Zitat von
Cam67
der eigentliche Punkt ist aber: solange du nicht alle , wirklich alle , Mechanismen auf Zellebene, alle Stoffwechselvorgänge, alle Strukturauf-und-Abbauprozesse (z.b. DNA) kennst, solange kannst du auch nicht 100%ig sagen, ob es Mechanismen gibt, die eine sofortige Weitergabe an Bauplanänderungen zur nächsten Generation blockieren und du kannst auch nicht sagen ob oder ob nicht , Mechanismen die es ermöglichen (die Weitergabe) überhaupt existieren.
und damit ist die Aussage
auch nur ein Gedanke und kein Fakt.
Zumindest ist die Technologie, die auf diesem "Gedanken" beruht (Gentechnologie) sehr erfolgreich, während die Technologie, die auf der Ansicht beruht, dass in der Lebenszeit des Individuums erworbende Fähigkeiten die Gene verändern würden, zu vielen Hungertoten führte:
"Lyssenko war unter Josef Stalin der führende Biologe der UdSSR. Er vertrat in der Nachfolge Lamarcks die Ansicht, dass erworbene Eigenschaften vererbt würden, und negierte die Existenz von Genen als unsozialistisch und deshalb falsch. Die Entstehung der Arten erfolge also nicht, wie Charles Darwin herausgefunden hatte, durch Mutation und Selektion, sondern durch Vererbung erworbener Eigenschaften. Seine Theorien prüfte er in groß angelegten Landwirtschaftsprojekten. So säte er Weizen unter ungünstigen klimatischen Bedingungen und fand daraufhin im nächsten Jahr Roggenpflanzen auf dem Feld. Tatsächlich hatten sich Roggenpflanzen von benachbarten Feldern ausgesät. Lyssenko interpretierte dagegen solche Ergebnisse als Beleg für seine Thesen. Mit der Einführung der künstlichen Jarowisation von Weizensaatgut wollte er die nach der Kollektivierung verbreiteten Missernten in der Ukraine und Russland verhindern. Die von ihm prognostizierten Ertragssteigerungen erwiesen sich bald als unhaltbar."
Der als Lehrmeinung geltende Gedanke scheint mir also von wesentlich anderer Qualität als der Lamarckismusgedanke.
Die Argumentation "solange du nicht alle , wirklich alle , Mechanismen auf Zellebene, alle Stoffwechselvorgänge, alle Strukturauf-und-Abbauprozesse (z.b. DNA) kennst..." erinnert mich an "the god of the gaps":
Lücken in der wissenschaftlichen Erkenntnis werden als mögliche Aufenthaltsorte von göttlichem Wirken interpretiert.
Diese Ansicht führte dazu, dass mache religiöse Vorstellung ein Rückzugsgefecht gegen die Naturwissenschaften führt, in dem immer weniger Raum für den jeweiligen Gott bleibt.
Entsprechend vertrittst Du hier wohl einen "Lamarckismus der Lücken":
"es ist zwar nach aktuellen Erkenntnissen nicht notwendig und es gibt meines Wissens keine Belebe dafür, dass in der Lebenszeit erworbene Fähigkeiten in der DNA gespeichert werden, aber es könnte ja sein, dass man noch nicht richtig hingeschaut hat..."
Dieser Effekt, sollte er denn exisitieren, wäre dann aber wohl sehr klein oder würde nur in Ausnahmen auftreten, so dass er IMO als irrelavant bezeichnet werden kann.
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Natürlich können Umwelteinflüsse auf die DNA verändern, auch die der Keimzellen.
Daher trägt man z.B. beim Röntgen der Hüftgelenke einen Bleischurz.
Eine derartige Einwirkung wäre allerdings wieder nicht zielgerichtet und würde z.B. konstruktiv gegen die Ursache der Einwirkung wirken.
Denn es wird ja nur zufällig irgendeine Basensequenz zerstört und nicht etwa eine aufgebaut, die vor Röntgenstrahlung schützt.
Auch die Haut kann z.B. nur innerhalb des Rahmens ihrer Anlagen auf UV-Strahlung durch Verdickung und Pigmentbildung reagieren.
Eine Haut ohne Pigmentzellen wird niemals braun, soviel man die auch bestrahlt.