Die Familie von Zhi-Chang Li stammt aus der Stadt Qi in der westlichen Provinz Sanzhi. Durch die Heirat der Eltern, die aus alten aristokratischen Familien stammten, wurden zwei familiäre Traditionslinien miteinander verbunden; in der Linie der Mutter waren vor allem die Heilkunde und die Tradition der taoistischen inneren Kunst vertreten.
In der Linie seines Vaters waren die Kampfkünste (Wushu) vorherrschend.
Meister Li erzählt, dass sein Vater mit 25kg schweren Steinquadern spielen konnte "wie ein Kind mit einem Ball". Siebzehn Jahre Arbeitslager, zu denen der Vater nach der Machtübernahme der Kommunisten aus politischen Gründen verurteilt wurde, überlebte er als einer von wenigen dank seiner Beherrschung der inneren Kunst.
Die Familie folgte einem orthodoxen konfuzianistischen Kodex, fühlte jedoch auch, wie es sich in China durchaus gebräuchlich war, dem Taoismus und dem Buddhismus verbunden.
Im Haushalt der Familie Li wurden fünfzehn Gottheiten aus allen drei Religionen verehrt.
Zhi-Chang Li wurde am 17. November 1942 in Peking geboren.
Die Großmutter mütterlicherseits führte den Vierjährigen in taoistische Übungen ein.
Wie befähigt die alte Frau in der inneren Kunst war, zeigte sich daran, dass sie einen schweren Bruch der Hüfte im Alter von 80 Jahren selbst so gut zu heilen vermochte, dass sie völlig wiederhergestellt wurde und das beachtliche Alter von 97 Jahren erreichte.
Da der kleine Junge[...] ein außerordentliches Interesse an den inneren Disziplinen zeigte, übernahm die Urgroßmutter in der Funktion einer daoistischen Lehrmeisterin seine Ausbildung in der inneren Kunst, als er das sechste Lebensjahr erreichte.
Er wurde in die mütterliche Traditionslinie der toistischen Wu-Sheng-Schule eingeweiht [...]
Bei dieser Gelegenheit sprach die Urgroßmutter die Prophezeiung aus, dass es vierzig Jahre dauern würde, sein Wissen und Können weiterzugeben; es früher zu versuchen, sei äußerst gefährlich.
[...]
Der bekannte daositische Meister Liu Duzhou, ein Freund seines Vaters war der erste seiner insgesamt zehn Lehrmeister und blieb der wichtigste von ihnen.
Er war es, der ihm im Alter von zwölf Jahren "das Himmelsauge öffnete"
[...]
Als Vierundzwanzigjähriger wurde er von seinem Lehrmeister aufgefordert, mit dem Diagnostizieren und Behandeln zu beginnen.
Obwohl er - in einer klassischen Weise und verborgen vor den Augen der kommunistischen Oberen - eine gründliche Ausbildung in klassicher chinesischer Medizin erhielt und einundzwanzig Jahre lang als Akupunkturarzt in chinesischen Krankenhäusern arbeitete, galt sein Hauptinteresse doch immer der taoistischen Kunst, die in den fünfziger Jahren den offiziellen Namen Qi Gong erhielt.
[...]
Das Qi Gong gab er während der Kulturrevolution nicht auf.
Im Untergrund waren weiterhin daoistische und buddhistische Lehrmeister tätig und wenn es auch nicht ungefährlich war, zu den Adepten zu gehören, nahm er doch jede sich bietende Gelegenheit wahr, seine Schulung weiter zu vertiefen.
Unter seinen Lehrmeistern, die ihn insgesamt vierhundert bis fünfhundert Übungen lehrten, waren die bekannten Qi-Gong-Meister Gui Ning und Liu Gui Zhen.
Die tibetischen Übungen wurden ihm in den siebziger Jahren von Lama Zhoba (ein ausführlicherer NAme ist nicht bekannt) in dem tibetisch buddhistischen Kloster Angzang am tibetischen Rand der Provinz Sizhuan vermittelt.
Meister Zhi-Chang-Li vermittelt eine Kombination von taoistischen und chinesisch-buddhistischen Übungen, dazu auch einige Übungen aus der tibetisch-buddhistischen Tradition des "Energie-Yoga" (Tsu Lung).
Er ist der klassischen inneren Alchemie Chinas in Theorie und Praxis zutiefst verbunden und es liegt ihm sehr am Herzen, diese Traditionslinie - zumindest das, was davon übrig ist - zu bewahren.
[....]
Als ein Gegner puristischer Abgrenzungen hat er mit einigen Traditionslinien, die er für überflüssig hält, gebrochen.
Dazu gehört die Kombination von buddhistischen und taoistischen Übungen die noch heute voin traditionell orientierten Qi-Gong-Meistern abgelehnt wird.