Ist das so?
Ich schreibe hier ja schon eine Weile über diese Dinge und ich gebe zu dass ich das bisweilen nicht immer in einem klugen Kommunikationsstil getan habe.
Die Leute, die sich für diese Dinge interessierten, kann ich an zwei Händen abzählen. Ich habe über das KKB zwar sehr gute Leute kennengelernt, mit einigen trainiere ich noch heute Bagua regelmäßig und betrachte sie als meine Freunde, aber das sind eben wenige und die sind mindestens genau so verrückt wie ich, was KK angeht.
Vegeto, ich habe KK als etwas kennengelernt bei dem es um die „dunkle“ Seite in einem geht. Um das, was man tut, wenn man mit dem Rücken an der Wand steht. Schon in meinem Karate gab es einen sehr sehr großen Anteil an „mentalem Training“, im Bagua ist dieser Teil noch um einiges größer (und gefährlicher).
Schau Dir die Geschichte des Karate ab 1930 (bzw. ab der Jhd.Wende) an. Es wurde zunächst für imperialistische Zwecke missbraucht (Unterricht an Grundschulen) und vor allem angepasst (schließen der Hände, entfernen der Waffen, neue Unterrichtsmethoden). An dieser Stelle fing doch schon alles an. Dem folgte die Phase des sportlichen Wettkampfes, der allerdings auf diesem veränderten Karate beruht.
Was damals von Japan um die Welt ging hatte schon nichts mehr mit einer „Kriegs(martial) Kunst(art)“ zu tun.
Was ist Karate denn heute größtenteils? Es ist organisiert in Vereinen, deren meisten Mitglieder Kinder und Jugendliche sind. Es ist ausgerichtet auf den Wettkampf. Sicher, man versucht auch den „SV“ Markt zu bedienen, schließlich ist es offiziell ja eine Kampfkunst, aber dazu interpretiert man Dinge in die Kata rein, holt sich „Anregungen“ aus anderen Stilen und behauptet das sei ja alles auch in den Kata vorhanden, man müsse (und dürfe) es ruhig hineininterpretieren. „Crosstraining“ wird heute großgeschrieben, denn man muss andere Konzepte ja adaptieren und kann sie danach in dem „Tool“ Kata finden.
Wer hat denn ein "komplettes" System von seinem Lehrer gelehrt bekommen?
Du fragst mich warum ich dieses Wissen über „mein“ Karate nicht weiter verbreite? Das hat mehrere Gründe.
Der erste (und für mich wichtigste) ist dass es Dinge in einem weckt, die sehr gefährlich für die Psyche werden können und das sollte nur in einer Umgebung passieren die das vernünftig steuert. 90% sind „Mind“ und allerhöchstens 10% sind Body. Das bezieht sich sowohl auf die Bewegungssteuerung als auch auf die „Kampffähigkeit“. Ich beschäftige mich schon seit über 20 Jahren mit dem System das dieses entwickelt. Versuche zu verstehen was da passiert und warum es passiert. Im Karate gab es schon einiges dazu, verstehen tue ich es jedoch erst seit ich Kontakt mit den Methoden der CMA habe und diese in meinen neurobiologischen Kontext stellen kann.
Das bringt uns auch schon zu dem zweiten Punkt: Mangelndes Interesse.
Die allerwenigsten Leute wollen diesen Teil einer Kampfkunst wirklich lernen und die Mühen dafür auf sich nehmen.
Was meinst du was passiert wenn ich Leuten davon erzähle dass ich praktischen Anatomieunterricht für unsere Gruppe gebe bei dem ich erläutere wie man wohin sticht und schneidet damit die Leute instant umfallen und vor allem was die physiologischen Grundlagen dafür sind? Verwundert ist da noch eine „wohlmeinende“ Reaktion. Von anderen Dingen erzähl ich den Leuten erst gar nicht.
Was würde wohl die Mutter eines Jugendlichen in einem Karateverein sagen wenn man ihr erklären würde dass der Sinn und Zweck des Trainings nicht ist irgendwann einmal eine schwarze Bauchbinde zu tragen, sondern dass ihr Sohn jeden Tag zwei bis drei Stunden üben sollte um motorische und psychische Fähigkeiten zu entwickeln um jemanden anderes schnell und effektiv zu töten? Würde sie mir glauben wenn ich ihr sagen würde das solch ein Training auch zu „psychischen Stabilität“ ihres Sprosses beitragen würde (was es in meinen Augen tut, aber das ist ein anderes Thema)?
Passt so eine Einstellung zu dem was die Karateka in Dtld. meinen von „Budo“ zu wissen?
Die Leute wollen nicht hören was ich zu sagen habe, weil es nicht in ihre Welt passt.
Eine Kriegskunst war immer dazu da Gewalt gegenüber anderen auszuüben und zwar bewaffnet und mit dem Ziel den anderen ggf. schnell und effektiv zu töten und dabei selber bei guter seelischer Gesundheit zu bleiben und auch ein „normales“ Leben zu führen. Niemand wollte verrückte Killer in seinem Dorf, aber jeder wollte sie auf dem Schlachtfeld. Diesen Spagat haben die alten Kampfkünste versucht hinzukriegen.
Was meinst Du warum Karate früher in kleinen Gruppen gelehrt wurde? Weil es verboten war? Wir wissen das dieses Verbot historischer Quatsch ist. Kampfkünstler wurden schon immer von der Gesellschaft misstrauisch beäugt, zumal in zivilen Umfeld. Es wird ein kleinen Kreisen gelehrt weil der Inhalt nichts ist was die breite Masse sehen will, bzw. was man ihr zeigen könnte.
Guck Dir an wie ich hier angegangen werde weil ich darüber schreibe. Wie einige Leute hier meinen sich über „Kriegskunst“ und „töten“ lächerlich machen zu müssen. So etwas sagt schon alles aus, wenn es um eine Kampfkunst geht.
Ich habe meinen Frieden mit dem Karate in Dtld. mittlerweile gemacht. Es ist ein Sport der sehr gute Eigenschaften fördert, aber man sollte halt nicht den Anspruch haben dieses Karate als eine „traditionelle Kampfkunst“ zu sehen die für den realen Einsatz in einer bewaffneten Welt gedacht war. Dafür fehlen einfach viel zu viele Inhalte. Diesen Teil will unsere Gesellschaft aber auch nicht (mehr) gezeigt bekommen und auch das ist völlig in Ordnung.
Man sollte halt nur unterscheiden über was man wann und wo redet…
Es gibt auch andere mit solchem Wissen (die habe ich aber nicht im Karate getroffen), die reden aber darüber nicht, sondern machen ihr Ding.
Ich treffe mich immer gerne um mit Leuten über diese Dinge in den KK zu reden, wahrnehmen tut dieses Angebot jedoch kaum einer...
Grüße
Kanken