Zeige Ergebnis 1 bis 12 von 12

Thema: Wenn aus dem Helfer selbst ein Opfer wird?!

  1. #1
    Michael Kann Gast

    Exclamation Wenn aus dem Helfer selbst ein Opfer wird?!

    Es kann lebensgefährlich sein, einen Streit zwischen zwei Lokalbesuchern schlichten zu wollen. Das musste ein Discjockey am eigenen Leib erfahren. Der heute 38-Jährige wurde ausgerechnet von dem Menschen, dem er beistehen wollte, mit einem Bierglas schwer verletzt.

    Das war vor neun Monaten, und noch immer ist das Opfer arbeitsunfähig. Was der blindwütige Täter damals angerichtet hat und was die Ärzte noch nicht vollständig reparieren konnten, wird deutlich durch die Donjoyschiene, die ausgerechnet den linken Arm des Linkshänders fixiert. Mit diesem Handicap kämpft sich das Opfer derzeit durch das zermürbende Gestrüpp der Bürokratie. Ein typisches Opferschicksal.

    Doch noch einmal zurück zum Anfang der Tragödie. Der Discjockey hatte sich am letzten Tag im September um 7.30 Uhr mit seinem Chef in einem Café verabredet. Er wurde Zeuge eines Streits, bei dem ein 38-jähriger Amerikaner einen 65-jährigen Türken in den Schwitzkasten nahm. Der Altersunterschied mag den DJ zum Helfen bewogen haben, obwohl er selbst durch eine Lungenblähung eher schwächlich zu nennen war. Er trennte die Streithähne und stand zwischen ihnen, als der Ältere, der schon zuvor ein Weizenglas als Waffe benutzt hatte, sich blitzschnell umdrehte und dem Schlichter die Glasscherbe von unten in den Hals rammte.

    Der erinnert sich noch heute, dass eine fast meterlange Blutfontäne aus seiner Halsschlagader schoss. Eine Notoperation rettete ihm das Leben, wobei die Ärzte noch Glassplitter aus der Wunde entfernen mussten. Doch wurden bei der Verletzung auch Muskeln und Nervenstränge getrennt, die für die Beweglichkeit des Armes wichtig sind. Mehrere Operationen, die letzte im Mai, musste der DJ über sich ergehen lassen. Noch immer leidet er unter Depressionen und der Angst, lebenslang behindert zu bleiben.

    Es tröstet ihn kaum, dass der Täter immer noch in Untersuchungshaft sitzt. Im Gegenteil: Solange die Gerichtsverhandlung aussteht, bleiben auch finanzielle Fragen - etwa die der Entschädigung — ungeklärt. Außer Laufereien und zum Teil demütigenden Erfahrungen mit den Behörden hat ihm seine Hilfsbereitschaft nichts eingebracht.

    Er musste sich beim Sozialamt penibel vorrechnen lassen, was ihm nach dem Bundessozialhilfegesetz zusteht. So wurde ihm in einem Bescheid vom 4. März 2004 auf fünf Schreibmaschinenseiten bescheinigt, dass ihm nach Anrechnung seines eigenen Einkommens noch 1,47 Euro zur Zahlung angewiesen werden. Er musste sich ferner belehren lassen, dass man natürlich beim Arbeitsamt keinen Leistungsanspruch anmelden darf, wenn man keine versicherungspflichtige Beschäftigung ausüben kann. „Zur Prüfung der Frage, ob Ihnen Krankengeld bewilligt werden kann, wenden Sie sich bitte unverzüglich an ihre Krankenkasse.“

    Bitter beklagt er, dass es „immer wieder zu erheblichen Verzögerungen bei der Auszahlung seines Unterhalts gekommen sei und er deshalb fixe Kosten wie Miete und Strom nicht rechtzeitig überweisen konnte. Da er auch seine geringfügige Discjockey-Beschäftigung nicht mehr ausüben konnte, war er jedoch total auf die Hilfe der Ämter angewiesen. Bekannte streckten ihm das Geld für die Bahnfahrt zur Uni-Klinik nach Erlangen vor. „Es ist ein furchtbares Gefühl, immer wieder Bekannte um Geld bitten zu müssen und Angst zu haben, dass man die Wohnung verliert.“ Einmal wartete er zwei Tage im Krankenhaus auf die Operation. Sie wurde verschoben, doch das Tagegeld für die Wartezeit musste er entrichten.

    Das Versorgungsamt bescheinigte ihm eine „dauernde Einbuße der körperlichen Beweglichkeit“ und bezifferte den Grad der Behinderung auf 40. Es warnte aber, dass der Geschädigte mit dem Schädiger keinen Vergleich schließen oder Zahlungen entgegennehmen dürfe, ohne sich vorher mit dem Amt abzustimmen.

    Jeder Posteingang warf für den DJ neue Fragen auf. Der Medizinische Dienst der Krankenkasse zum Beispiel stellte fest, dass er am 29. Dezember 2003 der Arbeitsvermittlung wieder zur Verfügung stehe. „Nachdem Sie sich am 5. Januar 2004 beim Arbeitsamt gemeldet haben, besteht für die Zeit ab 29. Dezember 2003 keine Mitgliedschaft bei der AOK.“ Was war das nun wieder?

    Äußerst verwirrend das Ganze. Der DJ bemühte sich redlich, sprach überall persönlich vor: bei Arbeitsamt, Sozialamt, Versorgungsamt, Krankenkasse, Medizinischer Dienst. Er legte fast alle Wege zu Fuß zurück, auch wenn er Schmerzen hatte.

    Seine Bilanz ist bitter: „Es kann doch nicht sein, dass einer, der Zivilcourage zeigt, mit dem Schaden allein gelassen wird bis sogar seine Existenz auf dem Spiel steht.“

    Deutsche Gewaltopferhilfe www.weisser-ring.de ... unterstützen könnt Ihr Opfer u.a. auch durch eine Spende direkt oder z.B. im Rahme des www.nikolaus-budo-lehrgang.de

  2. #2
    nichtinsgesicht! Gast

    Standard

    Der Typ, dem geholfen wurde rammt ihm die Gasscherbe einfach mal direkt in den Hals? Oh Mann

  3. #3
    Duke Gast

    Standard

    Mein Bekannter wolte 2 Betrunkene trennen die sich schon aufs Maul gehauen hatten. Beide sagten gegn ihn aus obwohl er nichts tat ausser zu trennen.
    Kosten = 8.000 DM

  4. #4
    Avila Gast

    Standard

    @Michael:

    Unterstützt denn der weisse Ring diesen DJ? Wenn ja wie genau?

  5. #5
    Living_Nightmare Gast

    Standard

    Scheiß Spiel...

    Aus solchen Gründen habe ich mir schon lange abgewöhnt jemandem zu helfen den ich nicht persönlich kenne.

    Ich würde nur noch einschreiten wenn das Kräfteverhältnis unausgewogen ist oder einer es übertreibt.

  6. #6
    Michael Kann Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Avila
    @Michael:

    Unterstützt denn der weisse Ring diesen DJ? Wenn ja wie genau?
    Hi Avila,

    das weiß ich in diesem Fall nicht genau und auf meine Anfrage habe ich bisher noch keine Info erhalten (was nicht verwunderlich ist). Ist für mich aber nicht ausschlaggebend um auf den Weissen Ring hinzuweisen.

  7. #7
    Registrierungsdatum
    09.05.2004
    Ort
    Ravensburg
    Beiträge
    2.540

    Standard

    Zitat Zitat von Living_Nightmare
    Ich würde nur noch einschreiten wenn das Kräfteverhältnis unausgewogen ist oder einer es übertreibt.
    der helfende ging wohl davon aus, wegen dem altersunterschied und trotzdem gings schief.
    Dewey hör zu, wir sind hier vielleicht in der Wüste, aber wir sind trotzdem noch ziv. Menschen u ziv. Menschen errichten willkürlich Grenzen, für deren Schutz sie dann bis zum Tode kämpfen werden. Hal

  8. #8
    Branco Cikatic Gast

    Standard

    @ Living_Nightmare

    Da kann ich mich nur anschliessen,
    die Gesellschaft ist so krank geworden,
    da sollte man sich in fremde Angelegenheiten
    nicht einmischen.

  9. #9
    Avila Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Michael Kann
    Hi Avila,

    das weiß ich in diesem Fall nicht genau und auf meine Anfrage habe ich bisher noch keine Info erhalten (was nicht verwunderlich ist). Ist für mich aber nicht ausschlaggebend um auf den Weissen Ring hinzuweisen.
    Hi Michael,

    hätte mich jetzt mal interessiert. Aber egal. Jeder jugendliche Gewalttäter bekommt seinen Sozialarbeiter zugeteilt und jeder Knacki seinen Bewährungshelfer, wogegen man als vernünftiger Mensch ja auch nichts haben kann, aber in Sachen "Hilfe für die Opfer" scheint ja noch massiver Verbesserungsbedarf zu bestehen.

    Daher mal, ungeachtet aller unserer sonstigen Meinungsverschiedenheiten, Dein Engagement für den weissen Ring und den NBL, den Du da auf die Beine gestellt hast, finde ich toll und nachahmenswert. Dafür Dir und allen, die sich dort unentgeltlich engagieren: Respekt!

  10. #10
    Michael Kann Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Avila
    hätte mich jetzt mal interessiert. Aber egal. Jeder jugendliche Gewalttäter bekommt seinen Sozialarbeiter zugeteilt und jeder Knacki seinen Bewährungshelfer, wogegen man als vernünftiger Mensch ja auch nichts haben kann, aber in Sachen "Hilfe für die Opfer" scheint ja noch massiver Verbesserungsbedarf zu bestehen.
    Genau das ist der Antritt des Weissen Rings. Dort hat man die Missstände vor Jahren erkannt, prangert sie dauernd an und unterstützt die Opfer von Gewalttaten. In was für einer "Mühle" man sich nach so einem Erlebnis befindet, kann sich ein Unbetroffener selten bis gar nicht vorstellen. Ich wünsche es niemanden!

    Zitat Zitat von Avila
    Daher mal, ungeachtet aller unserer sonstigen Meinungsverschiedenheiten, Dein Engagement für den weissen Ring und den NBL, den Du da auf die Beine gestellt hast, finde ich toll und nachahmenswert. Dafür Dir und allen, die sich dort unentgeltlich engagieren: Respekt!
    Komm doch einfach auch zum NBL ... dann stoßen wir auf unsere "Meinungs"verschiedenheiten an

  11. #11
    Blue_Dragon Gast

    Standard

    NBL könnte mir da jemand helfen ??




    Blue_Dragon

  12. #12
    JuMiBa Gast

    Lightbulb

    Zitat Zitat von Blue_Dragon
    NBL könnte mir da jemand helfen ??
    Nikolaus-Budo-Lehrgang ...

    Gruß Micha

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. Änderung der Waffengesetze?
    Von Sebastian im Forum Waffen in Kampfkünsten
    Antworten: 129
    Letzter Beitrag: 02-04-2007, 10:31
  2. teleskopschlagstock buch
    Von watcher im Forum Waffen in Kampfkünsten
    Antworten: 36
    Letzter Beitrag: 09-04-2005, 18:37
  3. Mobingopfer?
    Von Lemartes im Forum Selbstverteidigung & Anwendung
    Antworten: 56
    Letzter Beitrag: 02-08-2004, 10:47
  4. der boden
    Von shido im Forum Selbstverteidigung & Anwendung
    Antworten: 26
    Letzter Beitrag: 05-02-2003, 13:28

Forumregeln

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •