
    Dadurch hat dann Kind B langfristig einen Vorteil, weil Kind A zum gerechteren Teilen "erzogen" wird.

    Im Buddhismus gibt es Meditationen über das Mitgefühl.
    Bei entsprechenden Meditationsmeistern zeigt sich dabei eine ungewöhnlich starke Aktivität in Gehirnregionen, die mit großem Wohlbefinden in Verbindung gebracht werden.
    Dadurch, dass der Meditierende an andere "denkt" bzw. diesen Gutes wünscht, tut er sich selbst etwas Gutes, weil er als Mensch eben durch sein Gehirn für Kooperation und Mitgefühl belohnt wird.
    Der kluge Egoist denkt also an andere, weil es ihm dann besser geht.

  5. #5
    Registrierungsdatum
    24.06.2007
    Ort
    Fryway to hell
    Beiträge
    2.641

    Standard

    Es gibt in Afrika soziale Spinnen, die leben gemeinsam in großen Netzen und erlegen gemeinsam Beutetiere, die für einzelne Spinnen zu groß wären.
    Die Spinnen produzieren das Verdauungsenzym, mit dem sie das Futter vor dem Essen auflösen, in einem energieintensiven Prozess.
    Nun hat mal jemand nachgemessen wie viel Enzym die einzelnen Spinnen dabei investieren. Es stellte sich heraus dass ein hoher Anteil der Spinnen lediglich vom Einsatz der anderen profitierte und selber kein Enzym investierte.
    Es gibt sogar faule Ameisen
    So gesehen, ist der Egoismus eine zwangsläufige Folge des sozialen Miiteinanders.
    Und deshalb ist es wichtig, Egoismus bei anderen zu erkennen und sich entsprechend einzustellen (also eben auch egoistisch dem Egoisten gegenüber).
    Man muss bei spieltheoretischen Modellen (Gefangenen-Dilemma) immer unterscheiden ob die Teilnehmer sich gegenseitig wiedererkennen.
    Man hat bei einer Amazon-Bestellung einen aufwändigen Prozess der Authentifizierung und Vertragsbestätigung, während professionelle Händler untereinander einfache Telefonate führen und dabei gewaltige Summen bewegen. Der Unterschied ist eben, dass die Händler sich kennen und wissen dass man langfristig aufeinander angewiesen ist.

    Also, kurz gesagt, Egoismus ist per se nicht verwerflich so lange er sich da abspielt wo er hingehört, nämlich außerhalb der Gemeinschaft. Egoisten grenzen sich durch ihr Verhalten selbst aus, man muss sie deswegen nicht tothauen, man darf sich nur nicht ausnutzen lassen. Da greift dann der sogenannte "gesunde Egoismus".
    Egoismus der auf Täuschung beruht finde ich dagegen tatsächlich grundsätzlich verwerflich.
    Volenti non fit iniuria

  6. #6
    gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von jkdberlin Beitrag anzeigen
    Ist der Egoist also ein schlechter Mensch? Darf er, irgendwann, halt auch mal Egoist sein? Oder muss man immer, fast bis zur Selbstaufgabe, dem Altruismus fröhnen?
    Wie immer ist es nicht alles schwarz und weiß.

    Es ist sicherlich ok sich selber auch mal ein gutes Essen zu gönnen auch wenn die armen Kinderchen in Afrika doch so hungern.

    Sich immer wenn Leute wo Schlange stehen vordrängeln weil man ist ja wichtig kommt hingegen meist nicht so gut an...

  7. #7
    Registrierungsdatum
    31.05.2011
    Alter
    31
    Beiträge
    1.474

    Standard

    Zitat Zitat von chris1982 Beitrag anzeigen
    Sich immer wenn Leute wo Schlange stehen vordrängeln weil man ist ja wichtig kommt hingegen meist nicht so gut an...
    Ist das Egoismus?

  8. #8
    Registrierungsdatum
    24.06.2007
    Ort
    Fryway to hell
    Beiträge
    2.641

    Standard

    Zitat Zitat von Dextrous Beitrag anzeigen
    Ist das Egoismus?
    Ja freilich. Das System Schlangestehen beruht auf der Einhaltung der Regeln. Wer die Regeln verletzt um sich selber einen Vorteil gegenüber den anderen zu verschaffen ist ein Egoist. Wenn dagegen alle sich gegenseitig auf die Fresse hauen um als erster dran zu kommen ist es ne Definitionsfrage
    Volenti non fit iniuria

  9. #9
    Magni Gast

    Standard

    Kommt drauf an. Ich bin ein sehr egoistischer Mensch, allerdings würde ich für meine Familie, meine Freunde und meine Süße auf alles verzichten und sogar vor Mord nicht zurückschrecken.
    Allerdings ist mir der Rest der Menschheit ziemlich egal, mich kümmert es überhaupt nicht, ob Menschen irgendwo verhungern, verdursten, ertrinken oder geköpft werden.

    Für mich zählt nur meine Gemeinschaft, die Menschen, auf die ich angewiesen bin, und die, die auf mich angewiesen sind. Denen, denen ich vertraue, und die, die mir vertrauen. Das ist mein Mantra, Credo oder Kodex nachdem ich lebe.

  10. #10
    Gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Dextrous Beitrag anzeigen
    Ist das Egoismus?
    hast Du eventuell den falschen Teil des Beitrags zitiert?
    Wer natürlich nur deshalb brav ansteht, damit er keins auf die Fresse bekommt, ist auch ein Egoist, schließlich ist "keins auf die Fresse" ein persönlicher Vorteil und er hat sich nur nicht dürfen getraut (ein gehemmter Vordrängler).
    Geändert von Gast (28-12-2015 um 15:07 Uhr)

  11. #11
    Gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Magni Beitrag anzeigen
    Kommt drauf an. Ich bin ein sehr egoistischer Mensch, allerdings würde ich für meine Familie, meine Freunde und meine Süße auf alles verzichten und sogar vor Mord nicht zurückschrecken..
    Du würdest z.B. für Deine Süße auf Deine Süße verzichten?
    Das ist wahre Liebe

  12. #12
    Registrierungsdatum
    29.10.2009
    Alter
    44
    Beiträge
    1.351

    Standard

    Egoismus ist im weitesten Sinne ein Überlebensmechanismus. Ein Gegenteil wäre die vorhin erwähnte Selbstaufgabe, was grad bei den Kampfsportlern einfach mal nicht so mega ist.
    Eine etwas steile These - aber ohne Egoismus kann ich keine KK/KS ausüben, da es bei VK, Sparring, Randori, o.ä. darum geht meine Vorteile dem Gegner/Partner gegenüber auszuspielen, bzw. auf Dauer zu stärken.

    Wäre jetzt noch die Frage, was man unter dem "ismus" versteht - eine extreme Variante der Selbstsucht (vgl. Islam+ismus) oder ist damit ein "ismus" i.S. von (Mechan)ismus gemeint? Also ein Mechanismus des Ego's?

  13. #13
    Registrierungsdatum
    24.06.2007
    Ort
    Fryway to hell
    Beiträge
    2.641

    Standard

    Zitat Zitat von Aruna Beitrag anzeigen
    Du würdest z.B. für Deine Süße auf Deine Süße verzichten?
    Das ist wahre Liebe
    Ja, wenn sie z.B. einen besseren gefunden hat. So was nenn ich altruistisch
    Volenti non fit iniuria

  14. #14
    Magni Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Aruna Beitrag anzeigen
    Du würdest z.B. für Deine Süße auf Deine Süße verzichten?
    Das ist wahre Liebe
    Deine Logik ist erschreckend logisch!

  15. #15
    Gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Lugasch Beitrag anzeigen
    Wäre jetzt noch die Frage, was man unter dem "ismus" versteht - eine extreme Variante der Selbstsucht (vgl. Islam+ismus) oder ist damit ein "ismus" i.S. von (Mechan)ismus gemeint? Also ein Mechanismus des Ego's?
    Guter Punkt,

    Ein Wikipediaautor unterscheidet z.B. den (extremen) Raffgieregoisten, der nur seinen eigenen Vorteil sieht, von dem normalen Egoisten:

    Dabei haben diese Handlungen zumeist uneingeschränkt den eigenen Vorteil des Handelnden zum Zweck. Wenn dieser Vorteil in einer symbiotischen Lebenshaltung zugleich auch der Vorteil anderer ist, dann sind diese Handlungen ethisch voll legitimiert. Meist aber wird ein Egoist als ein kurzsichtig Handelnder im Sinne eines Raffgieregoisten verstanden, der es kaum akzeptieren kann, wenn andere Menschen ihm gegenüber sich ebenso raffgierig zeigen. Der Raffgieregoist räumt sich selbst also mehr Freiheiten ein, als er anderen zugesteht.
    Der extreme (Raffgier-)Egoist denkt also nur an sich, der extreme (Selbstaufgabe-)Altruist denkt gar nicht an sich, die anderen liegen, eventuel schwankend, zwischen diesen Extremen.

Seite 1 von 8 123 ... LetzteLetzte

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Forumregeln

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •