Stabil sind Gesellschaften bei denen sich ein Mischungsverhältnis eingependelt hat. Je altruistischer eine Gesellschaft, desto mehr Vorteile haben Egoisten. Bei einer zu großen Zahl an Egoisten dagegen schwinden die Vorteile des sozialen Miteinanders (gerade für die Egoisten) und die Gesellschaft zerfällt.
Volenti non fit iniuria
Erinnert mich an das Falken/Tauben-Gleichnis bei evolutionsstabilen Systemen. Egoismus-Altruismus Verhältnis ist wahrscheinlich eine Variante davon.
Es gab mal eine Sci-Fi-Kurzgeschichte:
Ein Raumschiff mit Siedlern erreicht ein Sonnensystem mit zwei bewohnbaren Planeten. Der Captain kommt auf die Idee eine bessere Gesellschaft zu erschaffen. Es wird ein Unfall simuliert, der Besatzung wird mitgeteilt, dass die Landungsboote nur für die Hälfte genug Sauerstoff haben. Die Mitglieder werden gebeten sich freiwillig für den "Rettungsverzicht" zu melden.
Danach werden die Freiwilligen auf den einen Planeten geschickt, der Rest auf den anderen. Die Planeten werden ab da Altrus und Egos genannt.
Die altruistischen Eltern verziehen jedoch ihre Nachkommen, sodass diese zu Egoisten heranwachsen. Auf Egos läuft es genau anders herum, sodass man nach einer Generation die Planeten umbenennen muss.
Ja, denke ich auch.
Allerdings hab ich noch keine Idee, wie der Egoismus innerhalb einer Gesellschaft reguliert wird. Bei Falke/Taube ist es ja ein einfacher Mechanismus.
Egoisten dagegen haben eigentlich nur Vorteile.
Vielleicht beruht deshalb Sozialklimbim auf Wiedererkennung von Individuen, je höher der Egoistenanteil, desto ausgeprägter die Mechanismen zur Unterscheidung.
Nur verträgt sich das wieder nicht mit der Gesellschaft der sozialen Spinnen, die haben so was ja nicht. Und existieren dennoch. Naja, vielleicht sterben sie ja auch gerade aus deswegen
Schöne Geschichte übrigens
Volenti non fit iniuria
Sie schelten einander Egoisten;
Will jeder doch nur sein Leben fristen.
Wenn der und der ein Egoist,
So denke, dass du es selber bist.
Du willst nach deiner Art bestehen,
Musst selbst auf deinen Nutzen sehen!
Dann werdet ihr das Geheimnis besitzen,
Euch sämtlich untereinander zu nützen;
Doch den lasst nicht zu euch herein,
Der anderen schadet, um etwas zu sein.
(Goethe)
Ich bin der älteste von sechs Brüdern, man bekommt von Haus aus so eine Einstellung! Vor allem, wenn man aus bescheideneren Verhältnisse kommt.
Aber meine Brüder können sich durchaus selbst wehren, und mussten das auch oft tun, da sie sonst Weicheier geworden wären, wenn ich alles für sie geregelt hätte.
Aber ganz abgesehen davon, warum soll das psychopathisch sein?
https://de.wikipedia.org/wiki/PsychopathiePsychopathie bezeichnet eine schwere Persönlichkeitsstörung, die bei den Betroffenen mit dem weitgehenden oder völligen Fehlen von Empathie, sozialer Verantwortung und Gewissen einhergeht.
Wenn dir tatsächlich alle anderen Menschen ausser deinem sehr engen Kreis völlig egal sind passt das schon ganz gut.
Selbst wenn, ich kann damit ganz gut leben!
Hab jetzt a bissl gerechnet, ich denke das Spinnenzeug lässt sich mit einer Kosten/Nutzen-Rechnung erklären. Angenommen wir hätten einen Rudel(?) aus 10 Spinnen. Die teilen die verdaute Beute fair durch 10 und die Gesamtenergieausbeute hängt von dem Gesamtproteineinsatz aller Spinnen ab. Demnach ist die Ausbeute pro Nase gleich Nettogewinn durch zehn minus persönlicher Einsatz. Bei nur einer egoistischen Spinne ist es egal wie viel weniger sie gibt, sie steht immer um den gleichen Betrag besser da, daher wird sie wohl zunächst dazu tendieren gar keine Proteine beizusteuern.
Sobald es aber mehr egoistische Spinnen gibt, ändert sich das, denn je mehr egoistische Spinnen es gibt, desto weniger Mogeln kann sich eine einzelne egoistische Spinne leisten, weil sie am Ende netto weniger rausbekommt. Der Punkt, ab dem es sich für die Spinne lohnt mit dem Abseilen (hehe) aufzuhören, hängt von der Anzahl der egoistischen Spinnen und davon ab, wie egoistisch die anderen sind. Im schlimmsten Fall (1 alt. Spinne vs. 9 eg. Spinnen) bekommt die alt. Spinne weniger als sie reinsteckt, wodurch sie stirbt und damit die gesamte Population mit in den Tod reißt (wie egoistisch), weil der Rest keine Ahnung vom Essenmachen hat. Daher wird sich das Ganze um einen Gleichgewichtspunkt einpendeln müssen - e voila...äh...ich meine Evolution - stabiles System
Das macht Sinn wenn man die Kolonie als Ganzes betrachtet, als Individuen sind doch dabei Egoisten immer noch im Vorteil, die sterben als letzte.
So wäre die Kolonie zum Aussterben verurteilt.
Vielleicht sind die allerdings so eng verwandt, dass der Vorteil der anderen in genügend hohem Maß auch der eigene wäre. Da hat Hamilton was nettes zu eruiert:
https://de.wikipedia.org/wiki/Verwandtenselektion
Wenn die Kolonie aus Vollgeschwistern besteht, was fast zu erwarten ist, ist ein altruistisches Gen eines Individuums mit 50% Wahrscheinlichkeit auch in den anderen Tieren vorhanden. Könnte reichen.
Geändert von Fry_ (28-12-2015 um 18:15 Uhr)
Volenti non fit iniuria
Oder müssen anfangen, selbst zu arbeiten.
Erfolgreiche Viren rotten ja auch nicht ihre Wirte aus und erfolgreiche Kuckucke nicht ihre Brutvögel.
Krebs ist ja auch so was wie Egoismus auf Zellebene:
Die einzelne Zelle hat keinen Bock mehr auf Spezialisierung und Apoptose und will wieder auf unsterblichen Einzeller machen, gut versorgt von den Blutgefäßen der Restkolonie.
Wenn da zu viele mitmachen, geht der Organismus drauf und die Krebszelle gleich mit (außer die wird von irgendwelchen Forschern am Leben erhalten).
Offenbar hat sich allerdings auch ein Abwehrprogramm gegen die Aussteigerzellen gebildet, die werden schließlich vom Immunsystem angegriffen.
Zumindest in menschlichen Gesellschaften gibt es, wie oben beschrieben, ja auch entsprechende Schutzprogramme gegen Schmarotzer.
Daher haben ja auch viele Menschen soziale Ängste, d.h. eine Programmierung nicht unangenehm aufzufallen.
Leute, die sich partout nicht an die Regeln halten wollten, fielen in Gesellschaften ohne Sozialpädagogen eventuell mal in's Meer, wenn grad keiner guckte.
Psychiatric Labeling in Cross-Cultural PerspectiveIn addition, the Eskimos have a word,
kunlangeta, which means "his mind knows
what to do but he does not do it." This is
an abstract term for the breaking of many
rules when awareness of the rules is not in
question. It might be applied to a man
who, for example, repeatedly lies and
cheats and steals things and does not go
hunting and, when the other men are out of
the village, takes sexual advantage of
many women-someone who does not pay
attention to reprimands and who is always
being brought to the elders for punishment.
One Eskimo among the 499 was called
kunlangeta. When asked what would have
happened to such a person traditionally, an
Eskimo said that probably "somebody
would have pushed him off the ice when
nobody else was looking."
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)