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Als Karateka und Ju-Jutsuka (DJJV) komme ich nicht umhin, das kommentieren zu MÜSSEN

Also im JJ gibt es Kata. Ab dem 3ten oder 4ten Dan (habe mein JJ 1x1 gerade nicht zur Hand) müssen auch Kata gezeigt werden. Das beschränkt sich jedoch auf Kata aus dem Kodokan-Judo und (Achtung!) selbst kreierte Kata mit Selbstverteidigungscharakter (*hüstel*). Dank einer Art "Pseudo-Re-Japanisierung" in einigen Teilen der JJ-Gemeinde, rückt das Thema Kata wieder vermehrt in den Mittelpunkt. Inzwischen gibt es sogar einige Lehrgänge zu dem Thema.
Kata ist ab dem 4. Dan Thema, dabei kann man eine traditionelle (Kodokan) Kata mit Partner wählen oder aber auch eine freie Darstellung mit Selbstverteidigungscharkter wählen, wobei es dann eine vorgegebene Mindestanzahl von Techniken gibt. Ich habe auf Dan Prüfungen Ju-Jutsu aber auch schon Shotokan Kata gesehen mit anschließendem Bunkai. Man ist durchaus sehr frei, in der Auswahl der Kata. Das Problem, welches sich dabei stellt ist eher einen Prüfer zu finden, der die Darbietung der gewählten Kata objektiv bewerten kann. Da sehe ich die größeren Probleme.
Dass im DJJV das Thema Kata wieder vermehrt in den Mittelpunkt gerückt ist, ist meines erachtens aber nicht einer "Pseudo-Re-Japanisierung" geschuldet, sondern viel mehr dem Einfluss des Jiu-Jitsu, welches insbesondere zu DDR-Zeiten im Osten Deutschlands praktiziert wurde. Mit der Aufnahme von Jiu-Jitsu in den DJJV sind diese Dinge mitgekommen. Das ist zumindest meine Wahrnehmung. Außerdem waren im DJJV Ju-Jutsu vor der Überarbeitung/Modernisierung der Prüfungsordnung zum 4. Dan die Goshin Jutsu und zum 5. Dan die Kime-no-kata des Kodokan vorgeschrieben.

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Meiner Meinung nach, haben Kata im DJJV-Ju-Jutsu nichts zu suchen. Das ganze ist ein junges, deutsches Hybrid-System aus Judo, Karate, Kickboxen, FMA, Aikido, etc. das je nach Verein mit unterschiedlichem Schwerpunkt und unterschiedlicher Qualität unterrichtet wird.
Die Meinungen gehen da auseinander. Ich bin seit 40 Jahren aktiv beim Ju-Jutsu erst beim DJB später dann beim DJJV. Ich kenne noch beide System und habe in beiden System Prüfungen abgelegt. Meine Dan-Grade habe ich allerdings nach dem neuen System abgelegt. In der Zeit vor dem Jahr 2000 (solange existiert die neue Prüfungsordnung) wurde insbesondere bei der Waffenabwehr sehr viel Bullshit gezeigt und gemacht. Da schließe ich mich nicht aus davon. Man wusste/konnte es nicht viel besser bzw. hat es nicht besser beigebracht bekommen.
In dem neuen System vermisse ich aber einiges. Außerdem "hänge" ich den alten Traditionen und Werten etwas nach, was jetzt aber nicht heißen soll, ich wäre einer dieser "ewig gestrigen". Ich betreibe seit ein paar Jahren zum Ju-Jutsu Alain Sailly's Goshindo. Und genauso wie ich Elemente aus dem FMA in mein Ju-Jutsu habe einfließen lassen, hat Goshindo mein Ju-Jutsu ebenfalls geprägt.
Die Tatsache dass ich den taditionellen Elementen ein wenig nach trauere, hat auch dazu bewegt, für die Prüfung zum 4. Dan, welche in Ende diesen Jahres machen will, die Kodokan Goshin Jutsu zu lernen. Und ich muss zugeben, dass es mich einige Überwindung kostest mich gerade im Waffenpart dieser nicht so zu verhalten, wie ich es aus der FMA-Ecke inzwischen übernommen habt. Der Judoka weiß es nicht viel besser, er lernt in der Regel nicht wirklich zu treten und zu schlagen und soll in der Kata diese Angiffe ausführen. Daher sieht das bei einem Judoka oft "seltsam" aus. Dennoch gibt bei Kodokan Kata auch welche, die Prinzipien darstellen sollen, da geht es weniger um die SV.
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Im Karate empfinde es Kata als wichtig und wertvoll und hier ist es Bestandteil der Kampfkunst. Kata sollte in meinen Augen die Grundlage des Trainings sein und von der Kata ausgehend sollten Techniken, Kombinationen, Hebel, Würfe, etc. abgeleitet und unterrichtet werden. Auch im SV Training verweisen wir oft auf die Technik in der Kata: "Das ist wie die Sequenz/Technik XY in der Jion, Enpi, Wankan, etc."
Genauso kenne ich das aus dem Karate auch. In unserem Verein wird auch Shotokankarate angeboten. Dort habe ich auch einen Gelbgurt gemacht und einige Kata gelernt. Der Trainer entnimmt einer Kata, welche er neu vermitteln will Techniken, die der dann im Kihon üben lässt. Dogmatisch allerdings im SV-Training sich immer blos auf irgendeine Sequenz aus Kata XY zu beziehen finde ich allerdings nicht gut. Das führt genau zu solchen Situationen, wie Du sich unten beschreibst.

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Wo ich aber inzwischen Pickel bekomme ist dieses 0815-Standard-Bunkai-Gedöns, was man leider auf Lehrgängen immer wieder, teils von gestandenen Größen, gezeigt bekommt... "Dann kommst du mit Oi-Tsuki von links und ich blocke hier... nein, anders... den Angriffswinkel stimmt nicht... nochmal, etwas langsamer,... neee, nicht so.... ach, anderer Partner..."
Ich frage mich da immer, wer um Himmels willen greift mich A) mit einem Oi-Tzuki an und B) wenn das nicht mal funktioniert, wenn ich weiß welcher Angriff jetzt kommt... wäre es vielleicht denkbar, dass die Kata mir an dieser Stelle etwas anderes sagen will...
Ich frage mich generell wieso Karateka nur Oi-Tzuki als Angriff im SV-Situationen zu kennen scheinen, das ist zumindest mein Eindruck, wenn ich mir diverse SV-Videos auf Youtube oder Facebook ansehe. Und dann bitte immer schon die andere Faust an die Hüfte und schön stehen bleiben, damit sich mein Partner mal so richtig austoben kann ;-)