Zitat von
carstenm
Zunächst, so denke ich, ist die Frage, wie Qualität definiert wird. Die Auffassungen davon, was Qualität in Bezug auf aikidô überhaupt bedeutet, sind ja sehr unterschiedlich.
Damit geht einher die Frage, wer einen solchen Standard definiert und wie das geschieht.
Im Falle des aikikai läßt sich doch sagen, daß sich bereits sehr früh die Aufassung etabliert hat, als gemeinsamen Kern einen klar abgegrenzten, relativ kleinen Bereich von kihon waza zu betrachten, der von der Prüfungskommission des hombu dôjô festgelegt ist.
Das hombu dôjô geht davon aus, daß diese Formen in den Prüfungen überall vorkommen.
Was darüber hinaus geht und auch was die je unterschiedlichen "Charaktere" des aikidô anbetrifft, läßt man dagegen den unterschiedlichen Lehrern oder Verbänden ausdrücklich freie Hand.
Das aikikai hombu autorisiert konkrete Einzelpersonen dazu, Graduierungen dem hombu gegenüber zu verantworten. D.h. es hat nicht ein Verband, eine Kommission o.ä. das Recht, Prüfungen abzunehmen, sondern es sind das immer ganz bestimmte einzelne Menschen.
Das sind zunächst einmal die shihan. Diese Bevollmächtigung ist ein wesentlicher Aspekt dieser Funktion.
Wenn eine besondere Situation es erfordert, kann aber auch ein anderer Lehrer vom hombu in dieser Weise bevollmächtigt werden. Voraussetzung dafür ist ein enger Kontakt zum zum hombu.
Diejenigen, die vom hombu in dieser Weise autorisiert sind, können die konkreten Prüfungen an andere Lehrer, die dafür qualifiziert sind, delegieren. Die Verantwortung für diese Prüfungen gegenüber dem hombu bleibt nichtsdestotrotz bei ihnen.
Wie gesagt: Diejenigen, die vom hombu autorisiert sind, Graduierungen durchzuführen sind immer Menschen die zum hombu eine persönliche Beziehung haben.
D.h. wenn sie nicht selbst Lehrer des hombu sind, bedeutet das zumeist, daß sie einige Jahre dort geübt haben und danach auch weiterhin regelmäßig immer wieder dort üben. Hinzu kommt in aller Regel eine Schüler-Lehrer-Beziehung zu einem Lehrer des hombu.
Der Gedanke ist also, daß jemand, der Prüfungen offiziell gegenüber dem hombu verantworten darf, auch immer wieder dort präsent ist und übt. Also selber weiter dort lernt oder auch einen Eindruck von seinem aikidô vermittelt.
Ich weiß nicht, wie es andernorts ist. Aber für die Lehrer, von denen ich weiß, daß sie bevollmächtigt sind zu graduieren, trifft das auch tatsächlich so zu.
Und dieser Personenkreis ist auch insgesamt gar nicht so unüberschaubar groß. Dieser Eindruck entsteht wohl vor allem dadurch, daß die Prüfungen von diesen autorisierten Lehrern weiter delegiert werden.
Daß es Unterschiede gibt und geben darf, ist - wie gesagt - ausrückliche Linie des aikikai.
Wie Qualtität zu bemssen sei, ist m.E. noch einmal ein ganz eigenes Thema.