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Thema: Aikido - Atemi gegen Vitalpunkte?

  1. #61
    carstenm Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Aruna Beitrag anzeigen
    So wie das hier dargestellt wurde soll nach meinem Verständnis nur vermieden werden, dass durch die Berührung eine Abwehrreaktion des Gegners verursacht wird.
    Die Beeinflussung des Systems läuft dan quasi unter dem Radar des Uke.
    Ja. So ist es gemeint.
    Es geht um die Art und Weise, wie man sich in das System des Angreifers "einlogged". Um es dann manipulieren zu können.

    Zitat Zitat von ryoma Beitrag anzeigen
    Das war ein Beispiel wie sehr Amdur durch die schuleigene Philosophie und Psychologie durchdrungen war und somit ein Hinweis darauf, wie erfolgreich diese Schule das anzuwenden wusste.
    Interessant ist, daß Ellis in der zweiten Auflage dieses Ereignis anders einordnet, als in der ersten. Seine Sicht darauf hat sich verändert im Laufe der Jahre und er spricht in der zweiten Auflage von einer Schuld, die er nicht auslöschen kann, sondern mit der er bis zu seinem Tode leben müsse. Er habe durch diesen Kontrollverlust gelernt, sich selber niemals aus den Augen zu lassen ...

    Was nichts daran ändert, daß sein Verhalten einem Weiterüben in der Schule angemessen war. Während das Verhalten seines Freundes, der sich seiner Erschöpfung und seiner Angst geschlagen gegeben hatte, ihn genötigt hat, die Schule zu verlassen.

    Ich glaube, dieses Erlebnis illustriert das, worum es in diesem thread geht, und was in einem budô u.a. zu lernen ist:
    Ethisch betrachtet lädt man Schuld auf sich, wenn man die Kontrolle über sich selbst so vollständig verliert, daß der Lehrer einen davon abhalten muß während des keiko einen guten Freund schwer zu verletzen.
    Aus der Sicht des budô hat Ellis aber gerade das verkörpert, was gelernt werden soll. Wohingegen sein Partner, der aus Schwäche "überreagiert" hat - und ja seinerseits die Kontrolle verloren hat und genauso zurückgehalten werden mußte, um Ellis nicht schwer zu verletzen - das Soll der Schule eben gerade nicht erfüllt hat.

    @ aiki50+:
    Aus meiner Sicht gibt es keine Möglichkeit, aikidô zu üben, ohne diesem Dilemma zu entgehen. Selbst wenn es einem denn gelänge, gedanklich alle aggressiven Anteile nur bei uke zu versammeln - auch diese Rolle muß man ja angemessen ausfüllen. Die heißt dann ggf. nicht "aikidôka", sondern "Angreifer". Aber auch die muß ich seriös erfüllen. Ich beschäftige mich eben dann als "Angreifer" mit Hauen und Stechen ... das bin immer noch ich, der dann eben in dieser Rolle Gewalt ausübt und - um es gut zu machen - ein entsprechendes mindset entwickeln muß.

    Aber auch die Techniken selber haben ja alle ein heftiges Potential, andere Menschen zu schädigen. Die atemi sind nur das, was man auf den ersten Blick sieht. Ellenbogen kaputt machen. Oder die Halswirbelsäule. Oder ein Handgelenk, die Schulter ... und was man da alles übt ... ist doch auch nicht viel netter ....

    Um mit diesem Dilemma umgehen zu lernen, ist ein dôjô genau der richtige Ort:
    Es wird faktisch niemand verletzt. Im Gegenteil: Wir üben so, daß unsere Partner gesund bleiben.
    Es gibt einen Lehrer und die sempai, die dieses Thema selber hinter sich haben und den Schülern in ihrer Entwicklung helfen können.
    Es gibt rei, dôjôkun, das weltanschauliche Gerüst der jeweiligen Schule ... (Ich habe im dôjô meines ersten Lehrers z.B. auch Heilkunde in ihren Anfängen gelernt. Shiatsu, Akkupressur, Massagen ... auch das hat mit dazu gehört.)
    Man hat also eine Art Experimentierbaukasten, in dem man üben kann, mit diesem Thema umzugehen. Man kann im wahrsten Sinne des Wortes damit spielen.

    Und man wird meiner Erfahrung nach ganz sicher nicht über Nacht zum ethikfreien Gewaltäter, wenn man sich auf dieses Spiel einläßt. Diese Dinge sitzen zu tief.
    Aber man lernt unendlich viel über sicht selbst und über das Leben, wenn man sich darauf einläßt.

    Ich habe eine Parallele gefunden in dem, was im Buddhismus manchmal mit Klarheit bezeichnet wird.

    Zitat Zitat von Aiki50+ Beitrag anzeigen
    Mich würde mal interessieren, wie das folgende Shirakawa-Video auf das KKB-Fachpublikum wirkt:
    ...
    Ich habe noch nie bei Shirakawa sensei geübt. Aber ich habe den Eindruck, daß er auch mit nicht kooperativen Angreifer umgehen kann. Denn ich meine zu sehen, daß er nicht tanzt, sondern seine Partner sehr klar bewegt.
    Was meinst du, wie das, was hier aufgrund des gekonnten ukemi so geschmeidig federleicht aussieht, auf jemanden einwirkt, der kein ukemi beherrscht?

    Shirakawa liebt es ja, die Knie zu blockieren. Das ist ja auch im jiyu waza bei dan-Prüfungen ganz beliebt. Hast du mal erlebt, was passiert, wenn uke da nicht wegkommt?

    *) und in dem ich nebenbei bemerkt, auch keine Atemis sehe, außer denen, die zum Bewegungsablauf gehören.
    Wie definierst du dieses zum Bewegungsablauf gehören?
    Worin besteht für dich der Unterschied, ob ich irmi nage durch atemi zum Gesicht werfe oder "einfach so" atemi zum Gesicht mache? Warum ist atemi "zum Gesicht" anders als zum Kehlkopf oder zu den Augen?
    An dieser Stelle habe ich das Gefühl, daß du dir selbst gegenüber nicht wirklich klar und ehrlich bist.

    Zitat Zitat von Nick_Nick Beitrag anzeigen
    carstenm kennt Ellis Amdur aber wohl ziemlich gut, da kann er was zu ihm schreiben.
    Nur um das klar zu stellen: Ich kenn Ellis nicht persönlich. Allerdings haben wir uns vor einiger Zeit über einen längeren Zeitraum sehr intensiv schriftlich ausgetauscht. Früher hätte man gesagt: Wir haben korrespondiert.
    Inhalte waren dabei das Manuskript der Neuauflage von Duelling with O Sensei.
    Wir haben uns über bestimmte Lehrer ausgetauscht. Und über den Bezug von aikidô und koryû.
    Zudem hat einer der Lehrer, bei denen ich übe, mit ihm zusammengearbeitet bei der Entstehung von HIPS.
    Geändert von carstenm (14-02-2017 um 20:10 Uhr)

  2. #62
    Gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Captain Kürbis Beitrag anzeigen
    Der von mir (!) fett markierte Bereich wirft für mich einige Fragen auf, bei denen du mir vielleicht weiterhelfen kannst. Ich habe dich bisher so verstanden, dass dein Dillemma darin bestand, dass du Atemi nicht als effektive Form/Möglichkeit üben wolltest deine/-n Partner/-in zu verletzen. Jetzt schreibst du aber genau dass, worauf ich im Post Nr. 8 schon verwiesen habe. Atemi ohne Wirkung ist leer und losgelöst von der Bewegung. Der Atemi in der Bewegung erfüllt sehr häufig einen Sinn, und zwar nur dadurch, dass er einen gefährlichen Moment innen hat, ansonsten würde er nichts in Uke (oder Nage) auslösen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf stelle ich mir die Frage, wo genau das Problem liegt? Oder ist es letztendlich nur der eigene Schatten über den dort gesprungen werden muss?
    Ich kenne keinen eigenen Begriff für einen angedeuteten Atemi, also einen Faustschlag oder Tritt der vor dem Auftreffen gestoppt wird oder einfach nur eine geballte Faust als Signal, dass man seinen Gegner treffen könnte. Das sieht man zum Beispiel in dem Tissier-Video in 1:10. Ich habe Aikido nie anders als partnerschaftliches Üben von Kata und seltener auch mal als spielerisches Randori kennen gelernt. Wenn zum Beispiel Uke beim Üben eines Irimi-Nage (gegen Aihanmi Katatedori) nach dem ersten Kontakt einfach nur weglaufen möchte, Nage irgendwie umrundet, um sich am Ende der Runde fallen zu lassen, dann verliert dieses Üben jeden Sinn. Dem Lernen von richtigem Ukemi muss man meiner Meinung die gleiche Aufmerksamkeit widmen wie dem Lernen der Nage-Waza. Und ebenso sinnlos ist es, aus übertriebener bzw. falsch verstandener Kooperation sich als Uke fallen zu lassen, egal was Nage macht. Ein Bild von einer Faust ist da viel hilfreicher als viele erklärende Worte. Das ist das, was ich mit dem fett markiertem Satz gemeint habe.

    Ich selber bin ja nicht so weit fortgeschritten und auch viele meiner Übungspartner auf einem ähnlichen Level würden einen Atemi als Drohung gar nicht erkennen. Deswegen spielt dieser Aspekt im Moment bei mir noch keine Rolle, wird aber sicher noch kommen.

    Nicht nur deswegen muss ich mir eingestehen, dass ich im Moment kein Budo ausübe. Auf Carstens langen und sehr interessanten Beitrag muss ich in den nächsten Tagen antworten, heute ist es mir zu spät dafür.

  3. #63
    Gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Aiki50+ Beitrag anzeigen
    . Ein Bild von einer Faust ist da viel hilfreicher als viele erklärende Worte. Das ist das, was ich mit dem fett markiertem Satz gemeint habe.
    Wenn du so von der Wichtigkeit von Atemi überzeugt bist, welches Problem hast du eigentlich damit?

  4. #64
    Gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Aiki50+ Beitrag anzeigen
    und auch viele meiner Übungspartner auf einem ähnlichen Level würden einen Atemi als Drohung gar nicht erkennen
    Eine Bedrohung ist ja nur dann eine, wenn sie auch "ernst" gemeint ist.
    Spätestens nach einem Treffer wird man verstehen, dass man Atemi ernst nehmen sollte.
    Ich habe das vor vielen Jahren mal mit jemandem durchexerziert, der irgendwie keine Lust hatte sich durch einen yokomen uchi irgendwie genötigt zu fühlen, sich zu bewegen um dem Schlag auszuweichen, der Bestandteil der Technik war. Ich konnte ihn damals nicht so über den Körperkontakt führen wie heute, aber ich habe gesagt dass ich richtig schlagen würde wenn er sich nicht bewegt.
    Er tat das nicht, und so traf ich ihn ziemlich hart. Der Lerneffekt war dann nachhaltig.
    Natürlich ist es besser, wenn man es so rüberbringen kann, dass es vorher schon real spürbar ist, und es bei uke im Nacken kribbelt.

    Zitat Zitat von Aiki50+ Beitrag anzeigen
    Wenn zum Beispiel Uke beim Üben eines Irimi-Nage (gegen Aihanmi Katatedori) nach dem ersten Kontakt einfach nur weglaufen möchte, Nage irgendwie umrundet, um sich am Ende der Runde fallen zu lassen, dann verliert dieses Üben jeden Sinn.
    Richtig, da hat niemand etwas davon, oder lernt etwas. Aber das ist auch nur möglich wenn nage keine Kontrolle ausübt, und spätestens nach dem zweiten mal dass jemand sich alleine fallen lässt, werfe ich zu einem Zeitpunkt an dem dem er nicht damit rechnet.

    Hier nochmal ein Beispiel: Technik Atemi, oder mit Folgetechnik

    https://www.youtube.com/watch?v=yvvmy7X8ACQ
    Geändert von Gast (15-02-2017 um 15:12 Uhr) Grund: Ergänzung

  5. #65
    MasterKen Gast

    Standard

    Ich muß bei der Liebe in Aikido auch immer an das "Frieden bringende Schwert" denken. Das ist genau so wie der Friedenspanzer(Die Ärzte).

    Ich glaube als Anfänger darf man von sich selbts nicht zu viel erwarten. Was für die technischen Fertigkeiten gild, gilt auch für die Mentale Seite. Man wird das Gedankengut eines +2.Dan nie als Kyu erreichen, auch nicht durch Lesen vieler Aikidogedanken.

    Ich für meinen Teil (Anfänger) empfinde es als äußerst hilfreich wenn man noch etwas anderes(Budo) vorher oder nebenher macht.
    Jodo zum Beispiel, ist extrem strikt von allen Bewegungen, es gibt nur Richtig und Falsch, kein daziwschen. Der Jo wird absolut auf Abwehr/Angriff gehalten, damit absolut keine Lücke entsteht, usw.
    Erst das Wissen darum lässt einen die schönen Dinge im Aikido erkennen.
    Schwierig zum erklären, aber wenn man im Aikido Fassangriff auf den Jo trainiert, muß man erst eine Lücke öffnen die den Angreifer zum Fassen anregt und dann ist er schon in die Finte reingelaufen. Hält man dagegen den Jo wie im Jodo, kommt selbst der Anfänger nicht im Traum auf die Idee den Stock mit den Händen an zu fassen.

    Ich glaube gerade am Anfang ist es gut, wenn man sich auch auf ein etwas "agresieveres" Gedankengut einlässt.
    Das erhöht die Aufmerkasamkeit im Trainuing und lässt einen viele Dinge später auch mal in einem anderen Licht sehn.

    @Pysiotherapie mit Aikido
    Um pysiotherapeutisch etwas zu erreichen benötigt es kein Rezept oder Auftrag eines Therapeuten.
    Es geht da ja nicht immer nur um Extremfälle mit Beschwerden und Verletzungen.
    In unserer heutigen sitzenden Welt ist die Körperhaltung der meisten schon pysiotherapeutisch schlecht. Kückenbeschwerden, weil Oberschenkel und Gesäß "verkürtzt sind" usw.
    Alleine das sitzen im Aikido ist therapeutisches arbeiten an einem selbst, dazu kommt aufrechte Körperhaltung etc.
    Ich habe alleine 2 Jahre gebrauch um sitzen zu können.
    Pysiotherapeutisch ist Aikido ein voller Erfolg

  6. #66
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    Standard

    Zitat Zitat von MasterKen Beitrag anzeigen
    Ich muß bei der Liebe in Aikido auch immer an das "Frieden bringende Schwert" denken. Das ist genau so wie der Friedenspanzer(Die Ärzte).

    Ich glaube als Anfänger darf man von sich selbts nicht zu viel erwarten. Was für die technischen Fertigkeiten gild, gilt auch für die Mentale Seite. Man wird das Gedankengut eines +2.Dan nie als Kyu erreichen, auch nicht durch Lesen vieler Aikidogedanken...
    Darauf hatte ich mich schon an anderer Stelle bezogen.

    Meiner Ansicht nach haben leider die allermeisten Aikidôka ein völlig verkehrtes Bild ihrer Kampfkunst wie auch Kampfkunst allgemein.

    Bei ihnen kommt Frieden und Gewaltlosigkeit an erster Stelle (noch bevor sie einen Fuss in ein Dôjô gesetzt haben)... und danach ganz lange nichts mehr. Frieden und Gewaltlosigkeit ist hier nicht ein Ergebnis des Trainings sondern die absolute Grundvoraussetzung.

    Bei Ueshiba (er hängt ja als Bild und Vorbild in jedem Aiki-Dôjô) war es aber eben gerade umgekehrt. Er hat "Gewalt" erfahren. Ob dies nun in seinem Kenjutsu- oder Jûjutsu-Training oder während dem Krieg war. Aber er hat diese Entwicklung eben so durchgemacht und ist dann erst zu seiner schlussendlichen Philosophie gekommen.

    Ich habe mich mit Ueshibas Biographie nur am Rande befasst. Aber können die Spezialisten hier etwas dazu sagen, ob er je auf diesen Aspekt zu sprechen kam, dass erst die Erfahrung von Gewalt ihn zu seiner späteren Sichtweise geleitet hat? Und vorallem: was hat er diesbezüglich für seine Schüler vorgesehen?
    Hokushin Ittô-ryû Hyôhô - Shibu Schweiz
    schwert|gedanken, ein Blog zu jap. Geschichte, Kultur und den klassischen Kriegskünsten

  7. #67
    carstenm Gast

    Standard

    Zitat Zitat von ryoma Beitrag anzeigen
    .. ob (Ueshiba) er je auf diesen Aspekt zu sprechen kam, dass erst die Erfahrung von Gewalt ihn zu seiner späteren Sichtweise geleitet hat? Und vorallem: was hat er diesbezüglich für seine Schüler vorgesehen?
    Ich denke, in Bezug auf den Friedens-Begriff bei Ueshiba sensei sind sehr plakativ gesprochen zwei grundlegende Aspekte zu unterscheiden:

    1. Der Begriff "Friede" kann sich im Denken von Ueshiba auf einen inneren Zustand beziehen, der das Ergebnis des in yô hô ist, wie es im daitô ryû / aiki budô / aikidô geübt wird.
    Dieses Denken ist im Daoismus verwurzelt und "Friede" ist dabei der Name des 11. Hexagramm, bei dem die Basis gebildet wird von dem Trigramm Himmel und der obere Aspekt von dem Trigramm Erde. aiki ist also "Friede" im Sinne eines inneren alchemistischen Prozesses ...
    Was auch immer das im Einzelnen bedeuten mag - es geht dabei in keinen Falle um einen irgendwie ethisch verstandenen Friedensbegriff.

    2. Ueshiba sensei hat eine ultarnationalistische Polititk vertreten und hatte engste Kontakte zu militärischen, wirtschaftlichen und polititschen Eliten. Ebenso auch zu einigermaßen obskuren rechten Gruppen.
    Für ihn haben der Abwurf der Atombomben und dann vor allem aber auch die Kapitulation des Kaisers ein tiefes Trauma bedeutet. Die bis dahin nicht vorstellbar Ohmmacht und die Unterordnung eines "Gottes" haben seine Weltsicht völlig verändert. Um nicht zu sagen, zerstört.
    Seine politischen Aussagen zum Thema Frieden haben hier ihre Wurzeln. Sie sind also zunächst nicht individualethisch auf sein budô bezogen.

    Schließlich:
    Zu bedenken ist bei alledem, daß Ueshiba sensei zeitlebens nicht öffentlich gezeigt hat, was er "eigentlich" übt und unterrichtet. Erst 1955 hat sein Sohn überhaupt erst eine halböffentliche Vorführung erreichen können.
    Zahlreiche Aussagen belegen, daß nichts von dem, was wir auf all den Videos von ihm sehen, das ist, was er tatsächlich für sich geübt hat. D.h. die Friedensaussagen, die so gerne mit dem fluffigen Ueshiba-Bild verbunden werden, verkennen, daß er "im Hintergrund" zeitlebens Dinge geübt hat, die sehr "intensiv" waren. .
    Und auch viele seiner Schüler zeigen bis heute bestimmte Aspekte nur ihren eigentlichen Schülern. Es igibt auch im aikidô so etwas wie omote und ura. Wenn auch nicht so formalisiert, wie in koryû.
    Geändert von carstenm (16-02-2017 um 19:19 Uhr)

  8. #68
    Gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    D.h. die Friedensaussagen, die so gerne mit dem fluffigen Ueshiba-Bild verbunden werden, verkennen daß er "im Hintergrund" zeitlebens Dinge geübt hat, die sehr "intensiv" waren.
    Diese "intensiven" Dinge haben ihn allerdings nicht mal in die Lage versetzt, einen Wehrlosen unbewaffnet zu töten, weswegen er aus der eine Tugend machte und behauptete, er wolle nicht....

  9. #69
    carstenm Gast

    Standard

    @ Aruna:
    So siehts aus.

  10. #70
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    23.09.2009
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    CH-Basel
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    2.728

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    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Ich denke, in Bezug auf den Friedens-Begriff bei Ueshiba sensei sind sehr plakativ gesprochen zwei grundlegende Aspekte zu unterscheiden:

    1. Der Begriff "Friede" kann sich im Denken von Ueshiba auf einen inneren Zustand beziehen, der das Ergebnis des in yô hô ist, wie es im daitô ryû / aiki budô / aikidô geübt wird.
    Dieses Denken ist im Daoismus verwurzelt und "Friede" ist dabei der Name des 11. Hexagramm, bei dem die Basis gebildet wird von dem Trigramm Himmel und der obere Aspekt von dem Trigramm Erde. aiki ist also "Friede" im Sinne eines inneren alchemistischen Prozesses ...
    Was auch immer das im Einzelnen bedeuten mag - es geht dabei in keinen Falle um einen irgendwie ethisch verstandenen Friedensbegriff...
    Ja, das macht Sinn. Hier mag wohl auch das sehr japanische (shintoistische) Verlangen nach Harmonie mit einfliessen.
    Auch diese "Harmonie" hat nichts mit dem neuzeitlichen, westlichen Verständnis dieses Begriffs zu tun.
    Harmonie ist dann erreicht, wenn die bestehende Ordnung erhalten bleibt. Das wiederum ist ein neokonfuzianisch geprägtes Verständnis.

    Bei all dem frage ich mich eben wieder, wieviel davon die westlichen Aikidô-Übenden wirklich wissen oder wissen wollen.
    Hokushin Ittô-ryû Hyôhô - Shibu Schweiz
    schwert|gedanken, ein Blog zu jap. Geschichte, Kultur und den klassischen Kriegskünsten

  11. #71
    carstenm Gast

    Standard

    Zitat Zitat von ryoma Beitrag anzeigen
    Harmonie ist dann erreicht, wenn die bestehende Ordnung erhalten bleibt. Das wiederum ist ein neokonfuzianisch geprägtes Verständnis.
    Richtig. Dieser Gedanke findet sich bei Ueshiba ganz ausdrücklich

    Bei all dem frage ich mich eben wieder, wieviel davon die westlichen Aikidô-Übenden wirklich wissen oder wissen wollen.
    ... seufz ...

  12. #72
    Captain Kürbis Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Aruna Beitrag anzeigen
    Diese "intensiven" Dinge haben ihn allerdings nicht mal in die Lage versetzt, einen Wehrlosen unbewaffnet zu töten, weswegen er aus der eine Tugend machte und behauptete, er wolle nicht....
    Magst du das ausführen? Bei mir klingelt da nämlich nichts.

    Zu bedenken ist bei alledem, daß Ueshiba sensei zeitlebens nicht öffentlich gezeigt hat, was er "eigentlich" übt und unterrichtet. Erst 1955 hat sein Sohn überhaupt erst eine halböffentliche Vorführung erreichen können.
    Zahlreiche Aussagen belegen, daß nichts von dem, was wir auf all den Videos von ihm sehen, das ist, was er tatsächlich für sich geübt hat. D.h. die Friedensaussagen, die so gerne mit dem fluffigen Ueshiba-Bild verbunden werden, verkennen, daß er "im Hintergrund" zeitlebens Dinge geübt hat, die sehr "intensiv" waren. .
    Und auch viele seiner Schüler zeigen bis heute bestimmte Aspekte nur ihren eigentlichen Schülern. Es igibt auch im aikidô so etwas wie omote und ura. Wenn auch nicht so formalisiert, wie in koryû.
    Sowas hört man ja immer wieder leuten. Hast du da irgendwelche Quellen zu bei denen man in den Gedanken bzw. das Trainierte etwas tiefer einsteigen kann? Natürlich wird nirgendwo ein Trainingsprogramm verschriftlich sein, aber die Richtung des Trainings würde mich schon interessieren.

  13. #73
    Gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Aruna Beitrag anzeigen
    Diese "intensiven" Dinge haben ihn allerdings nicht mal in die Lage versetzt, einen Wehrlosen unbewaffnet zu töten, weswegen er aus der eine Tugend machte und behauptete, er wolle nicht....
    Die Frage zu diskutieren ob er es gekonnt hätte ist müßig, das haben wir an anderer Stelle doch schon festgestellt.

    Zitat Zitat von ryoma Beitrag anzeigen
    Harmonie ist dann erreicht, wenn die bestehende Ordnung erhalten bleibt. Das wiederum ist ein neokonfuzianisch geprägtes Verständnis.

    Bei all dem frage ich mich eben wieder, wieviel davon die westlichen Aikidô-Übenden wirklich wissen oder wissen wollen.
    Das ist eigentlich von Anfang an so dargestellt worden, ein körperlicher Angriff ist eine aus dem Gleichgewicht geratene Situation, die durch eine Aiki-Handlung widerhergestellt werden kann oder soll.
    Der Fehler war, Begriffe wie "den Gegner ins Herz schließen", "Liebe" und "Frieden" so zu interpretieren, dass dies ausschließlich gewaltfrei und defensiv vor sich gehen könnte.
    Das wurde aber von den japanischen Shihan die in den Westen kamen, gar nicht so vermittelt, die haben einfach Aikido unterrichtet und wenig erklärt, und in den ersten Büchern die über Aikido erschienen sind, z.B. von Tadashi Abe, stellte sich das auch etwas anders dar.

    Die Westler haben sich halt ihre eigenen Interpretationen gebastelt.

  14. #74
    carstenm Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Captain Kürbis Beitrag anzeigen
    Magst du das ausführen? Bei mir klingelt da nämlich nichts.
    Ich denke, Aruna bezieht sich auf diese sehr spannende Diskussion.

    Hast du da irgendwelche Quellen zu bei denen man in den Gedanken bzw. das Trainierte etwas tiefer einsteigen kann? Natürlich wird nirgendwo ein Trainingsprogramm verschriftlich sein, aber die Richtung des Trainings würde mich schon interessieren.
    Insgesamt eher Formen mit einem stärker martialen Charakter, wie er sie auch schon in den dreißiger Jahren gelernt und gelehrt hatte. Also weiterhin sehr nah an den Formen des daitô ryû.

    Schriftlich kann man verstreut Aussagen dazu finden bei Schülern von Ueshiba. Am deutlichsten ist ein Zitat von Ueshiba Kisshomaru sensei, indem er betont, daß das aikidô seines Vaters zeitlebens vor allem aus atemi bestanden habe. Ich glaube, es findet sich in der Biographie seines Vaters.

    Daß entspricht Aussagen, die ich - vermittelt durch einen seiner Schüler - von Yamaguchi sensei und unmittelbar von Endô sensei kenne.
    Auch ein schwedischer aikidôka, der noch bei Ueshiba sensei geübt hat, hat das angedeutet.

    Interessant ist dabei für mich einfach die Tatsache, daß Ueshiba unterschieden hat zwischen öffentlich und nicht öffentlich.
    Es nicht so sehr darum, daß da irgendwelche geheimen Techniken zu entdecken wären.

  15. #75
    Gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Captain Kürbis Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von Aruna Beitrag anzeigen
    Diese "intensiven" Dinge haben ihn allerdings nicht mal in die Lage versetzt, einen Wehrlosen unbewaffnet zu töten, weswegen er aus der eine Tugend machte und behauptete, er wolle nicht....
    Magst du das ausführen? Bei mir klingelt da nämlich nichts.
    das war ein Insider, siehe hier:


    http://www.kampfkunst-board.info/for...ml#post3538947

    Ich persönlich empfinde da eine gewisse Ambivalenz, zwischen der unfriedlichen Einstellung Ueshibas und der "intensiven" Geheimübungen, die hier missverstanden wird und der tatsächlichen Unfähigkeit tödliche Gewalt ohne ein Schwert auszüben, bzw. das Fehlen jeglichen Beleges, dass er Aikdo abseits von Vorführungen erfolgreich eingesetzt hätte.

    Naja, war sicher eine eher schwer ergründbare, vielschichtige Persönlichkeit...

    Tohei Koichi, der ja immerhin an WWII teilgenommen hat, gebraucht zumindest in seinen Büchern nach meiner Erinnerung zumindest den Begriff "Liebe" durchaus in dem modernen Sinn:
    Ich kann mich erinnern, dass er in einem Buch berichtet, einem Lehrer, der meint, er schlüge seine Schüler aus "Liebe", den Rat erteilte, er solle beim nächsten Mal, bevor er einen Schüler schlägt, sich auf das Gefühl der Liebe für diesen Schüler einlassen und dann schauen, wie hart er noch zuschlagen kann..
    (Edit: ein Lehrer an einer Schule, kein Aikidolehrer)
    Geändert von Gast (17-02-2017 um 10:15 Uhr)

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