Die Forscher der Universität Florenz verordneten einer Gruppe von Kindern eine der höchsten denkbaren Strafen: totales Fernseh- und Computerverbot. Bei den anschließenden Untersuchungen stellten sie fest, dass die Produktion des Hormons Melatonin um 30 Prozent angestiegen war.
Schon seit Jahrzehnten beobachten Mediziner, dass Mädchen die Pubertät immer früher erreichen. "Ein Grund dafür ist das gestiegene Durchschnittsgewicht", erklärte Roberto Salti von der Florenzer Universität gegenüber der Online-Ausgabe des "New Scientist".
Eine andere Ursache könnte jedoch in der verringerten Melatonin-Produktion liegen, so der Leiter der Studie. Untersuchungen an Tieren hatten ergeben, dass niedrige Konzentrationen des Hormons eine wichtige Rolle beim früheren Eintritt in die Pubertät spielen.
Melatonin wird im Zwischenhirn gebildet und steuert den Tag-Nacht-Rhythmus des menschlichen Körpers. Tageslicht stoppt die Ausschüttung des Hormons, in der Nacht wird es abgegeben und wirkt schlaffördernd.
Salti und seine Kollegen hatten 74 Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren untersucht, die regelmäßig ab acht Uhr abends drei Stunden vor dem Bildschirm sitzen. In der Woche vor der Untersuchung wurden sie gebeten, noch häufiger als sonst fernzusehen.
Während des siebentägigen Experiments durften die Kinder weder das TV-Gerät benutzen noch am Computer spielen. Ihre Eltern wurden gebeten, auch weniger sonstige künstliche Lichtquellen einzuschalten. Nach Ablauf der Woche war der Melatonin-Spiegel im Schnitt um 30 Prozent gestiegen - der Effekt war umso stärker, je jünger die Kinder waren.
Auch Studien in den USA hatten Hinweise darauf geliefert, dass exzessives Fernsehen unter Jugendlichen für einen früheren Beginn der Pubertät verantwortlich ist und sogar das Alter der ersten sexuellen Erfahrungen absenkt.
Außerdem ist schon seit längerem bekannt, dass Kinder, die viel am PC spielen oder vorm TV-Gerät hocken, dicker sind als andere Altersgenossen. Ein höheres Gewicht kann ebenfalls den Beginn der Pubertät beschleunigen.