Zitat von
Kraken
Das ethische Argument ist ein speziezistisches Argument: Das Leid der Tiere wird als schützenswerter, als das Leid der Pflanzen erachtet, weil diese Tiere uns Menschen ähnlicher sind, als z.B. ein Salat.
[...] Man kann zwar so tun, als hätten Pflanzen keine Empfindungsfähigkeit, das entspricht aber nicht den offensichtlichen Tatsachen.
Nö, da sind zwei logische Fehler:
1. Ist es ein erkenntnistheoretisches Problem, ob und wiefern man dem anderen Lebewesen überhaupt Gefühle zugesteht. Instinktiv tun wir das alle - nämlich dem Menschen mehr als anderen Wesen. Selbst dann, wenn wir seine Sprache nicht verstehen; es geht also nicht darum, dass er mir sagt "Das tut weh", sondern darum, dass ich es ihm unterstelle, weil ich glaube, sein Verhalten nachvollziehen zu können. Das halte ich für richtig ung gut; ich halte Menschenleid für dringender zu vermeiden als Tierleid, das wiederum für gewichtiger als Pflanzenleid. Das kann man auch anders sehen, weil es letztlich eine willkürliche Entscheidung ist - aber dann gibt es auch, auf die Spitze getrieben, kein Argument dagegen, nicht auch die Menschen zu essen, die sich mir nicht mitteilen können.
Das Argument scheint mir im Übrigen völlig an den Haaren herbei gezogen und taucht tatsächlich ausschließlich in der Veganerdiskussion auf. Man kann auch einen Omnivoren fragen "Willst Du lieber den Fuchs oder den Blumenkohl überfahren", und wird wohl in 99% der Fälle das Schicksal des Blumenkohls besiegeln.
2., und noch viel einfacher - es ist eine rechnerische Frage, eine Frage der Zahl: Wenn ich glaube, dass der Salat genau so viel leidet wie die Kuh - dann muss ich erst Recht den Salat essen. Die Kuh lebt nämlich von Pflanzen, und damit ich mich wiederum von ihr ernähren kann, muss sie vorher eine weitaus größere Menge an Pflanzen vernichtet haben, als ich selbst es zum Überleben bräuchte.
Weiterhin: Die Mangelerscheinungsmär ist eben das, eine Mär. Oder auch nicht - je nachdem, welchen Studien man glaubt. Die Welternährungsorganisation zumindest scheint kein Problem damit zu haben. Argumente wie "In den B12-Substituten sind auch Tiere drin" sind Humbug - erstens gibt es dafür kaum Gründe (äh, Belege bitte, und zwar bei den gängigen Produkten), zweitens entbindet die Möglichkeit, beschissen zu werden, nicht davon, dem eigenen Gewissen genüge zu tun.
Und an den Threadersteller: Top, genau so erweist man dem Veganertum keinen Dienst. "Übrigens, ich bin jetzt Veganer, deshalb hab ich es mehr drauf als die ganzen schwitzenden Fleischfresser. By the way, mein Sifu ist der geilste." Wegen derartiger Statements dürfen sich die ganzen Veganer, die den größten Teil der Zeit friedlich zu Hause ihr Seitan lutschen, ständig anhören, dass sie immer andere bekehren wollten. Will ich nicht. Will mir aber auch keinen Quatsch anhören müssen.
Was meine sportliche Leistungsfähigkeit betrifft: Ich bin seit vier Jahren vegan, bei mir ist alles top, ich fühle mich prima damit - ebenfalls bei täglichem Training. Ich bezweifle aber nicht, dass man sich mit guter Ernährung inkl. Fleisch und Fisch genau so gut fühlt. Die postulierte Überlegenheit des Veganismus für die Gesundheit scheint mir ein Abdriften in quasi-religiöse Denkweisen.
Geändert von Lowkick Loverboy (01-07-2016 um 14:02 Uhr)
Si vis pacem, para pacem.