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Thema: Ethische Aspekte moderner Kampfkunst

  1. #61
    Registrierungsdatum
    16.06.2012
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    1.333

    Standard

    Lol
    Da ist er wieder. Der Mythos vom friedlichen und pädagogischen Judo.
    Da hat jemand so gar keine Ahnung.

    Rambat hats ja mal wieder gut zusammengefasst.

    Hast du zum Thema vermeintlich moralisches Judo irgendeinen Standarttext aus dem Forum den man in solchen Situationen einfach mal verwenden könnte?
    Geändert von Korkell (15-09-2016 um 15:14 Uhr)

  2. #62
    derlange Gast

    Standard

    Also "bei uns" im Wald und Wiesendojo (Shotokan) wurde eigentlich von Anfang an Wert darauf gelegt ein paar ethische Grundlagen mitzugeben. Ob das jetzt wirklich im Sinne des Erfinders ist, sich das irgendwelche Westler oder findige Japaner ausgedacht haben, sei mal dahingestellt.

    Von den tödlichen Samurai-Techniken wurde klarerweise auch nur in der Umkleidekabine geredet wenn grad kein Schwarzgurt da war.

    Mir hats als Kind Spaß gemacht und es gibt ja wirklich Leute (ob jung oder alt) denen man sagen muss, dass man nicht jedem einfach in den Solar Plexus boxen darf

  3. #63
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    1.141

    Standard

    Ich kann eigentlich keinem diese Vorstellungen in Bezug auf die KKs verdenken. Immerhin liegen dem Jahrzehnte Verbandsarbeit zu Grunde, die natürlich versucht hat das Image so zu gestalten, dass die Eltern die Kinder da ruhigen Gewissens hinschicken. Als ich klein war hieß es im Dorf wenn gefragt wurde, warum das Kind zum Judo geschickt wird, die lernten dort Fallschule. Mein Erstaunen war groß, als ich mit meinem Judofreund rangelte, dass die sich scheinbar auch mal werfen, total unfair .
    Und bei mir hieß es, beim Fechten da hat er wenigstens was an und die berühren sich da nicht mal, da wurde die Ausrüstung vorgeschoben. Im Verein erfolgte dann die Distanzierung vom Studentenfechten u.s.w.. Die anderen seien ja so schlimm...
    Dass sich jetzt hingestellt und gesagt wird, die "bösen" Techniken lehre man ja nur der Polizei fällt für mich in dieselbe Schiene. Das ist ein Stück heile Welt, die man da schafft und das erfüllt seinen Zweck. Ob die Kreideesserei so moralisch ok ist lasse ich mal dahingestellt.

  4. #64
    Yip-Man Gast

    Standard

    @Billy

    Es ist ein Unterschied, ob man KK "kindgerecht" gestaltet, oder ob man den Kern von KK/KS so verfälscht, dass er ins naive Weltbild einer Vielzahl von Menschen passt, damit man die Zielgruppe vergrößert.
    Ersteres finde ich gut, da KK ein perfektes Mittel für die Wertevermittlung an Kinder ist. Sie lernen von Anfang an, ein gesundes Bewusstsein zu Gewalt aufzubauen und ihre "Macht" verantwortungsvoll zu benutzen.
    Ein Erwachsener hingegen braucht in der Regel keine Wertevermittlung, sondern sollte (nachträglich, wenn nicht schon vorhanden) gelernt haben, was Gewalt ist und wie man mit dem ganzen Thema umgehen sollte, insofern ist die Zielsetzung eine ganz andere (SV, Wettkampf, usw)
    Sich dann einbilden zu wollen, man kann eine Kampfkunst betreiben, ohne kämpfen zu lernen, ist einfach fernab der Realität und führt zu Moralvorstellungen, die in der heutigen Gesellschaft sehr kontraproduktiv sind und dem Ausübenden eher schaden als nutzen.

  5. #65
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    27.04.2016
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    1.141

    Standard

    Es ist eine Quadratur des Kreises, da meist viele Interessen abgedeckt werden sollen. Es ist auch ein Generationending. Das Training das die alten Schwarzgurte vermitteln ist anders als das der Neuen. Mein kurzfristiger Eindruck. Ich weiß nicht wo das landen wird, ich staune nur beim Kumite.

  6. #66
    Gast Gast

    Standard

    Lol
    Da ist er wieder. Der Mythos vom friedlichen und pädagogischen Judo.
    Da hat jemand so gar keine Ahnung.
    ja, sowas nervt eigentlich nur noch. vor allem, weil man sich ja ohne probleme und mit wenig aufwand informieren könnte. das wird aber geschickt unterlassen ...

    Rambat hats ja mal wieder gut zusammengefasst.
    ich bin eben böse.


    Hast du zum Thema vermeintlich moralisches Judo irgendeinen Standarttext aus dem Forum den man in solchen Situationen einfach mal verwenden könnte?
    ja.
    irgendwo hatte ich den ganzen krempel schon mal zusammengefaßt. wenn ich nicht irre, sogar schon mehrmals ...
    auf jeden fall hatte ich irgendwo hier im forum schon mal etwas erbost über den ganzen dümmlichen mist gezetert, mit dem man die judo-maxime "jita kyoei" zum "moralischen prinzip" des judo stilisieren will.
    das geht mir dermaßen auf die nerven ...

    gewiß hatte kano sich auch zu fragen der "moral" geäußert, aber das tat er sehr viel später, und nicht von beginn an.
    auch seine aussage, sein judo sei vor allem ein erziehungssystem, traf er erst im deutlich vorgerückten alter.
    und dann wäre ja immer noch zu klären, was kano denn genau unter "erziehung" verstand, wen er erzogen wissen wollte und wie genau das aussehen sollte.
    wenn man sich damit mal gründlicher befaßt, wird man zu erstaunlichen erkenntnissen gelangen. nur eines sollte man dabei vermeiden: den christlich-abendländischen und speziell deutschen "moral"-begriff den aussagen kanos überzustülpen und diese damit "erläutern" zu wollen ...

    aber ich hab mir da schon den mund fusslig geredet.
    völlig umsonst.
    die griffige interpretation, kanos judo sei eine "hochmoralische" kk, ist leider nicht aus manchen köpfen rauszubekommen ...

    es ist immer das gleiche.
    ueshiba wird fehlinterpretiert, und die tatsächlichen, belegbaren historischen ereignisse werden ignoriert.
    kano wird fehlinterpretiert, und die tatsächliche geschichte des judo wird schöngefärbt und umgedeutet, bis sie zu HEUTIGEN auffassungen paßt und mit ihnen deckungsgleich gemacht wurde.
    funakoshi ... ach, was soll's.

  7. #67
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    202

    Standard

    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen

    Und auch in Bezug auf das Verständnis der Aussagen von Ueshiba, sowie die technischen und philosophischen Inhalte des aikidô unterliegst du offenbar populären Mißverständnissen.
    Ok, klär mich auf. Vlt. sollte man aber zwischen dem "frühen" u. "späten" Ueshiba unterscheiden....Soweit ich weiß, hat er sich in seinen späteren Jahren eher pazifistischem Gedankengut zugewandt, was dann sein Aikido sehr geprägt hat.

  8. #68
    Gast Gast

    Standard

    na wunderbar ...
    und das, was ich dir zum judo geschrieben habe, ignorierst du einfach, ja?

    es wäre übrigens ein zeichen von anstand, einfach mal zuzugeben: ok, ich hab mich geirrt, das wußte ich alles nicht ...

    dummes zeug zu schreiben, widerlegt zu werden und sich dann einfach mal gar nicht mehr dazu zu äußern trägt nicht dazu bei, daß man ernstgenommen wird.

    ach, was reg ich mich auf.
    ist ja doch alles sinnlos.
    in drei wochen kommt der nächste angelatscht und erzählt den gleichen blödsinn wie der TE ...

  9. #69
    zocker Gast

    Standard

    Zitat Zitat von TeJutsu Beitrag anzeigen
    ... Ich glaube, dass klassische KK, wie Aikido, Judo, Karate und Kampfsportarten für eine dem Zivilisten angemessene SV-Fähigkeit völlig ausreichen. ...

    auch zb gegen einen bösen räuber oder gar zwei - oder gegen nazis?


    gruss


    edit:



    wahrscheinlich schon:


    https://www.youtube.com/watch?v=e1Zw_xQcSFU
    Geändert von zocker (15-09-2016 um 23:15 Uhr)

  10. #70
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    Berlin
    Beiträge
    661

    Standard

    Ich beteilige mich mal, da hier auch über japanische Kampfkunst geredet worden ist.



    Zitat Zitat von TeJutsu Beitrag anzeigen
    ich bin der festen Überzeugung, dass der Kern wahrer KK die Erhaltung und nicht die Zerstörung von Leben ist; damit dient jene der Deeskalation und Kontrolle von Konflikten und nicht dem Gegenteil!
    Dem ersten Teil kann ich insofern zustimmen, als man beim "Kampfkunsteln" sein Leben und seine Gesundheit zu erhalten versucht (inwieweit das allerdings zum Tod des Gegners führen könnte, steht auf einem anderen Blatt - auch ob der Gegner überhaupt Aggressor ist oder ein auserkorenes Opfer).

    Wie einige Leute schon näher ausführten, beruht Deine feste Überzeugung jedoch - zumindest, soweit historisch hergeleitet und nicht von vornherein als eigene Idee verstanden - auf einer Reihe von vermeidbaren Missverständnissen.

    Im übrigen gilt zum tausendsten Mal für japanische KK:
    jutsu = Kunst aber i.S.v. Kunstfertigkeit, technischem Können, handwerklichem Geschick
    (sprich dem Beherrschen seines Kampf/Kriegshandwerks, Bujutsu - im Gegensatz zur darstellerischen Kunst als solcher bzw den Schönen Künsten, Bijutsu - ein Bijutsukan ist folglich keine Räumlichkeit, wo Bi-Kampfkunst trainiert wird, sondern ein Kunstmuseum, eine Kunstgallerie).

    Im Deutschen, so meine ich, bezog sich Kunst in Kampfkunst sprachlichgeschichtlich ebenfalls von vornherein auf technisches Können. Insbesondere bei den fremdsprachlichen und mit "Kampfkunst" übersetzten Begriffen "martial arts" bzw. "arts martialis" steckt sogar noch (wenngleich nicht direkt im Kunstbegriff als solchem) der Gott Mars drin - meines Wissens nach nicht bekannt als Gott der Schönen Künste, sondern als Gott des fleißigen Haudrauf bis der Arzt kommt.


    Zitat Zitat von TeJutsu Beitrag anzeigen
    ich bin der festen Überzeugung, dass der Kern wahrer KK die Erhaltung und nicht die Zerstörung von Leben ist; damit dient jene der Deeskalation und Kontrolle von Konflikten und nicht dem Gegenteil!
    In der Tat wurden viele, insb. moderne KK, von intelligenten Leuten entwickelt, die Technik und Methode stumpfer Gewalt entgegensetzten und damit nicht akzeptieren wollten, dass die Starken über die Schwächeren herrschen.
    Heißt das, die vormodernen KKe wurden von weniger intelligenten Leuten ersonnen, die nur auf Kraft und Masse gesetzt haben?


    Zitat Zitat von TeJutsu Beitrag anzeigen
    In der Tat wurden viele, insb. moderne KK, von intelligenten Leuten entwickelt, die Technik und Methode stumpfer Gewalt entgegensetzten und damit nicht akzeptieren wollten, dass die Starken über die Schwächeren herrschen. Sehr klar formuliert wurde das von Ueshiba.
    Zu Ueshiba als Kuschelonkel mit weißem Rauschebart (und zu Kanô etc.) wurden ja bereits ein paar desillusionierende Antworten gegeben, spare ich mir also.


    Zum Thema zivil vs. militärisch braucht man im Grunde ebenfalls nichts mehr zu schreiben, außer dass der von Dir ausgemachte (hochmoralische) Kern "wahrer KK" einfach nur das ist, was Du unter diesem verstehen möchtest (die Gedanken sind ja bekanntlich frei) und nicht etwa etwas, das nachweislich und stilübergreifend der Kern jeder (wahren) KK ist. Die "These" "Kern jeder wahren KK ist Kuschelpädagogik." entbehrt in Deinem Falle offensichtlich von vornherein jeglicher Grundlage und logischer Herleitung, womit sie m.A.n. überhaupt keine These ist, sondern vielmehr nur die reine Willensbekundung eines Individuums ("Für mich ist der Kern... .").


    Zitat Zitat von TeJutsu Beitrag anzeigen
    Ich glaube, dass klassische KK, wie Aikido, Judo, Karate und Kampfsportarten für eine dem Zivilisten angemessene SV-Fähigkeit völlig ausreichen. Es gibt einige KK-Verbände, die das erkannt haben und damit verantwortungsvoll i.S. des Kerns wahrer KK handeln: der DJJV unterrichtet Polizei- und militärische Techniken bsw. am Bundesseminar nur an Amtsträger. Bestimmt gibt es weitere Bsp.
    Wie sehr ihr das?
    Vorhin war Aikido noch modern, jetzt ist es plötzlich klassisch???

    Koryû = (grob) alte Schulen (diese würde ich unter klassisch subsummieren),
    Gendai Budô = moderne/gegenwärtige Kampf-/Kriegskunst (z.B. Jûdô, Aikidô)

    Selbst wenn wir Aikidô als vieldiskutierten Stil mal Außen vor lassen, sehe ich folgendes Problem: Karate beinhaltet ggf. bewusst tödliche Anwendungen, Jûdô beinhaltet ggf. bewusst tödliche Anwendungen. Mir wäre es als Zivilist wahrscheinlich egal, ob ich "militärisch" oder "zivil" vom Leben zum Tod befördert würde, ist beides irgendwie doof.



    Zitat Zitat von TeJutsu Beitrag anzeigen
    KK als in sich geschlossenes, kohärentes System mit Graduierungen, einer didaktisch sinnvollen Zusammenstellung von Prinzipien und daraus abgeleiteten Techniken ist ein eher modernes Phänomen.
    Gilt das "modern" auch für komplexe Schulen wie beispielsweise die Katori Shintô ryû (diese ist immerhin erst ein paar Jahrhunderte alt)?


    Zitat Zitat von TeJutsu Beitrag anzeigen
    Alte KK, man sollte wahrscheinlich nicht von Künsten, sondern eher von Kampf-Feritgkeiten sprechen, lagen in der Form nicht vor. Was man als Bu-Jutsu, als Kampfringen (im europ- Mittelalter) ect. kennt, entspricht nicht o.g. Def. Vielmehr handelt es sich vermutlich um eine eher lose Zusammenstellung von eben Kampffertigkeiten, ohne Graduierungssystem und weitestgehend ohne moralische Prinzipien.
    So so... gilt die (auf einer mir bis dato unbekannten Grundlage basierende) vermutete "lose Zusammenstellung" auch für alte Schulen wie beispielsweise die Katori Shintô ryû?


    Zitat Zitat von TeJutsu Beitrag anzeigen
    Auch ein Baseballschläger ist potentiell tödl. aber für diesen Zweck eben nicht gemacht, weshalb er sich von einem Polizeischlagstock auch unterscheidet.
    ???
    Mir wäre erstens neu, dass Polizeischlagstöcke vornehmlich zum Töten gedacht sind und ich frage mich zweitens ob Dir bekannt ist, dass manche Tötungswerkzeuge den Baseballschlägern gar nicht mal so unähnlich sehen.


    Zitat Zitat von TeJutsu Beitrag anzeigen
    Noch ein Zusatz mit Verweis auf einen anderern Post:
    http://www.kampfkunst-board.info/for...xtroll-180070/

    Würdet ihr einem solchen Typen wirklich Combatives und Co. lehren.....??!!
    Ich nicht - aber ich würde ihn auch kein (u.U. tödliches) Karate oder (u.U. tödliches) Jûdô lehren.

  11. #71
    Gast Gast

    Standard

    @shinken-shobu:






    @zocker:
    Zitat von TeJutsu
    ... Ich glaube, dass klassische KK, wie Aikido, Judo, Karate und Kampfsportarten für eine dem Zivilisten angemessene SV-Fähigkeit völlig ausreichen. ...
    auch zb gegen einen bösen räuber oder gar zwei - oder gegen nazis?
    hmmm ... also das thema "nazis und judo" bspw. ist eine heikle angelegenheit.
    immerhin traf sich kano im juni 1933 mit hitler auf dessen wunsch.
    kano war übrigens alles andere als ein politisch naiver mensch ...

    Kano met Hitler to his desire in 1933. The are some record about. But, was it only about the Olympic games?

    Nevertheless, there is also a picture of Kanō-shihan talking during a "SA-Sportfest" with SA-Gruppenführer Hans von Tschammer und Osten (at this time "Reichskommissar für Turnen und Sport" since April 28th, 1933), who shortly after this conversation was appointed "Reichssportfuehrer" (July 19th, 1933).


    judo wurde im dritten reich übrigens dem "reichsverband für schwerathletik" angegliedert und hatte besonders in kreisen des militärs und der SS viele anhänger.
    daraus kann man kano wohl keinen vorwurf machen - aber man sollte bedenken, daß er eben nicht die lichtgestalt war, als die ihn interessierte kreise darzustellen versuchen.
    auch seine pädagogik war in erster linie an den nationalen interessen japans orientiert. kano wollte bspw. eine wehrhafte japanische jugend und setzte sich deshalb dafür ein, daß sein judo zum offiziellen schulsport wurde.

    man sollte also sehr, sehr vorsichtig sein, wenn man kanos absichten und seine hinterlassenen schriften aus HEUTIGER sicht zu interpretieren versucht ...


    edit: und was den weißbärtigen, weisen und extrem friedfertigen kuschelonkel ueshiba angeht, sollte man vielleicht nicht vergessen daß er bspw. 1941 an der akademie der militärpolizei und der spionageabwehr unterrichtete. er lehrte auch in der besetzten mandschurei ...

    man sollte als denkender mensch daher endlich mal von diesen albernen knabenmorgenblütenträumen der "prinzipiell friedlichen kampfkünste" wegkommen und ihre gründer / herausragenden exponenten als das sehen, was sie waren: menschen voller widersprüche, die sich den gesellschaftlichen bedingungen ihrer zeit anpaßten.
    Geändert von Gast (16-09-2016 um 08:25 Uhr)

  12. #72
    zocker Gast

    Standard

    Zitat Zitat von rambat Beitrag anzeigen
    ... @zocker:

    hmmm ... also das thema "nazis und judo" bspw. ist eine heikle angelegenheit.
    immerhin traf sich kano im juni 1933 mit hitler auf dessen wunsch.
    kano war übrigens alles andere als ein politisch naiver mensch ...
    die japaner haben m.e. noch überhaupt nichts bewältigt.

    wäre doch ein guter ansatzpunkt, damit endlich zu beginnen.



    ... judo wurde im dritten reich übrigens dem "reichsverband für schwerathletik" angegliedert und hatte besonders in kreisen des militärs und der SS viele anhänger. ...
    wurde das in Deutschland bereits verbandsmässig aufgearbeitet oder wieder nur verdrängt?


    gruss

  13. #73
    carstenm Gast

    Standard

    Zitat Zitat von TeJutsu Beitrag anzeigen
    Ok, klär mich auf.
    Ich habe hier doch schon häufig dazu geschrieben. Es ist mir inzwischen schlicht zu aufwändig, das noch einmal zu wiederholen. Zudem bin ich der Ansicht, daß man selber dafür verantwortlich ist, die Voraussetzungen, auf die man eigene Thesen aufbaut, auch zu erarbeiten und zu überprüfen .

    Wenn du einen Zugang zu der Gedankenwelt Ueshibas gewinnen möchtest, dann empfiehlt es sich, sich in die Lage zu versetzen seine Aussagen so gut es einem möglich ist, aus ihrem ursprünglichen Kontext heraus zu interpretieren.

    Ein Beispiel nur:
    Es macht einen fundamentalen Unterschied im Verstehen mancher Aussagen Ueshibas, wenn deutlich wird, daß der Begriff "Friede/Harmonie" der Name eines Hexagrammes ist, das sich in bestimmter Weise aus den Tetragrammen Himmel und Erde zusammensetzt, und einen bestimmten körperlichen Zustand bezeichnet, den man durch bestimmte körperliche Übungen in sich herstellen kann.
    Das bedeutet dann überspitzt formuliert: Je mehr "Friede", je mehr "Harmonie" desto stärker, wirkungsvoller, zerstörerischer die Technik ...


    Vlt. sollte man aber zwischen dem "frühen" u. "späten" Ueshiba unterscheiden....Soweit ich weiß, hat er sich in seinen späteren Jahren eher pazifistischem Gedankengut zugewandt, was dann sein Aikido sehr geprägt hat.
    Der Pazifismus, den heute viele mit aikidô verbinden, rührt in erster Linie aus der Art und Weise her, in der Ueshiba Kisshomaru in den Jahren nach dem Krieg versucht hat, ein budô, das der ultranationalistischen japanischen Politik- und Wirtschaftselite angehörte, unter den veränderten politischen Bedingungen als ein wertvolles japanisches Kulturgut darzustellen, das wertvoll sei auch in einer veränderten Welt.

    Ueshiba Morihei selber war - wie viele andere Japaner - zutiefst schockiert von der Wirkung der Bombenabwürfe und der Kapitulation des Kaisers. Seine politische Weltanschauung für die er ja bis dahin sehr aktiv gewirkt hatte, wurde komplett zerstört.
    Ich persönlich verwende für seine politischen Aussagen, die vor diesen Hintergrund zu verstehen sind, nicht den Begriff "Pazifismus".

    Viel bedeutsamer für die Einordnung von Ueshibas Verständnis ist m.E. aber, daß er zeitlebens das, was er selber für sich geübt hat, niemals öffentlich demonstriert hat.
    D.h. faktisch: Alles, was man auf Videos heute von ihm aus der Nachkriegszeit kennt, zeigt in gewisser Weises so etwas wie die "omote Formen" in koryû.
    Das, was er tatsächlich geübt und auch unterrichtet hat, war ja doch schon noch einmal anders und hatte nichts von dem ursprünglichen Charakter verloren. Einen technischen Unterschied zwischen vor- und nachkriegs aikidô gibt es nicht wirklich.

    Aber auch das ist nicht neu eigentlich ...

  14. #74
    Gast Gast

    Standard

    @zocker:

    die japaner haben m.e. noch überhaupt nichts bewältigt.
    richtig.
    japan hat sich NIE für all die gräuel entschuldigt, die japanische soldaten im II. wk angerichtet haben.
    im yazukuni-jinja werden noch heute ganz öffentlich und hochoffiziell die "helden" der japanischen armee und der kaiserlichen marine verehrt, die aus unserer sicht kriegsverbrecher sind ...
    die japanischen kk wiederum (auch und gerade die "modernen") waren fester bestandteil einer ultranationalistischen weltsicht und fügten sich nahtlos ein in die doktrin des "yamato damshii".
    wie sich DAS vereinbaren soll mit dem angeblichen anspruch japanischer kk, "friedlich", "moralisch" und "pädagogisch wertvoll" zu sein, wird wohl das kleine geheimnis derer bleiben, die einer "modernisierten" und sozialpädagogisierten art der budoromantik huldigen.



    .. judo wurde im dritten reich übrigens dem "reichsverband für schwerathletik" angegliedert und hatte besonders in kreisen des militärs und der SS viele anhänger. ...
    wurde das in Deutschland bereits verbandsmässig aufgearbeitet oder wieder nur verdrängt?
    der DJB sieht sich nicht als rechtsnachfolger des "reichsverbands für schwerathletik" ... und deshalb gibt es da auch "keinen bedarf, irgend etwas aufzuarbeiten" ...




    @carstenm:
    großes dankeschön für deine geduld, all diese längst hundertfach ausdiskutierten aspekte der japanischen kk noch einmal darzulegen.

    Es macht einen fundamentalen Unterschied im Verstehen mancher Aussagen Ueshibas, wenn deutlich wird, daß der Begriff "Friede/Harmonie" der Name eines Hexagrammes ist, das sich in bestimmter Weise aus den Tetragrammen Himmel und Erde zusammensetzt, und einen bestimmten körperlichen Zustand bezeichnet, den man durch bestimmte körperliche Übungen in sich herstellen kann.
    Das bedeutet dann überspitzt formuliert: Je mehr "Friede", je mehr "Harmonie" desto stärker, wirkungsvoller, zerstörerischer die Technik ...
    das ist ja gerade der casus knusus:
    immer wieder kommen irgendwelche treuherzchen angelatscht und belehren uns darüber, daß ueshiba ja "frieden und harmonie" in den mittelpunkt seiner ausführungen stellte.
    und JEDESMAL muß man ihnen dann wieder erklären, WAS ueshiba damit eigentlich gemeint hat ... und daß dies NICHTS mit dem zu tun hat, was hierzulande unter "frieden und harmonie" verstanden wird.
    und jedesmal kommt dann von seiten der treuherzchen ein "na trotzdem ...!"

    ist doch im judo dasselbe ...
    es geht darum, mit sich selbst "im reinen" zu sein.
    denn erst dann wird man handeln können, ohne zu zögern - und das ist in einer kk unabdingbar, wenn man erfolg haben will (wobei dieser erfolg ja u.u. auch "überleben" bedeutet).
    es geht nicht darum, sich mit anderen zu vertragen, "harmonisch" und "friedfertig" durch die gegend zu hopsen und ein "guter mensch" im sinne eines christlich-abendländischen verständnisses zu sein oder zu werden ...
    pink fluffy unicorns dancing in rainbows ...

    es scheint so manchen heftig zu überfordern, wenn man ihm klarzumachen versucht, daß sich mitteleuropäische wertvorstellungen NICHT auf das übertragen lassen, was kano und ueshiba schrieben.
    Geändert von Gast (16-09-2016 um 10:53 Uhr)

  15. #75
    Suriage Gast

    Standard

    Zitat Zitat von rambat Beitrag anzeigen
    @zocker:


    richtig.
    japan hat sich NIE für all die gräuel entschuldigt, die japanische soldaten im II. wk angerichtet haben.
    im yazukuni-jinja werden noch heute ganz öffentlich und hochoffiziell die "helden" der japanischen armee und der kaiserlichen marine verehrt, die aus unserer sicht kriegsverbrecher sind ...
    die japanischen kk wiederum (auch und gerade die "modernen") waren fester bestandteil einer ultranationalistischen weltsicht und fügten sich nahtlos ein in die doktrin des "yamato damshii".
    wie sich DAS vereinbaren soll mit dem angeblichen anspruch japanischer kk, "friedlich", "moralisch" und "pädagogisch wertvoll" zu sein, wird wohl das kleine geheimnis derer bleiben, die einer "modernisierten" und sozialpädagogisierten art der budoromantik huldigen.
    .
    Ich muss auch immer sehr schmunzeln wenn sich schöngeistige Budoromantiker gerade im Kendo wohl fühlen. Denen würde die Geschichte dieser KK wohl nur schwer bekommen.

    mMn ist die pädagogisch wertvolle, moralische Linie die seit dem 2ten Weltkrieg in Japan gefahren wird ein schlichter Deckmantel, um ein sehr gewalttätiges und brutales kulturelles Erbe irgendwie zu legitimieren und fortzuführen.

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