Hallo KKB-Community,
mich würde interessieren, wie Ihr das Taekwondo-Training in Bezug auf Selbstverteidigung versteht bzw. praktiziert.
Wie auch im Karate macht die Selbstverteidigung im Taekwondo nur einen Teil der Aktivitäten aus. Daneben gibt es Grund- und Technikschule, Partnerübungen, Formen, Freikampf, Wettkampf.
Obwohl Taekwondo meiner Meinung nach technisch fast alles Notwendige für eine effektive Selbstverteidigung beinhaltet, scheint das Training diesbezüglich immer etwas rudimentär und wenig realitätsbezogen auszusehen.
Hier ein Beispiel:
Man sieht zwar, dass die Verteidigerin darum bemüht ist Widerstand zu leisten (was generell schonmal gut ist), aber leider entwickelt sich das Training hier mehr zur Rangelei und man sieht deutlich, dass die Verteidigungsaktionen nicht geeignet wären, um einen entschlossenen Angreifer zu stoppen. Die Verteidigerin lässt sich bsp. in einen Unterarmwürgegriff nehmen ohne zuvor einen Versuch der Eingangsverhinderung unternommen zu haben. Im Würgegriff selbst macht sie ebenfalls eine sehr schlechte Figur, wird hinterrücks zu Boden gebracht und schließlich aus dem Angriff entlassen. Daneben sehen wir eine Reihe von Kicks, die nicht im Mindesten eine Kraftübertragung generieren.
Training mit Schutzausrüstung und Schlagpratzen sowie das Taewondo-spezifische Training von Techniken zur Selbstverteidigung auf Dynamik und Geschwindigkeit fehlt oft.
Das Sparring verkommt nicht selten zu einer Austausch-Orgie von Kicks bei denen die Ausführenden oft sogar einen schlechte Balance an den Tag legen und leicht von einem Angreifer ausgekontert werden könnten. Ein beherzter Faustschlag auf der Straße gegen einen halbherzigen Tritt und das Projekt "Selbstverteidigung" ist zu Ende.
Leider trainieren aber viele Vereine oder Taekwondogruppen auf diesem Niveau.
Frage an die Experten: wieso und weshalb schöpft man das technische Potenzial dieser Kampfkunst nicht durch realistisches Training aus?