Servus,
in letzter Zeit verstärkt sich bei mir der Eindruck, dass es im BJJ eine Entwicklung gibt, die in vielen Kampfkünsten zu beobachten war/ist und die m.E. sehr gut mit dem Begriff "McDojo-isierung" zum Ausdruck gebracht werden kann.
Der Begriff McDojo-isierung soll hier auf Prozesse und Entwicklungstendenzen verweisen, die zu einer Entwertung, Verwässerung und zu einem allgemeinen Verfall des Niveaus der jeweiligen Kampfkunst führen. Damit sind insbesondere die in vielen anderen Kampfkünsten anzutreffende Fokussierung auf Graduierungen, ein Absenken der Anforderungen und die Entkopplung von tatsächlicher Leistung und erlangtem Status gemeint. Darüber hinaus soll damit auf die tendenziell abnehmende Bedeutung und Wertschätzung realitätsnaher Anwendung, z.B. im Rahmen von Turnieren und im Sparring, welche gerade im BJJ einen hohen Stellenwert innehatten, hingewiesen werden.
Der Reiz des BJJ bestand m.E. unter anderem gerade darin, dass Graduierungen noch insofern tatsächlich noch etwas bedeuteten, als ihre Vergabe an die mehr oder weniger erfolgreiche Teilnahme an Wettkämpfen und damit einer wirklichen Bewährungsprobe geknüpft war. Außerdem war meist vergleichsweise viel Zeit nötig, um graduiert zu werden. Heutzutage werden einem Gürtel und Streifchen gefühlt hinterher geworfen, ihr Bedeutung nimmt zunehmend ab. Auch ist die Bewährung auf Turnieren und im Sparring keine kategorische Voraussetzung mehr. Immer mehr findet die Gürtel- und Streifchenvergabe im Rahmen formaler Prüfungen statt, die jeglichen Realismus vermissen lassen. Es scheint, als ginge das BJJ einen ähnlichen Weg wie auch so viele andere Kampfkünste.
Teilt ihr diesen Eindruck und stimmt das oben Gesagte mit euren Erfahrungen überein? Sind diese Entwicklungen unumgängliche Nebeneffekte der Popularisierung des BJJ?
Danke für eure Antworten.
MfG