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Thema: Scottish Backhold Wrestling

  1. #1
    itto_ryu Gast

    Standard Scottish Backhold Wrestling

    Da wir künftig in der Broadsword Academy Germany noch mehr an diesem Thema auch gemeinsam mit Ringern aus Schottland arbeiten möchten, eröffne ich hier mal einen neuen Strang in den alle Meldungen zu diesem Thema einfließen können

    Scottish Backhold ist ein sog. Folk-Wrestling-Stil aus Schottland, dessen Wurzeln weit in der Geschichte zurückreichen. Heute noch wird er insbesondere auf den Highland Games und Gatherings, aber auch in eigenen Wettkämpfen ausgeübt und es gibt nach einer kurzen Phase des Niedergangs wieder zahlreiche Schulen in Schottland.
    Die Ringer greifen sich um den Oberkörper, die rechte Hand unter dem linken Arm des Gegners und den Linken über dessen rechtem Arm. Das Kinn ruht auf der jeweils rechten Schulter der Ringer. Die Hände greifen einander hinter dem gegnerischen Rücken in gewohnter Ringerhaltung. Daher auch der Name "Backhold". Ist der Kampfrichter sicher, dass beide Kämpfer einen ordentlichen Griff haben, beginnt auf das Kommando "Hold" der Ringkampf. Dabei dürfen sie den Griff nicht lösen und außer mit den Füßen mit keinem anderen Körperteil den Boden berühren. Bodenkampf gibt es keinen, auch keine Aufgabegriffe.
    Die Art der Techniken hängt auch zusammen mit der Historie. Zwar weiß man, dass in Schottland schon lange vor der Ankunft der Wikinger gerungen wurde, ebenso wie unter Einfluss der Nordmänner und später im Mittelalter, aber wie genau und ob es da schon ähnliche Regeln gab wie heute, das weiß man nicht. Eine historische Darstellung des Backhold Wrestlings, wenn auch die Cumberland-Westmoreland-Variante, findet sich in Donald Walkers „Defensive Exercises“ von 1840 neben anderen Folk-Stilen. Der Backhold-Wrestler Zane Grey aus Paisley erklärte mir, dass die Kämpfe auch daher am Boden enden, weil erfahrungsgemäß im Ernstfall der dominante Schotte obenauf seinen Dirk (Dolch) zückte und damit die Sache beendete. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass einige der heute noch genutzten Techniken, insbesondere das Einhakeln der Beine/Fußfeger (Hamming, Backheel) so auch im Zusammenhang mit dem Broadsword-Fechten zu finden sind. Insofern passt es, dass diese Art der Techniken sich in einem Ringstil finden, der seinen Ursprung in der kriegerischen Ausbildung der schottischen Clans findet.
    Trotz seiner oberflächlich betrachtet einfachen Struktur, ist das Backhold ein äußerst dynamischer und technisch anspruchsvoller Ringstil. Zumal zulässige Würfe auch durch andere moderne Ringstile beeinflusst wurden. Die „Bouts“ gehen meist mit einer maximalen Wertung von 3-5 Runden aus (best out of 5) aus. Die Gewichtsklassen sind in "Stones" eingeteilt, es gibt aber durchaus auch Kämpfe in offenen Gewichtsklassen.
    An den Wettkämpfen nehmen nicht nur schottische Ringer teil, sondern auch viele Kämpfer aus England, Wales, Frankreich und Island, wo es ähnlichen traditionellen Ringkampf gibt und man sich auch stilübergreifend misst. Insgesamt arbeiten die Scottish Backhold Wrestler mit anderen, ähnlichen Stilen zusammen, wie dem am nächsten verwandten Cumbrian Backhold Wrestling (Cumberland & Westmoreland). Dies gilt aber auch für die traditionell als "keltisch" eingestuften Jacken-Ringstile Cornish Wrestling und Gouren in der Bretagne, sowie das Glima aus Island.
    Organisatorisch ist das Scottish Backhold Wrestling in der FILC zuhause, der International Federation of Celtic Wrestling, gegründet 1985. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, die noch im 19. Jahrhundert sehr populären Stile zu bewahren und zu verbreiten. FILC-Präsident William Baxter ist eine der einflusssreichsten Persönlichkeiten, die sich der Traditionswahrung des schottischen Ringens verschrieben haben. Als Mitglied des ältesten schottischen Ringerclubs, dem Glasgow Wrestling Club, gründete Baxter 1952 den Milngavie Wrestling Club in 1952 und wurde britischer Nationaltrainer der Ringermannschaft bei den Olympischen Spielen 1972 in München.

    Weitere Informationen finden sich unter folgenden Links:
    Wrestling Scotland | Wrestling in Scotland
    Wrestling Roots » Blog Archive » Scottish Backhold Wrestling | Documenting & Promoting Traditional Wrestling Styles from Around the World
    Scottish Backhold Wrestling

    Das erste Video erklärt die Regeln und einige Techniken. Es stammt von Europameister Frazer Hirsch und seinem Carnoustie Backhold Wrestling Club, er ist wohl seit Jahren einer der aktivsten Ringer, auch was die Verbreitung dieses Stils außerhalb Schottlands angeht:


    Das zweite Video zeigt weitere Wurfmöglichkeiten ausgeführt durch Zane Grey, seines Zeichens Judochampion und Catch-Wrestler, sowie Leiter des Backhold Clubs in Paisley und Sambotrainer Vadim Kolganov:


    Hier noch ein paar gelungene Würfe aus Wettkämpfen:




    Geändert von itto_ryu (14-06-2017 um 17:17 Uhr)

  2. #2
    Registrierungsdatum
    16.06.2012
    Alter
    32
    Beiträge
    1.333

    Standard

    Durch die Kilts steigt der coolnesfaktor halt enorm.

  3. #3
    itto_ryu Gast

    Standard

    Definitv Die Ringer des Cumberland & Westmorland Wrestlings sind auch richtig gut, aber die Kleidung ist schon sehr eigen, da haben des die Schotten besser

    Tatsächlich führen die Kilts manchmal auch zu Problemen. Ich zitiere mal electricscotland.com:
    The wrestler can wear ordinary sports clothes but for championship titles it necessary to wear a kilt (feet are bare or stockinged). The ‘birling’ of the kilts during the swinging and throwing adds to the spectacle but can make it difficult for the judges to work out who lands first (“Watch the wrestler, no’ the kilt, Sonny!”). Many a frustrated wrestler has commented that they won a fall but the judges declared it a ‘dog fall’ (both land at the same time).

  4. #4
    Tarogh Gast

    Standard

    Hab da mal auf einem Gathering mitgemacht, hat mega Spass gemacht. Gibt es im Sommer oft bei Highland Games und Gatherings.


    Grüsse Tarogh

  5. #5
    itto_ryu Gast

    Standard

    Hier die 10 Lessons of Celtic Wrestling, wie sie als Grundlagenübungen im Curriculum der Cateran Society genutzt werden. Sie starten im Irish Collar & Ellbow-Clinch, jedoch sind auch Techniken wie im Scottish Backhold üblich beinhaltet:


  6. #6
    itto_ryu Gast

    Standard

    Offizieller Flyer
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken

  7. #7
    itto_ryu Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Tarogh Beitrag anzeigen
    Hab da mal auf einem Gathering mitgemacht, hat mega Spass gemacht. Gibt es im Sommer oft bei Highland Games und Gatherings.


    Grüsse Tarogh
    Sehr coole Sache

  8. #8
    Tarogh Gast

    Standard

    Zitat Zitat von itto_ryu Beitrag anzeigen
    Sehr coole Sache
    Kann es jedem nur empfehlen das mal auszuprobieren.


    Gruss Tarogh

  9. #9
    itto_ryu Gast

    Standard

    Nach ersten Gehversuchen u.a. im regulären Training, als auch beim Ars Martialis Workshop, haben wir mal eine unserer ersten Bouts auf Film gebannt und auch gleich mal mit unseren Trainerkontakten in Schottland durchgesprochen Seid also gnädig im Urteil


  10. #10
    musclesnatch Gast

    Standard

    Ich finde den Kilt als Bekleidung beim Ringen unzeitgemäß. Das gleiche gilt für den Gi im JJ oder Kurtka im Sambo. Das sind Traditionen, die im MMA Zeitalter eigentlich keine Berechtigung haben, aber an denen festgehalten wird.
    Logisch folgerichtig im 21. Jahrhundert ist eigentlich nur noch Rashguard oder halt einfach Shorts und T Shirt. Ist auch zugleich anspruchsvoller, weil weniger Möglichkeiten zum Angreifen da sind.

  11. #11
    itto_ryu Gast

    Standard

    Der Kilt ist eine rein traditionelle Bekleidung (wobei auch sehr Alltagstauglich in seinem Ursprung) im Backhold Wrestling (daran gibt es keinerlei Griffe oder so). Tatsächlich macht er es den Kampfrichtern beim Backhold manchmal schwer zu sehen, wer nun wirklich zuerst auf dem Grün gelandet ist. Aber er ist eben Tradition, wenn auch keine Pflicht, es gibt genug, die in Shorts antreten. Welche Oberbekleidung man dabei trägt, spielt im Backhold keine Rolle, denn es gibt keine Griffe an der Kleidung. Es ist eben traditionelles Ringen, deswegen trägt man im Folk-Wrestling teilweise eben "lustige Klamoten", wie hier im Cumberland & Westmoreland Wreslting, ebenfalls ein Backhold-Stil:


    Man unterscheidet bei traditionellen Folk-Stilen grob zwischen solchen die "No-Gi" oder Freistil sind (Beispiel Ranggeln oder Lancashire) oder nur eine bestimmte Griffart erlauben (z.B. Backhold), solche die auch Schläge und/oder Tritte beinhalten, solche mit Jacken und/oder Gürtelgriffen (z.B. Tartar Belt Wrestling, Cornish Wrestling oder Gouren), sowie "Hosenstile" (z.B. Lucha Canaria oder Schwingen).

    Die Jackenstile wie Cornsih, Gouren, Judo oder Sambo haben doch definitiv ihre Berechtigung, ich finde das betrachtest du zu kurzsichtig. Die Möglichkeiten Jacken zu greifen oder auch die Hose, den Gürtel etc. verändern das Spiel deutlich und haben auch für den Ernstfall ihre Relevanz (nicht soviele Leute bei diesem Wetter unterwegs in Shirt und Shorts).

    Anspruchsvoll sind beide Arten des Ringens. Nicht umsonst haben ältere Ringtraditionen beide Seiten bedacht. Es ist bei - all meiner Liebe dazu - nicht alles nur MMA-relevant Hier geht es ja auch um ritualisierte Kämpfe und Traditionswahrung. Abgesehen davon, dass viele aktive Folk-Ringer auch aus dem MMA, Grpapling, Greco, Judo, Sambo usw. kommen.
    Geändert von itto_ryu (15-11-2016 um 10:24 Uhr)

  12. #12
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    Standard

    Zitat Zitat von itto_ryu Beitrag anzeigen
    Nach ersten Gehversuchen u.a. im regulären Training, als auch beim Ars Martialis Workshop, haben wir mal eine unserer ersten Bouts auf Film gebannt und auch gleich mal mit unseren Trainerkontakten in Schottland durchgesprochen Seid also gnädig im Urteil

    Ich kann euch nur empfehlen, nach Möglichkeit auf irgendwelchen Matten zu trainieren anstatt auf Parkett Nicht mal ausschließlich wegen dem Verletzungsrisiko, sondern weil man m.E. dazu neigt, Würfe viel zu zögerlich anzusetzen und durchzuziehen wenn der Boden hart ist (oder man fest damit rechnet, gekontert zu werden...), grad am Anfang. Bei euch waren viele Wurfansätze - oder zumindest Möglichkeiten zum Wurfansatz - da, aber fast alle wurden vom Ausführenden abgebrochen. Es braucht auch keine große Mattenfläche - 3x3m würde reichen fürn Anfang, und mit Puzzlematten wäre das eine Investition von 200-300€, falls ihr nicht schon was rumliegen habt oder irgendwo günstig alte Judo-Tatamis abstauben könnt.

    Beste Grüße
    Period.
    Geändert von period (15-11-2016 um 10:36 Uhr)

  13. #13
    itto_ryu Gast

    Standard

    Völlig richtig erkannt. Wir sind schon mal froh, dass es ein Schwingboden ist. Ringaktionen im Waffensparring haben wir ja schon öfters gemacht, da macht der Boden auch nicht viel aus, aber richtig Würfe gezielt üben mit häufigen Wiederholungen etc. dazu braucht es definitiv einen anderen Untergrund bzw. Matten. Die haben wir leider (noch) keine, aber wir arbeiten dran und machen solange das Beste draus. Sind die Temperaturen entsprechend, kann es dann auch mal wieder raus auf die Wiese
    Geändert von itto_ryu (15-11-2016 um 11:06 Uhr)

  14. #14
    musclesnatch Gast

    Standard

    Zitat Zitat von itto_ryu Beitrag anzeigen

    Man unterscheidet bei traditionellen Folk-Stilen grob zwischen solchen die "No-Gi" oder Freistil sind (Beispiel Ranggeln oder Lancashire) oder nur eine bestimmte Griffart erlauben (z.B. Backhold), solche die auch Schläge und/oder Tritte beinhalten, solche mit Jacken und/oder Gürtelgriffen (z.B. Tartar Belt Wrestling, Cornish Wrestling oder Gouren), sowie "Hosenstile" (z.B. Lucha Canaria oder Schwingen).
    Jetzt ist meine Neugier geweckt. Was für folkloristische(!) Ringstile beinhalten denn Schlagen und treten?

  15. #15
    itto_ryu Gast

    Standard

    Zitat Zitat von musclesnatch Beitrag anzeigen
    Jetzt ist meine Neugier geweckt. Was für folkloristische(!) Ringstile beinhalten denn Schlagen und treten?
    Gileh-Mardi im Iran:


    Oder z.B. Lutte Senegalese:

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