Zitat von
~Wolf´s Den~
Helfen kann der "Corner-" oder "Wall-Drill".
Du stehst im Ring in der Ecke oder an einer Wand und Dein Trainer oder ein Trainingspartner Deines Vertrauens deckt Dich abwechselnd per Schlagpratze mit Schwingern rechts-links ein, die durchaus bisschen Dampf in sich haben dürfen. Langsam beginnen und sich allmählich in einen Rhythmus bringen. Nicht leblos sein, Dein Partner muss Dich aggressiv angehen.
Ziel ist es, reflexartig einen unterstützten Coverblock mit beiden Armen aufzubauen und im Anschluss an die rechts-links-Sequenz sofort auf Gegenangriff umzuschalten. Es ist wichtig diesen Drill aus einer Position zu machen, in der Du selbst nicht zurückweichen kannst. Es gibt also nur - schützen und sofort zurückschlagen.
In der Selbstverteidigung besteht nicht immer die Möglichkeit jeden Angriff lehrbuchhaft mit erlernten Technikabfolgen oder mit im Sparring erarbeiteten Mustern zu begegnen. Wie schon gesagt wurde, oft hat man keine Duellkampfsituation vor sich, sondern einen Gegner der unvermittelt und wild angreift. Hier hilft Dir weder Techniktraining noch Sparring.
Man ist ja auch nicht die ganze Zeit im Alltag auf Alarmstufe gelb oder gar rot. Klar, wenn jemand Streit anfängt oder sich eine spannungsgeladene Diskussion entwickelt, geht man automatisch auf Abstand, nimmt die Hände beschwichtigend (und schützend) hoch, liest den potenziellen Gegner und legt sich gedanklich schonmal ein paar Bewegungen zurecht, falls es losgeht.
Manchmal wird man jedoch in der Alarmstufe grün (also komplett entspannt) plötzlich attackiert. Und in dieser Situation frisst man erstmal - dagegen gibt es kein Rezept, dagegen hilft kein magisches Kampfkunst- oder Selbstverteidigungssystem und auch das brutalstes MMA-Training schützt Dich davor nicht.
Das Einzige was man vielleicht noch tun kann, ist, durch eine reflexhafte Bewegung den Schaden zu minimieren. Danach muss aber im Gehirn das Signal eingepflanzt sein, sofort zurückzuschlagen. Denn nur der sofortige Übergang in die Offensive unterbricht den gegnerischen Angriffsfluss und bringt Dich wieder ins "Spiel".
Also - covern, reingehen, angreifen. Egal, ob Du zuvor gefressen hast oder blutest - unter Adrenalin wirst Du den Schmerz nicht sofort spüren und wenn doch, muss dieser Schmerz der Motor Deines Gegenangriffs sein und zwar ohne Verzögerung. Ich sage damit nicht Du sollst eine schlechte Technik an den Tag legen, ich sage nur - auf den Angriff erfolgt z. B. eine aggressive, gestochen scharfe 1-2-Kombination. Die Gewichtung muss dabei auf "aggressiv" liegen. Dein Gegner muss das Gefühl haben, dass Du ihn aus Rache - dass er es gewagt hat, Dich zu schlagen - zerstören willst.
Du kannst nicht alles abhalten. Das können nicht mal ausgewiesene Defensivkünstler und bei einem Angriff aus dem Hinterhalt ohnehin nicht. Aber Du musst Dir zu eigen machen, den Aggressor für jede einzelne Bewegung bezahlen zu lassen, bis Du selbst die Initiative zurückgewonnen hast.
Wenn Du das immer wieder trainierst, wird es zur zweiten Natur. Und wenn das passiert, dominiert diese zweite Natur auch erstmal Deine Angst. D. h. Du wirst dann eher das unter Druck erlernte und abgespeicherte anwenden anstelle einzufrieren oder in Panik zu geraten.
Dass Ganze hat jetzt auch nicht unbedingt was damit zu tun, ob jemand behütet aufgewachsen ist oder nicht, gewaltaffin ist oder nicht. Die richtige Einstellung beim Zurückschlagen kann man lernen. Wie oft sieht man in Dojos oder auch Gyms Leute die sich um gute Technik bemühen (was sehr wichtig ist), aber eher roboterhaft und kraftlos trainieren, so als spulen sie irgendwas ab. Als Anfänger und bis man eine Technik beherrscht, wird das immer so aussehen, was auch okay ist. Aber hat man die Technik mal verinnerlicht muss Power und Aggressivität hinzukommen. Man muss das Gefühl haben, dass der Trainierende nicht nur eine Technik abspult, sondern "Chef der Situation" sein will. Dass hat was mit Dominanz und der "ich will mir die Butter nicht vom Brot nehmen lassen-Einstellung" zu tun.
Sowas gibt es auch nicht nur im Dojo oder im Ring, sondern auch im Alltag. Wann hattest Du zuletzt eine Situation, die Dich so sehr genervt hat, dass Du Dir gesagt hast: "nein, nicht mit mir, ich zeig ihm, ihr oder denen wo´s langgeht"? Kann beruflich sein, kann privat sein. Das soll jetzt keine Werbung sein, Deiner Freundin ne 1-2-Kombination zu verpassen. Ich denke, Du weißt was ich meine. Nicht immer zurückstecken, sondern versuchen Dich gegen jeden Widerstand durchzusetzen und als Alpha hervorzugehen.
Manche Menschen machen das von Natur aus zu oft und müssen das Gegenteilige lernen. Erstens, weil es nicht immer angebracht ist und zweitens, weil Dich dann u. U. ein Motherfu*ka mit Nerven aus Stahl ins Leere laufen lassen und auskontern kann oder Du in Deinem Übermut die Umstände falsch beurteilst und Dich selbst ins Aus beförderst. Aber es gibt auch Menschen, die von Natur aus zu zaghaft, zu defensiv reagieren und die müssen lernen wie man sich behauptet.