Hallo,
nun endlich zu meinem angekündigtem Fred. Diesen wollte ich schon lange mal starten.
Weiß jetzt nicht ob er hier tatsächlich richtig ist. Wenn nicht dann einfach verschieben.
Messerabwehr in Hybrid- und SV-Systemen. Ich möchte mich auf die Abwehren beschränken, wo der Verteidiger selbst waffenlos ist, da dies auf der Straße primär der Fall sein wird.
Grundsätzlich unterscheide ich mal grob in 4 verschiedene mir bekannten Varianten. Es gibt natürlich noch mehr, aber diese 4 habe ich schon gerlernt.
1. die FMA Varianten + italienische Varianten
2. die ringerischen Varianten aus den Combatives z. B. Red Zone Knife Defence oder Jim Wagner und teilweise auch manchen Krav Maga Systemen
und
3. die Jiu-Jitsu/ deutsches Ju-Jutsu Varianten
1. die FMA-Varianten + italienischen Varianten:
die FMA Ideen sind Abwehren, welche meiner Meinung nach sehr effektiv sind. Mir geht es hier aber immer um richtige Abwehrtechniken und um keine Drills um meine Messerskills zu verbessern.
Da die FMA primär Waffensysteme sind wird fast in jedem FMA-Stil auf Waffenabwehren großen Wert gelegt.
Die FMA-Abwehren sind (meistens) sehr gut, aber meiner Erfahrung nach je nach Stil etwas zu verspielt. In vielen Kali-Stilen (z. B. Kali Sikaran/Inosanto Kali) so wie ich sie kennengelernt habe sind oft x verschiedene Abwehrmöglichkeiten auf die verschiedenen Winkeln inklusive genauso viele Entwaffnungstechniken drin. Das schult sehr gut das Auge und auch die Skills, aber im Ernstfall ist man dann vermutlich überfordert, da man viele Abwehren ein bisschen kann. Und vorallem weiß man dann gar nicht welche Abwehrtechniken man jetzt anwenden soll.
Lieber wenige aber stressressistenteste Abwehrtechniken.
Habe nicht lange Pekiti Tirsia Kali gemacht, aber da lernten wir tatsächlich wenige effektive Abwehren. Das gefiel mir als SV fixierter Kampfkünstler schon besser.
Was mich aber da störte ist die Tatsache, dass man egal ob man waffenlos oder mit einer Waffe angegriffen wird immer die gleichen Abwehren macht. Okay es wird damit begründet, dass man immer die gleichen Bewegungen einschleift und man ja nicht weiß ob der Angreifer bewaffnet ist usw.
Aber sollte der Angreifer tatsächlich waffenlos angreifen haben viele reinen Messerabwehrtechniken durchaus ihre Nachteile (mein Kopf ist etwas ungedeckt, ich bin auf den Angriffsarm konzentriert/fixiert usw.)
Das ist in vielen Kalistilen so.
Im ETF Escrima z. B. wird deshalb grundsätzlich in 2 Bereiche (unterschiedliche Abwehren) unterschieden:
Variante 1
Angreifer ist offensichtlich unbewaffnet:
Ich sehe, dass der Angreifer unbewaffnet ist (leere Hände). Meine Hände konzentrieren sich nicht nur auf den Angrifsarm, ich habe meine Hände zumindest teilweise näher am Kopf usw. So kann ich auch Folgetechniken des Angreifers mit seiner 2. Hand, Kopf etc. besser abwehren.
Variante 2
Angreifer ist bewaffnet oder ich sehe nicht ob er bewaffnet ist:
Da unterscheiden sich die Abwehren nicht so sehr von den Kalistilen nur dass weniger entwaffnet sondern eher primär versucht wird den Waffenarm zu kontrollieren mit z. B. der Ranke (Einklemmen des Waffenarms)
Da wir aber teilweise in KA und später in Graben-Neudorf "italienische Abwehrtechniken" mit reingemixt haben (da wird primär Messer gg. Messer, aber wenn ich waffenlos bin wird als Folgetechnik oft mit der Ranke gearbeitet ) sind die Übergänge fließend gewesen. Ich kann teilweise gar nicht sagen was jetzt Escrima und was italienisch war.
Die Escrima/italienischen Sachen gefallen mir etwas besser.
Klar hat man z. B. die Pekiti Tirsia Sachen zwar schneller verinnerlicht, da man ja die gleichen Bewegungsabfolgen hat. Aber investiert man etwas länger in die Escrima/italien. Varianten ist man meiner Meinung später vor allem gg. waffenlose Angriffe besser dran.
2. Die ringerischen Varianten (Red Zone, Jim Wagner und Co.)
Auf meiner weiteren Weg kam ich dann zu den ringerischen Abwehren wie es Jerry Wetzel im Red Zone und Jim Wagner z. B. machen.
Da geht es darum den Waffenarm möglichst schnell zu kontrollieren. Dabei werden ringerische Abwehren angewandt. Da werden fast immer die gleichen Techniken benutzt.
Das fand und finde ich sehr, sehr gut, da man immer die gleichen Techniken einschleift.
Auch hier werden aber bei offensichtlich waffenlosen Angriffen anderen Abwehren gemacht. Ähnlich Escrima oder dem Pensador/Roof Guard vom Keysi/i-PENSA.
3. die Jiu-Jitsu/Ju-Jutsu Varianten:
Die Jiu Varianten wie ich sie im klassischen Jiu-Jitsu (fast schon Aiki-Jitsu) bei Bernhard Merkel gelernt hatte sind durch aus effektiv, aber erfordern durch die oft angewandten und notwendigen Schrittdrehungen etc. sehr viel Übung. Passt die Beinarbeit nicht geht die Abwehr leider oft schief...
Die Ju-Jutsu Varianten ganz früher waren sehr Karate lastig (Shotokan). Nicht falsch verstehen Karate ist eine tolle waffenlose Kampfkunst, aber Karate ist durch die oft harten und Starren Abwehren nur bedingt zur Messerabwehr geeignet.
Später kamen dann FMA-Abwehren im Ju-Jutsu hinzu. Diese fand ich eigentlich sehr gut, da wir mit Amaury einen FMA-Fanboy im Ju-Jutsu beim PSV KA hatten. Dieser kannte den Ursprung der FMA-Abwehren und brachte uns das auch richtig bei. Leider gab und gibt es aber immer noch so manchen Ju-Jutsu Trainer, der keinen soliden FMA-Backround hat. Da werden die Messerabwehren nicht richtig trainiert und auch nicht gut erklärt. Dann gehen sie oft schief.
Im i-PENSA haben wir ja wie in einem anderen Fred geschrieben (noch) keine Messerabwehrtechniken drin.
Bin gespannt was da kommt.
Welche Messerabwehren habt ihr in Eurem SV-System drin? War da ursprünglich was vorhanden oder habt ihr Messerabwehren aus anderen kompatiblen Systemen integriert?
Sollten die später folgenden Messerabwehren im i-PENSA nicht überzeugen werde ich meinen persönlichen Mix aus FMA/ialienischen und Red Zone Abwehren beibehalten...
Finde es auch, wenn ein SV-System gute Messerabwehrtechniken von anderen Systemen integriert, wenn die eigenen nicht gut sind oder man gar keine im System hat. So lange die Abwehren vom Trainer richtig gelernt und dann auch richtig an seine Schüler weitergegeben werden. Nur sollte dann auch erwähnt werden, wo die Abwehren herkommen und nicht als absolute super duper Eigenentwicklung verkauft werden. Das habe ich leider schon ein paar mal selbst erlebt.
Ach ja, und egal welche Messerabwehren man trainiert. Sollte man die Abwehren nicht "nur" statisch (Angreifer greift abgesprochen gemütlich oder auch schnell mit dem Winkeln 1-6 an) sondern auch mal im Sparring (beide oder der Angreifer haben geeignete Schutzkleidung an und gepolsterte Messer) oder zumindest in freien Abwehrsequenzen umsetzen lernen. Die Messer könnten dann auch mit Farbe (Lippenstift etc.) kennzeichen oder man verwendet gleich Shockknifes. Habe ich selbst bis dato nur einmal gemacht. War ein interessante Erfahrung. 8o)
Die o. g. Ausführungen sind natürlich subjektiv. Aber da ich die verschiedenen Stile teilweise auch mehrere Jahre trainierte habe ich schon einen tieferen Einblick in die Abwehrtechniken.
Meine Erfahrungen sind natürlich teilweise ein paar Jahre her.
Aber die grundsätzliche Vorgehensweise in den verschiedenen Systeme ändert sich eigentlich selten.
VG
Micha