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Thema: Philosophische Grundlagen

  1. #1
    Hu Quan Gast

    Standard Philosophische Grundlagen

    Guten Heute,

    ich war schon lange nicht mehr im Forum (bin leider auch trainingstechnisch eher inaktiv), schreibe aber gerade an einem Buch über Psychotherapie und - ob ihr es glaubt oder nicht - Bruce Lee wird darin das primäre Schlüsselelement sein. Genauer seine Philosophie des JKD.

    Ich habe bereits Dutzende Bücher über den Taoismus gewälzt, sowie den geschichtlichen Grundlagen selbigen. Ich habe auch Bücher über Bruce Lee gelesen (zuletzt die Gespräche, also Interviews mit seinen Freunden, Trainingspartnern, etc.), aber mir fehlt ein richtiges Grundlagenwerk über die theoretischen Fundamente, die philosophischen Grundlagen des JKD.

    Konkreter geht es mir um das "Nicht-Denken" (empty your mind) und um das Anpassen an jedwede Situation und dann das Anwenden des effektivsten Mittels um das gewünschte Ziel zu erreichen. Gibt es dazu irgendeine brauchbare Literatur, die sich explizit mit der Philosophie befasst und nicht mit dem schnellsten Weg eine Faust in den Gegner zu bekommen?

    Ich versuche aus dem Tao of Jeet Kune Do ein paar solcher Aussagen zu extrahieren, aber das ist auch dürftig, zumal ich auch in den Interviews zufällig gelesen habe, dass das nur einen winzigen Bruchteil Lees Philosophie beinhaltet (zumal nicht einmal von ihm zusammengestellt oder veröffentlicht) und er das meiste nicht aufgeschrieben hat, sondern eher filmisch zum Ausdruck brachte. (Die Pagodenszenen, sowie die Filme von ihm kenne ich natürlich...)

    Ich würde mich über ein paar hilfreiche Antworten sehr freuen. Danke!

  2. #2
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    Standard

    Ich bin mal so frei:

    Zum Einen das Buch von Inosanto als ein möglicher Bezugspunkt, welches der Vollständigkeit halber erwähnt wird:
    Inosanto, D. (1994): Jeet Kune Do: The Art & Philosophy of Bruce Lee. Atlantic Books.

    Ferner ist John Little sehr publikationsfreudig: [KLICK]

    Eine bescheidene Hinführung:
    Ich hab mich aus trainingspraktischer und pädagogischer Situation heraus vergangenes Jahr mal an einen Positionsversuch gewagt (vgl. Ewald, 2015: 74-80).
    Wie beim Durchsehen erahnbar wird, halte ich die Schriften Paul Bowmans für nach-denkens-, erachtenswert und (für ein Buch) unumgehbar - v.a.:

    Bowman, P. (2010): Jeet Kune Do.
    In: Green, T.A. & Svinth, J.R. (Editors): Martial Arts of the World. An Encyclopedia of History and Innovation. Santa Barbara u.a.: ABC-Clio, 2. Volumes, Volume 2: Themes, pp. 479-485.
    [M.E. sehr gut als Einstieg und rumorend, da er einige präzise kritische Anfragen an JKD-Philosophie enthält]

    Bowman, P. (2010): Theorizing Bruce Lee. Film – Fantasy – Fighting – Philosophy. Amsterdam & New York: Rodopi B.V.
    [Tiefer gehend und kontextualisierend]

    Bowman, P. (2014a): Instituting Reality in Martial Arts Practice.
    In: JOMEC Journal, Issue 5, June 2014.

    &
    Bowman, P. (2014b): The Intimate Schoolmaster and the Ignorant Sifu: Poststructuralism, Bruce Lee and the ignorance of everyday radical pedagogy. Paper zur Konferenz "The Pedagogics of Unlearning" am Trinity College in Dublin, 6.-7. September 2014.
    [beide m.E. zur Vertiefung, was Institutionen sensu Derrida bzw. 'Realität' angeht]

    Im Kontext zu Bowman (auch von diesem thematisiert) aber auch vergnüglich-irritierend-spannend finde ich das Buch von Bolelli:

    Bolelli, D. (2008): On the Warrior's Path. Philosophy, Fighting, and Martial Arts Mythology. Berkeley, California: Blue Snake Books, Second Edition.

    Schöne Grüße
    Baghira
    Geändert von KK-Baghira (25-07-2016 um 13:42 Uhr)
    "Empty your mind... be formless, shapeless, like water..." (Bruce Lee)

    www.kampfkunst-ewald.de

  3. #3
    Joyce Gast

    Standard

    Hallo Hu Quan

    Frag doch mal bei jemandem an, der Bruce Lee kannte, hab dazu gerade kürzlich auf einer Hapkido-Seite geschmökert und gelesen, dass der Hapkido-Gründer Ji Han-Jae mit Bruce Lee in Filmen auftrat. Da Hapkido auch auf dem Taoismus basiert, wäre das doch die ideale Quelle. Vielleicht kannst Du ihn höchstpersönlich erreichen oder vielleicht wird Dir jemand empfohlen, der sich auch auskennt. Ich geb Dir mal die Seite, schau selbst, ob es etwas für Dich ist. Die Filme sind auch aufgeführt: | KOREA SIN MOO HAPKIDO |

  4. #4
    Hu Quan Gast

    Standard

    Wow.

    Gleich der erste Beitrag mit Texten, die ich nicht kannte und sogar wissenschaftliche Ansprüche erfüllt. Cool! Vielen Dank!
    Nachtrag: Sehe gerade, dass du das selbst relativ professionell angegangen bist. Ich dachte selbst einmal daran einen Artikel darüber zu schreiben, aber dein Paper ist wesentlich umfangreicher. Einiges zu lesen jedenfalls, danke sehr.

    Joyce: Auch ein guter Rat, habe ich mir bei den Interviews auch einmal gedacht und werde das vielleicht auch machen (muss noch das Englisch aufpolieren - mache ich gleich mit den Texten von oben). Danke auch für den Link.
    Geändert von Hu Quan (25-07-2016 um 14:04 Uhr)

  5. #5
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    Zitat Zitat von Hu Quan Beitrag anzeigen
    Guten Heute,

    ich war schon lange nicht mehr im Forum (bin leider auch trainingstechnisch eher inaktiv), schreibe aber gerade an einem Buch über Psychotherapie und - ob ihr es glaubt oder nicht - Bruce Lee wird darin das primäre Schlüsselelement sein. Genauer seine Philosophie des JKD.

    Ich habe bereits Dutzende Bücher über den Taoismus gewälzt, sowie den geschichtlichen Grundlagen selbigen. Ich habe auch Bücher über Bruce Lee gelesen (zuletzt die Gespräche, also Interviews mit seinen Freunden, Trainingspartnern, etc.), aber mir fehlt ein richtiges Grundlagenwerk über die theoretischen Fundamente, die philosophischen Grundlagen des JKD.

    Konkreter geht es mir um das "Nicht-Denken" (empty your mind) und um das Anpassen an jedwede Situation und dann das Anwenden des effektivsten Mittels um das gewünschte Ziel zu erreichen. Gibt es dazu irgendeine brauchbare Literatur, die sich explizit mit der Philosophie befasst und nicht mit dem schnellsten Weg eine Faust in den Gegner zu bekommen?

    Ich versuche aus dem Tao of Jeet Kune Do ein paar solcher Aussagen zu extrahieren, aber das ist auch dürftig, zumal ich auch in den Interviews zufällig gelesen habe, dass das nur einen winzigen Bruchteil Lees Philosophie beinhaltet (zumal nicht einmal von ihm zusammengestellt oder veröffentlicht) und er das meiste nicht aufgeschrieben hat, sondern eher filmisch zum Ausdruck brachte. (Die Pagodenszenen, sowie die Filme von ihm kenne ich natürlich...)

    Ich würde mich über ein paar hilfreiche Antworten sehr freuen. Danke!
    Ein wichtiger Einfluss war Jiddu Krishnamurti. Von ihm gibt es auch einige Bücher.
    Ansonsten wäre event. noch John R. Little "The warrior within: the philosophies of Bruce Lee" interessant
    Der Magen einer Sau, die Gedanken einer Frau und der Inhalt einer Worscht, bleiben auf ewig unerforscht.

  6. #6
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    Zitat Zitat von Hu Quan Beitrag anzeigen
    Wow.
    Gleich der erste Beitrag mit Texten, die ich nicht kannte und sogar wissenschaftliche Ansprüche erfüllt. Cool! Vielen Dank!
    Nachtrag: Sehe gerade, dass du das selbst relativ professionell angegangen bist. Ich dachte selbst einmal daran einen Artikel darüber zu schreiben, aber dein Paper ist wesentlich umfangreicher. Einiges zu lesen jedenfalls, danke sehr.
    Vielen Dank.

    Ich habe es ja oben nur aus der JKD-Richtung ein klein wenig literaturmäßig beleuchtet; was Psychotherapie (welche Richtung? Schulen? Menschenbilder? Wissenschaftstheoretische und praxeologische Einbindung? Therapeutenerfahrungen) angeht, wird das Feld weitaus größer - gar unüberschaubar? Einmal relativ abgesehen von Therapieerfahrungen (als Patient? Therapuet? Supervisor?):
    Ich finde Petzold immer wieder anregend, aber auch entsprechend weit verzweigt...
    Vlt. als "Startbahn" ohne zu wissen, wohin die Reise geht:

    Petzold, H.G. & “Sieper, J. (2012): „Leiblichkeit als „informierter Leib" embodied and embedded - Körper-Seele-Geist-Welt-Verhältnisse in der Integrativen Therapie.
    In: Petzold, H.G. (2012): Die Menschenbilder in der Psychotherapie. Interdisziplinäre Perspektiven und die Modelle der Therapieschulen. Wien: Krammer, S. 243-321.


    Viele Grüße
    Baghira
    Geändert von KK-Baghira (25-07-2016 um 15:58 Uhr)
    "Empty your mind... be formless, shapeless, like water..." (Bruce Lee)

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  7. #7
    Hu Quan Gast

    Standard

    Danke für den Hinweis, aber Petzold kenne ich persönlich und habe auch einige Bücher von ihm.

    Ich habe an der Sigmund-Freud-PrivatUniversität studiert und nebenbei auch an der Donau Universität Krems (da ist Petzold auch gelegentlich). Mir geht es eher um die Grundlagen... Ich bin zwar Individualpsychologe und arbeite auch praktisch so, aber in dem Buch geht es mir nicht darum wie man nach der oder der Methode Menschen helfen kann, sondern wie man die Psychotherapie selbst (inkl. der vier Paradigmen und unzähligen Schulen) auf einen möglichen einheitlichen theoretischen Boden stellen kann ohne die "Artenvielfalt" zu verlieren. Da erscheint mir Jeet Kune Do passend.

    PS: Einer meiner Professoren von der Uni Wien (jetzt SFU) hat über die Paradigmen der Pädagogik habilitiert.

    Salurian: Danke für den Hinweis. Krishnamurti habe ich in den Interviews entdeckt, mich aber in den letzten Jahren immer erfolgreich dagegen gewehrt ihn zu lesen. Ich weiß nicht einmal weshalb. Nun gut... Bücher von ihm habe ich auch, werde auch die einmal lesen.

  8. #8
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    Zitat Zitat von Hu Quan Beitrag anzeigen
    Danke für den Hinweis, aber Petzold kenne ich persönlich und habe auch einige Bücher von ihm.

    Ich habe an der Sigmund-Freud-PrivatUniversität studiert und nebenbei auch an der Donau Universität Krems (da ist Petzold auch gelegentlich). Mir geht es eher um die Grundlagen... Ich bin zwar Individualpsychologe und arbeite auch praktisch so, aber in dem Buch geht es mir nicht darum wie man nach der oder der Methode Menschen helfen kann, sondern wie man die Psychotherapie selbst (inkl. der vier Paradigmen und unzähligen Schulen) auf einen möglichen einheitlichen theoretischen Boden stellen kann ohne die "Artenvielfalt" zu verlieren. Da erscheint mir Jeet Kune Do passend.

    PS: Einer meiner Professoren von der Uni Wien (jetzt SFU) hat über die Paradigmen der Pädagogik habilitiert.

    Na dann gutes Gelingen :-)
    Wenn du Petzold persönlich kennst - vlt. sieht man sich ja mal auf der einen oder anderen Tagung ^_^

    Das mit den Paradigmen der Pädagogik klingt nach Thomas Stephenson - der steht auf meiner Literaturliste; hab aber noch so viel aus der IT davor - erstmal für einen etwaigen Vortrag bzw. Publikation ein Text von Sieper zur "Transversalen Integration" (weil du den einheitlichen Boden ohne Verlust der Vielfalt erwähnst)
    "Empty your mind... be formless, shapeless, like water..." (Bruce Lee)

    www.kampfkunst-ewald.de

  9. #9
    Hu Quan Gast

    Standard

    Bingo!
    Stephenson ist einer der Individualpsychologen, bei dem ich die pth. Ausbildung gemacht habe und der auch einige Vorlesungen bei uns hielt.

    Danke, ja vielleicht sieht man sich ja dort :-)

  10. #10
    Joyce Gast

    Standard

    Bei Petzold fällt mir Leander Petzold ein, ein Volkskundler, was mich wiederum an C. G. Jungs Archetypenlehre erinnert. Vielleicht gibt es auch interessante volkskundlich-historische Geschichten zum taoistischen Hintergrund. So was ließe sich auch immer mit Gewinn einflechten. Ist nur so eine Idee, da schon Freud zu solchen Metaphern in der Volkskunde gegriffen hat.

  11. #11
    Joyce Gast

    Standard

    @Hu Quan
    Kennst Du dieses wissenschaftliche Werk zum Taoismus auch schon? Wenn ja, hat es Dir viel gebracht?
    In der Mitte des Kreises. Daoistisches Denken von Hans-Georg Möller - Suhrkamp Insel Bücher Buchdetail
    Hier eine Leseprobe:
    http://www.suhrkamp.de/download/Blic...3458720157.pdf

  12. #12
    Gelugpa Gast

    Standard

    Versuche doch mal was vom Buddhismus zu lesen bzw. in ein buddhistisches Zentrum zugehen und sich da mal mit den Leuten unterhalten. Weil Buddha hatte damals die Lehre der Leerheit in seinen Schriften verfasst und es wird auch als Meditation praktiziert. Ich muss dir auch sagen es ist harter Tobak ... bis ich das Begriff was die meinten.

  13. #13
    Joyce Gast

    Standard

    Hier hab ich eine weitere Leseprobe zum Taoismus, wird sehr gut beschrieben, was die Essenz des Taoismus ausmacht, passt auch gut zur Kampfkunst, diese Haltung: https://www.amazon.de/gp/product/349...?ie=UTF8&psc=1

  14. #14
    bäm!! Gast

    Standard

    [QUOTE=Hu Quan;3516177]

    Konkreter geht es mir um das "Nicht-Denken" (empty your mind) und um das Anpassen an jedwede Situation und dann das Anwenden des effektivsten Mittels um das gewünschte Ziel zu erreichen. Gibt es dazu irgendeine brauchbare Literatur, die sich explizit mit der Philosophie befasst und nicht mit dem schnellsten Weg eine Faust in den Gegner zu bekommen?

    QUOTE]

    Bruce hat mit seiner Philosophie mehr aufgebauscht als dahinter steckt. Lehrheit und Formlosigkeit ist ein Zustand den jeder erfahrene Kampfsportler erreicht und mit seiner Erfahrung gelernt hat sich dem Gegner anzupassen (je nach Eigenschaften, Bewegungsschule, Trainingsmehtoden und Erfahrung gelingt es dem einem besser dem anderen weniger).

    Die Instinkte übernehmen, das Bewusste tritt in den Hintergrund und lenkt hie und da, der Rest macht das Neuralsystem, Gedanken machen dich langsamer.

    Bruce hat nur das offensichtliche hervorgehoben. that's it.

  15. #15
    Joyce Gast

    Standard

    Zitat Zitat von bäm!! Beitrag anzeigen
    Die Instinkte übernehmen, das Bewusste tritt in den Hintergrund und lenkt hie und da, der Rest macht das Neuralsystem, Gedanken machen dich langsamer.

    Bruce hat nur das offensichtliche hervorgehoben. that's it.
    Meinst Du die Achtsamkeitsmethode? - Aber so weit ich jetzt las, geht es im Taoismus um eine Lebensphilosophie, welche über die Konzentrationstechnik der Achtsamkeit hinausgeht.
    Geändert von Joyce (30-07-2016 um 16:39 Uhr)

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