Hokushin Ittô-ryû Hyôhô - Shibu Schweiz
schwert|gedanken, ein Blog zu jap. Geschichte, Kultur und den klassischen Kriegskünsten
Warum ist es unredlich zu sagen dass man im Aikido (gilt natürlich nicht nur hier) etwas erwerben kann, was man auch woanders erwerben kann (anzweifeln kann man es natürlich, das steht jedem frei)?
Hebeln lernt man auch woanders, sich bewegen, Struktur, körperliche Fitness, etc.
Womit darf man es dann an den Mann (die Frau, das Kind) bringen, wäre das dann ebenfalls unredlich?
Im Krav Maga und anderen SV Systemen macht man ja extra Stressdrills und spielt Lagen durch, um Situational Awareness zu üben und sich an potentielle Gewalt zu gewöhnen.
Wie wird sowas denn im Aikido geübt?
“Das ist zwar peinlich, aber man darf ja wohl noch rumprobieren.”
- Evolution
Und wie übt ihr das Erkennen von potentiellen Gefahren und das Deeskalieren?
“Das ist zwar peinlich, aber man darf ja wohl noch rumprobieren.”
- Evolution
So wie ich das verstanden habe bisher "leent man das einfach im aikido".
Ich persönlich kenne kein dôjô, bzw. keinen Lehrer, bei dem etwas Vergleichbares geübt wird.
Die Streßlevel, die man beim aikidô überhaupt theoretisch erreichen können kann, sind nach meiner Erfahrung nicht ansatzweise vergleichbar mit Streßdrills, wie sie z.B. im KM ganz üblich sind.
Das liegt daran, daß - immer noch nach meiner Erfahrung - das grundlegende Setting nie verlassen wird. D.h. die räumliche Umgebung, die möglichen Formen der "Gewalt" und deren Intensität, und vor allem auch die Art der Beziehung und der Kommunikation der Beteiligten bleibt immer vertraut. Selbst bei Übungsformen, die - im Kontext von aikidô - ein sehr hohes Streßlevel generieren.
Ganz platt gesagt: Man muß schlicht keine Angst haben.
Und ebenso platt ist das äußerlich daran abzulesen, daß alle im aikidô üblichen Settings ohne Schutzausrüstung auskommen. Nicht einmal ein Tiefschutz ist vorgesehen.
Ein Freund, der KM und aikidô übt, hat mal ein aikidô Training geleitet, das Licht ausgemacht und stattdessen ein Stroboskop an. Erstaunlich, was allein das schon verändert hat. Und das war ein total liebes, freundliches Stroboskop ...
Geändert von carstenm (29-09-2016 um 17:09 Uhr)
Ich finde Aikido eigentlich gar nicht mal so schlecht, und wäre vielleicht was für mich in 10-20 Jahren.
Das einzige was mir nicht gefällt ist, dass dort explizit für den realen Kampf geübt wird, zumindest laut dem Trainer. Und wenn ich mir dann vorstelle das z.B. die schmächtige Frau dort in einer Konfrontation zur Deeskalation eingreift weil sie denkt, sie könnte mit ihren griffen etwas erreichen, habe ich wirklich Angst um sie.
Denn die meisten "Ghetto" (absichtlich keine Nationalität genannt) Jungs bei uns prügeln sich öfter mal, du hat eine Frau, allein auch wegen den körperlichen Nachteilen keine Chance. Zumindest da in meiner Großstadt sehr viele der Problemkinder Boxen betreiben.
Nachher geht es zum BJJ und je nach Verfassung danach mache ich vielleicht auch beim MMA mit. Bin mal gespannt
edit: was mir auch nicht gefallen hat, dass ich an den gelenken schmerzen habe, da vorallem ein älterer herr bei einigen übungen mit seinem Körpergewicht meinen Arm den er an meinem Rücken gebogen hatte drückte.
Geändert von 0815Defence (29-09-2016 um 17:10 Uhr)
Ich persönlich kenne kein dôjô, bzw. keinen Lehrer, bei dem das geübt wird.
Ich kenne sehr viele Lehrer und Übende, die sich an anderen Stellen damit beschäftigen, weil es inhaltlich ja schon verwandt ist. Aber als Bestandteil eines aikidô-Trainings habe ich das noch nie erlebt und wüßte auch niemanden, der so etwas integriert.
Häufig erlebe ich dagegen, daß die Arbeit an Haltung, Achtsamkeit, Distanzbgefühl und dergleichen, die im aikidô Üben ja wie in anderne KKen auch zur Basis gehören, in dieser Weise verstanden wird.
Ich halte das allerdings für ein Mißverständnis.
Warte nicht so lange: aikidô ist eine sehr intensive Körperarbeit und es ist schwer bis unmöglich, das noch zu lernen, wenn man schon uralt ist.
Ich kenne etliche Leute, die aikidô zu BJJ oder KM oder Karate oder ... dazu üben und denen das sehr viel bringt.
Sei haben Lehrer gefunden, die aikidô als Arbeit an den inneren Strukturen und der "Organisation" des Körpers verstehen und an dem Kontakt zweier Körper. Und nicht als kämpfen.
Wie auch immer: Was du von dem dôjô erzählst, klingt nicht so, als wäre es nützlich, dort zu üben. Auch in meinen aikidô-nerdigen Ohren nicht.
Geändert von carstenm (29-09-2016 um 17:24 Uhr)
Das Ding ist halt, ich habe sehr wenig Geld als Student
Und suche momentan hauptsächlich etwas um mich verteidigen zu können, und ich denke da helfen mir andere KK/KS mehr.
@carsten: ja ich wurde auch schon stutzig ob das "legitim" ist, aber anscheinend sind die in mehreren Verbänden drinnen.
Ja klar Es klingt sehr typisch für das, was man leider zu Hauf findet.
Aber es steckt eben eigentlich sehr viel mehr in aikidô.
Kämpfen lernen allerdings nach meinem Verständnis nicht.
Leute geht nach Japan trainieren wenn ihr vernünftiges Aikido sehen wollt oder zu Tissier
In Deutschland hab ich bisher von allem hier Beschriebenen etwas gesehen:
Der Trainer der meint man brauche zig Jahre bis man das effektiv anwenden kann, der Trainer der sagt man brauche nicht kämpfen (und selbst noch nie in nem Sparring war) bis hin zu richtig schwarzen Schafen und jenen, die im Randori und im Training auch Bodentechniken mit bei haben und Gegentechniken dazu (de im Übrigen auch im traditionellen Aikido Ueshibas zu finden sind).
Aikido kann zur SV taugen, wenn der Anwender neben dem vernünftigen Körpergefühl auch flexibel arbeiten kann. Das ist m.E. ein Problem bei vielen Aikidoka: Wenn etwas abweicht vom im Dojo Gelernten laufen sie rum wie kopflose Hühner.
Im Übrigen: Ja, es gibt leider nicht wenige Aikidoka, die nur Aikido machen statt sich auch andere Sachen mit reinzuholen ins Repertoir. Das ist m.E. aber insgesamt für jeden, der ernsthaft eine KK betreibt, wichtig. Oder irr ich mich da?
The only easy day was yesterday!
Ich habe als Jugendlicher (in den 90ern) etliche Jahre Aikido gemacht und habe es sehr gerne gemacht. Unser Trainer Richard Eberl war sehr kompetent, schon damals floss das Ki durch ihn durch wie nix. Randori gehörte immer dazu, aber halt auch viele Stunden Tai Sabaki im Stehen und auf den Knien, dazu viel Fallschule und Partnerübungen.
Das parallele Karatetraining ließ bei mir immer mehr Zweifel aufkommen, wie realistisch die Befreiungstechniken, Hebel und Würfe wohl sind. Allerdings hatte ich im Shotokantraining auch nach einiger Zeit den Eindruck, dass es "nicht funktioniert". Das lag an den damals typischen Kihon Bahnen und steifen Partnerübungen. Am liebsten wäre mir damals eine Kampfkunst gewesen, die die Rundheit des Aikido mit den harten Techniken des Karate kombinieren würde. Von anderen Stilrichtungen wusste ich damals nichts.
Inzwischen, ca 25 Jahre später, habe ich ja wieder mit Karate (wieder Shotokan) angefangen. Vielleicht liegts am Trainer, vielleicht an Lehrgängen mit z.B. Ludwig Binder, an neuen Methoden im Shotokan. Ich sehe immer mehr Zusammenhänge, die Aikido-Vergangheit ist mir immer mehr von Nutzen. Die Hebel und sogar Würfe kann ich Bunkaitraining bei uns sehr gut gebrauchen. Statt Osoto Gari, fühlt sich für mich z.B. meist der Irimi Nagi natürlicher an. Auch die Fallschule ist ein dickes Plus, auch im Kumite. Wird im Karate viel zu sehr vernachlässigt!
Ich musste mich in meinem Leben Gott sei Dank noch nie verteidigen, die Handbefreiungstechniken haben mir aber mehr als einmal meine kleineren Schwestern vom Leib gehalten, als die in ihrer Nervphase waren
Ich bin der Meinung, dass die beiden Kampfkünste sich sehr gut kombinieren lassen, aber auch, dass Aikidokas unbedingt über den Tellerrand schauen sollten.
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